Definition: Was sind Überzeugungen?
Überzeugungen sind tiefgreifende Gedanken, unbewusste Annahmen und Glaubenssätze über uns selbst oder die Welt um uns herum. Diese Einstellungen empfinden wir als unbedingt wahr, weshalb sie großen Einfluss auf unser Leben, Denken, Fühlen und Handeln haben.
Diese tief verwurzelten Werte prägen unsere Wahrnehmung genauso wie unsere Meinungen und Entscheidungen. Gleichzeitig lenken die menschlichen Überzeugungen unsere Aufmerksamkeit und bestimmen, wie wir Dinge interpretieren und darauf reagieren (siehe: Mindset).
Welche Arten von Überzeugungen gibt es?
Überzeugungen sind grundsätzlich Verallgemeinerungen. Es sind übergeordneten Thesen, die wir als wahr empfinden. Dabei lassen sich vier Arten von Überzeugungen unterscheiden:
- Regeln / Zusammenhänge
Diese bestehen oftmals aus einer Ursache und einer Wirkung und bestehen aus einer typischen Wenn-dann-Formulierung. Beispiele sind: „Wenn ich in der Schule aufpasse, werde ich erfolgreich.“ Oder: „Wenn es draußen dunkel ist, ist es gefährlich.“ - Bedeutungen / Zuschreibungen
Hier werden einzelnen Verhalten oder Situationen bestimmte Bedeutungen gegeben. Diese sind vergleichbar mit Vorurteilen. Beispiele sind: „Langschläfer sind faul.“ Oder: „Frauen fahren schlechter Auto.“ - Ursachen / Erklärungen
Glaubenssätze können Ursache für eigenes Verhalten und Entscheidungen sein. Beispiele sind: „Ich bin zu jung, um…“ Oder: „Bei mir zuhause ist es normal, dass…“ - Einschränkungen / Grenzen
Viele negative Überzeugungen zeigen Grenzen auf und schränken ein, was möglich ist. Häufige Beispiele sind: „Das geht einfach nicht, es ist unmöglich!“ Oder: „Ich kann das auf keinen Fall!“
Beispiele für Überzeugungen
Es gibt unzählige innere Überzeugungen. Und davon hat jeder Mensch auch noch viele. Entscheidend ist, wie diese verteilt sind: mehrheitlich positiv oder negativ? Entsprechend prägt das unsere Persönlichkeit unser Weltbild und den Charakter. Hier typische Beispiele…
Beispiele für negative Glaubenssätze
Negative Überzeugungen sind weit verbreitet. Oft handelt es sich dabei um generalistische Beschreibungen, die den Fokus auf das Schlechte richten und uns einschränken. Typische Formulierungen darin sind: nie, niemals, kein, nicht können oder nicht dürfen. Beispiele:
- „Ich kann das niemals schaffen.“
- „Ich bin zu jung, zu alt, zu dumm…“
- „Im Vergleich zu anderen habe ich keine Chance.“
- „Ich bin eben ein Verlierer.“
- „Es ist meine Schuld, dass ich schlecht behandelt werde.“
- „Ich kann niemandem vertrauen.“
- „Andere Menschen wollen mir nur schaden.“
- „Niemand kann mich lieben.“
- „Geld verdirbt den Charakter.“
Beispiele für positive Glaubenssätze
Positive Überzeugungen (synonym: Affirmationen) sind immer optimistisch formuliert. Sie haben vor allem einen mutmachenden, zuversichtlichen Inhalt. Beispiele:
- „Ich bin glücklich mit mir selbst.“
- „Ich bin gut – genauso, wie ich bin.“
- „Ich kann meine Grenzen überschreiten.“
- „Ich kann alles erreichen.“
- „Ich bin es wert, geliebt zu werden.“
- „Ich führe glückliche Beziehungen.“
- „Ich verdiene eine gute Bezahlung.“
- „Mein Umfeld gibt mir Rückhalt.“
- „Ich empfinde Dankbarkeit für mein Leben.“
Wie entstehen Überzeugungen?
In der Psychologie werden bei der Entstehung von Überzeugungen zwei Arten unterschieden:
1. Übernahme
Die meisten inneren und unbewussten Überzeugungen übernehmen wir von wichtigen Bezugspersonen: In der Kindheit von unseren Eltern oder Geschwistern; in der Schule und Jugend von Lehrern und Freunden. So entstehen tiefe Bewertungsmuster, die über viele Jahre hinweg verinnerlicht werden und unser Urteil später noch prägen, was richtig oder falsch ist.
