Langzeitarbeitskonto: Bedeutung, Auszahlung + Nachteile

Das Langzeitarbeitskonto kann Ihnen eine individuelle Auszeit verschaffen: Ob berufliche Pause, Weiterbildung, Sabbatical oder gar früher in Rente gehen – bietet Ihr Arbeitgeber das System an, können Sie es für sich nutzen und ein Zeitguthaben aufbauen. Aber wie funktioniert das genau? Wir erklären das Langzeitarbeitskonto, zeigen wichtige Regelungen und mögliche Nachteile…

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Was ist ein Langzeitarbeitskonto?

Ein Langzeitarbeitskonto (auch Zeitwertkonto, Wertguthaben, Langzeitkonto oder Lebensarbeitszeitkonto) ist ein langfristig angelegtes System der Arbeitszeiterfassung. Mitarbeiter können über Jahre oder auch Jahrzehnte zu viel geleistete Arbeit ansparen und später für bezahlte Freistellungen nutzen. Offiziell wird dabei nicht die Arbeitszeit angespart, sondern ein Arbeitsentgeltguthaben aufgebaut.

Überstunden werden also in Gehalt umgerechnet, für dessen zeitlichen Gegenwert Sie später freigestellt werden. Dabei läuft das Arbeitsverhältnis wie bisher weiter – Sie arbeiten jedoch nicht (oder weniger), erhalten aber vollen Lohn.

Beispiel für ein Langzeitarbeitskonto

Auf Ihrem Langzeitarbeitskonto haben Sie ein Guthaben von insgesamt 7.500 Euro angespart. Dieses wollen Sie für eine berufliche Auszeit nutzen. Bei einem monatlichen Verdienst von 2.500 Euro könnten Sie zum Beispiel 3 Monate zuhause bleiben und weiterhin volles Gehalt beziehen.

Anspruch: Wer kann ein Langzeitarbeitskonto nutzen?

Grundsätzlich können alle Arbeitnehmer in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen ein Langzeitarbeitskonto nutzen. Aber: Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch darauf. Letztlich entscheidet der Arbeitgeber, ob er ein solches Modell anbietet oder nicht.

Auf der anderen Seite gibt es für Mitarbeiter keinen Zwang zur Nutzung des Zeitwertkontos. Die Teilnahme am Modell ist freiwillig.

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Langzeitarbeitskonto: Wofür kann das Guthaben genutzt werden?

Das Langzeitarbeitskonto soll eine längere Freistellung vom Job ermöglichen und finanzieren. Das Guthaben, das Sie während Ihrer Erwerbstätigkeit ansparen, können Sie für bestimmte Zwecke nutzen. Dazu zählen:

Urlaubsanspruch bei Nutzung des Wertguthabens

Wenn Sie sich für weniger als 6 Monate freistellen lassen, haben Sie für das Kalenderjahr den kompletten Urlaubsanspruch. Bleiben Sie länger als 6 Monate der Arbeit fern, wird Ihr Jahresurlaub jeden Monat um ein Zwölftel gekürzt. Werden Sie für ein ganzes Jahr freigestellt, haben Sie für dieses auch keinen Anspruch auf Urlaub.

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Was kann ich auf das Langzeitarbeitskonto einzahlen?

Zwar geht es letztlich um eine Freistellung von der Arbeitszeit, offiziell eingezahlt wird auf dem Langzeitarbeitskonto aber ein Geldbetrag. Typisches Beispiel ist die Vergütung, die Sie für zu viel geleistete Arbeitsstunden erhalten würden. Heißt: Wenn Sie zehn Überstunden machen, wird der Gegenwert auf Ihrem Zeitwertkonto gutgeschrieben.

Sie können aber auch einmalige oder regelmäßige Zahlungen auf Ihr Langzeitarbeitskonto vornehmen. Möglich ist dies über:

  • Bruttogehalt
  • Urlaubs- und Weihnachtsgeld
  • Zuschüsse
  • Einmalzahlungen
  • Überstundenvergütung
  • Tantiemen
  • Boni

Teilweise machen Arbeitgeber genaue Vorgaben, welche Entgeltteile auf das Konto eingezahlt werden können. Das soll den Verwaltungsaufwand reduzieren.

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Auszahlung des Langzeitarbeitskontos

In der Ansparphase bauen Sie das Wertguthaben auf. Über viele Jahre kann so ein großer Betrag entstehen, den Sie für die spätere Freistellung nutzen können. Vor der Entnahmephase (auch: Freistellungsphase) müssen Sie rechtzeitig einen Antrag beim Unternehmen stellen. Informieren Sie sich frühzeitig über mögliche Fristen.

