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Neurotisch: Definition, Bedeutung + positive Eigenschaften

Was ist neurotisch? Die meisten verbinden mit einem Neurotiker einen merkwürdigen Menschen mit allerlei Macken und Marotten. Ein Klischee. Tatsächlich zeichnet sich neurotisches Verhalten durch starke Schwankungen, hohe Sensibilität und allerlei Ängste aus. Was es bedeutet, neurotisch zu sein; wie sich eine Neurose äußert – und warum Neurotizismus auch einige besonders positive Eigenschaften hat, die Sie erfolgreicher machen können…



Neurotisch: Definition, Bedeutung + positive Eigenschaften

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Definition: Was bedeutet neurotisch?

Neurotisch (Substantiv: Neurotizismus) beschreibt in der Persönlichkeitspsychologie einen emotional labilen Menschen, dessen Verhalten als extrem schwankend sowie oft übertrieben – nicht der Norm entsprechend – wahrgenommen wird.

Neurotische Menschen sind hochsensibel und leicht aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen. Sie reagieren übermäßig auf Stress und kämpfen häufig mit Ängsten, Sorgen, Schuldgefühlen oder Stimmungsschwankungen. Gleichzeitig ermöglicht ihnen ihre Sensibilität, anderen mit größerer Empathie zu begegnen.

Was sind die Ursachen für neurotisches Verhalten?

Sind Menschen neurotisch, dann kommen oft mehrere Ursachen zusammen. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass Neurotizismus zum Teil genetisch bedingt ist, also bis zu einem gewissen Grad vererbt wird. Teilweise weisen neurotische Menschen sogar Unterschiede in der Hirnfunktion auf. Hinzu kommen schwere Traumata in der Kindheit oder sexuelle Probleme, die ebenfalls zu emotionaler Instabilität bei Erwachsenen führen können.

Schätzungen gehen heute davon aus, dass rund 25 Prozent der Bevölkerung neurotische Symptome zeigen. Manches nehmen Außenstehende nur als Macke oder Marotte wahr. Je nach Ausprägung können solche Ticks aber enormen Leidensdruck verursachen.

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Wie äußert sich Neurotizismus?

Neurotizismus gehört zu den sogenannten Big Five (auch: OCEAN-Modell). Dabei handelt es sich um das wissenschaftlich anerkannte Fünf-Faktoren-Modell zur Persönlichkeitsanalyse. Danach lässt sich jeder Mensch anhand der unterschiedlichen Ausprägungen von fünf Charaktereigenschaften definieren: Neben Neurotizismus zählen dazu: Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion sowie Verträglichkeit.

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Neurotizismus Test + Symptome

Neurotizismus schließt zum Beispiel Wesenszüge wie Launenhaftigkeit, Reizbarkeit oder Nervosität ein. Zu den häufigsten Eigenschaften neurotischer Menschen gehören:

  • Ich bin häufig unsicher und schüchtern.
  • Ich habe häufig Selbstzweifel und Ängste.
  • Mit Stress kann ich schlecht umgehen.
  • Ich fühle mich oft emotional unausgeglichen.
  • Stress belastet mich und ich werde schnell nervös.
  • Manchmal plagen mich starke Stimmungsschwankungen.
  • Ich habe eine generelle Neigung zu negativen Gefühlen.
  • Ich habe Probleme damit, durchzuhalten und Dinge fertig zu bringen.
  • Oft überkommt mich große Traurigkeit.
  • Ich grüble viel und mache mir zu allem Sorgen.
  • Ich bin oft unruhig und schreckhaft.
  • Ich kann meine impulsiven Gefühle schlecht kontrollieren.
  • Ich werde schnell neidisch auf andere oder eifersüchtig.

Diese Aussagen können Sie gleich online abhaken und als eine Art Neurose Test nutzen: Je mehr davon auf Sie zutrifft, desto neurotischer sind Sie vermutlich – oder wirken zumindest so auf andere.

Was ist eine Neurose – einfach erklärt?

Neurose ist ein veralteter Begriff nach Sigmund Freud. Als Neurose wurde in der Psychologie eine psychosoziale Störung und Erkrankungsgruppe (ICD-10) bezeichnet, die unterschiedliche Ursachen und Ausprägungen haben kann. Dazu zählen zum Beispiel Angststörungen (Angst vor Insekten, Klaustrophobie), Zwangsstörungen (Waschzwang, Kontrollzwang), dissoziative Störungen (multiple Persönlichkeitsstörung), histrionische Störungen (Egozentrik, Profilneurose) oder eine neurotische Depression.

Neurosen und Neurotizismus werden häufig verwechselt. Während Neurotizismus ein Persönlichkeitsmerkmal ist, beschreiben Neurosen heute vor allem depressive oder neurotische Angststörungen.


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Wie wirkt sich Neurotizismus auf Beziehungen aus?

