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Initiationsriten: Bedeutung, Beispiele, Mitmachen?

Wer dazugehören will, muss sich mitunter einigen Initiationsriten unterziehen. Früher waren das dramatische und geheimnisvolle Prüfungen. Heute sind es eher spaßige Mutproben, Brauchtümer oder traditionelle Gepflogenheiten im Job. Ihre Bedeutung ist aber ungebrochen. Müssen Sie daher unbedingt mitmachen? Wenn Sie Teil einer Gemeinschaft sein wollen: ja…



Initiationsriten: Bedeutung, Beispiele, Mitmachen?

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Bedeutung: Was sind Initiationsriten?

Initiationsriten (auch: Initiationszeremonie) sind eine Art Aufnahmeprüfung und Einweihung in eine Gemeinschaft oder einen Geheimbund. Der Ritus markiert den Übergang vom Außenseiter zum Eingeweihten. Durch die rituelle „Initiation“ (Weihe) wird der Anwärter (Neophyt) in die Gruppe offiziell eingeführt und integriert.

Die Aufnahme kann jedoch mit einer Prüfung, Mutprobe oder einem Treueschwur verbunden sein, der erst noch geleistet bzw. bestanden werden muss. Im Altertum bezeichnete ein Initiationsritus die Zulassung zu den Mysterien – zum Beispiel dem Mithraskult oder zu einer Loge.

Was ist die Psychologie hinter Initiationsriten?

Initiationsriten sind „eine anthropologische Konstante“, sagt Sabine Doering-Manteuffel von der Uni Augsburg. Es gibt sie in allen Gesellschaften und Stammeskulturen. Zu den bekanntesten Initiationsriten gehören zum Beispiel der Aufstieg einer Novizin zur Nonne, der Wechsel vom Laien zum Schamanen oder das Aufnahmeritual in Mafia-Kreise und die „Familie“.

Was psychologisch hinter den Initiationsriten wirkt, ist immer derselbe Mechanismus: Anwärter (häufig junge Männer) beweisen durch die freiwillige Aufgabe von Kontrolle und Überwindung von Schmerz, Scham oder Ekel, dass sie die Bedeutung der Gruppe und Zugehörigkeit anerkennen bzw. über das eigene Wohlbefinden stellen. Sie bezahlen einen immateriellen Preis – und werden dafür respektiert und integriert.

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Beispiele: Was gibt es für Initiationsriten?

Das Thema Initiationsriten hat für viele einen negativen Beigeschmack. Entweder denken Sie sofort an Geheimbünde wie die Freimaurer oder verschrobene Orden wie die Illuminaten. Oder aber sie denken an die typischen Initiationsriten von Burschenschaften und schlagenden Studentenverbindungen, bei denen man sich beim Fechten einen „Schmiss“ (eine Wunde im Gesicht) zufügt oder von den Mitbewohnern erst gedemütigt wird, bevor man in den elitären Kreis der Delta-Kappa-Gamma-Verdindung aufgenommen wird.

Das stimmt zum Teil. Initiationsriten können brutal, beleidigend und ein regelrechtes Martyrium mit jeder Menge Alkohol und Sex sein. Regelmäßig geraten die Erniedrigungen oder Machtdemonstrationen US-amerikanischer Studentenverbindungen deshalb in die Schlagzeilen. Daneben gibt es viel mehr harmlose Initiationsriten. Beispiele:

