Axel Schulz: „Ich habe immer meine Kaffeemaschine dabei.“
Wer Axel Schulz kennt, bescheinigt ihm eine „ansteckende Fröhlichkeit„. Man sagt ihm nach, er beherrsche die beiden schönsten Formen des Lachens: die mit anderen – und über sich selbst. Wir haben ihn – zusammen mit dem Verleger Julien Backhaus („Erfolg“-Magazin) – interviewt.
(Anm. d. Red.: Wir kennen Axel Schulz zwar schon länger, er möchte aber grundsätzlich geduzt werden. Daher findet das Interview in DU-Form statt.)
Axel, bist du ein fröhlicher Mensch?
Unbedingt! Das Leben ist viel zu schön. Manche werfen mir das zwar vor, Motto: So nett wie du bist, konntest du gar nicht gewinnen. Das sehe ich aber anders. Mein Sport ist zwar meine Leidenschaft. Trotzdem muss man nicht immerzu griesgrämig durch die Welt rennen. Mir macht das Leben einfach großen Spaß. Ich versuche, immer fröhlich zu sein und gute Laune zu haben. Nur morgens gelingt mir das nicht. Dann brauche ich erst meine Ruhe und meinen Kaffee. Wenn ich unterwegs bin, habe ich deswegen sogar meine Kaffeemaschine dabei.
Wie müssen wir uns das vorstellen?
Ich habe so einen kleinen Koffer. Der sieht aus wie eine Aktentasche. Wenn ich ins Hotel ziehe, denken die an der Rezeption immer, ich hätte einen Computer dabei. Da ist aber meine Kaffeemaschine drin. Manchmal haben die auch kleine Espresso-Maschinen auf dem Zimmer. Aber zur Sicherheit nehme ich immer meine Maschine mit.
Wie viele Tassen müssen es denn morgens sein?
Na, so drei, vier Tassen müssen es schon sein, um in den Tag zu starten. Ich kann nicht gleich nach dem Aufstehen losquatschen…
…und vorher sollte man dich nicht ansprechen?
Also das wäre nicht so günstig.
Hattest du so ein Ritual auch, bevor du in den Ring gestiegen bist?
Immer zuerst den linken Schuh zumachen, dann den rechten. Anschließend die Handschuhe – nur umgekehrt: zuerst den rechten, dann den linken Handschuh zumachen lassen. Übrigens auch beim Training. Selbst wenn es im Ring nicht immer geklappt hat. Für mich war das eine gute Einstimmung.
Apropos Einstimmung: Dazu würden wir dir gerne 10 knackige Fragen stellen, auf die du bitte ganz spontan antworten sollst. Ein Satz genügt. Ok für dich? Dann los!
Schnellcheck: 10 Fragen – 10 Antworten
- Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie zufrieden bist du?
Neun. - Bist du lieber erfolgreich oder sympathisch?
Erfolgreich. - Woraus lernst du mehr: aus Erfolgen oder Misserfolgen?
Niederlagen. - Welche Erfahrung hat dich besonders geprägt?
Wenn du nicht mehr erfolgreich bist, wenden sich viele von dir ab. - Welche Eigenschaften schätzt du an dir selbst am meisten?
Oh, nee! Ich finde das ganz furchtbar, mich selbst einzuschätzen. - Was magst du an anderen Menschen gar nicht?
Wenn Menschen verbissen und verbohrt sind. - Was war der Höhepunkt in deinem Leben – oder kommt der noch?
Ich hatte sogar zwei Höhepunkte: meine Töchter Paulina und Amelina! - Welche Ziele hast du noch für dein Leben?
Erfolgreich mit meiner neuen Firma zu sein. - Woran denkst du, wenn du an etwas Schönes denken willst?
Ans Golf-Spielen. - Wen würdest du gerne kennenlernen?
Niemanden. Das muss sich ergeben.
Axel Schulz Produkte: „Meine Leibspeise sind Kohlrouladen“
Axel, man kennt dich vor allem als Boxer. Dabei bist du seit einigen Jahren erfolgreicher Unternehmer. Unter dem Label „Axels Genusswelt“ vertreibst du Grillsaucen, Spareribs, Bratwürste, Bier. Vom Boxer zum BBQ-Profi – wie kam es dazu?
Durch einen Zufall. Wir waren mit Freunden in Florida und haben da zum BBQ eine tolle Sauce gegessen. Die haben wir versucht nachzukochen. Grillen ist ja meine heimliche Leidenschaft. Vier Monate später saß ich mit einem anderen Freund zusammen, der ist Koch-Weltmeister. Nach drei Bier habe ich ihm von der Sauce erzählt. Er hat mir sofort vorgeschlagen die Sauce professionell zu produzieren. Also habe ich bei ihm meine erste Charge bestellt. Das waren wirklich sehr viele Flaschen. Also habe ich die immer zu meinen Autogrammstunden mitgenommen und verschenkt. Irgendwann habe ich dann Clemens Tönnies angerufen und ihm ein paar Proben der Sauce geschickt. Drei Tage später hat er mich angerufen und gesagt: Die Sauce wäre super! Wenn ich mehr davon machen wolle, solle ich vorbeikommen. So ist det allet entstanden.
