Definition: Was ist VUCA?
VUCA (deutsch: VUKA) beschreibt die aktuell massiven Veränderung in der Welt. Der Begriff VUCA ist ein Akronym und setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der Begriffe, die diese radikalen Veränderungen und neuen Rahmenbedingungen im VUCA Modell kennzeichnen:
- Volatility (Volatilität)
- Uncertainty (Ungewissheit)
- Complexity (Komplexität)
- Ambiguity (Ambiguität)
Wer hat VUCA erfunden?
Eingeführt wurde der Begriff VUCA erstmals 1987 von den beiden US-Wirtschaftswissenschaftlern Warren Bennis und Burt Nanus. Sie nutzten das VUCA Modell, um ihre Führungstheorien zur neuen Arbeitswelt zu beschreiben.
In den Neunzigerjahren wurde der Begriff VUCA dann von der US-Army im War College genutzt, um die politischen und militärischen Veränderungen nach dem Kalten Krieg zu beschreiben: Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion fiel das alte Feindbild weg.
Seit 2002 findet VUCA in seiner deutschen Variante VUKA zunehmend Verwendung in der Wirtschaft und im Projektmanagement, wenn es zum Beispiel um moderne Führung geht.
Das VUCA Modell – einfach erklärt
Wofür steht VUCA? Die moderne Arbeitswelt ist laut dem VUCA-Modell gekennzeichnet durch vier wesentliche Merkmale:
V steht für Volatility (Volatilität)
Der Begriff Volatilität bedeutet übersetzt soviel wie „Schwankung“ oder „Unbeständigkeit“. Gemeint sind im VUCA Modell zum Beispiel sich schnell verändernde (volatile) Märkte, Preise und Zinsen. Das erschwert die Planung und macht es für Führungskräfte und Projektmanager erforderlich, sich agil, flexibel und schnell den Bedingungen anzupassen.
U steht für Uncertainty (Ungewissheit)
Regeln, Gesetzmäßigkeiten und Erkenntnisse von einst gelten plötzlich nicht mehr. Entwicklungen sind kaum noch vorhersehbar. Das führt zu enormer Ungewissheit und Unsicherheit bei allen – Managern, Mitarbeitern, Kunden. Prozesse und Abläufe in der Zukunft werden zunehmend schwerer planbar.
C steht für Complexity (Komplexität)
Digitale Transformation und Globalisierung machen Prozesse komplexer und komplizierter. Vieles greift ineinander. Einfache Ursache-Wirkung-Modelle funktionieren nicht mehr. Projekte sind heute so stark miteinander vernetzt und verknüpft, dass oft der Überblick fehlt. Zudem reicht es nicht, Entwicklungen nur von einer Seite zu betrachten: Vielmehr müssen mehrere Perspektiven berücksichtigt werden.
A steht für Ambiguity (Ambiguität)
Ambiguität bedeutet Doppel- oder Mehrdeutigkeit. Einfache Erklärungen reichen also auch nicht mehr. Wir müssen in der Welt heute umso mehr Widersprüche und Paradoxien akzeptieren – und auch damit rechnen. Somit gibt es auch keine eindeutigen Lösungen für ein bestehendes Problem.
Definition: Was ist die VUCA Welt?
Der Begriff VUCA Welt (deutsch: VUKA-Welt) fasst die veränderte Wirklichkeit zusammen, die Führungskräfte und Projektmanager zugleich dazu zwingt, heute anders zu agieren als noch vor Jahren. Sie benötigen andere Kompetenzen, um durch die neue VUCA-Welt zu navigieren, Projekte zu managen oder Mitarbeiter zu führen. Zum Beispiel mehr Flexibilität, Agilität oder divergentes Denken.
Beispiele für die VUCA Welt
Die VUCA Welt hat viele Gesichter – hier einige Beispiele:
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Jobs wechseln häufiger
Die Lebenskarriere oder „Kaminkarriere“ in einem Unternehmen gibt es nicht mehr. Dazu verändern sich Berufsbilder und Lebensmodelle zu schnell. Folge: Menschen wechseln heute häufiger ihre Jobs – und auch vom Angestellten zum Selbstständigen und zurück.