  • Religion
    Ob Taufe, Kommunion, Konfirmation oder Bar Mitzwa – alle diese religiösen Initiationsriten und Reifeprüfungen dienen dazu, einen Menschen in die religiöse Gemeinschaft einzuführen und als anerkanntes Mitglied aufzunehmen.
  • Vereine
    Ob Schützen-, Angler-, Zuchtverein oder Kegelclub: Viele Vereine haben zum offiziellen Aufnahmeantrag noch einen inoffiziellen Aufnahmeritus. Bei den typischen Rocker-Clubs gehört etwa das Tragen der „Kutte“ dazu sowie ein offizieller Ausruf oder eine Parole.
  • Soldaten
    Im Einsatz sind Soldaten aufeinander angewiesen und müssen sich unbedingt auf die Kameraden verlassen können. Deshalb gibt es gerade in der Armee zahlreiche Initiationsriten. Dadurch wird Solidarität und Loyalität geschaffen. Der „Focus“ berichtet zum Beispiel, dass bei den deutschen Gebirgsjägern einst Rollmöpse mit roher Schweineleber gegessen und mit Hefe und Alkohol runtergespült werden mussten.

Beispiele für Initiationsriten im Job

Selbst im Job gibt es Initiationsriten, denen sich neue Kollegen kaum entziehen können. Bei den Ritualen geht es weniger um die „Aufnahme“ – der Arbeitsvertrag ist da längst unterschrieben –, sondern vielmehr um das Gemeinschaftsgefühl, die Willkommenskultur und Einhaltung von Traditionen. Beispiele:

  • Einstand geben

    Der Klassiker unter den Initiationsriten im Job: Zum Einstand bewirtet der oder die Neue die Kollegen mit Getränken und Snacks in geselliger Runde – meist nach erfolgreicher Probezeit. Ab jetzt gehört man fest zum Team.

  • Abläufe einhalten

    Ein weiterer Initiationsritus im Job ist, dass sich neue Mitarbeiter an feste Prozesse und Arbeitsabläufe halten müssen – auch wenn die überholt oder ineffizient sind. Sinn und Zweck dabei ist, zu beweisen, dass sich die Newcomer anpassen können und einfügen wollen. Ist erstmal Vertrauen und Reputation gewonnen, dürfen Sie die Riten auch hinterfragen.

Historie: Wo haben Initiationsriten ihren Ursprung?

Ursprünglich waren die Reifeprüfungen jungen Männern vorbehalten. Sie markierten den Übergang vom Jugendlichen zum Mann. Oft mussten die Jünglinge dazu körperliche Schmerzen ertragen – durch Ritzungen, Tätowierungen oder Beschneidungen. Die Wunden oder Narben besiegelten die Aufnahme in die Welt der Erwachsenen.

Bemerkenswert daran ist: Je strenger die Hierarchie und das spätere Eingebundensein, desto härter sind häufig die Aufnahmerituale. Der Gruppendruck kann dabei immens sein. Berühmte psychologische Experimente beweisen das – siehe zum Beispiel das Ash-Experiment.


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Muss ich bei Initiationsriten mitmachen?

Eine Frage, die sich viele bei Initiationsriten stellen: Muss ich da mitmachen? Ist das nicht völliger Quatsch – gefährlich noch dazu? Natürlich sind übertriebene Mutproben, Alkoholexzesse und physische Qualen mehr als fragwürdig. Und jede(r) sollte sich genau überlegen, ob man wirklich zu so einem Verein gehören will, wenn es schon so losgeht…

Gleichzeitig finden sich immer wieder Anwärter, die das Spiel mitmachen und sich gerne der Aufnahmeprüfung unterziehen. Der Grund dafür ist immer derselbe: Der Mensch als soziales Wesen will dazugehören. Jeder hat das grundsätzliche Bedürfnis, Teil einer Gruppe zu sein. In dem Fall einer, die er oder sie sich selbst aus guten Gründen aussucht.

Der potenzielle Nutzen, der spätere Status oder die Vorteile der Mitgliedschaft überwiegen die Anstrengung oder Unterwerfung bei der Initiation. Das gilt vor allem für elitäre Clubs oder Logen, in die nicht jeder kommt. Je exklusiver der Kreis, umso höher meist der Status, wer Teil davon ist. Nicht zuletzt ist damit der Zugang zu Netzwerken verbunden, die einem ein Leben lang weiterhelfen können. Solche Kontakte lassen einen dann auch die schlimmsten Initiationsriten vergessen.


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