Kochst du generell zuhause?
Ohja. Ich koche viel und gerne zuhause! Mit vielen Gewürzen und verschiedenen Geschmäckern. Das macht mir ungeheuer viel Spaß.
Was ist dein Lieblingsgericht?
Kohlrouladen. Ich hab sogar mal „Axel’s Kohlrouladen“ verkauft. Die Firma ist aber leider pleite gegangen. War aber nicht meine Schuld! Die besten Kohlrouladen macht sowieso mein Hausmeister Wolfgang.
Angeblich gab es mal Pläne, mit George Foreman eine Grillsaucen in den USA zu machen.
Daraus ist leider nichts geworden, uns ist Corona dazwischen gekommen. Ich glaube, das wird auch nichts mehr.
Axel Schulz heute: „Die Hartnäckigkeit aus dem Boxen nehme ich mit“
Foreman war der Kampf deines Lebens, oder?
Ja (macht eine lange Pause). Ich bin ihm dafür sehr dankbar, dass er überhaupt gegen mich gekämpft hat. Der Kampf hatte große Aufmerksamkeit. Foreman war mit 46 Jahren der älteste Schwergewichtsweltmeister der Geschichte. Er hatte einen Vorvertrag, um gegen Mike Tyson zu kämpfen, musste aber noch eine freiwillige Titelverteidigung machen. Damit verdient man im Boxen das große Geld. Mich hat er ausgesucht, um zu gewinnen. Das hat er dann ja auch. Nach Punkten.
Schüchtert dich das ein, wenn so ein 120-Kilo-Muskelpaket auf dich zuwalzt?
Ich brachte damals nur 103 Kilo auf die Waage. George ist zudem 1,91 Meter groß und hatte einen unheimlichen Punch. Mehr als 70 Prozent seiner Kämpfe gewann er durch K.O. Ich habe zunächst versucht, ihn unter Druck zu setzen. Aber das ist völlig in die Hose gegangen. Das schüchtert dann schon ein.
Auf die Nase kriegen, trotzdem weitermachen. Typisch für Boxer?
Eine gute Schule. Die Hartnäckigkeit aus dem Boxen nehme ich heute ins Geschäftsleben mit. Vor allem, um bei Rückschlägen weiterzumachen. Mit Niederschlägen kenne ich mich ja aus (lacht). Deshalb versuche ich heute immer noch aus meinen Fehlern zu lernen.
Axel Schulz Unternehmer: „Wenn was schief läuft, siehst du nur noch Rücken“
Welche Niederlage war die schmerzhafteste?
Körperlich ist jede Niederlage schmerzhaft. Aber die, die mich am meisten geprägt hat, war die gegen François Botha in Stuttgart. Im Vorfeld galt ich als Favorit. Im Anschluss an den Kampf war ein Hubschrauberflug zurück nach Berlin organisiert – zum regierenden Bürgermeister, mit Empfang und allem Drum und Dran. Am Sonntag noch ein Empfang beim Bürgermeister in Frankfurt/Oder. Doch dann kam alles ganz anders: Ich bekam auf die Fresse und hab das Ding verloren. Schwupp war kein Hubschrauber mehr da. Die Empfänge waren abgesagt, und ich musste mit Freunden hinten im Auto nach Hause fahren.
Eine doppelte Niederlage.
Mehr. Das Telefon blieb danach komplett still. Weder mein Manager, mein Trainer noch irgendwelche vermeintlichen Freunde riefen an. Zuhause habe ich mich dann hingesetzt, den Taschenrechner rausgeholt und alle Sponsorenverträge durchgesehen, um auszurechnen, was mir noch bleibt. Rund eine Woche später kam dann heraus: Botha war gedopt. Schwupp, waren alle „Freunde“ wieder da. Das hat mich enorm geprägt, weil ich erkennen musste, wie unehrlich viele sind. Wenn du Erfolg hast, sind alle da. Wenn was schief läuft, siehst du nur noch Rücken.
Wie wichtig sind dir vertrauensvolle Beziehungen?
Das ist das Wichtigste überhaupt. Es gibt zwar immer wieder Reibungspunkte. Aber erst dadurch kommen ja beide voran. Es bringt nichts, wenn du nur Ja-Sager um dich herum hast. Aber wer wirklich zu deinen Freunden gehört, erkennt man erst mit der Zeit. Und über Schwierigkeiten, die man gemeinsam überwindet.
„Manchmal schimpfe ich mit meinen Mitarbeitern“
Gibt es auch Dinge, die man von seinem Trainer für das Leben lernt?
Auf jeden Fall! Ich habe mir von anderen immer Vieles abgeschaut. Von meinem ersten Trainer, Peter Pappach zum Beispiel. Der war als Trainer ein harter Hund, hat dich aber danach in den Arm genommen, ermuntert und getröstet. Das habe ich übernommen. Ich verlange heute sicher viel von meinen Mitarbeitern. Ich möchte auch als Unternehmer unbedingt Erfolg haben. Das bin ich aus dem Sport gewohnt. Aber wenn nicht immer alles hinhaut, weiß ich zumindest, dass jeder 100 Prozent gegeben hat.
