Definition: Was bedeutet Ideenklau im Büro?
Ein Ideenklau liegt vor, wenn eine fremde Idee übernommen und als eigene ausgegeben wird, ohne die Quelle zu nennen. Allerdings sind Ideen durch das Urheberrecht nicht geschützt. Erst wenn diese konkret werden (z.B. als Text, Design oder Prototyp) und die geistige Eigenständigkeit („Schöpfungshöhe“) sowie Originalität zentral sind, lassen sie sich schützen.
Genau diese Lücke machen sich manche Chefs oder Kollegen zunutze. Ideenklau im Job ist keine Seltenheit und auch kein Kavaliersdelikt, sondern höchst ärgerlich, dreist und unkollegial. Andere schmücken sich mit fremden Federn, übernehmen Konzepte und prahlen damit im Meeting.
Was ist Ideendiebstahl?
Ideenklau (synonym: Ideendiebstahl) im Job ist eine Form des Plagiats, bei eine Idee übernommen und als eigene ausgegeben bzw. präsentiert wird. Ein Ideenplagiat nachzuweisen, ist nur schwer möglich. Nicht immer ist der Urheber eindeutig zu ermitteln – und es kommt tatsächlich vor, dass zwei Personen dieselbe Idee zum selben Zeitpunkt hatten. Das passiert besonders häufig in kreativen Berufen, wenn mehrere Kollegen oder Teams gleichzeitig einer Problemlösung arbeiten.
Ursachen: Warum gibt es Ideendiebstahl im Job?
Was denken sich die Leute bloß?! – Wohl jede und jeder hat schon einmal eine Form von Ideenklau im Job erlebt und sich darüber maßlos geärgert. Wer schon einmal Opfer wurde, dem pocht bei der nächsten Begegnung mit dem frechen Ideendieb die Schlagader bis zum Hals… Aber warum machen die Leute das?
Die simple Antwort: „Weil sie es können.“ Statistisch sind Frauen vom Ideendiebstahl häufiger betroffen als Männer, weil sie tendenziell offener kommunizieren und Ideen im Team bereitwilliger teilen. Kurz: Sie machen des den Schmarotzern zu einfach – aus Gutwillen oder Naivität.
Weitere Gründe:
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Starker Konkurrenzdruck
Herrscht im Unternehmen starker Wettbewerb und ausgeprägtes Konkurrenzdenken, greifen manche Einzelkämpfer zu unlauteren Mitteln und sichern sich die Lorbeeren, bevor es andere tun.
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Fehlende Kreativität
Nicht alle Menschen sind gleich kreativ. Manche klauen dann Ideen, weil sie glauben, selbst keine guten zu haben und deshalb nicht mithalten zu können. Sie versuchen, durch fremde Leistungen die nötige Anerkennung zu bekommen – womöglich aus Angst, den Job sonst zu verlieren.
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Miese Unternehmenskultur
Lassen Unternehmen Ideenplagiate zu oder fördern sogar, dass sich Einzelne auf Kosten anderer profilieren können (z.B. weil es der Chef selber tut), dann wird die Unternehmenskultur zum Problem. Es fehlen Transparenz und Korrekturmechanismen. Dagegen lässt sich kaum noch etwas tun.
Und natürlich gibt es auch einfach nur Arschlöcher im Job (sorry), die völlig schmerzfrei sind und kein Problem damit haben, sich mit fremden Federn zu schmücken, solange sie selbst gut dastehen.
Kann ich mich vor Ideenklau schützen?
Rein juristisch ist eine Idee kaum zu schützen. Das Urheberrecht bietet wenig Schutz, schon gar nicht vor Nachahmern, die das Original nur minimal abwandeln. Wir sprechen da aus Erfahrung…
Gleichzeitig sind Sie dem Ideenklau nicht völlig hilflos ausgeliefert. Dagegen lässt sich zumindest etwas tun. Allerdings gibt es Unterschiede bei den Mitteln und Maßnahmen – je nachdem, ob Sie von Kollegen oder dem Chef beklaut werden. Folgende Tipps haben sich in der Praxis bewährt:
Ideenklau von Kollegen – was tun?
Angenommen, Sie haben einen genialen Einfall und erzählen einem Kollegen oder einer Kollegin davon begeistert in der Kaffeeküche. Im nächsten Meeting präsentiert eben dieser Kollege Ihre Idee als seine. Was jetzt tun?
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Absicht prüfen
Beobachten Sie genau: Ist das wirklich noch exakt Ihre Idee oder eine Weiterentwicklung? Nicht jeder gefühlte Ideendiebstahl ist bösartig. Manche nehmen den Gedanken auf, spinnen ihn weiter und haben dann nicht das Gefühl Sie zu bestehlen. Natürlich sollte man trotzdem den Lorbeer teilen. Bleiben Sie aber erstmal ruhig und sachlich.
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Gespräch suchen
Ist der Fall eindeutig und der absichtsvolle Diebstahl offensichtlich, sollten Sie das 4-Augen-Gespräch suchen. Sprechen Sie die Sache offen an, fragen Sie nach den Gründen und setzen Sie Grenzen: „Das ist nicht okay! Ich würde es schätzen, wenn du mich beim nächsten Mal als Quelle nennst oder wir gemeinsam daran arbeiten!“ Meistens hilft das schon.
