Langzeitarbeitslosigkeit Definition
Als langzeitarbeitslos gelten Menschen in Deutschland, die innerhalb von 12 Monaten weniger als 12 Wochen beschäftigt waren und bei der Bundesagentur für Arbeit „arbeitslos“ gemeldet sind. Langzeitarbeitslosigkeit hat nicht nur finanzielle Probleme zur Folge, sondern meist auch gesundheitliche und psychische.
Je länger die Langzeitarbeitslosigkeit dauert, desto schwieriger wird der Weg zurück in den Arbeitsmarkt. Aktuell gibt es in Deutschland rund 964.200 Langzeitarbeitslose. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen liegt bei rund 34,7 Prozent (Stand: 2025).
Wie schnell finden Langzeitarbeitslose einen Job?
Die Jobchancen für Langzeitarbeitslose sinken, je länger die Arbeitslosigkeit dauert. Laut Statistik finden einen Job…
- 16 Prozent nach 12-24 Monaten
- 7 Prozent nach 24-36 Monaten
- 4 Prozent nach 36-48 Monaten
Problematisch bleibt die Gruppe derer, die mehr als 4 Jahre ohne Arbeit sind (9 Prozent): Sie finden deutlich schwerer zurück in einen Job.
Was sind die Langzeitarbeitslosigkeit Ursachen?
Es ist leicht, in eine kurzzeitige Arbeitslosigkeit zu kommen: Stellenabbau, Umstrukturierungen oder Firmenfusionen können schnell zu einer Kündigung führen.
Wird daraus eine Langzeitarbeitslosigkeit, stecken jedoch meist weitere Ursachen dahinter:
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Alter
Je älter Arbeitnehmer werden, desto größer wird das Risiko für eine Langzeitarbeitslosigkeit, denn diese den Job verlieren. Ältere Arbeitnehmer ab 55 Jahren suchen laut Statistik teils mehr als 2 Jahre nach einem neuen Job. Lesen Sie auch unsere Tipps für die Jobsuche ab 50.
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Qualifikation
Insgesamt gibt es mehr langzeitarbeitslose Männer als Frauen. Mehr als die Hälfte davon besitzt keinen formellen Berufsabschluss. Eine geringe oder fehlende berufliche Qualifikation ist damit der zweithäufigste Grund in die Langzeitarbeitslosigkeit zu rutschen.
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Gesundheit
Gesundheitliche Probleme und chronische Krankheiten können die Rückkehr ins Berufsleben erschweren und die Wahrscheinlichkeit einer Langzeitarbeitslosigkeit erhöhen. Manche können aufgrund der Gesundheit nicht mehr zurück in den bisherigen Beruf und müssen mit einer Umschulung einen neuen Weg einschlagen.
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Vorurteile
Mit der Dauer der Arbeitslosigkeit wachsen die Vorurteile gegenüber Bewerbern. Jobsuchenden wird dann unterstellt, sie seien nicht mehr auf dem aktuellen Stand oder nicht motiviert genug. Das erschwert den Bewerbungsprozess zusätzlich.
Weitere Ursachen sind Drogen- oder Alkoholprobleme sowie schlechte Sprachkenntnisse. Allesamt stellen sie hohe Risikofaktoren dar, die den Wiedereinstieg in den Job erschweren.
Psychologie: Was macht Langzeitarbeitslosigkeit mit mir?
Laut Studien um Christopher J. Boyce von der Universität Stirling wirkt sich Langzeitarbeitslosigkeit negativ auf Psyche und Persönlichkeit aus: Wer mehrere Monate oder Jahre ohne Job ist, wird unfreundlicher und weniger umgänglich und verliert die Lust, zu arbeiten. Auch waren Betroffene weniger offen für neue Erfahrungen.
Zwar gehen Menschen unterschiedlich resilient mit Lebenskrisen um. Die Forschungsergebnisse zeigen aber, wie wichtig es ist, sich von der Langzeitarbeitslosigkeit nicht mental unterkriegen zu lassen und die Negativspirale zu stoppen. Womöglich kann eine Jobvermittlung durch die Arbeitsagentur nach längerer Zeit nicht mehr helfen und eine Therapie ist der bessere Schritt zurück ins Arbeitsleben.
