Arbeitsmarktwandel: Wodurch wird er beeinflusst?
Der Arbeitsmarktwandel geschieht nicht ohne Grund und verschiedene Auslöser, die dabei eine große Rolle spielen. Forscher versuchen diese zu identifizieren und gleichzeitig zu analysieren, wie diese die Veränderung der Arbeitswelt beeinflussen.
Zu 100 Prozent lässt sich dies natürlich nicht vorhersagen, doch haben Experten einige Faktoren ausgemacht, die für aktuelle und zukünftige Entwicklungen des Arbeitsmarkts ausschlaggebend sind.
Die drei größten und meist genannten Punkte wenn es um den Arbeitsmarktwandel geht, sind dabei:
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Digitalisierung
In den letzten 20 Jahren hat die Digitalisierung in einem rasanten Tempo die gesamte Welt erobert. Computer sind schlichtweg nicht mehr aus dem Leben und auch nicht aus der Arbeitswelt wegzudenken, immer mehr Aufgaben werden eigenständig von Maschinen und Robotern übernommen und der Arbeitsmarktwandel wird weiter voran getrieben, weil neue Berufe entstehen, während andere an Bedeutung verlieren, weil Arbeitnehmer durch technologische Lösungen ersetzt werden können
Hinzu kommt die wachsende Bedeutung von Big Data und der damit verbundenen Analyse von solch unvorstellbaren Datenmengen.
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Demografischer Wandel
Die geburtenstarken Jahrgänge sind vorbei, hierzulande werden weniger Kinder geboren, während auf der anderen Seite die Lebenserwartung steigt und die Menschen immer älter werden. Als Folge des demografischen Wandels gehen mehr Arbeitnehmer in Rente, als durch junge Arbeitskräfte nachkommen. Daraus resultiert nicht nur ein Problem bei der Rente.
Wenn es an Nachwuchs fehlt, wächst der Fachkräftemangel und für Unternehmen wird es schwerer, geeignete Mitarbeiter für freie Stellen zu finden.
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Globalisierung
Die Welt ist ein Dorf. Globale Zusammenarbeit ist selbst in kleinen Unternehmen angekommen, Lieferanten und Kunden sind über den gesamten Globus verteilt und auch Arbeitskräfte kommen längst nicht mehr nur aus dem Umfeld, sondern können international gesucht und gefunden werden.
Mit dem Arbeitsmarktwandel kommen neue Beschäftigungsformen
Über einen sehr langen Zeitraum gab es eine klassische Beschäftigung für den Großteil aller Arbeitnehmer: Unbefristete Arbeitsverhältnisse in Vollzeitbeschäftigung. Oftmals begann die berufliche Laufbahn mit der Ausbildung bei einem Arbeitgeber, im Anschluss wurde der ehemalige Azubi übernommen und auf lange Sicht eingestellt – viele Karrieren verliefen so ausschließlich bei einem Unternehmen, vom Eintritt in die Arbeitswelt bis zur Rente. Früher Normalität, heute immer seltener zu finden.
Der Arbeitsmarktwandel bewirkt nicht nur, dass sich Anforderungen und Qualifikationen ändern, sondern bringt auch einen Wechsel in den Beschäftigungsformen. Während in der Mitte der 1990er Jahre noch fast 75 Prozent der Arbeitnehmer unbefristet in Vollzeit angestellt waren, lag der Anteil 2015 nur noch bei 68 Prozent. Das klingt noch nicht so viel, noch deutlicher zeigt sich der Arbeitsmarktwandel jedoch bei Berufseinsteigern.
Auch hier lag der Anteil 1995 noch bei rund 75 Prozent, mittlerweile nähert sich dieser eher der 50 Prozent Marke. Die meisten kämpfen sich in den ersten Jahren nach dem Berufseinstieg von einem befristeten Vertrag zum nächsten. Absicherung und Zukunftsplanung sind so kaum möglich. Doch auch Leiharbeit, geringfügige Beschäftigungen sowie der Weg in die Selbstständigkeit haben zugenommen.
Arbeitsmarktwandel: Das Problem der Polarisierung
Der Arbeitsmarktwandel ist überall zu spüren, doch sind die Auswirkungen unterschiedlich stark – und zum Teil sehr positiv, während sie auf der anderen Seite auch negativ und problematisch sein können. So kam eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu dem Ergebnis, dass in den Industrieländern der Arbeitsmarktwandel zu einer Polarisierung führt.
In ihren Untersuchungen fanden die Forscher heraus, dass sowohl hochqualifizierte Jobs als auch niedrigqualifizierte Arbeiten in den letzten 20 Jahren messbar zugenommen haben. Das genaue Gegenteil war jedoch für Tätigkeiten mit einer mittleren Qualifikation der Fall – diese gingen im selben Zeitraum um mehr als acht Prozent zurück.
Eine der Ursachen ist auch hier der Fortschritt im technischen Bereich. Gerade in Unternehmen, die Produkte oder Güter produzieren, werden zunehmend Mitarbeiter mit einer höheren Qualifikation gesucht, die Maschinen und Programme kontrollieren, während mittlere Qualifikationen weniger gefragt sind.
Die OECD warnt deshalb davor, den Arbeitsmarktwandel nicht ernst zu nehmen und rechtzeitig darauf zu reagieren. Im schlimmsten Fall können viele Arbeitsplätze verloren gehen und Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit abrutschen – aus der sie dann nur schwer wieder herauskommen, weil ihre Qualifikationen auf dem veränderten Arbeitsmarkt nicht benötigt werden.
Diesen Arbeitsmarktwandel prognostiziert die Bundesregierung
Nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Politik beschäftigt sich gründlich mit dem Arbeitsmarktwandel, möglichen Folgen sowie Handlungen und Reaktionen. Dies ist umso wichtiger, da die Veränderungen nur dann positive Effekte entfalten können, wenn die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. So muss für eine ausreichende Qualifizierung und Weiterbildung gesorgt werden, um den Anforderungen in der Arbeitsmarkt gerecht zu werden.
So geht ein Bericht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales aus dem Jahr 2016 davon aus, dass die Zahl der Erwerbstätigen bis zum Jahr 2030 leicht sinken wird – was mit den Entwicklungen des demografischen Wandels übereinstimmt. Einen deutlichen Rückgang soll es hingegen bei der Zahl der Arbeitslosen geben.
Anders als die Untersuchung der OECD sieht das Ministerium jedoch keine Polarisierung, sondern einen Anstieg von hochqualifizierten Arbeitskräften bei gleichzeitig starker Abnahme von geringqualifizierten Arbeitnehmern. Statt einer Spaltung in zwei Lager wird hier eine gesamte Verschiebung in Richtung von besonders gut ausgebildeten Mitarbeitern und Akademikern erwartet.
In jedem Fall ist davon auszugehen, dass auch in den kommenden Jahren der Arbeitsmarktwandel fortschreiten wird und verschiedene Branchen auf unterschiedliche Weise beeinflussen wird. Schon die Erfahrungen zeigen deutlich, dass beispielsweise die Branche der Sozial- und Erziehungsberufe einen enormes Wachstum erlebt hat, während Büroberufe, Hilfstätigkeiten und auch landwirtschaftliche Berufe einen Rückgang vermelden.
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