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Wendy-Syndrom: Vorsicht vor zu viel Unterstützung

Das Wendy-Syndrom beschreibt besonders aufopferungsvolles Verhalten. Benannt ist es nach der fiktiven Figur Wendy, der Schwester von Peter Pan. Häufig ist das Phänomen bei Frauen zu beobachten, die sich plötzlich ungewollt in einer Mutterrolle wiederfinden. Und hier ist Vorsicht angebracht: Das Wendy-Syndrom kann in schädliche Beziehungen und enorme psychische Abhängigkeit führen. Tipps, wie Sie dem entgehen und vermeiden, ausgenutzt zu werden…



Wendy-Syndrom: Vorsicht vor zu viel Unterstützung

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Definition + Psychologie: Was ist das Wendy-Syndrom?

Frauen leiden unter dem Wendy-Syndrom, wenn sie sämtliche Aufgaben erledigen und die komplette Verantwortung für alles übernehmen. Mittlerweile hat diese Verhaltensweise zwar Eingang in die Wissenschaft gefunden, aber es ist keine Krankheit im psychologischen Sinne. Vielmehr stecken dahinter die populärwissenschaftlichen Beschreibungen des Familientherapeuten Dan Kiley. Der greift allerdings auf typisch psychologische Begrifflichkeiten wie „Syndrom“ und „Symptome“ zurück.

Wendy ist eine weibliche Figur in einer Kindergeschichte von James M. Barrie. Sie ist die ältere Schwester von Peter Pan. Der unbekümmerten Hauptfigur der gleichnamigen Erzählung, die nach Nimmerland gebeten wird, um sich dort um die „verlorenen Jungs zu kümmern“. Wendy willigt unter der Bedingung ein, zusammen mit ihren beiden Brüdern nach Nimmerland reisen zu dürfen. Die Insel ist ein Fantasieort, an dem Kinder nie erwachsen werden. Gleichzeitig gibt es reale Gefahren in Person von Indianern, Meerjungfrauen, Piraten und Feen.

Wendy Syndrom Symptome

Obwohl Wendy selbst noch nicht erwachsen ist, übernimmt sie die Rolle der Mutter. Sie sorgt für Essen, saubere Wäsche und unterrichtet sogar die Kinder. Wendys Verhalten zeichnet sich vor allem durch große Aufopferung und Hingabe aus. Und so gestaltet sich auch im realen Leben der Alltag vieler „Wendys“.

Neben der tatsächlichen Erziehungsarbeit und Berufstätigkeit übernehmen sie zahlreiche andere Aufgaben. Sie kümmern sich um Termine und Hausarbeit, sehen die unsichtbare Arbeit und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Diese Eigenschaften klingen zunächst positiv. Schließlich sind hilfsbereite Menschen beliebt. Doch die Sache hat einen Haken: Das Wendy-Syndrom führt zu Mental Load.

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Peter-Pan-Syndrom

Das Wendy-Syndrom beschreibt eine Person, die sich aufopferungsvoll um andere kümmert. Das Phänomen braucht einen Gegenpart, eine Person, welche die Hilfe in Anspruch nimmt. Hier kommt das Peter-Pan-Syndrom ins Spiel. Obwohl beide Formen theoretisch bei beiden Geschlechtern vorkommen können, sind vom Wendy-Syndrom meist Frauen, vom Peter-Pan-Syndrom hingegen eher Männer betroffen.

Positiv formuliert könnte man sagen: Das Wendy- und das Peter-Pan-Syndrom sind wie Yin und Yang und bedingen sich gegenseitig. Das Wendy-Syndrom ist daher auch als Partnersyndrom bekannt. Allerdings sind weder das Peter-Pan-, noch das Wendy-Syndrom wirklich gesunde, reife Verhaltensweisen.

Peter Syndrom Symptome

Das Peter-Pan-Syndrom bezeichnet in der Regel Männer, die folgende Verhaltensweisen an den Tag legen:

  • Unreifes Verhalten
  • Tagträumen nachhängen
  • Keine Verantwortung übernehmen
  • Sprunghaftes, narzisstisches und beziehungsgestörtes Verhalten
  • Keine tiefen Gefühle

Sie sehnen sich nach Abenteuer und Leichtigkeit wie Peter Pan. Diese Figur lehnt es ab, erwachsen zu werden. Ein solches Verhalten schlägt sich dann häufig auch im Job nieder: Meist haben die Betroffenen keinen besonderen Ehrgeiz, sind Studienabbrecher, arbeiten in Teilzeit und tun wenig, um beruflich voranzukommen.

