Saisonarbeit in Deutschland: Was ist das?
Saisonarbeit beschreibt Arbeitsverhältnisse und Tätigkeiten, die auf einen bestimmten Zeitraum innerhalb des Jahres beschränkt sind. Saisonarbeiten erhalten für diese Zeiten einen befristete Arbeitsverträge, um das besonders hohe Arbeitsaufkommen zu bewältigen und den kurzfristigen Personalbedarf zu decken.
Nach Saisonende laufen die Verträge aus. Meist handelt es sich bei Saisonarbeit um einfache, körperliche Arbeiten, für die keine besondere Berufsausbildung notwendig ist. Ein klassisches Beispiel ist der Erntehelfer als Saisonarbeiter. Aber auch in anderen Branchen fällt Saisonarbeit an.
Branchen mit Saisonarbeit: Beispiele
Neben der Saisonarbeit in der Landwirtschaft werden auch in anderen Branchen saisonal zusätzliche Arbeitskräfte benötigt:
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Einzelhandel
Im Einzelhandel gibt es Hochphasen, in denen besonders viele Mitarbeiter benötigt werden. Klassischerweise ist dies vor allem in der Weihnachtszeit der Fall, wo der größte Teil des Umsatzes gemacht wird und viel Personal als Verkäufer, Kassierer oder Hilfskraft gebraucht wird.
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Gastronomie
In der Gastronomie werden in Restaurants, Bars oder Cafés in der Sommersaison zusätzliche Mitarbeiter als Servicepersonal oder Küchenhilfen benötigt. Dies gilt insbesondere in touristisch beliebten Gegenden oder zu besonderen Festivitäten, wie beispielsweise dem Oktoberfest in München.
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Tourismus
Der Tourismus ist ein klassischer Bereich der Saisonarbeit, wo in der Hauptsaison zusätzliches Personal benötigt wird. Saisonarbeiter werden als Servicekräfte für Hotels und Gaststätten, als Animateure oder auch als zusätzliches Verkaufspersonal in Geschäften eingesetzt.
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Logistik
Auch in der Logistik werden insbesondere zur Weihnachtszeit zusätzliche Mitarbeiter als Lagerarbeiter, Zusteller, Packhilfen und bei Transport- und Zustellunternehmen gebraucht.
Regelungen zur Saisonarbeit
Für die Saisonarbeit gelten klare arbeitsrechtliche Regelungen zu der Art der Arbeitsverhältnisse. Wir zeigen die wichtigsten Punkte:
- Befristung der Verträge
Saisonarbeiter dürfen nur befristet eingestellt werden. Im Arbeitsvertrag muss genau festgelegt werden, wann das Arbeitsverhältnis auch wieder endet. - Dauer der Beschäftigung
Saisonal Beschäftigte dürfen bei einer 5-Tage-Woche maximal für 3 Monate arbeiten. Bei kürzeren Arbeitswochen kann die Beschäftigung auf insgesamt maximal 70 Tage ausgedehnt werden. Außerdem dürfen Saisonarbeiter nicht regelmäßig beschäftigt werden, sondern nur gelegentlich. - Entlohnung der Beschäftigung
Saisonarbeiter haben einen Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn. Höhere Stundenlöhne können frei verhandelt werden. - Hauptberuflichkeit der Tätigkeit
Saisonarbeit darf nur geleistet werden, um in einer Nebentätigkeit etwas hinzuzuverdienen. Sie darf keine hauptberufliche Tätigkeit darstellen und als Nebenjob darf das Einkommen nicht dazu dienen, den Lebensunterhalt zu bestreiten. - Sozialversicherungspflicht der Tätigkeit
Werden die Vorgaben zur Befristung eingehalten, ist die Saisonarbeit nicht sozialversicherungspflichtig. Wenn die Tätigkeit allerdings länger als 3 Monate oder 70 Tage ausgeübt wird, werden Sozialversicherungsbeiträge fällig. - Kündbarkeit der Tätigkeit
Befristete Arbeitsverträge können nicht ordentlich gekündigt werden, weder vom Arbeitnehmer noch vom Arbeitgeber. Das Recht zu einer außerordentlichen Kündigung wird davon jedoch nicht berührt.
Saisonarbeiter aus dem Ausland
Für den Fall, dass Saisonarbeiter aus dem EU-Ausland kommen, müssen Arbeitgeber prüfen, ob diese in Ihrem Heimatland eine Anstellung haben oder selbstständig sind. In diesem Fall gelten für diese saisonalen Arbeitskräfte die Rechtsbestimmungen aus ihrer Heimat. Sie benötigen dann auch eine sogenannte A1-Bescheinigung. Sind sie im Heimatland nicht berufstätig, finden die deutschen Rechtsvorschriften Anwendung.
Saisonarbeit in Österreich
Österreich ist ein beliebtes Land für Saisonarbeiter, da es einen großen Bedarf an saisonalen Arbeitskräften in den touristischen Gebieten hat. Ähnlich wie in Deutschland sind Saisonarbeiten auch in Österreich nur im Rahmen von befristeten Arbeitsverhältnissen möglich.
