Gier: Bedeutung, Psychologie, Gefahren + Was tun?

Geschichte wiederholt sich: Gier verleitet Menschen dazu, Ihre Position auszunutzen, sich betrügerisch zu bereichern und andere zum eigenen Vorteil auszunutzen. Oft ist sie grenzenlos – und oft auch grenzenlos dumm. Ruf und Job werden aufs Spiel gesetzt, um auf jedem denkbaren Weg den eigenen Besitz zu vermehren. Ein Verlangen mit zahlreichen Gefahren. Was Sie zur Gier wissen sollten und dagegen tun können…

Gier Definition Bedeutung Beispiele Gierig Was Tun

Definition: Wie äußert sich Gier?

Gier ist ein auf Genuss und Befriedigung fokussiertes und von triebhaften Wünschen geprägtes, heftiges und maßloses Verlangen. Dahinter steckt der ungezügelte und ungehemmte Wunsch nach immer mehr – Geld, Besitz, Status, Macht oder Erfüllung.

Ungebremste Gier macht irgendwann auch vor moralischen oder gesetzlichen Grenzen keinen Halt mehr. Gierige Menschen gehen teils buchstäblich „über Leichen“ oder bereichern sich auf Kosten anderer und maximieren so den eigenen Profit.

Gier Synoyme

Beliebte Synonyme für Gier bzw. gieriges Verhalten sind: Begierde, (Fress)Lust, Fleischeslust, Unersättlichkeit, Begehrlichkeit, Wollust, Jieper.


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Ursachen: Woher kommt die Gier?

Es ist leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu verurteilen: „Wie kann man nur so gierig sein?!“ Doch kann Gier jeden verführen. Die Ursachen und Auslöser dazu sind vielfältig. Beispiele, die die Gier eines Menschen fördern:

  • Wunsch nach Anerkennung

    Gier kann eine Möglichkeit sein, um den eigenen Wunsch nach Anerkennung zu befriedigen. Ein großer, materieller Besitz soll helfen, das eigene Ego zu stärken und im Ansehen anderer zu steigen.

  • Materialistisches Denken

    Wie gierig jemand ist, hängt von seinem Umfeld ab. In einer materialistisch geprägten Gesellschaft, neigen Menschen zu größerer Gier. Wird der Besitz als weniger wichtig betrachtet, zeigen Menschen seltener gieriges Verhalten.

  • Gefühl der Ungerechtigkeit

    Hat jemand das Gefühl, unfair behandelt oder ständig benachteiligt zu werden, kann Gier entstehen. Besonders der Glaube, etwas nicht bekommen zu haben, obwohl es einem zusteht, kann zu maßlosem Verlangen führen.

  • Evolutionäre Entstehung

    Auch evolutionäre Gründe spielen bei Gier eine Rolle: Wer mehr hat als andere, erhöht damit seine Chance zu überleben und sich fortzupflanzen. Bis heute trägt jeder Mensch diese Veranlagung in sich.

Zusätzlich gilt: Gelegenheit macht gierig. Wer die Chance sieht, mit seiner Gier ungestraft davon zu kommen, neigt häufiger zu gierigem Verhalten und ist bereit, gegen Werte oder Interesse anderer den eigenen Vorteil zu suchen.

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Gierig sein: Das Prinzip der gelernten Sorglosigkeit

Hinter der Gier steckt ebenso das Prinzip der gelernten Sorglosigkeit. So nennt es Dieter Frey, Professor für Sozialpsychologie an der Ludwig-Maximilians Universität in München. Erst klaut einer ein paar Kugelschreiber im Büro, dann nimmt er Toilettenpapier mit, schließlich lässt er den Drucker mitgehen oder gleich den ganzen PC…

Laut Freys Studien steigert sich das Verlangen nach Bereicherung in vier Schritten. Sie zeigen, wie schnell aus Gier Diebstahl und Betrug werden können. Die 4 Phasen sind zugleich eine Art Selbsttest: Denken Sie schon genauso?

  1. Das tut doch jeder!

    Ob es wirklich jeder tut, wissen die Betroffenen nicht. Aber es klingt wie eine gute Rechtfertigung. Allerdings fragt auch niemand danach, denn tief im Inneren nagt das schlechte Gewissen, dass es eben doch nicht korrekt ist.

  2. Es steht mir zu!

    Jeden Tag die Extrameile gehen, Überstunden machen – für ein unterdurchschnittliches Gehalt! Da ist es nur fair, wenn man sich einen Stapel Kopierpapier aus dem Büro mitnimmt. Ist ja im Grunde bezahlt. „Außerdem arbeite ich ja auch im Homeoffice!“ Stimmt. Aber warum dann nicht gleich den Chef fragen?

  3. Die wissen gar nicht, was sie an mir haben!

    Wer so denkt, leidet höchstwahrscheinlich an Selbstüberschätzung. Oder – wie es Psychologen nennen – an „kognitiver Dissonanz“. Wer hart arbeitet, viel leistet, darf sich etwas erlauben. Regelbrüche aber nicht. Die Vorschriften und Gesetze gelten auch weiterhin. Arbeitszeitbetrug und Diebstahl sind keine Kavaliersdelikte.

