Definition: Was bedeutet das Paula Prinzip?
Das Paula Prinzip beschreibt das Phänomen, das Frauen aufgrund von Diskriminierung oder fehlendem Selbstvertrauen zu lange auf einer Stelle ausharren, obwohl sie für den Job längst überqualifiziert sind – und bessere Leistungen erbringen als Männer.
Das Paula Prinzip gilt als Gegenteil zum Peter-Prinzip und erklärt, warum bis heute so viele Frauen im Beruf und bei der Karriere unter ihren Möglichkeiten bleiben und ihre Potenziale nicht ausschöpfen.
Definition & Bedeutung: Peter-Prinzip
Das Peter-Prinzip besagt, dass Arbeitskräfte in einer Hierarchie solange befördert werden, bis sie die Stufe der eigenen Unfähigkeit und Inkompetenz erreicht haben. Sie landen in einer Position, die ihre Fähigkeiten und Qualifikationen übersteigt. Das Peter-Prinzip geht auf den Kanadier Laurence J. Peter zurück, der es als Satire meinte – obwohl es sich im Alltag immer wieder bewahrheitet.
Was sind die Ursachen für das Paula Prinzip?
Laut Wissenschaftlern, wie etwa dem Professor an der UCL in London, Tom Schuller, sind für die Existenz des Paula-Prinzips vor allem 6 Gründe verantwortlich:
1. Diskriminierung
Zwar haben sich die Arbeitsbedingungen für Frauen in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert. Dennoch kämpfen noch immer viele mit Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund ihres Geschlechts. Das beginnt damit, dass junge Frauen „im gebärfähigen Alter“ erst gar nicht eingestellt werden, geht weiter mit einem geringeren Gehalt als Männer für gleiche Arbeit und endet bei sexueller Belästigung im Berufsalltag. All diese Diskriminierungen bremsen die Karriere von Frauen aus.
2. Strukturen
Es arbeiten deutlich mehr Frauen in Teilzeit als Männer. Häufig, weil sie sich um die Kinderbetreuung kümmern. Das aber senkt zugleich ihre Karrierechancen und die Aussicht auf eine Beförderung. Selbst der Wechsel von einem Teilzeitjob auf eine Vollzeitstelle bleibt ihnen oft verwährt. Wissenschaftler sprechen hierbei auch von „Part-time-work shaming“ – Frauen müssen sich rechtfertigen, wenn sie lieber in Teilzeit arbeiten.
3. Selbstvertrauen
Hinzu kommt ein häufig geringeres Selbstvertrauen der Frauen. Während sich Männer eher überschätzen und regelmäßig in Szene setzen oder Selbstmarketing betreiben, trauen sich Frauen weniger zu oder haben gar Angst vor einer Beförderung, weil sie nicht alle Voraussetzungen mitbringen und erfüllen. Oder aber sie bewerben sich gar nicht erst auf Jobs, für die sie durchaus geeignet wären.
4. Netzwerke
Der Punkt hat sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert. Dennoch verfügen Männer meist über größere Seilschaften und netzwerken im Business meist auch besser und intensiver als Frauen. Das verschafft ihnen vor allem Vorteile auf dem verdeckten Arbeitsmarkt. Frauen wiederum fehlen so oft einschlägige Business-Kontakte, Förderer und Mentoren, weshalb sie in geringer qualifizierten Jobs feststecken.
5. Rollen
In Deutschland herrscht noch überwiegend eine klassische Rollenverteilung: Der Mann macht Karriere, die Frau kümmert sich um Kinder und Haushalt. Ähnlich sieht es bei pflegebedürftigen Angehörigen aus: Auch um die kümmern sich meistens die Frauen. Verstärkt wird das Problem durch die geringere Bezahlung der Frauen. So ist es für Paare nur eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung, dass die Frau zurücksteckt, um das höhere Einkommen (des Mannes) zu sichern.
6. Prioritäten
Die letzte Ursache des Paula-Prinzips geht darauf zurück, dass viele Frauen tatsächlich andere Prioritäten setzen als Männer: Viele von ihnen streben keine vertikale Karriere an oder diese nicht an erster Stelle. Auch das sorgt dafür, dass sie weniger schnell auf der Karriereleiter aufsteigen und lieber ihre Fachkarriere forcieren.
Was kann ich gegen das Paula-Prinzip tun?
Ob Peter oder Paula: Wer mehr für Chancengleichheit tun und gegen die strukturelle Ungleichheit unternehmen will, hat ein paar Möglichkeiten:
Bewusstsein schaffen
Wer keine Probleme sieht, hat wenig Grund, etwas zu ändern. Schaffen Sie in Ihrem Unternehmen ein Bewusstsein für das Paula Prinzip und etwaige Optionen für mehr weibliche Karrierewege. Viele Veränderungen lassen sich im Miteinander fördern, indem die Männer und männlichen Chefs einbezogen werden und die Vorteile in Vielfalt und Diversität erkennen.
Netzwerke knüpfen
Netzwerke sind kein Monopol der Männer. Vor allem Frauen sollten frühzeitig damit beginnen Geschäftskontakte zu knüpfen – aber bitte nicht nur weibliche! Das erzeugt lediglich ein neues Ghetto und weibliche Vetternwirtschaft. Frauennetzwerke sind zwar ein guter Start – bei der Karriere helfen aber vor allem die gemischten und „losen“ Kontakte dritten oder vierten Grades.
Selbstbewusstsein stärken
Trauen Sie sich mehr zu – insbesondere als Frau. Wer schon bei einem herausfordernden Jobangebot Zweifel bekommt, sollte sich Mentoren oder einen Coach suchen, der einen dabei (mental) unterstützt, sich persönlich weiterzuentwickeln und mehr zuzutrauen. Profitieren Sie von der Erfahrung anderer – und sei es auch nur eine ehemalige Paula.
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