Hohe Neurotizismus-Werte können sich negativ auf Beziehungen und die Partnerschaft auswirken. Das neurotische Verhalten kann andere auf Dauer nerven, verärgern oder sogar verstören. Beispiele: Neurotische Menschen…

  • beschweren sich übertrieben oft.
  • machen aus kleinen Problemen große.
  • sind schnell eifersüchtig.
  • benötigen häufiger positive Bestätigung.
  • brauchen verstärkt Unterstützung.
  • sind pedantisch und neigen zum Perfektionismus.

Dieser ausgeprägte Neurotizismus schürt schließlich zahlreiche Konflikte, die die Beziehung auf Dauer belasten und schließlich dazu führen, dass sich die Menschen von den Betroffenen trennen. Auch, weil Neurotiker ihre starken Gefühlsausbrüche und Schwankungen nicht regulieren können und unter Kontrolle haben.

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Neurotisch? Dann nutzen Sie dessen Stärken!

Stark ausgeprägter Neurotizismus wird häufig auf emotionale Labilität beschränkt – also ein negatives Persönlichkeitsmerkmal. Diese Sichtweise ist allerdings zu einseitig. Mit dem Neurotizismus gehen ebenso Eigenschaften und positive Fähigkeiten einher, die Sie als Stärke nutzen können. Beispiele:

Sie sind aufmerksam

Neurotische Menschen nehmen alles um sich herum stärker und besonders aufmerksam wahr: Die Körpersprache des Gegenübers, dessen Wortwahl und Betonung… Dadurch bleibt neurotischen Menschen wenig verborgen und sie erkennen schon frühzeitig, wenn es anderen schlechter geht. Das verleiht ihnen mehr Einfühlungsvermögen.

Sie kennen sich selbst

Durch ihre Persönlichkeit sind sich neurotische Menschen der eigenen Stärken und Schwächen meist genau bewusst. Das führt zu größerer Selbsterkenntnis und Menschenkenntnis generell. Beides verbessert wieder den Umgang mit anderen.

Sie sind schlau

Neurotizismus zeigt sich zwar oft durch Ängste und Unsicherheit. Studien deuten aber zugleich darauf hin, dass Neurotiker oft einen höheren IQ haben. Die Forscher erklären den Zusammenhang zwischen Sorgen machen und höherer Intelligenz mit der Aktivität des Gehirns: Das ständige Grübeln funktioniere wie eine Art Gehirnjogging.

Sie sind hilfsbereit

Neurotische Menschen machen sich nicht nur Sorgen um sich selbst, sondern kümmern sich ebenso häufig um ihre Familie, Freunde oder Arbeitskollegen. Wenn es Schwierigkeiten gibt, sind sie stets bereit, ihre Hilfe anzubieten oder Probleme zu lösen. Diese Hilfsbereitschaft macht sie sympathisch und zu guten Teamplayern.

Sie treffen langfristige Entscheidungen

Immer alles überdenken, noch eine Nacht darüber schlafen… das macht Entscheidungen vielleicht langsamer, aber oft auch besser. Neurotiker handeln selten aus dem Affekt, sondern überlegt und profitieren so von den langfristig positiven Folgen.

Sie leben länger

Die vielen Ängste und sorgenvollen Gedanken neurotischer Menschen haben zwar einen negativen Effekt auf die Psyche, dafür aber einen positiven auf die Gesundheit. Kurz: Neurotiker leben länger, fand eine Studie heraus. Der Grund: Sie sind aufmerksamer und vorsichtiger, wenn es um ihre Gesundheit geht. Sie nehmen Warnsignale des Körpers eher wahr und gehen regelmäßiger zum Arzt.

Was kann ich vorbeugend gegen Neurotizismus tun?

Falls Sie bei sich einen starken Hang zum Neurotizismus feststellen, gibt es durchaus ein paar Selbsthilfe-Strategien, um besser damit umzugehen und möglichen Symptomen vorzubeugen:

  • Vermeiden Sie Stress und schaffen Sie Ausgleich durch Bewegung.
  • Suchen Sie sich ein stabilisierendes soziales Umfeld und treffen Sie sich öfter mit Freunden.
  • Setzen Sie sich mit Ihren Emotionen auseinander und verdrängen Sie diese nicht.
  • Versuchen Sie Erlebnisse und Erfahrungen durch Selbstreflexion zu verarbeiten.
  • Führen Sie regelmäßig ein Dankbarkeits-Tagebuch um Ihre Resilienz zu stärken.
  • Üben Sie weniger Druck auf sich aus und senken Sie Ihre Erwartungen
  • Trainieren Sie mehr Achtsamkeit und meditieren Sie, um den Stress zu senken.
  • Wenn nichts hilft: Suchen Sie sich professionelle Hilfe durch Arzt oder Therapeuten. Eine kognitive Verhaltenstherapie (CBT) hilft zum Beispiel gegen Ängste; die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) gegen negative Gefühle.

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