Unterschrift: Was die Signatur über Sie verrät + Tipps

Die Unterschrift ist eine eigenhändige, handschriftliche Namenszeichnung. Wir setzen sie unter amtliche Dokumente, Bestellungen und Rechnungen und geben uns damit als uns selbst zu erkennen. Nicht nur im juristischen Sinne. Graphologen sind überzeugt, unsere Unterschrift verrate dem geübten Auge auch etwas über unsere Charaktereigenschaften, die Persönlichkeit und Arbeitsweise. Was dahinter steckt und wie Unternehmen das für sich nutzen…

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Warum unterschreiben wir?

Seit Ende des 16. Jahrhunderts dient die Unterschrift als Identitätsnachweis. Die eigenhändige Unterschrift ist etwas Einmaliges. Jedes Mal ein Original. Erst damit werden Rechtsgeschäfte, Dokumente, Verträge oder eine Kündigung rechtsgültig falls der Gesetzgeber die Schriftform vorsieht. Wird eine elektronische Signatur genutzt, sprechen Juristen auch von „Faksimile“. Das gilt auch, wenn die Unterschrift auf maschinellem Wege oder durch Stempel unbegrenzt wiederverwendet wird.

Der Begriff „Unterschrift“ ist eine sogenannte Lehnübersetzung aus dem Lateinischen – von „signatum“, zu Deutsch: „das Gezeichnete“. Von „signatum“ beziehungsweise dem lateinischen „signum“ („Zeichen“) leitet sich auch das deutsche Synonym ab: „Signatur“. Noch heute ist der Ausspruch „Jemanden Brief und Siegel (auf etwas) geben“ geläufig. Er bedeutet, dass auf etwas Verlass ist, dass eine Person einer anderen etwas fest zusichert und bekräftigt, weil er oder sie es unterschrieben hat.

Gern genutzte Synonyme für „Unterschrift“ (etwa in Kreuzworträtseln) sind: Signum, Testat, Paraphe, Federzug, Autogramm, Monogramm, Namenszug oder Signierung.

Was ist eine rechtsgültige Unterschrift?

Eine rechtsgültige Unterschrift benötigt mindestens den vollen Familiennamen. Der Vorname allein oder lediglich die ersten drei Buchstaben des Nachnamens reichen laut BGH im Zivilrecht nicht. Auch das Unterzeichnen in Druckbuchstaben („Buchstabenfolge“) ist ungültig. Eine formgültige Unterschrift benötigt zwingend individuelle Merkmale. Und sie muss den Text räumlich abschließen. Heißt: Sie steht „unter“ dem Text, an dessen Ende. Nicht mittendrin.

Korrekt unterschreiben Sie mit vollem Vor- und Nachnamen (seltener: abgekürzter Vorname plus Nachname). Diese Regelung soll der Unterschriftenfälschung vorbeugen. Ein ausführlicher Namenszug wird als „schwerer zu fälschen“ eingestuft.

Wann ist die Signatur ungültig?

Ungültig ist eine Unterschrift, immer wenn…

  • sie unleserlich ist.
    Etwas hinschmieren und behaupten, es handele sich um den Nachnamen, gilt nicht. Zwar muss der Name nicht Buchstabe für Buchstabe wiedergegeben werden. Er muss aber andeutungsweise lesbar sein.
  • sie nur ein Kürzel ist.
    Namenskürzel gelten generell nicht als Signatur. Das betrifft die Kombination Vorname + abgekürzter Nachname („Handzeichen“) ebenso wie den Anfangsbuchstaben des Nachnamens („Paraphe“).

Weil es auch in Deutschland Analphabeten gibt, die ihren eigenen Namen nicht schreiben können, bestehen hier Sonderregelungen. Wollen sie Mietverträge, Kaufverträge oder beglaubigen Dokumente unterzeichnen, muss ein Notar zuschauen, wie diese Person eigenhändig das Schriftstück unterzeichnet. Erst dann kommt eine rechtsverbindliche Unterschrift zustande. In diesen Fällen darf sogar mit Symbolen wie Kringel oder drei Kreuzen unterschrieben werden.

