Definition: Was ist die Dunbar-Zahl?
Die Dunbar-Zahl (engl. Dunbars Number) beschreibt die „kognitive Grenze“ der Anzahl an Menschen, mit denen man durchschnittlich eine soziale Beziehung haben kann. Die Zahl geht auf Studien des britischen Psychologen und Anthropologen Robin Dunbar von der Oxford Universität um 1992 zurück.
Laut Dunbar-Zahl können wir nicht mehr als 150 Freunde haben – die maximale Menge an Freundschaften, die unser Gehirn managen kann („Social Brain-Hypothese“). Bei neueren Studien hat Dunbar die Zahl allerdings auf 180 erhöht.
Weitere Zahlen von Robin Dunbar
- Weitläufige Bekanntschaften: bis zu 300 Personen
- Enger Freundeskreis: 15 Personen
- Innige Freunde (Seelenverwandte): 3-5 Menschen
Kritik an der Dunbar-Zahl
Modernere Studien, zum Beispiel um Patrik Lindenfors von der Universität Stockholm in Schweden, widersprechen der Dunbar-Zahl. Eine harte Grenze für die Anzahl von Freundschaften sowie ein Zusammenhang zwischen Hirn- und Gruppengröße sei „wissenschaftlich nicht haltbar“.
Gleichzeitig gibt es Studien von Bruno Goncalves von der Indiana Universität, die zu dem Ergebnis kommen, dass sich die durchschnittliche Zahl der Kontakte auf Social Media bei den meisten zwischen 100 und 200 Personen einpendelt.
Warum haben manche Menschen mehr Freunde als andere?
Die magische Zahl von Robin Dunbar kann variieren. Der entscheidende Faktor hierfür ist unsere Persönlichkeit: Extrovertierte Menschen sind in der Regel kontaktfreudiger und geselliger und kommen dadurch auf einen größeren Freundeskreis als Introvertierte.
Aber das bedeutet nichts. Denn die Zahl des „Inner Circle“, also der engsten Freunde, denen wir vertrauen und uns mit ihnen regelmäßig austauschen ist laut einer Studie aus dem Jahr 2016 bei beiden – Extrovertierten und Introvertierten – gleich groß und liegt bei rund 15 Personen.
Wann werden Bekannte zu Freunden?
Der Nobelpreisträger Jeffrey Hall fand er heraus: Es braucht rund 50 gemeinsame Stunden, damit aus „Bekannten“ „Freunde“ werden, weitere 90 Stunden, um vom „Freund“ zum „guten Freund“ zu wechseln, und ganze 200 Stunden Beisammensein waren erforderlich, damit daraus „beste Freunde“ wurden.
Grenze für Intimität
Was an der Dunbar-Zahl oft missverstanden wird: Sie stellt eine Art Maximum für einen hohen Grad an Intimität und Intensität von sozialen und stabilen Beziehungen dar – nicht aber eine Grenze für Kontakte im Allgemeinen.
Zwar lässt sich historisch belegen, dass Dörfer in unterschiedlichen Kulturen auf rund 150 Bewohner begrenzt waren. Eine der ältesten Volkszählungen von König Wilhelm I. im Jahr 1086 zeigt etwa, dass ein englisches Dorf durchschnittlich 150 Einwohner hatte. Und auch eine Kompanie (aus drei Zügen) umfasst im Militär nur 150 Menschen.
Dennoch können wir heute – dank Internet und Social Media (Facebook, Instagram, Linkedin) – durchaus mehr Kontakte knüpfen und pflegen. Dass auch diese Zahl ein Limit hat, wird von niemandem bestritten.
Viele Bekannte, wenig wahre Freunde
Bekanntschaften pflegen kostet Zeit. Ab mehr als 1500 Personen kommen wir an mentale Grenzen. Kaum jemand kann sich dann noch persönliche Geschichten oder Eigenschaften merken. Es hat eben nur eine begrenzte Zahl an Menschen Platz in unserem Leben. Aber wahre Freundschaft bemisst sich ohnehin nicht an Zahlen…
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