Scheitern: Psychologie, Beispiele + Chancen

Scheitern gehört zum Leben. Vieles scheitert: Partnerschaften und Ehen, Karrieren und Koalitionen, Reformen, Ziele, Träume und Pläne finden ein abruptes Ende. Das tut immer weh. Betroffene empfinden Scham- und Schuldgefühle. Doch stecken im Misserfolg ebenso zahlreiche Chancen. Über die Psychologie des Scheiterns und wie wir Niederlagen nutzen können…

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Definition: Was bedeutet Scheitern?

Scheitern (englisch: fail, failure) ist das endgültige Nicht-Erreichen eines Ziels und unumkehrbare Ende von Ideen, Plänen und Träumen. Durch Scheitern werden Aufgaben nicht erfolgreich bewältigt oder ein Vorhaben final zunichte gemacht. Aus und vorbei.

Anders als ein Fehler lässt sich Scheitern nicht so leicht korrigieren. Allerdings ist es auch nicht objektiv messbar: Was für den einen bereits gescheitert ist, hat für andere noch Potenzial.

Woran kann man scheitern?

Menschen scheitern sowohl im Privat- wie auch im Berufsleben. Häufige Bespiele, womit Menschen scheitern, sind:

  • Ehe, Beziehungen, Freundschaften
  • Job und Karriere
  • Ausbildung und Studium
  • Selbstständigkeit und Business
  • Private Finanzen und Insolvenz

Was ist der Unterschied zwischen Scheitern und Versagen?

Beide Begriffe – Scheitern und Versagen – werden häufig synonym verwendet. Es gibt jedoch einen kleinen Unterschied: Der Begriff Versagen bezieht sich darauf, dass Erwartungen nicht erfüllt wurden – eigene oder äußere. Beim Scheitern platzen Pläne oder Träume. Das kann an falschen Vorstellungen und Erwartungen liegen – oder an externen Entwicklungen.

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Scheitern: Synonym und Herkunft

Synonyme für Scheitern sind: Misserfolg, Versagen, an die Wand fahren oder auf die Nase fallen. Die Herkunft des Begriffs liegt im Wort „Scheiter“ = Holzscheit, Spaltholz. Daraus leitete sich später die Redewendung „in Scheiter gehen“ für „auseinanderbrechen“ oder „in Trümmer zerbrechen“ ab.

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Psychologie: Warum ist Scheitern so negativ?

Fehler passieren, nicht alles kann funktionieren. Dem Scheitern haftet allerdings die unangenehme Eigenschaft des Besiegelten an: Wer scheitert, der versagt gründlich und endgültig ohne eine gefühlt zweite Chance. Das macht den Misserfolg so negativ und destruktiv. Laut einer US-Studie empfinden die meisten Menschen Fehler als Bedrohung ihres Egos. Betroffene nehmen das immer persönlich, was sie aber zugleich daran hindert, daraus zu lernen.

Scheitern erzeugt nicht nur starke Scham- und Schuldgefühle. Es kratzt ebenso am Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Wir unterstellen stets, dass wir es hätten besser machen können. Also waren wir nicht gut genug – unfähig, zu doof. Ein psychologischer Teufelskreis.

Deutschland: Keine Kultur des Scheiterns

In Deutschland herrscht die zweitschlechteste Fehlertoleranz weltweit. Nur in Singapur haben die Menschen ein noch schlechteres Verhältnis zu ihren eigenen Fehlern. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie von Michael Frese. Der Wirtschaftspsychologe und Fehlerforscher an der Leuphana Universität Lüneburg wertete dazu zusammen mit internationalen Kollegen die Fehlerkultur in 61 Ländern aus. Ergebnis: Kaum einer ist so streng mit sich, wie die Deutschen.

Forscher der Universität Hohenheim bestätigen: Die Deutschen sind maximal risikoscheu. Deshalb sichern wir uns doppelt und dreifach ab, machen alles gründlich und lähmen uns mit einer überbordenden Bürokratie, während das Silicon Valley durch Trial and Error einen Weltmarktführer nach dem anderen hervorbringt.

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Prominente Scheitern Beispiele

Die meisten Menschen suchen sich positive Vorbilder – als Ansporn und Beispiel für den eigenen Erfolg. Dabei wissen wir aus der Psychologie, dass wir aus Fehlern oft viel mehr lernen. Und tatsächlich: Viele Erfolgreiche sind schon gescheitert…

  • Der Hollywood-Schauspieler Jim Carrey zum Beispiel flog im Alter von 15 Jahren von der Schule und lebte eine Zeit ärmlich in einem Wohnwagen. Dennoch kämpfte er sich durch und verfolgte sein Ziel, einmal ein großer Komiker zu werden.
  • Multimillionär und Multiunternehmer Richard Branson litt einst an Dyslexie (Lese- und Schreibschwäche), was ihn aber nie davon abhielt ein Plattenlabel und eine Fluggesellschaft zu gründen.
  • Pablo Picasso schuf mehr als 1800 Gemälde, 1200 Skulpturen, 2800 Keramiken und 1000 Zeichnungen. Davon ist aber nur ein Bruchteil bemerkenswert.
  • Die Autoren Stephen King („Es“) und Joanne K. Rowling („Harry Potter“) fanden lange keinen Verlag für ihre späteren Bestseller.
  • Die US-Moderatorin und Unternehmerin Oprah Winfrey wurde bereits mit 14 schwanger, verlor ihr Kind allerdings und riss von zuhause aus. Zudem wurde sie von ihrem Cousin, Onkel und einem Familienfreund sexuell belästigt. Nicht der beste Start… Heute gehört sie zu einer der einflussreichsten und reichsten Frauen in den USA.