Diese Sorte Mann trifft auf eine Sorte Frau, die darin aufgeht, den Partner und/oder die Kinder zu bemuttern, zu putzen, kochen und alles zu erledigen, was anfällt, ohne auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Sobald die Beziehung zu Frauen mit Wendy-Syndrom den Anschein von Verantwortungsübernahme und ein höheres Maß an Verantwortlichkeit erfordern, beenden die Peter Pans diese Beziehung. Oft suchen sie sich dann naivere Frauen, weil sie hier erneut weniger Verantwortung übernehmen und sorgenfrei in den Tag hineinleben können.

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Wendy-Syndrom Ursachen: Gründe für die Mutterrolle

Die Konstellation im Wendy-Syndrom ist somit alles andere als ausgewogen. Daher stellt sich die Frage: Warum verhalten sich moderne Frauen dennoch so? Wer anderen jeden Wunsch von den Augen abliest und macht und tut, bietet wenig Angriffsfläche. Und darum geht es Frauen mit Wendy-Syndrom: Häufig verbirgt sich hier ein geringes Selbstwertgefühl. Im Wesentlichen sind es drei Ursachen, die sich dahinter verbergen:

1. Sie haben Angst vor Ablehnung

Die Betroffenen haben große Angst vor Ablehnung und Einsamkeit. Das führt zu einem weiteren Problem: Sie können kaum nein sagen, weil sie unbedingt gemocht werden wollen. Das sorgt für eine sich zunehmend verstärkende Abwärtsspirale sowie wachsende Abhängigkeit. Für diesen Wunsch nach Gemeinschaft und Freundschaft bringen die Betroffenen große Opfer.

2. Sie können sich schlecht abgrenzen

Betroffene ignorieren ihre eigenen Wünsche oder ordnen sie den Wünschen anderer unter. Auch Kollegen nehmen diese scheinbare Hilfsbereitschaft gerne in Anspruch genommen. Problematisch ist, dass die Betroffenen sich schlecht abgrenzen können. Und wer in partnerschaftlichen Beziehungen komplett hinter dem anderen verschwindet, hat im Job häufig ähnliche Probleme. Ihnen fehlt es insgesamt an Selbstbewusstsein. Statt sich dreisten Kollegen entgegenzustellen, kommt es zur Selbstausbeutung. Bevor sie Widerstand zeigen, arbeiten sie lieber doppelt und dreifach.

3. Sie haben ein großes Harmoniebedürfnis

Frauen mit Wendy-Syndrom sind konfliktscheu. Sie hassen Konflikte und gehen deshalb Problemen aus dem Weg. Großes Harmoniebedürfnis kommt zwar häufig vor, aber Wendys treiben es auf die Spitze. Dieses Verhalten zeigen sie nicht nur bei kleineren Reibereien. Und immer verleugnen sie eigene Werte und Vorstellungen, „um des lieben Friedens willen“. Paradoxerweise schürt das erst Konflikte: Statt bereits bei kleineren Zwisten direkt das Gespräch zu suchen, weichen sie aus. So können auf Missverständnissen basierende Probleme erst zu etwas Großem anwachsen.

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Konsequenzen des Wendy-Syndroms

Gerne schreibt die Gesellschaft Frauen die fürsorgliche Komponente zu. Nicht umsonst spricht man von „Mutterrolle“ und „bemuttern“ im Zusammenhang mit dem Wendy-Syndrom. Es lässt sich darüber streiten, wie hoch der Anteil genetischer Faktoren ist. Wie häufig bei psychologischen Themen, nimmt die Forschung auch beim Wendy-Syndrom eine Mischung aus Anlage und Umgebung an.

Bei Frauen sind zum Beispiel bestimmte Verhaltensweisen wie Bescheidenheit und gemäßigtes Verhalten gesellschaftlich erwünscht. Aggressionen und lautstarkes Auftreten hingegen billigen viele vor allem Männern zu. Ebenfalls können kulturelle Faktoren das Wendy-Syndrom begünstigen. Die Folgen dieses Verhaltens:

1. Perfektionismus

Frauen mit Wendy-Syndrom sind angstgeleitet. Die Angst, nie zu genügen, führt zu perfektionistischem Verhalten. Und passiert ein Fehler, befürchten sie sofort das Schlimmste.

2. Überarbeitung

Das obige Verhalten mündet direkt ins nächste Problem: Wer ständig Aufgaben für andere neben den eigenen erledigt, ist irgendwann völlig erschöpft und überarbeitet. Dies kann sogar in einen Burnout münden.