Weitere Folgen der Langzeitarbeitslosigkeit
Weitere Studien zeigen, Langzeitarbeitslosigkeit hat noch mehr Folgen:
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Psyche
Viele Langzeitarbeitslose bemerken bei sich vermehrt Kopfschmerzen, anhaltende Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Das Essverhalten ändert sich, auch Depressionen sind häufige Folgen.
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Schuldgefühle
Betroffene leiden zudem unter Schuldgefühlen. Durch ihre Arbeitslosigkeit können sie die Familie nicht mehr versorgen oder müssen viele Abstriche machen und kürzer treten. Die gefühlte Lebensqualität sinkt und wirkt ebenfalls negativ auf die Psyche.
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Soziale Isolation
Mit der Dauer der Langzeitarbeitslosigkeit ziehen sich viele Menschen zurück. Es kommt zur sozialen Isolation von Freunden und sogar innerhalb der Familie. Dahinter stehen Schamgefühle und Angst vor Zurückweisung oder den Reaktionen von außen.
Das Wichtigste ist, dass Sie während der Langzeitarbeitslosigkeit auf Ihre Gesundheit achten – körperliche und psychisch! Treiben Sie Sport, bewegen Sie sich und treffen Sie sich regelmäßig mit Freunden. Arbeiten Sie aktiv den möglichen Folgen entgegen, auch wenn das zunehmend schwerer fällt.
Wie viel Geld bekommen Langzeitarbeitslose?
Grundsätzlich hat jeder, der in den vergangenen 2 Jahren 12 Monate in Folge in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, Anspruch auf Arbeitslosengeld. Wurde die Arbeitslosigkeit durch eine Eigenkündigung verursacht, droht allerdings eine Sperrzeit von 3 Monaten. Das Arbeitslosengeld gibt es in der Regel nicht länger als 12 Monate. Ausnahme: Wer älter als 58 Jahre ist, kann ALG bis zu 24 Monate beziehen.
| Versicherungspflicht (letzte 5 Jahre) | Alter | Höchstanspruch |
| 12 Monate | – | 6 Monate |
| 16 Monate | – | 8 Monate |
| 20 Monate | – | 10 Monate |
| 24 Monate | – | 12 Monate |
| 30 Monate | 50. | 15 Monate |
| 36 Monate | 55. | 18 Monate |
| 48 Monate | 58. | 24 Monate |
Ab dem 50. Lebensjahr haben Sie Anspruch auf eine längere Zahlung des Arbeitslosengeldes von 15 Monaten, sofern Sie in den letzten 5 mindestens 2,5 Jahre (30 Monate) beschäftigt waren. Der Höchstanspruch von 2 Jahren Arbeitslosengeld gilt für Arbeitslose, die 58 Jahre alt sind und mindestens 48 Monate Versicherungspflichtzeit nachweisen können.
Langzeitarbeitslosigkeit: Wege zurück in den Job
Der Weg aus der Langzeitarbeitslosigkeit zurück in einen Job ist nicht einfach. Unmöglich ist er aber auch nicht! Entscheidend ist, dass Betroffene an sich arbeiten und wichtige Voraussetzungen schaffen sowie Ihre Bewerbung optimieren. Die folgenden Tipps zeigen Ihnen Wege zurück ins Berufsleben:
1. Netzwerke aktivieren
Arbeitslose haben oft kleine oder keine Netzwerke. Diese bilden aber einen wichtigen Zugang zum verdeckten Stellenmarkt. Wer seine Bewerbungschancen erhöhen will, muss deshalb vor allem Kontakte knüpfen und auf Karrierenetzwerken wie Linkedin oder Xing aktiv und sichtbarer werden. Auch Jobmessen bieten gute Gelegenheiten, mit Arbeitgeber in Kontakt zu kommen.
