Mobbing am Arbeitsplatz: Was zählt dazu? Was tun?

Mobbing hat viele hässliche Gesichter – und noch schlimmere Folgen für die Opfer. Betroffene fühlen sich häufig hilflos, ohnmächtig und allein. Einfach erklärt: Ab wann ist es Mobbing und was ist es nicht? Und wie können Sie sich gegen Mobbing am Arbeitsplatz wehren?

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Definition: Was ist Mobbing?

Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule ist eine gezielte und regelmäßige Schikane von Menschen durch eine Gruppe oder Einzelpersonen. Dazu gehören unterschiedliche Formen der physischen und psychischen Gewalt: verbale Beleidigungen, ständige Kritik, Demütigungen, Ausgrenzung, Über- oder Unterforderung sowie Psychoterror.

Laut Schätzungen werden in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen im Job gemobbt. Andere Zahlen sprechen von 11 Prozent aller Beschäftigten. Dabei findet Mobbing unabhängig von Beruf oder Branche in der gesamten Arbeitswelt sowie an vielen Schulen statt: Studien sprechen von 500.000 Mobbingfällen unter Schülern – jede Woche.

Was bedeutet Mobbing auf Deutsch?

Der Begriff „Mobbing“ stammt vom Englischen „to mob“ ab und bedeutet übersetzt: anpöbeln, bedrängen oder gar jemanden fertig machen (Englisch: Bullying).

Arbeitsrecht: Ab wann ist es Mobbing?

Nicht jede Schikane ist automatisch Mobbing. Laut Arbeitsrecht müssen hierfür zwei Faktoren bzw. Voraussetzungen zwingend erfüllt sein:

  1. Systematisch

    Die Schikane (durch Chef oder Kollegen) muss systematisch und zielgerichtet erfolgen. Erst dann liegt eine strafbare Handlung vor. Vorher ließe sich das Fehlverhalten als „Ausrutscher“ entschuldigen.

  2. Wiederholt

    Mobbing muss über einen längeren Zeitraum stattfinden. Nicht jedes böse Verhalten ist gezielter Psychoterror. Zum Nachweis und zur Dokumentation braucht es unbedingt einen längeren Leidensweg.

Laut Studien ist Mobbing ein Gruppenphänomen oder „Mobbing System“ – aus Tätern und Opfer sowie Mitläufern, Zuschauern und Wegschauern.

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Mobbing am Arbeitsplatz – Beispiele

Mobbing tritt in unterschiedlichen Formen auf. Gerade zu Beginn merken viele Opfer nicht einmal, dass sie gemobbt werden, weil die Täter oft subtil vorgehen und auf Zermürbung setzen. Versteckte Angriffe lauern bereits in Sticheleien oder Intrigen.

Folgende Mobbing-Arten zählen zu den häufigsten Symptomen:

  • Ständige Kritik

    Kritik im Job ist normal. Wer mobbt, kritisiert jedoch permanent und grundlos oder stellt die Kompetenz grundsätzlich in Frage, um eine Person einzuschüchtern oder lächerlich zu machen.

  • Negative Bewertungen

    Geht das Mobbing vom Chef aus (= Bossing), werden Leistungen oft intransparent und vernichtend bewertet sowie Gespräche boykottiert. Hinzu kommen schikanöse Anweisungen, unbegründete Kontrollen oder ein anhaltender Erklärungsnotstand.

  • Falsche Gerüchte

    Auf Ebene der Kollegen werden Mobbingopfer durch Lügen, falsche Gerüchte und üble Nachrede diffamiert und im Unternehmen schlecht gemacht, um den Ruf zu beschädigen.

  • Soziale Ausgrenzung

    Betroffene werden systematisch vom gemeinsamen Mittagessen (siehe: Obelix-Effekt), von Meetings oder dem Plausch in der Kaffeeküche ausgeschlossen und gemieden.

  • Ehrrührige Beleidigungen

    Beim Mobbing kommt es neben Sticheleien immer wieder zu Beleidigungen, die die Betroffenen vor Publikum lächerlich machen oder (in der Ehre) verletzen sollen. Dazu gehört auch (verbale) sexuelle Belästigung.

  • Gezielte Sabotage

    Besonders heimtückisch: Der Computer wird manipuliert, Unterlagen verschwinden, Telefonterror setzt ein und die Opfer bekommen gezielte Falschinformationen, damit sie Fehler machen und „dumm“ dastehen.

  • Über- oder Unterforderung

    Opfer bekommen Aufgaben, die unter ihrem Niveau liegen und daher herabwürdigend sind – oder so viel Arbeit, dass sie diese nicht mehr schaffen können und scheitern.

  • Androhung von Gewalt

    Kaum noch subtil ist die Einschüchterung durch Gewalt – durch Androhung oder fortgesetzte Tätlichkeiten, wie zum Beispiel Schubsen, Anrempeln oder Beine stellen.

Heinz Leymann ist Mobbing-Experte und einer der wichtigsten Forscher auf dem Gebiet. Er hat insgesamt 45 Mobbing-Arten identifiziert.