Während der Entnahmephase erhalten Sie Zahlungen aus Ihrem Wertguthaben und müssen nicht (oder weniger) arbeiten. Die Höhe der Auszahlung muss angemessen sein: Es muss zwischen 70 und 130 Prozent des Durchschnittsgehalt der vergangenen 12 Monate liegen. Beispiel: Wenn Sie bisher 3.000 Euro monatlich verdient haben, können Sie in der Freistellung zwischen 2.100 und 3.900 Euro im Monat erhalten. Die Höhe beeinflusst entsprechend auch die Dauer.

Auszahlung im Ausland

Sie können sich das Wertguthaben auch im Ausland auszahlen lassen – zum Beispiel, wenn Sie im Sabbatical längere Zeit in einem anderen Land leben oder Ihren Vorruhestand am Strand genießen wollen. Aber: Der Betrag muss bei der Auszahlung nach deutschen Vorgaben versteuert werden. Sie müssen entsprechend Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge abführen.

Langzeitarbeitskonto bei Kündigung

Sie haben ein großes Wertguthaben aufgebaut, doch bevor Sie dieses nutzen konnten, kommt der Jobwechsel zu einem anderen Arbeitgeber. Was passiert nun mit dem Langzeitarbeitskonto? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  1. Übertragung zum neuen Arbeitgeber
    Sie können beantragen, dass Ihr Guthaben zum neuen Arbeitgeber übertragen und von diesem weitergeführt wird. Aber: Für das neue Unternehmen gibt es keine Pflicht dazu. Es ist also nicht immer möglich, das Wertguthaben zu übertragen.
  2. Guthaben beim alten Arbeitgeber lassen
    Das vorhandene Guthaben auf dem Zeitwertkonto kann beim vorherigen Arbeitgeber verbleiben. Dieser zahlt es dann zu einem späteren Zeitpunkt aus, wenn Sie freigestellt werden.
  3. Guthaben auszahlen lassen
    Ist keine Übertragung möglich, können Sie sich das Guthaben unter Umständen als Einmalzahlung auszahlen lassen. Dies ist aber nur bis zu bestimmten Grenzen möglich: Der Wert darf 16.170 Euro (alte Bundesländer) beziehungsweise 13.650 Euro (neue Bundesländer) nicht überschreiten.
  4. Übertragung zur Deutschen Rentenversicherung
    Höhere Beträge auf dem Langzeitarbeitskonto können Sie zur Deutschen Rentenversicherung übertragen. Diese übernimmt dann Rolle und Aufgaben des vorherigen Arbeitgebers.

Langzeitarbeitskonto bei Insolvenz oder Kurzarbeit

Eine Sorge von Arbeitnehmern: Über Jahre wird das Langzeitarbeitskonto gefüllt, dann meldet der Betrieb Insolvenz an. Für diesen Fall müssen sich Unternehmen absichern. Das Guthaben muss so angelegt sein, dass es vor einer Zahlungsunfähigkeit geschützt ist. Nur mit Ihrer Zustimmung kann der Schutz vor Insolvenz aufgehoben werden.

Auch bei Kurzarbeit im Unternehmen müssen Sie nicht Ihr Langzeitarbeitskonto nutzen. Dafür sollte vereinbart werden, dass das Guthaben nur für die gesetzlichen Freistellungszwecke eingesetzt wird.

Nachteile eines Langzeitarbeitskontos

Die Einführung eines Langzeitarbeitskontos hat zahlreiche Vorteile: Mitarbeiter können sich einen frühehren Eintritt in den Ruhestand erarbeiten oder für notwendige Auszeiten vorsorgen. Davon profitiert die Zufriedenheit und die Loyalität zum Unternehmen. Auch Arbeitgeber haben Pluspunkte, wenn Mitarbeiter mehr arbeiten können – schon durch das Employer Branding und motivierte Angestellte.

Es gibt aber auch Nachteile, die nicht unterschätzt werden dürfen:

  • Weniger Einkommen
    Wenn Sie auf das Langzeitarbeitskonto einzahlen, verzichten Sie aktuell auf einen Teil Ihrer Bezahlung. Sie investieren in die Zukunft, müssen aber erst verzichten.
  • Keine Zinsen
    Wertguthaben werden nicht automatisch verzinst. Zinsen müssen deshalb unbedingt vereinbart werden, sonst ist es ein deutlicher Nachteil gegenüber anderen Anlageformen.
  • Fehlende Absicherung
    Zwar schreibt das Sozialgesetzbuch einen Insolvenzschutz für das Wertguthaben vor – hat der Arbeitgeber sich nicht darum gekümmert, kann es trotzdem zu Verringerungen oder gar Verlust des Wertguthabens im Falle einer Insolvenz kommen.
  • Großer Aufwand
    Nachteil für Unternehmen ist der große Aufwand. Sie müssen Arbeitszeiten und Einzahlungen genau erfassen, Rücklagen bilden, Treuhänder beauftragen, das Guthaben absichern… Zudem braucht es personellen Ersatz für die Zeiten der Freistellung. Gerade kleine Unternehmen können nicht einfach monatelang auf einen Mitarbeiter verzichten.

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