Lesetipp: Passive Jobsuche: Einfach gefunden werden
2. Weiterbildungen absolvieren
Alter und Geringqualifizierung sind die beiden Hauptgründe für Langzeitarbeitslosigkeit. Am Alter können Sie wenig ändern – an den Qualifikationen schon: Überlegen Sie sich, welche Jobs und Zielbranchen für Sie infrage kommen und welche Kenntnisse und Kompetenzen dort gefragt sind. Diese sollten Sie gezielt durch Fortbildungen (z.B. IHK-Kurse, Online-Zertifikate, Sprachkurse) oder eine Umschulung erwerben oder auffrischen. Vieles davon wird über Vermittlungsgutscheine oder Bildungsgutscheine von der Arbeitsagentur gefördert. Die Bundesagentur für Arbeit und Jobcenter unterstützen mit Maßnahmen zur Arbeitgebersuche und Wiedereingliederung speziell für Langzeitarbeitslose.
Lesetipp: AVGS: Bezahltes Coaching vom Jobcenter
3. Ehrenamt ausüben
Bleiben Sie unbedingt aktiv – auch um den oben genannten psychischen Veränderungen entgegenzuwirken. Ein Ehrenamt hübscht nicht nur den Lebenslauf auf. Es zeigt auch, dass Sie Verantwortung übernehmen, Ihre sozialen Kompetenzen trainieren und eben nicht passiv zuhause auf der Couch liegen. Nebenbei lassen sich hierbei gute Kontakte knüpfen – das sprichwörtliche Vitamin B.
Lesetipp: Soziales Engagement: Tipps für den Lebenslauf
4. Selbstbewusstsein stärken
Der vielleicht wichtigste Tipp lautet: Bleiben Sie selbstbewusst! Längere Arbeitslosigkeit kratzt immer am Selbstwertgefühl. Wer dadurch später als Bittsteller in Bewerbung und Vorstellungsgespräch auftritt, sabotiert sich selbst. Betonen Sie stets Ihre Erfahrungen und Stärken, die auch nach mehrjähriger Arbeitslosigkeit nicht weniger werden. Vor allem Sekundärtugenden wie Zuverlässigkeit, Engagement, Ehrlichkeit oder Genauigkeit lassen sich gut bei Arbeitslosigkeit im Lebenslauf in den Fokus rücken.
Lesetipp: Hin-zu-Motivation in der Bewerbung
5. Hilfe suchen
Sie müssen Lebenskrisen nicht alleine durchstehen. Wenn Sie alleine nicht weiterkommen, ist es keine Schande, sich Hilfe zu suchen. Nutzen Sie zum Beispiel die Angebote von Jobcenter, Diakonie, Caritas, AWO sowie Stadtteil- oder Gemeindezentren. Im Sozialgesetzbuch (SGB II) heißen Maßnahmen zur Förderung von Langzeitarbeitslosen: „Eingliederung von Langzeitarbeitslosen“ und sind in Paragraf 16e geregelt. Wenn die finanziellen Mittel reichen, können Sie sich auch durch ein Bewerbungscoaching oder eine Bewerbungsberatung unterstützen lassen.
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Bewerbungsstrategien für Langzeitarbeitslose
Langzeitarbeitslosigkeit muss nicht das Karriere-Ende sein, im Gegenteil: Mit einer durchdachten Bewerbungsstrategie und klaren Positionierung können Sie Ihre Jobchancen deutlich erhöhen. Wichtig ist, dass Sie unbedingt Ihre Bewerbungsunterlagen optimieren und Stärken gezielt hervorheben.
1. Bewerbungsstrategie für Langzeitarbeitslose
Langzeitarbeitslose sollten im Bewerbungsprozess mehrere Wege und Kanäle nutzen sowie systematisch vorgehen. Haben Sie zum Beispiel schon eine Initiativbewerbung genutzt? Dabei schreiben Sie Ihr Wunschunternehmen direkt an – auch wenn es dort aktuell kein Stellenangebot gibt. Das ist zwar ein Schuss ins Blaue, laut Studien liegt die Erfolgsquote aber zwischen 20 und 33 Prozent. Ebenso können Sie ein Stellengesuch aufgeben oder KI nutzen, um passende Stellen zu finden, nicht nur Online-Jobbörsen (siehe auch: 30-60-90-Strategie).