Bist du ein guter Chef?
Ich gebe zu, ich schimpfe mit meinen Mitarbeiter manchmal. Aber ich entschuldige mich später auch dafür und bereue manches davon. Ist aber ja nur Schimpfe! (lacht) Heute ziehe ich dafür keine Handschuhe mehr an…
Wann hast du das letzte Mal Boxhandschuhe angezogen?
Im Sommer. Ich hab zuhause einen Boxsack im Garten. Aber wenn es zu kalt draußen ist, gehe ich lieber in den Keller – auf die Bank, mache Klimmzüge, Liegestütze. So ein Zeug.
Du bist ebenso Golfer mit einem respektablen Handicap von 23.
Ach, das ist geil! Ich spiele mit den „Partysanen“ zusammen. Das ist eine tolle Truppe aus älteren, ehemaligen Sportlern. Das macht wahnsinnig viel Spaß mit denen. Am Anfang habe ich das Golfen viel zu ernst genommen. Heute sehe das nur noch als Hobby. Es ist toll, sich 5 Stunden in der freien Natur zu bewegen und abzuschalten.
Mit 37 hat sich dein Leben schon mal schlagartig verändert. Buchstäblich. Du hattest einen Schlaganfall…
Ich kam gerade vom Boxkampf und mein Kopf war sehr geschwollen. Dann ist mir zuhause schwindelig geworden, und ich habe einen Freund gebeten, mich zum Arzt zu fahren. Das war genau richtig. Es war zum Glück nur ein kleiner Schlaganfall, weil mein Gehirn so angeschwollen war. Der wurde sofort richtig behandelt. Meine ich jedenfalls. Vielleicht bin ich deswegen doch noch ein bisschen Ballaballa im Kopf.
Hat sich dein Leben dadurch verändert?
Nein, gar nicht. Das war nicht so ein Niederschlag wie manch anderer.
Axel Schulz Rat: „Nie verbissen durch die Welt gehen“
Welchen Beruf hattest du, bevor du Boxer wurdest?
Ich war nicht gerade die hellste Leuchte in der Schule. Dadurch habe ich kein Abitur. Nach der 10. Klasse bin ich ab und habe 3 Jahre Mechaniker gelernt. Die fertige Ausbildung war mir wichtig. Als ich mit 21 ins Profilager gewechselt bin, wusste ich: Wenn es mit dem Boxen nichts wird, hast du immer noch einen richtigen Beruf.
Würdest du das deinen Töchtern heute auch raten: Lern erstmal einen Beruf, bevor du Sportlerin wirst!?
Ja, natürlich. Du brauchst eine Grundlage. Sport ist toll. Aber alles darauf auszurichten, ist ein enormes Wagnis. Sobald du eine Verletzung hast, kann das deine Karriere beenden. Auch die aktuelle Corona-Pandemie zeigt, wie anfällig der Beruf ist. Viele, die ich kenne oder berate, können aktuell weder trainieren noch an Wettkämpfen teilnehmen. Deshalb ist es wichtig, dass man Alternativen hat. Sport ist vor allem Leidenschaft.
Was ist der beste Rat, den du deinen Töchtern gibst?
Spaß am Leben haben. Nie verbissen durch die Welt gehen. Und immer bei allem, was sie machen, 100 Prozent geben, damit sie sich hinterher nie etwas vorwerfen müssen. Ich habe schon viel mit anderen Menschen zu tun gehabt und leider oft gesehen, wie Menschen ihr Talent verschleudert haben. Ich war nie der talentierteste Boxer. Aber ich war ein Arbeitstier. Und wenn ich mich schon durchboxen muss, dann will ich auch alles geben.
Apropos: Du bist auch auf Social Media fleißig. Auf Instagram machst du jeden Tag neue Storys. Planst du noch eine Karriere als Influencer?
(Lacht). Dazu bin ich ebenfalls durch Zufall gekommen. Ich war bei einem großen Lebensmittelkonzern und habe versucht, mich dort mit meinen Produkten ein bisschen einzuschleimen. Der Marketingchef kritisierte mich aber dafür, dass ich noch nicht bei Instagram oder Facebook sei. Erst wenn ich dort aktiv wäre, könne man mich listen und ins Sortiment aufnehmen. Ich fand den deswegen richtig scheiße. Immer noch wütend habe ich mich dann abends noch im Hotelzimmer überall angemeldet. Heute denke ich: Das war die beste Entscheidung meines Lebens! Das macht so einen Spaß, und du kannst den Fans nirgendwo so nahe sein. Ich bekomme darüber heute viele Fragen und kann mit vielen Menschen reden. Auch das ist eine gute Lernquelle.
Wofür?
Ich will meine Firma so gestalten, wie ich mir das denke. Ich habe nie jemanden dafür angepumpt, sondern alles aus eigener Kraft aufgebaut und finanziert. Heute versuche ich mir Partner reinzuholen, mit denen ich zusammen wachsen kann. Was manchmal hart ist, weil ich da schon meinen eigenen Kopf habe.
Axel, wir danken für das Gespräch.
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