Geheimcode: Vi Coactus (VC) für erzwungene Unterschrift

Mit dem Kürzel „VC“ oder „V.C.“ vor Ihrer Unterschrift können Sie diese selbst für ungültig erklären. VC steht für das Lateinische „Vi Coactus“ und bedeutet soviel wie „unter Zwang“. Mit dem Geheimcode deutet der Unterzeichner also an, dass er bei seiner Unterschrift unter Zwang stand und dies die Unterzeichnung ungültig macht.


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Graphologie: Die Aussagekraft der Unterschrift

Obwohl Name „Graphologie“ wissenschaftlich klingt, ist sie es nicht. Die Graphologie ist eine untergeordnete Disziplin der Psychologie, angesiedelt in der Persönlichkeitsdiagnostik, und hierzulande umstritten. Ein zweifelsfreier Zusammenhang zwischen Handschrift und Persönlichkeit eines Menschen konnte nie bewiesen werden. Trotzdem wird die „Lehre von der Bedeutung der Handschrift“ gerne genutzt, um einen ersten Endruck einer Person zu bekommen.

Der Grundgedanke: Handschrift und Unterschrift sind eine Form der Körpersprache, so individuell wie ein Fingerabdruck. Entsprechend ermöglichen Sie einen Blick in die Psyche und Persönlichkeit eines Menschen.

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Unterschrift deuten: Welche Merkmale werden untersucht?

Bei der Schriftanalyse beginnen Graphologen meist mit folgenden Merkmalen:

  • Rhythmus der Schrift
    Ist sie gleichbleibend im Fluß oder wirkt sie abgehakt?
  • Einheitlichkeit
    Neigen einige Buchstaben nach rechts, während andere nach links abrutschen? Oder zeigt die Schrift ein einheitliches Schriftbild?
  • Originalität
    Werden bestimmte Eigenheiten kopiert? Oder macht die Schrift einen authentischen und unverfälschten Eindruck?

Anschließend wird die Unterschrift im Detail untersucht. Dabei unterscheiden Profis zwischen vier Merkmalen:

  • Girlande
    Wer die „Girlande“ verwendet, dessen „u“ und „n“ sehen nahezu gleich aus. Graphologen schreiben diesen Typen Eigenschaften wie Kontaktfreude und Offenheit zu.
  • Arkade
    Graphologen meinen damit Wölbungen, die an einen Bogen erinnern. Sie finden sich bei den Buchstaben „m“, „n“ und „h“. Menschen, die Arkaden nutzen, werden als zurückhaltend und introvertiert eingestuft.
  • Faden
    Von der fadenförmigen Schreibweise sind besonders die Buchstaben „n“, „m“ und „u“ betroffen. Sie sehen dann eher wie eine Linie oder ein Strich aus. Personen, die so unterschreiben, zeichnen sich durch Anpassungsfähigkeit und Flexibilität aus.
  • Winkel
    Menschen, die in Winkeln schreiben, tendieren zu zackigen Linien statt geschwungenen Bögen. Graphologen sprechen Menschen mit dieser Unterschrift Entschlossenheit und Durchsetzungsvermögen zu.

Im letzten Schritt werden Merkmale analysiert, wie die Größe der Schrift, ob es bestimmte Formen gibt, die sich aus dem Schriftbild herauslesen lassen oder ob die Schrift besonders viel Druck besitzt. Aus dieser Zusammenschau ergibt sich schließlich das Gesamtbild. Verkürzt lässt sich daraus ableiten:

Die Unterschrift eines erfolgreichen Menschen ist… zügig geschrieben, kommt ohne Häkchen, Schleifen und andere Ausschmückungen aus, tendiert nach rechts und die einzelnen Buchstaben stehen nicht getrennt voneinander, sondern fügen sich in ein einheitliches Schriftbild.

Unterschrift Position: links, mitte oder rechts?

Auch die Platzierung der Unterschrift sagt etwas über den Unterschreibenden aus:

  • Linke Seite
    Findet sich die Unterschrift auf der linken Seite, steht das für eine eher ängstliche Person, die mit Enttäuschungen zu kämpfen hat.
  • Mitte
    Eine Unterschrift in der Blattmitte werten Graphologen als Zeichen für jemanden, der Dinge gerne aufschiebt.
  • Rechte Seite
    Wer tendenziell rechtsbündig unterschreibt, gilt als unabhängig und erfolgreich. Zu weit rechts sollte die Unterschrift aber nicht liegen. Das steht für eine instabile und chaotische Persönlichkeit.