2. Bewerbungsschreiben für Langzeitarbeitslose
Nach längerer Arbeitslosigkeit gewinnt das Bewerbungsschreiben an Bedeutung, weil Sie darin die Lücke im Lebenslauf erklären sowie Ihre Motivation und Lernbereitschaft in den Vordergrund stellen können. Zeigen Sie im Anschreiben, dass Sie aktiv geblieben sind und an sich gearbeitet haben.
Bewerbungsschreiben Beispiel
Sehr geehrte Frau Personalerin,
nach einer Phase der beruflichen Neuorientierung und gezielter Weiterbildung bin ich hochmotiviert, meine Kenntnisse und Erfahrungen in Ihrem Unternehmen einzubringen. Während meiner Arbeitslosigkeit habe ich an mehreren Online-Kursen teilgenommen, unter anderem im Bereich „Projektmanagement“ und „digitale Kommunikation“. Diese Kenntnisse möchte ich nun einsetzen, um Ihr Team optimal zu unterstützen.
Ich bin überzeugt, dass meine Kombination aus Berufserfahrung, Lernbereitschaft und frischer Motivation einen echten Mehrwert für Ihr Unternehmen bietet. Ich freue mich daher auf eine Einladung zum persönlichen Gespräch und Kennenlernen.
Mit herzlichen Grüßen
Unterschrift
Tipp: Betonen Sie im Anschreiben unbedingt Ihre Aktivitäten! Arbeitgeber sehen es positiv, wenn Bewerber während einer Arbeitslosigkeit Fortbildungen oder Projekte initiiert haben.
Kostenlose Bewerbungsvorlagen: 200 Muster in Word
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3. Lebenslauf für Langzeitarbeitslose
Vermeiden Sie im Lebenslauf, die Langzeitarbeitarbeitslosigkeit zu verschweigen! Das durchschauen Personaler. Gehen Sie stattdessen selbstbewusst damit um und formulieren Sie die Lücken positiv. Zeigen Sie, was Sie in dieser Zeit gelernt oder erreicht haben. Beispiele:
- 10/2025 – 02/2026:
Fortbildung „Social Media Manager“, TH Köln - 04/2026 – 08/2027:
Seminar „Copywriting im Online-Marketing“, Webschmiede Musterstadt - Seit 10/2026:
Arbeitsuchend aufgrund von Stellenabbau bei der Beispiel GmbH - 01/2025 – 09/2027:
Umschulung zum Fachinformatiker, IT-Muster GmbH Beispielstadt
Tipp: Fügen Sie zwischen den „Persönlichen Daten“ und dem „Beruflichen Werdegang“ ein Kurzprofil ein. Darin können Sie in zwei bis vier Sätzen Ihre beruflichen Stärken, Kompetenzen und Ziele betonen.
Kurzprofil Beispiel
Ambitionierter Vertriebler mit 3-jähriger Erfahrung im Umgang mit Keyaccounts und Salesforce-Software. Jüngster Erfolg: 23% Umsatzsteigerung in einem Jahr. Dank Weiterbildung und Abschluss in International Business will ich das Ziel auch bei Ihren internationalen Kunden realisieren.
4. Social Media Profil für Langzeitarbeitslose
Als Langzeitarbeitslose(r) müssen Sie vor allem Ihre Sichtbarkeit online erhöhen. In Zeiten von Fachkräftemangel sind gut gepflegte Online-Profile Gold wert! Besonders Linkedin und Xing eignen sich hervorragend, um die eigenen Qualifikationen sichtbarer zu machen. Erstellen Sie z.B. ein professionelles Profilfoto und formulieren Sie eine prägnante Profilüberschrift (z.B. „Erfahrene Bürokauffrau mit Schwerpunkt Organisation und Kundenservice – offen für neue Herausforderungen“). Posten Sie überdies Ihre Lernfortschritte, Weiterbildungen oder ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Langzeitarbeitslosigkeit muss kein Makel sein, sondern nur eine Etappe. Entscheidend ist, wie Sie damit umgehen. Mit einer durchdachten Bewerbungsstrategie, authentischen und professionellen Unterlagen sowie einer positiven Einstellung erhöhen Sie Ihre Chancen auf den beruflichen Neustart. Wir wünschen dabei: viel Erfolg – und unterstützen Sie mit unseren mehr als 4000 Ratgebern gerne!
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