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Allianzen schaffen
Haben Sie es mit einem notorischen Lügner und Ideendieb zu tun, sollten Sie im Vorfeld Verbündete suchen und mit Kollegen Rücksprache halten, denen Sie die Idee ebenfalls erzählt haben, Motto: „Was meint ihr zu dem Vorschlag? Den hatte ich euch ja schon vor 2 Tagen erzählt?!“ So reklamieren Sie indirekt die Urheberschaft und auch andere wissen jetzt bescheid.
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Ideen dokumentieren
Zur Prophylaxe und schon um dem Ideendiebstahl vorzubeugen, sollten Sie regelmäßig Ihre Ideen aufschreiben und mit einem Zeitstempel dokumentieren. Das geht ganz einfach, indem Sie sich diese selbst per E-Mail schicken oder mithilfe von Projektmanagement-Tools, die ebenfalls die letzte Änderung registrieren und damit nachprüfbar machen.
Ideenklau vom Chef – was tun?
Wird der eigene Chef und Vorgesetzte zum Ideendieb, gelten leider andere Regeln. Hier wird es deutlich komplizierter und braucht mehr Fingerspitzengefühl. Wir empfehlen folgende Vorgehensweise:
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Strategisch denken
De facto nutzt der Chef hier gerade seine Machtposition aus. Ein offener Konflikt, bei dem Sie ihn bloßstellen, kann Ihnen mehr schaden als nutzen. Überlegen Sie sich also genau, wie wichtig Ihnen die öffentliche Anerkennung in diesem Fall ist: Der Chef weiß ja auch, dass es eigentlich Ihre Idee war.
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Chef ins Boot holen
Deutlich cleverer ist, den Chef subtil zum Verbündeten zu machen (in der Psychologie spricht man vom Framing). Wenn Sie ihn das nächste Mal unter vier Augen sehen, sagen Sie: „Ich freue mich, dass Sie meinen Vorschlag aufgegriffen haben. Ich hätte auch schon erste Ideen zur Umsetzung…“ Dadurch positionieren Sie sich gleich als Initiator, ohne konfrontativ zu sein.
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Sichtbarkeit erhöhen
Ganz generell hilft auch gegen den Ideenklau vom Chef eine größere Sichtbarkeit sowie Zeugen: Machen Sie Ihre Vorschläge in größerer Runde und wenn andere zuhören – oder senden Sie diese per Mail immer auch in CC an weitere Teammitglieder oder Projektbeteiligte. So sehen alle, dass Sie der Urheber sind.
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Langfristig denken
Wenn Ihr Chef regelmäßig Ideen stiehlt, ohne Sie dankend zu erwähnen oder zu loben und nur um sich selbst zu profilieren, sitzt das Problem tiefer. Zwar ist es genau genommen Ihr Job, Ideen und Lösungen vorzuschlagen. Dafür werden Sie bezahlt. Fehlen aber Anerkennung und Wertschätzung, ist das oft ein Signal, dass Sie sich mittelfristig beruflich verändern sollten.
Wie Sie auf Ideenklau NICHT reagieren sollten!
Egal, wie groß der Ärger im Job auch ist: Jammern ist tabu. Das ändert nicht und macht Sie nur klein. Sie schlüpfen dabei in eine Art Opferrolle – und stehen am Ende als Heulsuse da.
Im schlimmsten Fall sieht es noch so aus, als wollten SIE sich mit fremden Federn schmücken. Deshalb: Erst mal nur die Faust in der Tasche ballen, professionell bleiben und kühl analysieren, was Sie selbst falsch gemacht haben und wo Sie dem diebischen Egomanen auf den Leim gegangen sind! Auch die folgenden Reaktion sollten Sie sich verkneifen…
Folgende Reaktionen unbedingt vermeiden:
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Rache nehmen
Rache hat noch nie ein Unrecht gut gemacht – und Rachsucht rächt sich! Wer etwa zur Wiedergutmachung selbst beim Ideendieb klaut, könnte auffliegen. Selbstschutz oder Notwehr glaubt einem niemand. Ebenso verboten: Mobbing.
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Petzen gehen
Die Versuchung ist groß, zum Chef zu rennen und den Ideendieb anzuschwärzen. Auch das macht Sie klein und zum Opfer, dass sich nicht anders zu helfen weiß. Souveräner ist, Beweise zu sammeln, die auch einer Prüfung standhalten (z.B. Screenshots von E-Mails) und chronische Diebe damit später geballt zu überführen.
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Beleidigt sein
Wer nach dem Diebstahl schmollt, sich trotzig zurückzieht und beleidigt verkriecht, sieht nicht gerade wie ein kreativer Ideengeber aus. Das Büro ist kein Kindergarten! Strafen Sie den Ideendieb mit einem Lächeln: Das war schließlich nicht Ihr einziger Geistesblitz! Sie haben noch mehr auf Lager – und für die arme Wurst maximal Mitleid!
Wie sollten Führungskräfte bei Ideenklau handeln?
Jeder tolerierte Ideenklau ist Gift für die Arbeitsmoral und untergräbt jede Form von Zusammenarbeit. Wenn Sie als Führungskraft davon Wind bekommen, müssen Sie umgehend handeln: Sorgen Sie für Fairness und stellen Sie die Urheberschaft öffentlich (!) richtig. Ermahnen Sie etwaige Diebe zur Ehrlichkeit und verlangen Sie, dass sich diese an die Unternehmenswerte halten. Andernfalls müssen Konsequenzen folgen – von Ermahnung bis Abmahnung oder Kündigung.
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