Jammern im Job: Was sind die Gründe?
Es gibt durchaus Gründe, im Job zu jammern: ein unfähiger Chef, schlecht organisierte Aufgaben, viel zu viel Arbeit oder das Gefühl, immer benachteiligt zu werden. Wachsende Unzufriedenheit begünstigt das Jammern, Nörgeln oder Wehklagen über die Umstände.
Jammern ist nichts anderes als ein Ventil. Es entlastet die Seele und wirkt wohltuend und befreiend. Zumindest kurzfristig. Zugleich machen sich Betroffene dadurch nicht nur Luft, sondern mit dem Unmut auf Ihre Bedürfnisse aufmerksam. Im Idealfall treffen sie auf Verständnis und finden Hilfe.
Jammern ist ein kurzfristiger Ausgleich
Allerdings darf Jammern im Job allenfalls ein kurzfristiger Frustabbau und emotionaler Ausgleich sein. Auf Dauer bringt es Sie nicht weiter. Wer sich immerzu beklagt, ändert nichts. Beschweren Sie sich nicht nur, sondern handeln Sie danach auch, um etwas zu ändern!
4 Gründe, warum Sie nicht jammern sollten
So verständlich und menschlich das Jammern im Job ist: Es gibt ebenso Gründe, warum Sie besser darauf verzichten sollten:
Es macht depressiv
Eine amerikanische Studie kommt zu dem Ergebnis: Wer nur nörgelt und über das Schlechte nachdenkt, bekommt davon Schlafprobleme und depressive Verstimmung. Wenn Sie hingegen nach vorne schauen und Lösungen suchen, sind Sie optimistischer und leistungsfähiger.
Es bereitet Stress
Jammern fühlt sich anfangs gut an. Es reduziert aber nicht wirklich den Stress, im Gegenteil: Gerade das gemeinsame Beklagen und Beschweren „beschwert“ und führt zur Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Effekt: Der Umstand belastet und setzt Ihnen noch mehr zu.
Es fördert das Trinken
Ein besonders gefährlicher Zusammenhang: Wer viel jammert, trinkt häufiger Alkohol – besonders in großen Mengen. Das konnten US-Psychologen in einer Studie zeigen. Eine mögliche Erklärung: Der Fokus auf Negatives und eine schlechtere Gesamtstimmung erhöht das Bedürfnis, sich durch Alkohol oder andere Drogen zu betäuben. Schon aus gesundheitlichen Gründen sollten Sie deshalb weniger jammern.
Es ändert sich nichts
Durch Jammern und Schwarzsehen wendet sich das Blatt nicht zum Besseren. Es behindert und verzögert sogar eher den Blick nach vorne. Jammern nervt – und macht die „Jammerlappen“ auf Dauer unbeliebt. Die Kollegen wenden sich von solchen Menschen irgendwann ab, weil sie alle herunterziehen.
Psychologie: Wie uns Jammern kognitiv verändert
Jammern verändert unser Gehirn – so eine Studie an der Universität von Arkansas. Unser Gehirn mag das Jammern: Es schaltet dabei auf Autopilot und greift auf bekannte Denkmuster und Gewohnheiten zurück. Effekt: Wir jammern auch noch weiter, obwohl die Ursachen beseitigt sind.
Die Jammerei hat das Gehirn umprogrammiert: Die Neuronen sind jetzt so vernetzt, dass sie allein beim Gedanken an den Job die negative Grundrichtung vorgeben. Weitere Studien zeigen, dass durch Jammern der Hippocampus schrumpft. Dieser Teil des Gehirns ist unter anderem verantwortlich für unser Gedächtnis. Mit anderen Worten: Jammern macht vergesslich.
Wie umgehen mit jammernden Kollegen?
Sie selbst haben eine positive Grundeinstellung und klagen fast nie? Klasse! Allerdings erspart Ihnen das nicht manch jammernden Kollegen. Was tun?
Eine gute Strategie ist: Zeigen Sie Hilfsbereitschaft. Das verhindert eigene Frustration, stärkt Ihr Selbstwertgefühl, und im Idealfall hat der Kollege bald keinen Grund mehr zum Meckern.
Weitere Tipps für den Umgang mit jammernden Kollegen:
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Fühlen Sie sich geehrt
Ein Kollege bringt Ihnen Respekt und Vertrauen entgegen, wenn er Ihnen von seinen Problemen erzählt. Er hofft, dass Sie helfen und eine Lösung haben. Reagieren Sie also nicht genervt, sondern fühlen Sie sich geehrt. Mit der Einstellung wird es leichter fallen, ihn zu unterstützen und das Jammern zu ertragen.
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Verstehen Sie Ihr Gegenüber
Verstehen Sie Ihren Kollegen: Finden Sie heraus, was die Kernpunkte seines Unmuts sind und ob es sich um wiederholende Muster handelt. Je genauer Sie verstehen, wie Ihr Gegenüber tickt, desto besser können Sie helfen.
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Schreiben Sie Ursachen auf
Manchmal ist es sinnvoll, die Dinge aufzuschreiben, über die gejammert wird. Dies gilt besonders dann, wenn viele Dinge beklagt werden. Sammeln Sie alle Probleme und bringen Sie diese, sortiert nach Prioritäten, in eine Reihenfolge. Schon das Aufschreiben entlastet und reduziert das ständige Jammern.
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Entwickeln Sie gemeinsam Lösungen
Letztlich brauchen Sie Lösungen, um dem Jammern ein Ende zu setzen: Was muss sich ändern? Wie ist das zu erreichen? Suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kollegen nach Antworten und Möglichkeiten. Je mehr das Gefühl entsteht, ein Problem selbst zu lösen, desto zufriedenstellender ist das Ergebnis.
Was tun, wenn Hilfe nicht weiterhilft?
In manchen Fällen hat sich das Beklagen des Kollegen so zementiert, dass angebotene Hilfe nicht mehr reicht. Gute Ratschläge werden abgetan, Aufmunterungen bringen nichts, und der Kollege versinkt in Selbstmitleid. Hier gilt: Grenzen Sie sich ab und lassen Sie sich nicht runterziehen!
Sie haben Ihre Hilfe angeboten – nun ist es an der Zeit, sich zurückzuziehen. Entscheidend sind zwei Punkte:
1. Geben Sie Verantwortung zurück
Hören Sie zu, stimmen Sie bei Bedarf zu, aber übernehmen Sie keine Verantwortung für das weitere Vorgehen oder Lösungen. Halten Sie sich zurück und machen Sie deutlich, dass Ihr Kollege selbst handeln muss. Eine gute Frage in dieser Situation: „Was willst Du jetzt tun?“ Das zwingt Ihren Gesprächspartner dazu, selbst nachzudenken und Wege zu suchen.
2. Setzen Sie auf Eigeninitiative
Vorher haben Sie Hilfsangebote geliefert, jetzt muss der Kollege tätig werden. Die veränderte Kommunikation zeigt: Die Jammermethode funktioniert nicht mehr. Sie signalisieren, dass sie nicht als Seelentröster und emotionaler Prellbock zur Verfügung stehen. Idealerweise arbeitet der Kollege selbst an einer Veränderung – bei der Sie wieder helfen können. Oder er wendet sich von Ihnen ab – und Sie müssen das Gejammer nicht mehr ertragen. Auch gut.
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