Definition: Was ist Ausbeutung?
Der Begriff Ausbeutung (englisch: exploitation) bedeutet heute die Ausnutzung von Menschen und ihrer Arbeitskraft bei unzureichender Bezahlung. Ursprünglich bezeichnete der Begriff die Gewinnung, Förderung oder Nutzbarmachung von Rohstoffen und materiellen Ressourcen.
Die Ausbeutung von Menschen ist meist nur möglich durch ungleiche Machtverhältnisse: Der Stärkere (meist Arbeitgeber) nutzt das Fehlen von Alternativen, die Not und Zwangslage des Schwächeren aus.
Ausbeutung Synonyme
Synonyme für Ausbeutung sind: Ausbeuterei, Aufbrauchung, Ausnutzung, Ausplünderung, Auspressung, Sklaverei, Wucher.
Ausbeutung Beispiele
Es gibt zahlreiche Beispiele für die Ausbeutung:
-
Bevölkerung
Der Begriff „Beute“ stammt aus Krieg und Handel. In kriegerischen Auseinandersetzungen fällt die Beute – Gegenstände oder Opfer – dem Sieger zu. Der kann damit machen, was er will.
-
Natur
Bezogen auf die Natur und Umwelt schöpft der Mensch natürliche Vorkommen in zerstörerischem Maße aus. Effekt: Die knappen Ressourcen werden noch knapper.
-
Arbeitskraft
Karl Marx definierte Ausbeutung so, dass Arbeiter nicht den vollen Gegenwert ihrer Arbeitskraft bekommen, sondern nur ein Minimum. Die Differenz zwischen Lohn und realem Wert behält der Unternehmer.
Allen Bereichen gemein ist, dass Betroffene sich nicht wehren können. Die Akteure verfolgen eigene Interessen. Nachhaltigkeit oder Empathie spielen keine Rolle.
Ausbeutung in Deutschland: Gesetzliche Auflagen
Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen sind in Deutschland selten. Im Regelfall sind die Rechte und Interessen der Arbeitnehmer durch Gesetze und Gewerkschaften geschützt. Überdies gilt Ausbeutung in Deutschland als Straftatbestand. Sowohl sexuelle Ausbeutung wie Ausbeutung der Arbeitskraft sind im Strafgesetzbuch (§ 232 und § 233) geregelt.
Wie zeigt sich Ausbeutung am Arbeitsplatz?
Wer in Deutschland eine Ausbildung oder ein Studium absolviert hat, hat ein deutlich geringeres Risiko für Opfer von Lohndumping als zum Beispiel Hilfsarbeiter oder gering qualifizierte Arbeitskräfte.
Ausbeutung kann aber auch andere Formen haben: Neue oder schüchterne Mitarbeiter werden von Chef oder Kollegen zu Mehrarbeit genötigt oder müssen unliebsame Aufgaben übernehmen, die unter ihrer Qualifikation liegen. Dahinter stecken oft gruppendynamische Prozesse.
Vor allem während der Probezeit werden Neuzugänge ausgenutzt, ebenso Praktikanten oder Zeitarbeiter, die dann zum Beispiel unbezahlte Überstunden machen müssen.
Test: Symptome für Ausbeutung
Wer ausgebeutet wird, zeigt früher oder später psychische Probleme. Auch körperliche und soziale Symptome deuten auf eine Ausbeutung hin – zum Beispiel ein Burnout. „Werde ich ausgenutzt?“ – Machen Sie hier einen kurzen Test und haken Sie Zutreffendes direkt im Browser ab:
Psychische Symptome
- Ich kann nicht mehr abschalten.
- Mir ist alles zu viel.
- Ich fühle mich leer.
- Ich habe Konzentrationsschwierigkeiten.
- Ich mache mir viele Sorgen.
- Ich habe zunehmend Ängste.
- Ich habe Schlafstörungen.
- Ich fühle mich schnell erschöpft.
- Ich habe Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Herz-Kreislauf-Probleme.
- Ich nehme regelmäßig Medikamente gegen meine Schmerzen.