3. Isolation

Wer sich für seinen Partner und/oder Kinder aufopfert, isoliert sich von anderen sozialen Kontakten, pflegt keine Hobbys und erhält weniger intellektuellen Input. Stattdessen kreisen Betroffene ständig um dieselben Themen. Auch das wirkt sich beruflich negativ aus, da Sie so von internen Entwicklungen abgeschnitten sind.

Wendy-Syndrom Test: Sind Sie betroffen?

Hier können Sie in einem kurzen Selbsttest überprüfen, ob Sie womöglich selbst unter dem Wendy-Syndrom leiden. Einfach zutreffende Aussagen im Browser anklicken und dann zählen:

  • Sie haben Schwierigkeiten, Ihre eigenen Wünsche zu formulieren.
  • Die Probleme anderer machen Sie häufig zu Ihren eigenen.
  • Ihr Partner drückt sich ständig vor der Hausarbeit.
  • Aufgaben im Haushalt übernimmt Ihr Partner nur, wenn Sie ihm Bescheid sagen.
  • Entscheidungen zu Urlaub, Essen, Freizeitaktivitäten oder sonstigem bleiben immer an Ihnen hängen.
  • Bei Konflikten verhält sich Ihr Partner kindisch und trotzig.
  • Sie arbeiten auch nach Feierabend noch im Haushalt, während Ihr Partner einem Hobby nachgeht.
  • Auf der Arbeit fallen häufig Überstunden an, weil Sie Kollegen helfen.
  • Sie haben sofort ein schlechtes Gewissen, wenn Sie mal nein sagen.
  • Wenn Sie mal um Hilfe bitten, hat niemand Zeit für Sie.

Auflösung: Konnten Sie nur drei Aussagen zustimmen, ist alles im Lot. Sie leiden nicht am Wendy-Syndrom, auch wenn Ihr Partner mal weniger mithilft oder ein Kollege häufiger um Hilfe bittet. Fragen ist schließlich erlaubt. Die Dosis macht das Gift: Ständige Überstunden, häufige Bitten anderer sowie Zustimmung bei mehr als drei Fragen sind kritisch. Unsere Tipps dagegen:

Tipps gegen Selbstausbeutung: Das können Sie tun

  • Reflektieren Sie die Situation

    Wer bei sich Anzeichen des Wendy-Syndroms beobachtet oder glaubt, anfällig dafür zu sein, sollte innehalten: Sicher gibt es Phasen, in denen nahestehende Personen mehr Aufmerksamkeit als sonst brauchen, beispielsweise im Krankheitsfall oder bei kleinen Kindern. Vergessen Sie dabei aber auch sich selbst und Ihre Bedürfnisse nicht. Die sind nicht weniger wichtig!

  • Sorgen Sie für Ausgleich

    Wird das Kümmern und Bemuttern zum Dauerzustand und zieht sich der Partner aus der Verantwortung raus, sollten Sie hellhörig werden. Jeder Mensch braucht einen Ausgleich, nicht nur um seine persönliche Entwicklung zu ermöglichen, sondern auch um neue Kraft für anstehende Aufgaben zu tanken. Das können Hobbys und Sport sein, aber auch Fortbildungen, die Sie beruflich weiterbringen.

  • Beobachten Sie Ihren Partner

    (Oder Kollegen.) Wer sich ständig für andere auspowert, bleibt irgendwann ausgebrannt und traurig zurück. Dann bereuen Sie, nicht auf Ihre eigenen Bedürfnisse geachtet und Chancen ergriffen zu haben. In einer gleichberechtigten Beziehung wird Ihrem Partner ebenfalls daran gelegen sein, Sie zu unterstützen.

  • Ergreifen Sie Maßnahmen

    Das größte Problem beim Wendy-Syndrom nach Meinung von Humbelina Robles, Professorin für Psychologie an der Universität von Granada: Die Betroffenen erkennen nur selten, dass sie und ihr Partner Teil desselben Problems sind. Voraussetzung dafür, eine psychisch schädliche Verhaltensweise zu ändern ist aber, dass Sie sich dessen bewusst werden. Erst wer erkennt, dass er oder sie ein Problem hat, kann etwas dagegen tun. Dafür geeignet ist eine Verhaltenstherapie. Wichtig: Robles betont, dass die richtige Therapie sich nicht nur auf den Klienten konzentrieren sollte, sondern gleichermaßen den Partner beziehungsweise die Familie miteinbeziehen muss, um erfolgreich zu sein.


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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]