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Karrieren sind nicht linear
Gerade die Generation Z nimmt Abschied vom Aufstieg. Die Karriereleiter führt heute nicht mehr nur nach oben, sondern auch zur Seite (Fachkarriere) oder nach unten (Downshifting).
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Unternehmen leben kürzer
Wer bei einem Marktführer anheuert, kann nicht sicher sein, dass es das Unternehmen morgen noch gibt. In der VUCA Welt können „Big Player“ von heute auf morgen verschwinden oder von Start-ups abgehängt werden.
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Die Fluktuation steigt
Fachkräftemangel und der „War for Talents“ erhöhen die Fluktuation von Top-Talenten und stellen Arbeitgeber und Personalmanager vor die Aufgabe, wichtige Leistungsträger stärker an das Unternehmen zu binden.
Was bedeutet VUCA für Unternehmen?
VUCA ist nicht nur ein Synonym für veränderte Rahmenbedingungen – es treibt diese Veränderung auch weiter voran. Tatsächlich stehen Unternehmen und Unternehmer heute vor vielen komplexen Herausforderungen, die wir im Folgenden und mithilfe von Beispielen erklären:
1. Veränderungen durch Volatilität
Das Marktumfeld ist zunehmend unbeständig – verändert sich oft und umfassend. Vieles geht dabei von neuen Technologien, globalen Trends oder neuen Regularien aus. Dadurch entstehen neue Wettbewerber und kürzere Produktzyklen (z.B: Fast Fashion).
Bedeutet für Führungskräfte und Projektmanager: Sie müssen extrem wachsam sein, dürfen Trends nicht verschlafen und müssen ihre Produkte und Services stets den wechselnden Kundenbedürfnisse und -erwartungen anpassen.
Beispiel Kodak
Einst war das US-Unternehmen einer der bedeutendsten Hersteller für fotografische Ausrüstung. Als Anbieter von Filmmaterial war Kodak sogar globaler Marktführer. Bei der Einführung der Digitalkameras weigerten sich die Manager allerdings, das Geschäftsmodell umzustellen – mit fatalen Folgen: 2011 musste Kodak Insolvenz anmelden, Branchenführer sind heute die japanischen Unternehmen Nikon, Canon und Sony.
2. Veränderungen durch Unsicherheit
Die Unsicherheit betrifft vor allem zukünftige Marktentwicklungen. Diese können kaum noch vorhergesagt werden, schon gar nicht langfristig. Was Zukunftsinvestitionen sowie Forschung und Entwicklung enorm erschwert. Viele Unternehmen stehen in der VUCA-Welt unter starkem Druck:
- Wie lange funktioniert das Geschäftsmodell noch?
- Welche neue Technik müssen wir nutzen?
- Wie können wir uns gegenüber Marktbegleitern differenzieren?
- Wo müssen wir künftig günstiger produzieren?
- Was fragen Kunden morgen nach?
- Welche Mitarbeiter müssen wir dazu einstellen?
Gleichzeitig müssen sie immer damit rechnen, dass neue und disruptive Innovationen ganze Märkte komplett auf den Kopf stellen. So verändert zum Beispiel heute schon die Künstliche Intelligenz (KI) ganze Berufsbilder und könnte auch dafür sorgen, dass Suchmaschinen wie Google von der Entwicklung überholt werden.
Beispiel Automobilindustrie
Der Verbrennungsmotor hat keine Zukunft, das Elektroauto ist auf dem Vormarsch. Das hat den Markt zugleich durchgerüttelt: Treiber waren plötzlich nicht mehr deutsche Hersteller wie Mercedes-Benz, Audi oder BMW, sondern der US-Produzent Tesla von Multimillionär Elon Musk. Lange ignoriert, holt die deutsche Automobilbranche inzwischen auf – allerdings ist das nun ein Verteidigungskampf, um nicht den Anschluss zu verlieren.
3. Veränderungen durch Komplexität
Alles hängt mit allem zusammen und viele Elemente bleiben zudem unbekannt oder unüberschaubar. Es wird dadurch schwieriger in der VUKA-Welt, Zusammenhänge oder Kausalitäten zu erkennen. Veränderungen finden gleichzeitig und auf zu mehreren Ebenen statt. Infolgedessen verlieren Manager an Einfluss auf die dynamischen Prozesse.