- Ich putsche mich mit Medikamenten auf.
- Ich entspanne mich häufiger mit Alkohol.
- Ich fühle mich ständig angespannt und gereizt.
- Ich habe den Eindruck, im Job zunehmend isoliert zu sein.
- Ich werde neuerdings schnell laut und aggressiv.
- Andere bemerken Veränderungen an mir.
- Ich habe kaum noch Zeit für soziale Kontakte.
- Ich gehe kaum noch Hobbys oder Interessen nach.
Körperliche Symptome
Soziale Symptome
Ausnutzung durch Arbeitgeber: Was sind meine Rechte?
Was tun, wenn Sie ausgebeutet werden? Viele Arbeitnehmer fürchten um ihren Arbeitsplatz und wehren sich deshalb nicht. Dabei haben Sie klare Rechte! Diese sollten Sie kennen:
-
Kündigungsschutz
Wer in einem Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern arbeitet, genießt Kündigungsschutz. Bedeutet: Der Arbeitgeber kann Sie nicht einfach kündigen, nur weil Sie sich über Ausbeutung beschweren.
-
Betriebsrat
Gibt es in Ihrem Unternehmen noch keinen Betriebsrat, können Sie sich auf der Arbeit Verbündete suchen und einen Betriebsrat gründen (PDF). Kontaktieren Sie hierzu die jeweilige Gewerkschaft und lesen Sie sich in das Betriebsverfassungsgesetz ein.
-
Gewerbeaufsicht
Überdies bleibt Ihnen die Möglichkeit einer anonymen Anzeige beim Amt für Arbeitsschutz oder dem Gewerbeaufsichtsamt. Gemäß Arbeitszeitgesetz steht Ihnen ein Ausgleich für Überstunden zu – anderenfalls sind maximal 8 Stunden pro Tag erlaubt.
Wie kann ich Ausbeutung stoppen?
Viele Arbeitnehmer lassen sich aus Unsicherheit oder übertriebenem Pflichtbewusstsein ausbeuten – bis sie an ihre Belastungsgrenze kommen. Reagieren Sie vorher! Die folgenden Tipps helfen:
1. Kennen Sie Ihre Grenzen
Bevor Sie einem Gefallen zustimmen, fragen Sie sich, ob Sie die nötige Zeit und Energie dafür haben. Sind Schreibtisch, Terminkalender und To-do-Liste bereits prall gefüllt, sollten Sie keine weiteren Aufgaben übernehmen.
2. Lernen Sie nein zu sagen
Wenn Sie Ihre Grenzen kennen, sollten Sie diese zugleich schützen – indem Sie Nein sagen lernen. Es ist völlig okay, eine Bitte abzulehnen. Gegenüber dem Chef sagen Sie klar, dass dann andere Aufgaben warten müssen.
3. Bleiben Sie bei Ihrem Wort
Wer sich nicht ausbeuten lassen will, darf keinen Spielraum für Spekulationen lassen. Begründen Sie Ihre Absage und Entscheidung – und bleiben dabei. Verzichten Sie auf Formulierungen wie „Ich schaue mal, was sich machen lässt.“ Sie können als „Ja“ ausgelegt werden.
4. Dokumentieren Sie die Arbeitsbedingungen
Geht die Ausbeutung systematisch vom Arbeitgeber aus, sollten Sie etwaige Anweisungen und Rahmenbedingungen notieren. So können Sie das Ausnutzen später nachweisen, falls es zu einer Anzeige oder einer Klage vor Gericht kommt.
5. Holen Sie den Chef ins Boot
Wird es Ihnen zu viel, dass die Kollegen Arbeit bei Ihnen abladen, müssen Sie sich an den Chef werden. Erklären Sie ihm die Situation und dass Ihre Arbeit darunter leidet. Sollte der Chef seine Mitarbeiter ausbeuten, können Sie sich an die Personalabteilung wenden oder langfristig überlegen, ob Sie nicht besser gleich den Job wechseln.
Was andere dazu gelesen haben