Was ist Cybermobbing?

Zu Cybermobbing (synonym: Cyberbullying, Cyber-Stalking) zählen Beleidigung, Bloßstellung, Belästigung oder Diffamierung einer Person im Internet und in Social Media. Cybermobbing betrifft viele Schülerinnen und Schüler, aber auch alle anderen, die dort präsent sind und polarisieren.

Der große Unterschied zum persönlichen Mobbing ist: Die Täter brauchen keinen direkten Kontakt zum Opfer und können oft anonym bleiben. Auch sind die Angriffe sind nicht auf eine bestimmte Zeit (in der Schule) begrenzt, sondern können den ganzen Tag erfolgen, sogar nachts.

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Ist Mobbing strafbar?

Mobbing ist in Deutschland strafbar und gilt als Eingriff in das Persönlichkeitsrecht. Einige Mobbing-Formen sind im Strafgesetzbuch genannt und können mit Geld- oder Freiheitsstrafe belangt werden. Dazu zählen Beleidigung (§185), üble Nachrede (§186), Verleumdung (§187) sowie Körperverletzung (§223 StGB).

Zusätzlich können sich Mobbingopfer auf das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) berufen, wenn sie sich diskriminiert fühlen. Mobbingopfer haben sogar Anspruch auf Schmerzensgeld (BAG, AZR 351/15).

Studien: Wer sind die Täter und Opfer?

In manchen Branchen und Berufsgruppen kommt Mobbing am Arbeitsplatz besonders häufig vor. Dazu zählen ausgerechnet soziale Berufe und der Pflegebereich. Auch mobben Frauen statistisch häufiger als Männer. Zugleich sind sie ebenso häufiger selbst das Mobbingopfer. Die Details:

Täter

Opfer

Kollegen: 44% Frauen: 81,3%
Vorgesetzte: 37% Männer: 18,7%

Achtung: Mobben macht krank, so eine Studie um Richard Ryan von der Universität von Rochester. Andere auszugrenzen, erzeugt Scham– und Schuldgefühle. So werden die Täter am Ende selbst zum Opfer.

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Welche Folgen hat Mobbing am Arbeitsplatz?

Mobbing hat weitreichenden Konsequenzen im Job. Wo gemobbt wird, leiden die Arbeitsatmosphäre und Arbeitsqualität erheblich. Noch schlimmere Auswirkungen hat das Mobbing auf die Opfer – im Beruf und Privatleben.

Betroffene können den anhaltenden Psychodruck und -terror nicht lange aushalten. Darunter leiden nicht nur Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Hinzu kommen häufig:

Nicht wenige versuchen mit Medikamenten oder Alkohol die Situation erträglicher zu machen. Dazu kommen teils finanzielle Einbußen, wenn Arbeitnehmer infolge des Mobbings krank werden oder den Job verlieren.

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Wie kann ich mich gegen Mobbing wehren?

Lassen Sie sich Mobbing nie gefallen. Wer duldet und schweigt, bestärkt die Mobbing-Täter eher noch. Auch wenn Sie sich ohnmächtig fühlen, können Sie sich aktiv zur Wehr setzen. Gegen Mobbing am Arbeitsplatz gibt es bewährte Strategien:

  • Angriffe ignorieren

    Klingt passiv – meint aber, dass Sie dem Mobber und Täter die kalte Schulter zeigen. Reagieren Sie souverän und ziehen Sie sein armseliges Handeln ins Lächerliche. Haben die Gerüchte und Gemeinheiten keine Wirkung, lassen viele davon wieder ab.

  • Gespräch suchen

    Gibt der Mobber nicht auf, müssen Sie ihm oder ihr Paroli bieten: Sprechen Sie den Täter erst unter vier Augen an. Hilft das nicht, dann vor Zeugen, dem Vorgesetzten oder Betriebsrat. Machen Sie klar, dass Sie wehrhaft sind und notfalls juristische Schritte einleiten.

  • Tagebuch führen

    Führen Sie ein „Mobbing-Tagebuch“ und notieren Sie die Übergriffe im Detail (Datum, Uhrzeit, Namen, Beschreibung). Das stärkt Ihre Beweiskraft beim einem Rechtsstreit. Fordern Sie den Täter anschließend schriftlich auf, sein Verhalten zu unterlassen. Andernfalls schalten Sie einen Anwalt ein.

  • Verbündete suchen

    Wenn nichts hilft, bleiben Ihnen immer noch zwei Alternativen: der Gang zum Chef (Führungskräfte haben eine Fürsorgepflicht!) – oder die Kündigung. Ein Unternehmen mit einer Intrigantenkultur hat Sie nicht verdient, und Ihre Gesundheit ist es nicht wert, auszuharren.

Anlaufstellen und Beratung für Mobbing-Opfer

Für Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz gibt es zahlreiche Beratungsstellen, Mobbingtelefone und Hilfsvereine. Die folgende Liste gibt Ihnen eine erste Übersicht:


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