Der wachsenden Komplexität lässt sich im VUCA Modell unterschiedlich begegnen: Durch neue Technologien und hochspezialisierte Fachkräfte können Produktivität und Arbeitsgeschwindigkeit erhöht werden. Gleichzeitig wird die Zusammenarbeit verbessert und der Informationsaustausch erhöht. Das führt dann zum Beispiel zu flachen Hierarchien und einem zunehmend kooperativen Führungsstil.
Beispiel T-Shaped Profil
Wenn Aufgaben komplexer werden, muss die Arbeitsteilung weiter steigen – niemand kann alle Heruasforderungen gleich gut bewältigen. Daher suchen Arbeitgeber vermehrt nach Mitarbeitern mit einem sogenannten T-Shaped Profil. Bedeutet: Die Experten bringen sowohl breite Kenntnisse aus übergeordneten Bereichen und Disziplinen mit, verfügen aber zusätzlich über tiefes Spezialwissen in einem Bereich. Der Buchstabe T ist die bildhafte Metapher für die Kombination der Stärken von Spezialisten und Generalisten.
4. Veränderungen durch Ambiguität
Entwicklungen und Informationen können unterschiedlich gedeutet werden. Es gibt weder einfache noch eindeutige Lösungen. In der VUCA Welt bedeutet das ein hohes Risiko für schnelle Entscheidung und voreilige (Kurz-)Schlüsse. Kurze Reaktionszeiten aber braucht es, um der Volatilität zu begegnen.
Ein klassisches Dilemma, das Führungskräften viel Mut abverlangt. Nicht nur weil sie mit einer falschen Strategie schnell das Unternehmen in eine Krise steuern, sondern sich auch selbst ins Aus manövrieren.
Beispiel Google
In den vergangenen Jahren hat der Suchmaschinenriese zahlreiche Core-Updates in seinem Algorithmus durchgeführt, die für Content-Produzenten kaum noch nachvollziehbar sind. Es gibt zahlreiche widersprüchliche Signale, warum der eine Artikel hoch rankt und der andere gnadenlos abstürzt. Für SEO-Experten ist das ein großes Problem. Man hat den Eindruck, Google ist inzwischen selbst mit der eigenen Komplexität und Mehrdeutigkeit der Ranking-Faktoren überfordert.
Was ist die Antwort auf VUCA?
Laut Gabler Wirtschaftslexikon sind einige Führungskräfte und Unternehmensberater heute der Meinung, die Antwort auf VUCA ist ebenfalls VUCA – nur dass das Akronym dann für die Begriffe steht:
- Vision („Vision“)
- Understanding („Verstehen“)
- Clarity („Klarheit“)
- Agility („Agilität“)
Welche Kompetenzen benötige ich in der VUCA Welt?
Zugegeben, das VUCA Modell zieht einen zunächst runter. Es scheint aussichtslos, die VUCA Welt überhaupt noch zu beherrschen. Dabei stimmt auch das: Jede Krise birgt enorme Chancen – für den, der diese Herausforderung annimmt und als Gelegenheit zum Fortschritt versteht.
Einige Kompetenzen helfen dabei mehr als andere…
Veränderungen forcieren
Unterschätzen Sie niemals die Macht der Tradition! Sie stellt sich jedem notwendigen Wandel in den Weg. Umso wichtiger ist, dass nicht nur (Projekt-)Manager ein Verständnis dafür entwickeln, sondern auch die Mitarbeiter.
Nichts ist stetiger als der Wandel. Unternehmen MÜSSEN sich permanent verändern. Das verlangt Menschen viel ab, ja. Aber ohne den Willen zur Transformation und zum permanenten Change Management werden Unternehmen und Arbeitsplätze kaum überleben.
Unternehmensstruktur optimieren
Wie eine Organisation strukturiert ist, hat entscheidenden Einfluss auf den künftigen Erfolg. Dazu gehören flache Hierarchien (siehe auch: Holokratie) ebenso wie mehr Eigenverantwortung oder flexible Arbeitszeitmodelle und Belegschaften.
