Was macht schwierige Menschen so schwierig?
Stellen Sie sich bitte Folgendes vor: Sie arbeiten mit einer Kollegin zusammen, die über alles und jeden meckert. Sie meckert über das Wetter, ihren Freund, ihre Kunden und ihren Job. In der Mittagspause oder beim Kaffee erzählt sie jedem, der es nicht hören will, wie schwer sie es hat.
Ein durchweg negativer Mensch. Und der nervt Sie gewaltig. Sie bauen einen inneren Widerstand auf. Eigentlich erwarten Sie künftig ein anderes Verhalten. Doch die Kollegin kann einfach nicht anders. Der Konflikt ist also programmiert.
Solche Menschen stehen allerdings nicht morgens auf und denken sich: Heute mache ich den anderen das Leben schwer! Doch genau das unterstellt ihnen viele. Aus der eigenen Perspektive denkt man: „Der muss doch auffallen, dass sie allen damit auf den Zeiger geht. Das macht die doch bestimmt mit Absicht“. Diese Annahme und Unterstellung ist jedoch falsch.
Hinter solchen Verhaltensweisen stecken häufig Schutzmechanismen.
Bereits als Kind haben wir solche Verhaltensmuster erlernt und über Jahre hinweg kultiviert. Jetzt läuft das Ganze als Autopilot ab und sorgt dafür, dass wir – ohne nachzudenken – reagieren.
Bestimmte Auslöser rufen dieses Verhalten dann hervor. Beispielsweise reagiert ein Kollege dann auf wütende Kunden-E-Mails immer mit Nörgelei über den Job. Oder aus der Unsicherheit darüber, ob man von den anderen angenommen und geschätzt wird, kommt es zu permanenter Prahlerei und Wichtigtuerei.
Menschen, die einem besonders nervig vorkommen
Auf bestimmte Menschentypen reagieren wir besonders gereizt. Hier wird es besonders schwer, potenzielle Verbündete zu entdecken – es ist aber nicht unmöglich:
- Der Nörgler: An allem hat er etwas auszusetzen und findet immer ein Haar in der Suppe. Sein Verhalten ist anstrengend, weil er die gute Laune und die Motivation im Team ausbremst.
- Der Narzisst: Er hält sich für Gottes Geschenk an die Menschheit und verhält sich auch so. Er sucht keine Kollegen, sondern Fans. Sein dauernder Geltungsdrang macht ihn anstrengend.
- Der Besserwisser: Er muss immer das letzte Wort haben und verhält sich, als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen. Anstrengend an ihm ist, dass er es liebt, andere auf deren Fehler hinzuweisen.
- Der Überempfindliche: Er nimmt alles sehr schnell persönlich und ist dann eingeschnappt. Anstrengend an ihm ist, dass man ihn mit Samthandschuhen anpacken muss.
Tipps, wie Sie neue Verbündete finden
Verschwenden Sie keine Zeit damit, sich über Verhaltensweisen, die Sie eh nicht ändern können, aufzuregen. Investieren Sie diese Energie lieber konstruktiv und arbeiten Sie an einem entspannteren Miteinander. Zum Beispiel so:
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Fragen Sie sich, was Sie an der Person stört.
Identifizieren Sie jenes Verhalten, das Sie in den Wahnsinn treibt. Es ist wichtig, dass Sie wissen, was genau Ihnen auf die Nerven geht, beispielsweise die Art wie besagte Person über Kunden spricht oder die schlechte Laune. Dieses Wissen ist notwendig, damit Sie verstehen können, warum sich die Person so verhält.
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Beobachten Sie, wann das störende Verhalten auftritt.
In welchen Situationen reagiert die Person mit diesem Verhalten? Was sind die Auslöser? Kennen Sie die Auslöser, können Sie verhindern, ungewollt selbst das störende Verhalten hervorzurufen.
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Hinterfragen Sie die Ziele der schwierigen Person.
Versuchen Sie die aktuelle Situation Ihres Gegenübers zu verstehen. Woran arbeitet die Person gerade? Möchte sie beispielsweise den neuen Chef beeindrucken? Doch der Kunde, den sie betreut, macht es ihr schwer, die Arbeit gut zu machen? Helfen Sie bei der Erreichung der Ziele.
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Finden Sie heraus, wovor sich der Kollege fürchtet.
Jeder Arbeitnehmer hat mit Ängsten zu kämpfen. Der eine fürchtet sich davor zu versagen. Der andere fürchtet sich vor Kritik vom Chef. Wenn Sie verstehen, was Ihrem Gegenüber Sorgen bereitet, können Sie vermeiden, dass dieser sich in die Enge getrieben fühlt und in alte Verhaltensmuster zurückfällt.
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Denken Sie an die positiven Seiten der Zusammenarbeit.
Jeder Mensch hat auch Stärken. Diese gilt es bei Ihrem Gegenüber zu finden und schätzen zu lernen. Beispielsweise ärgert Sie an Ihrer Büroassistentin immer, dass sie in Stresssituationen hektisch wird. Doch führen Sie sich vor Augen, dass dieselbe Person in anderen Situationen dafür sorgt, dass Sie Ihre Termine nicht vergessen und wichtige Fristen einhalten. Wenn Sie um die Stärken einer Person wissen, können Sie über deren Schwächen leichter hinweg sehen.
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Begegnen Sie schwierigen Kollegen mit Respekt.
Sie müssen nicht mit dem Standpunkt Ihres Gegenübers übereinstimmen, um ihm das Gefühl zu geben, dass Sie seine Ansichten respektieren. Vermeiden Sie Reaktionen, wie beispielsweise Augenrollen, die ausdrücken, dass Sie Ihr Gegenüber nicht ernst nehmen. Niemand wird gerne wie eine lästige Fliege behandelt.
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Überdenken Sie Ihr eigenes Verhalten.
Fragen Sie sich: Trage ich möglicherweise dazu bei, dass das Verhältnis zu der anderen Person so schwierig ist? Lassen Sie sich von Vorurteilen leiten? Es hilft, den Fehler nicht nur bei anderen zu suchen, sondern auch bei sich selbst. Manchmal erfordert es gar nicht viel, um den Umgang mit eine Person zu verbessern. Beispielsweise ein paar nette Worte zur Begrüßung oder ein Lächeln, können schon ausreichen.
Ja, im Umgang mit schwierigen Personen muss man über seinen eigenen Schatten springen. Doch es besteht die Chance, dass Sie positiv überrascht werden können, wenn Sie Ihre anfängliche Ablehnung überwinden.
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