Eine Kündigung ist ebenfalls nicht vorgesehen, jedoch können hier bei einer vorzeitigen Beendigung des Arbeitsverhältnisses Schadenersatzansprüche entstehen. Im Gegensatz zu Deutschland ist die Saisonarbeit in Österreich immer sozialversicherungspflichtig.
Was müssen Saisonarbeiter wissen?
In der Saisonarbeit gelten einige Besonderheiten, die Sie kennen sollten. Diese Aspekte gehören dazu:
Steuerliche Behandlung der Saisonarbeit
Auch Saisonarbeiter müssen ihren Lohn versteuern, wenn sie den Freibetrag überschreiten. Hierbei kann entweder eine Pauschalversteuerung von 25 Prozent oder ein individueller Steuersatz angesetzt werden. Eine Ausnahme gibt es in der Landwirtschaft. Hier kann eine Pauschale von nur 5 Prozent angesetzt werden, wenn es sich um forst- oder landwirtschaftliche Aufgaben handelt und nur der Mindestlohn gezahlt wird. Ausländische Saisonarbeiter versteuern ihren Lohn ebenfalls in Deutschland.
Urlaubsanspruch während der Saisonarbeit
Saisonarbeitern steht nach dem Bundesurlaubsgesetz ein Teilurlaub zu. Hierbei steht ihnen für jeden Monat der Saisonarbeit ein Zwölftel des Jahresurlaubs zu. Dies sind 2 Tage bei einer einmonatigen Tätigkeit, 3 Tage bei einer zweimonatigen Beschäftigung und 5 Tage bei 3 Monaten Saisonarbeit.
Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall bei Saisonarbeit
Ein Arbeitnehmer hat in Deutschland einen Anspruch auf Entgeltfortzahlung von bis zu 6 Wochen. Bei Saisonarbeitern entsteht dieser Anspruch allerdings erst, wenn sie mindestens 4 Wochen ununterbrochen in einem Arbeitsverhältnis gearbeitet haben. Wer nur bis zu 4 Wochen beschäftigt war, hat keinen Anspruch.
Saisonarbeit und Arbeitslosengeld
Für Arbeitslose kann Saisonarbeit eine gute Möglichkeit sein, Geld zu verdienen. Da diese jedoch praktisch als Hauptberuf ausgeübt wird, ist die Beschäftigung sozialversicherungspflichtig. Arbeitslose Saisonarbeiter können unter bestimmten Bedingungen Anspruch auf Arbeitslosengeld im Anschluss an ihre Beschäftigung erwerben.
Hier greift eine Ausnahmeregelung.. Sofern der Saisonarbeiter 6 Monate beitragspflichtig angestellt war oder eine andere Versicherungspflicht hatte, kann im Anschluss für 6 Monate einen Anspruch auf Arbeitslosengeld geltend machen.
Die Vor- und Nachteile der Saisonarbeit
Saisonarbeit kann aus vielen Gründen eine gute Option sein, etwas dazuzuverdienen. Aber es gibt auch Nachteile, die Saisonarbeiter und Unternehmen berücksichtigen sollten:
Vorteile
- Flexibel Personal planen
Für Unternehmen bietet die Saisonarbeit die Möglichkeit, flexibel Personal einstellen zu können. Dadurch können sie Arbeitsspitzen abdecken, ohne hohe Personalkosten in anderen Zeiten bezahlen zu müssen. - Erste Berufserfahrung sammeln
Gerade für junge Menschen kann die Saisonarbeit eine Gelegenheit sein, erste Berufserfahrung zu sammeln. - In Urlaubsgebieten arbeiten
Oft werden saisonale Arbeitskräfte genau dort benötigt, wo in der Hauptsaison viele Menschen Urlaub machen. Saisonarbeiter arbeiten oft mit freier Unterkunft in Urlaubsgebieten. - Beschäftigungslose Zeiten vermeiden
Statt Arbeitslosigkeit kann eine saisonale Beschäftigung eine gute Möglichkeit bieten, größere Lücken im Lebenslauf zu vermeiden. - Unbefristete Stelle finden
Auch eine befristete saisonale Arbeit kann den Einstieg in eine unbefristete Vollzeitbeschäftigung ermöglichen, wenn sich das Arbeitsverhältnis gut entwickelt hat.
Nachteile
- Schwierige Personalsuche
Saisonarbeiten sind für viele Arbeitnehmer oft unattraktiv, wodurch die Suche nach geeignetem Personal schwieriger ist. - Harte Arbeit
Oft sind saisonale Arbeiten körperlich anstrengend. Durch den hohen Arbeitsaufwand in einer kurzen Zeit kommen Arbeitsdruck und Stress hinzu. Saisonarbeit ist eine große Belastung. - Wenig Geld
Viele saisonale Arbeiten werden gering entlohnt und es wird nur der Mindestlohn bezahlt. Da es sich oft um Hilfsarbeiten ohne benötigte Qualifikationen handelt, ist das Gehalt entsprechend niedrig.
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