Nur wenn die Unternehmensstruktur und das Organigramm jederzeit neu dem Markt angeglichen werden können, sichern sich die Firmen hohe Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit in der VUCA Welt.
Projektmanagement modernisieren
Machen Sie sich unbedingt mit modernen Projektmanagement-Methoden wie zum Beispiel Kanban, OKR oder Scrum vertraut. Starre Strukturen sowie langsame bürokratische Prozesse verhindern kurzfristige, aber notwendige Anpassungen.
Agiles Arbeiten dagegen beschleunigt Arbeitsabläufe und Prozesse und richtet sich zugleich permanent an den Kunden oder dem Markt aus. Effekt: Sie können schneller reagieren. Daniel Ek, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Spotify sagt: „Ein guter Mitarbeiter trifft in 70 Prozent aller Fälle dieselben Entscheidungen wie sein Chef. In 20 Prozent fällt er bessere Entscheidungen, weil er von der Sache mehr Ahnung hat.“
Visionen entwickeln
Echte Leistungsträger besitzen eine intrinsische Motivation, handeln aus eigenem Antrieb heraus und gegen bereitwillig mit der Entwicklung mit. Was sie allerdings bremst sind Ziele, die ihnen „von oben“ vorgegeben werden.
Umso wichtiger ist, dass Teams die Visionen und Ziele für die Zukunft gemeinsam entwickeln. Nur so entsteht ein starkes Commitment und Teihaberschaft am Erfolg.
BANI Modell: Ist VUCA noch aktuell?
Nimmt man die stetige Veränderung beim Wort, so ist das VUCA Modell selbst inzwischen in die Jahre gekommen. Seine Bedeutung und Aussagekraft stehen zunehmend in der Kritik.
Weil VUCA als nicht mehr allzu aktuell gilt, hat sich bereits seit 2020 ein Nachfolgemodell etabliert – das BANI-Modell. Auch hierbei handelt es sich wieder um ein Akronym. BANI steht für…
B = Brittle (brüchig)
Zahlreiche Organisationen und Systeme wirken nur nach außen stark, sind tatsächlich aber brüchig, weil ihnen die nötige Flexibilität zur schnellen Anpassung fehlt. Aktueller Erfolg und innere Stabilität werden so zum Wettbewerbsnachteil und Hemmschuh in der Zukunft.
Wichtige Kompetenzen: mehr Novaturienz und Anpassungsfähigkeit
A = Anxious (Ängstlich)
Angst ist die Folge von Unsicherheit und Ungewissheit. Und viele Menschen habe heute Angst vor der Zukunft, treffen deshalb vorsichtige Entscheidungen oder versuchen Fehler zu vermeiden. Verständlich. Aber ebenso ein Hemmnis für die weitere Entwicklung und das Wachstum.
Wichtige Kompetenzen: mehr Courage und Intuition
N = Non-linear (Nicht linear)
Ob Karriere oder Umsatzwachstum: Erfolg ist keine gerade Linie, die nur eine Richtung kennt: nach oben. Wir müssen heute damit leben und rechnen, dass es mehr Schwankungen und auch stärkere Ausschläge in beide Richtungen gibt. Immerhin: Im Sturm zeigen sich die besten Kapitäne!
Wichtige Kompetenzen: mehr Resilienz und mentale Stärke
I = Incomprehensible (Unverständlich)
Dieser Faktor ist vergleichbar mit der Ambiguität: Die verfügbaren Information sind heute so zahlreich, mehrdeutig und widersprüchlich, sodass es vielen zunehmend schwerfällt, diese noch zu verstehen oder im Kontext zu interpretieren.
Wichtige Kompetenzen: mehr Recherche und analytisches Denken
VUCA vs BANI
Das neue Zeitalter ist geprägt von Chaos und Instabilität: Politik, Klimakrise, Pandemien, Rezession… all diese Entwicklungen zeigen die Notwendigkeit für neue Modelle und Methoden, um angemessen darauf zu reagieren. BANI ist dem VUCA Modell zwar ähnlich, passt sich aber besser der neuen Welt an.
Entwickelt wurde BANI von dem US-Zukunftsforscher Jamais Cascio, der dazu im April 2020 einen „Medium“-Artikel unter dem Titel veröffentlichte: „Facing the Age of Chaos“.
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