Der Schauspieler und Oscar-Preisträger Tom Hanks sagt selbst: „Es ist schön, wenn es klappt, aber in Wirklichkeit ist das Verhältnis von Misserfolg zu Erfolg eher 80:20 – 80 Prozent von dem, was man tut, funktioniert nicht.“

Lesetipp: Das Paradox der Exzellenz – warum Erfolgreiche scheitern

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Scheitern als Chance: Wie kann ich daraus lernen?

Scheitern schmerzt. Immer. Egal, ob zerbrochene Beziehung, plötzlicher Jobverlust oder das Ende vom eigenen Business: Die größte Angst ist, die Menschen könnten uns dafür auslachen und kritisieren. Wir sind blamiert – und als Versager und Loser gebrandmarkt…

Dabei kann Scheitern ebenso eine Chance für einen Neuanfang sein. Ein wunderbarer Lehrmeister, aus dem eine noch bessere Idee hervorgeht. Großartige Erfindungen wie Penicillin, Post-its oder die Microwelle hätte es nie gegeben, wären ihre Entdecker nicht zuvor gescheitert. Allerdings machten sie etwas aus dem Mist…

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Umgang mit Niederlagen: Scheitern ist keine Schande

In der Psychologie gibt es klassische Bewältigungsstrategien für Niederlagen und den Umgang mit Rückschlägen und Lebenskrisen. Die folgenden Tipps lassen sich auf das Berufsleben genauso anwenden wie auf das private Scheitern:

  1. Niederlage eingestehen

    Versuchen Sie eine Niederlage nicht zu verleugnen oder schönzureden. Selbstbetrug bringt Sie nicht weiter. Der erste Schritt ist immer Akzeptanz. Lassen Sie die Gefühle zu, Trauern ist okay (siehe: 24-Stunden-Regel). Erst dadurch werden Sie wieder handlungsfähig und können aus dem Fehler lernen.

  2. Ursachen erforschen

    Nachdem Sie den ersten Frust überwunden haben, versuchen Sie mit kühlen Kopf zu analysieren, warum Sie gescheitert sind: Was waren die Ursachen? Welche Anzeichen gab es zuvor? Wie konnte es soweit kommen? Was hätten Sie besser machen können? Statt in Schockstarre zu verfallen, verhilft Ihnen diese Analyse bereits zu ersten Lernerfolgen.

  3. Selbstglaube gewinnen

    Versinken Sie jetzt nicht in Selbstmitleid, sondern blicken Sie wieder nach vorne: Das Eine ist beendet und vorbei – das Leben geht weiter. Und wenn sich eine Tür schließt, öffnen sich oft neue, bessere. Erfolg ist kein Glück, sondern wird gemacht – machmal auch aus einem Scherbenhaufen. Entscheidend ist, dass Sie Ihren Selbstglauben an die eigenen Stärken behalten.

  4. Chancen erkennen

    Es ist oft eine Frage der Definition und Bewertung von Niederlagen. Menschen mit einem sogenannten Growth Mindset betrachten Schicksalsschläge als Chance für persönliches Wachstum. Sie fragen nicht „Warum ich?“, sondern: „Wozu dient mir das?“ Allein diese Grundhaltung sorgt dafür, dass aus Fehlern mehr lernen und ein zufriedeneres, erfüllteres Leben führen.

  5. Ziele formulieren

    Krisen sind Chancen – das ist nicht nur ein Spruch. Sie können tatsächlich die Tür zu einem Neustart oder einer beruflichen Neuorientierung sein, wenn wir die Gelegenheit nutzen, unsere Lebensziele zu überdenken und neu zu formulieren.

Das größte Potenzial des Scheiterns liegt in unserer generellen Einstellung dazu: Behalten wir den Optimismus und Mut, Neues auszuprobieren, Risiken einzugehen und unsere Ziele beharrlich weiter zu verfolgen? Dann kann aus einer Reihe von Misserfolgen immer noch ein großer Erfolg werden.

Und wer erst einmal ein paar dieser Tiefen und Täler überwunden hat, geht daraus immer stärker hervor. Denn jetzt wissen wir nicht nur, dass wir scheitern können – wir wissen auch, dass wir jede Krise aus eigener Kraft überwinden können. Und mit dem (Selbst-)Bewusstsein haut uns so schnell nichts mehr aus der Bahn…


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