  4. Der Ehrliche ist der Dumme!

    Viele denken: „Im Leben wird dir nichts geschenkt.“ Also muss man es sich nehmen! Wenn der Ehrliche der Dumme ist, muss man eben selbst für Ausgleich sorgen. Eine virtuose Erklärung – von Unrechtsbewusstsein keine Spur. Und ein sicherer Weg in den Abgrund oder Knast.

Gier ist geil: Hat Hier auch Vorteile?

Gier ist eine negative Eigenschaft. Schon deshalb, weil gieriges Verhalten egoistisch ist und den Nachteil anderer billigend in Kauf nimmt. Von den positiven Seiten wird entsprechend selten gesprochen – doch es gibt sie!

Gier kann ein großer Antrieb sein, um ein Ziel zu erreichen. Gierige Menschen haben oft hohe Ziele und Ambitionen. Fraglich ist lediglich, welche Mittel sie dazu wählen. Solange diese legal und ethisch vertretbar bleiben, spricht nichts dagegen, mehr zu wollen.


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Gefahren: Wie Gier schadet?

Trotz möglicher Vorteile: Gier hat mehr negative Seiten und Gefahren. Gieriges Verhalten ist in der Regel egoistisch, zeugt von geringer Empathie und stark materialistischem Denken.

Erschwerend kommt hinzu, dass durch Gier häufig Grenzen überschritten werden. Nicht zwischen Mein und Dein unterscheiden können, bei Spesenabrechnungen schummeln, vorteilhafte Geschenke annehmen – die Liste ließe lange fortführen. Dabei riskieren viele Kopf und Karriere. Hinzu kommen weitere Gefahren:

  • Übertriebene Risikobereitschaft

    Studien zeigen: Gierige Menschen gehen größere Risiken ein – und scheitern daran. In einem Experiment sollten Probanden Luftballons aufpumpen: Je praller, desto höher der Gewinn. Zerplatzte der Ballon, gab es nichts. Ergebnis: Probanden, die zuvor als gierig identifiziert wurden, gingen deutlich öfter ins Risiko – und fielen ihrer Gier zum Opfer.

  • Fehlender Lerneffekt

    Aus demselben Experiment stammt die zweite Gefahr: Gierige Menschen lernen nicht aus ihren Fehlern. Selbst nachdem die Ballons ein paar Mal geplatzt waren, pumpten die Gierigen munter weiter und senkten das Risiko nicht. Statt aus den Erfahrungen zu lernen und die Strategie zu ändern, blieben sie stur.

  • Soziale Isolation

    Gier macht einsam. Nur auf den eigenen Vorteil bedacht sein und materielle Güter über zwischenmenschliche Beziehungen stellen – so macht man sich keine Freunde oder baut Vertrauen auf. So führt anhaltende Gier bis in die soziale Isolation: Betroffene werden gemieden oder von der Gruppe ausgeschlossen.

  • Wachsende Unzufriedenheit

    Verfallen Menschen ihrer Gier, beginnt ein Kreislauf der Unzufriedenheit: Sie streben nach immer mehr – nur um festzustellen, dass es Sie immer noch nicht glücklich macht. So wirkt die Gier wie eine Droge, bei der die Dosis immer weiter gesteigert werden muss. Der Trugschluss führt schließlich zu großem Frust und Bitterkeit.

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Tipps: So schützen Sie sich vor Gier

Gier kann ein Charakterzug sein, tritt aber auch kurzfristig und nur in bestimmten Situationen auf. In jedem Fall gilt: Um sich davor zu schützen, sollten Sie folgende Empfehlungen und Tipps nutzen:

Lernen Sie Genügsamkeit

Das beste und wirksamste Mittel gegen Gier ist Genügsamkeit. Machen Sie sich bewusst, dass es nicht immer mehr sein muss. Wer in der Lage ist, glücklich mit dem zu sein, was er oder sie hat, wird immun gegen das maßlose Verlangen der Gier. Zwei wichtige Faktoren dabei sind Bescheidenheit und Dankbarkeit. So hat Gier keine Chance.

Reflektieren Sie Ihr Verhalten

Gieriges Verhalten wird oft nicht erkannt. Es passiert unbewusst oder wird zunächst vor sich selbst gerechtfertigt. Dagegen hilft nur kritisches Hinterfragen und Reflexion des eigenen Handelns. Prüfen Sie die Motive, die Ihr Verhalten beeinflussen und gehen Sie dabei selbstkritisch vor.

Sprechen Sie mit Ihrem Umfeld

Bremsen Sie sich, indem Sie sich guten Freunden anvertrauen. Diese können Ihnen einen neutralen Spiegel vorhalten und ehrliches Feedback geben. Die ungeschminkte Wahrheit schärft das Bewusstsein darüber, was geht und was nicht. Hören Sie auf die Freunde und deren Rat – das eigene Gewissen nicht immer der beste Ratgeber.


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