2. Erfahrungen
Zugleich sind Überzeugungen die Essenz unserer Erfahrungen. Wir verinnerlichen, was wir erleben – und verallgemeinern die Erlebnisse, die schließlich zur Grundlage der eigenen Denkweise werden. Dabei fließen Glücksmomente ebenso ein wie Traumata.
Woher kommen Überzeugungen?
Unser Gehirn versucht den Reizen oder Informationen, die wir aufsammeln eine Bedeutung zu geben. Gleichzeitig versucht es Energie zu sparen. Deshalb glauben wir unseren Überzeugungen und Weltbildern so gerne: Sie machen das Denken einfach, weil sie „ins Bild passen“ – es sind plausible Geschichten und Einordnungen, die zu bereits gespeicherten Informationen passen wie Puzzlesteine. Das aber macht uns zugleich für Wahrnehmungsfehler und kognitive Verzerrungen (sog. Bias).
Der Psychologe und Nobelpreisträger, Daniel Kahnemann, hat das in seinem Bestseller „Schnelles Denken, langsames Denken“ gut zusammengefasst. Kahnemann unterscheidet zwischen zwei kognitiven Systemen: System 1 (= schnelles Denken) – es arbeitet unbewusst und assoziativ – und System 2 (= langsames Denken) – es überlegt, wägt ab, kontrolliert. Stoßen wir auf spontane Impulse, die nicht in unser Weltbild passen, übernimmt System 2 die Kontrolle. Dummerweise übernehmen wir dabei mehrheitlich Informationen, die unsere Überzeugungen bestätigen (siehe: Confirmation Bias = Bestätigungsfehler). System 2 ist laut Kahnemann eben nur ein „fauler Kontrolleur“.
Wie wirken Glaubenssätze?
Jede Art von Überzeugung gibt uns eine Orientierung im Leben. Sie hilft Informationen zu interpretieren und zu bewerten. Grundsätzlich gelten positive Überzeugungen als wünschenswert – es wäre aber falsch, negative Glaubenssätze zu verteufeln. Beide Varianten haben ihre Berechtigung und sinnvolle Effekte:
Positive Überzeugungen
Positive Überzeugungen machen uns Mut. Sie stärken Ihr Selbstbewusstsein, heben unser Selbstwertgefühl und bringen uns unseren Zielen näher. Allerdings können sie auch zu Naivität führen – beispielsweise, wenn wir uns dadurch überschätzen oder den Blick für die Realität verschließen.
Negative Überzeugungen
Weil sie oft auf schlechten Erfahrungen beruhen, fungieren sie in erster Linie als Schutzfunktion. Wir wollen die negativen Emotionen nicht noch einmal durchlaufen und passen von Anfang an unsere Einstellung an. Das beugt Enttäuschungen vor – kann aber zu Minderwertigkeitsgefühlen und sozialer Isolation führen. Gleichzeitig stellen negative Glaubenssätze eine enorme Blockade dar: Viele Menschen stehen sich damit selbst im Weg, trauen sich nichts mehr zu. Auch privat können Beziehungen enorm darunter leiden.
Wie sollte ich mit meinen Überzeugungen umgehen?
Durch jahrelange Prägung und Wiederholung sind Überzeugungen tief in unserem Denken und Handlungsmustern verwurzelt. Wir nutzen sie meist unbewusst und völlig automatisch. Bedeutet zugleich: Solange diese bestehen bleiben, stecken wir auch in den immer gleichen Mustern fest. Wollen wir uns verändern und persönlich wachsen, müssen wir zwangsläufig auch unsere Überzeugungen ändern. Und zwar im ersten Schritt!
Überzeugungen tendieren dazu, wahr zu werden. Es sind selbsterfüllende Prophezeiungen: Wenn Sie denken, dass es schief gehen wird, tragen Sie unbewusst dazu bei, dass es genau so kommt (siehe: Gesetz der Anziehung). Sie deuten Informationen entsprechend Ihrer Ansichten, weil Sie diese für wahr halten.
Umso wichtiger ist, dass Sie Ihre Überzeugungen regelmäßig einem Realitätscheck unterziehen – zum Beispiel durch Selbstreflexion. Beurteilen Sie Ihre Erfahrungen neu: Was hat Sie geprägt – und lässt sich das wirklich für die Zukunft verallgemeinern? Anschließend sollten Sie falsche Glaubenssätze gegen neue und positive Überzeugungen austauschen. Das kann schwerfallen und braucht Zeit (siehe: 369 Methode).
Neue Glaubenssätze sind ein Marathon, kein Sprint. Aber sie haben die Macht, Ihre Leben besser zu machen – vor allem glücklicher und dankbarer.
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