Was ist die Gefälligkeitsfalle? Einfach erklärt
Die Gefälligkeitsfalle (auch: Reziprozitätseffekt) ist ein manipulatives Spiel mit Wechselseitigkeit von Gefälligkeiten. Einfach erklärt: Wer anderen einen Gefallen tut, erzeugt Schuldgefühle. Der Gefallen-Nehmer fühlt sich anschließend zu einer Gegenleistung verpflichtet (Reziprozität). Genau dieses Prinzip der Gegenseitigkeit steckt auch im Sprichwort „Wie du mir, so ich dir.“
Reziprozität ist Manipulation
Letztlich handelt es sich bei der Gefälligkeitsfalle um Manipulation auf Basis eines schlechten Gewissens. Nicht wenige setzen den psychologischen Trick – bewusst oder unbewusst – ein. Gleichzeitig entfaltet die Gefälligkeitsfalls jedes Mal große Schlagkraft, eben weil sie so subtil wirkt.
Warum tappen so viele in die Gefälligkeitsfalle?
Gegenseitige Gefallen verpflichten subtil. Dahinter steckt das sogenannte Gegenseitigkeitsprinzip und unser menschliches Bedürfnis nach Balance, Fairness und Gerechtigkeit. Einerseits sorgt das Gegenseitigkeitsprinzip dafür, dass Gesellschaften und Beziehungen funktionieren, weil sich Nehmen und Geben die Waage halten. Gleichzeitig lassen sich Menschen damit ganz einfach manipulieren und ausnutzen.
Wenn auch Sie das Gefühl haben, häufiger in eine solche Gefälligkeitsfalle zu tappen, dann treffen womöglich einer oder mehrere der folgenden Punkte auf Sie zu:
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Sie haben den Wunsch nach Zuneigung
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wir möchten bei niemandem etwas schuldig bleiben oder als Schmarotzer und Schnorrer dastehen. Wer also ein positives Selbstbild von sich erhalten will, gibt zurück, was er oder sie bekommt und sichert sich so dauerhaft das Wohlwollen und die Zuneigung der Gruppe.
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Sie haben das Helfersyndrom
Wer anderen unter die Arme greift, tut Gutes. Menschen mit Helfersyndrom gehen aber weiter: Sie werten sich selbst über ihre aufopferungsvolle Hilfe auf. Einen Gefallen erwidern sie nicht einfach – sie zahlen ihn hundertfach heim. Wer das spürt, kann das freilich auch fies ausnutzen.
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Sie haben Angst vor Konsequenzen
Wer in der Gefälligkeitsfalle sitzt, befürchtet Sanktionen, soziale Ausgrenzung oder gar einen Gesichtsverlust, wenn wir ein Geschenk nicht erwidern oder gar die Bitte vom Chef mit einem beherzten „Nein“ ausschlagen.
Folgen der Gefälligkeitsfalle
Am Ende ist es bei der Gefälligkeitsfalle wie mit allen Manipulationstechniken: Wer das mit sich machen lässt, wird zum Opfer – und hemmungslos ausgenutzt. Und je enger unser Verhältnis zu unserem Gegenüber ist, desto schwieriger wird es, aus der Falle herauszukommen.
Studien zufolge sagen zum Beispiel 57 Prozent der Männer und 61 Prozent der Frauen, sie tun sich Freunden gegenüber besonders schwer damit, die Bitte um einen Gefallen auszuschlagen. Natürlich ist es in einer Ellenbogengesellschaft prinzipiell nicht schlecht, hilfsbereit und ein Stück weit selbstlos zu sein. Bei Menschen in der Gefälligkeitsfalle ist aber das gesunde Maß verloren gegangen – mit gravierdenden Folgen:
- Sie gefährden Ihre Gesundheit
Wer die Wünsche und Erwartungen permanent über die eigenen Bedürfnisse stellt, betreibt Raubbau am eigenen Körper. Häufige Folgen und Symptome sind: Schlafstörungen, Bluthochdruck, Rückenschmerzen und Magen-Darm-Erkrankungen. - Sie verlieren an Respekt
Wer zu allem Ja und Amen sagt, wird nicht gerade geschätzt. Im Gegenteil: Die Leute unterstellen so jemanden, dass er oder sie kein Rückgrat hat. Motto: „Mit dem kann man es ja machen!“ Es ist ein bisschen wie mit Angebot und Nachfrage: Was allzu leicht zu haben ist, verliert an Wert. - Sie werden fremdbestimmt
Statt selbstbestimmt und selbstbewusst zu entscheiden, wem und wann Sie einen Gefallen erwidern, bestimmen andere darüber. Nicht nur der Respekt leidet darunter, sondern auch der eigene Ruf. Folglich ziehen Sie noch mehr Menschen an, die Sie ausnutzen und Sie geraten immer tiefer in die Gefälligkeitsfalle.
Es gibt gute Gründe, um aus der Gefälligkeitsfalle ausbrechen. Eine solche Abgrenzung funktioniert vor allem durch Klarheit und indem wir wieder Verantwortung für uns selbst übernehmen.
Raus aus der Gefälligkeitsfalle: Was tun?
Laut Psychologen ist häufiges Nachgeben und Erfüllen von Erwartungen einer der größten Risikofaktoren für einen Burnout. Wer permanent seine eigenen Bedürfnisse ignoriert, kommt schlicht zu kurz.
Falls Sie bis hierher oft genickt haben, wird es Zeit, etwas gegen die Gefälligkeitsfalle zu tun. Leicht wird das nicht, aber auch nicht unmöglich. So gelingt es:
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Seien Sie misstrauisch
Der wichtigste Schritt ist, das Spiel mit der Reziprozität zu erkennen und zu entlarven. Verfolgt Ihr Gegenüber mit einem Gefallen oder Geschenk einen Hintergedanken? Gesundes Misstrauen schadet nicht, wenn Sie ein so verlockendes Angebot bekommen, dass es zu schön ist, um wahr zu sein.
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Sagen Sie Nein
Das wohl effektivste Mittel gegen den Reziprozitätseffekt ist schlicht: Nein sagen. Das kann die stoische Ablehnung sein, wenn sich Ihnen jemand aufdrängt. Ebenso das Nein, um der eigenen Bequemlichkeit nicht zu erliegen. Manche Arbeiten und Probleme sollten Sie einfach selber lösen und so Ihre Autonomie bewahren.
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Ignorieren Sie Ihre Schuldgefühle
Zugegeben, der Tipp ist schwer umzusetzen. Wenn einen massive Schuldgefühle plagen, übernehmen Emotionen die Entscheidung. Widerstehen Sie dem Drang dennoch. Sie sind sonst nur angreifbar. Erinnern Sie sich: Das Gegenseitigkeitsprinzip versucht, Ihnen eben dieses schlechte Gewissen einzureden. Das ist pure Manipulation – und nicht jeder, der Nein sagt oder Grenzen setzt, ist automatisch egoistisch!
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Spielen Sie mit
In allen Fällen, in denen Sie erkennen, dass die gemachten Offerten einen subtilen Zweck verfolgen, drehen Sie den Spieß ruhig mal herum: Nehmen Sie das Geschenk dankend an, mehr aber nicht. Gemäß dem Gegenseitigkeitsprinzip sollte schließlich jeder Versuch, Sie auszunutzen, ebenfalls ausgenutzt werden. Sie erinnern sich? Wie du mir, so ich dir…
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