Die Schriftanalyse im Bewerbungsprozess

Um den besten Bewerber für eine Position zu finden, gehen manche Unternehmen unkonventionelle Wege – und beauftragen Graphologen. Diese sollen dann die Unterschrift oder eine Schriftprobe des Bewerbers analysieren. Ziel ist eine weitere Einschätzung über den Charakter oder Arbeitsstil des Kandidaten und damit eine Entscheidungshilfe bei der Auswahl.

Schriftanalysten gehen davon aus, dass eine Person mit ihrer Unterschrift (beispielsweise unter Anschreiben und Lebenslauf) zeigt, wer sie gerne sein will oder von anderen wahrgenommen werden möchte. Oft vergleichen die Graphologen beide Schriftproben miteinander. Hat ein Bewerber zum Beispiel mal eine kleine, mal eine ausladende und übergroße Unterschrift, macht das stutzig. Passen die Unterschriften (und die übrige Handschrift) gut zusammen, wirkt das authentisch.

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Signatur-Deutung: Die Unterschriften berühmter Personen

Gerade die Unterschriften von Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit stehen, werden von Graphologen regelmäßig genutzt, um ihre Kunst unter Beweis zu stellen. Ein paar Beispiele.

Unterschrift Mark Zuckerberg, Facebook

Unterschrift Mark Zuckerberg Facebook
Der CEO von Facebook unterschreibt nur mit seinen Initialen. Schriftanalysten deuten das so, dass er auf seine Privatsphäre großen Wert legt. Dass seine Unterschrift nur aus Großbuchstaben besteht, zeige außerdem, dass er über ein großes Selbstvertrauen verfüge.

Unterschrift Meg Whitman, Ebay & Hewlett-Packard

Signatur Meg Whitman Ebay
Margaret (Meg) Cushing Whitman war erst CEO bei eBay, dann Chef von Hewlett-Packard. Besonders das Ende ihrer Unterschrift bezeichnen Graphologen als aussagekräftig: Der langgezogene, fast waagerechte Strich bedeute, dass Whitman über ein hohes Maß an Antrieb, Ausdauer und Entschlossenheit verfüge. Weil Sie ihren Vornamen komplett ausschreibt, den Nachnamen aber nur leichtfertig kritzelt, verrate, dass sie stolz auf ihre bisherige Berufslaufbahn ist.

Unterschrift Satya Nadella, Microsoft

Monogramm Satya Nadella Microsoft
Satya Narayana Nadella kann als CEO von Microsoft ebenfalls stolz auf Erreichtes sein. Seine Unterschrift kommt dafür allerdings unscheinbar daher. Seinen Nachnamen kürzt er mit dem Anfangsbuchstaben und einem Punkt ab. Unterschrift-Analysten weisen darauf hin, dass man sich davon nicht täuschen lassen dürfe. Gerade der Punkt nach dem „N“ hat es in sich: Er deute darauf hin, dass Nadella ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und eine große Ernsthaftigkeit besitze.

Unterschrift Bill Gates, Microsoft

Namenszug Bill Gates Microsoft
Microsoft wäre ohne Bill Gates kaum vorstellbar. Der Business Magnat ist für seine Geschäftsideen wie für seinen humanitären Einsatz bekannt. Seine geradlinige und gut lesbare Signatur deute auf seine Loyalität und Zuverlässigkeit hin. Während die etwas überdimensionierten Großbuchstaben auf die mentale Ausgeglichenheit des Unterschreibenden schließen lassen.

Unterschrift Steve Jobs, Apple

Unterschrift Steve Jobs Apple
Der Mitbegründer und langjährige CEO von Apple gilt als Visionär. Aber auch als schwieriger Mensch. Aus dem Nichts herrschte er seine Mitarbeiter an oder stellte Bewerbern unangenehme bis aggressive Fragen. Das zeigt sich auch in seiner Unterschrift: Die scharfen Linien und der energisch gesetzte Punkt auf dem „j“ verraten Jobs ungeduldige und aggressive Art. Die schräg nach oben verlaufende Unterschrift sei ein Zeichen für seinen Ehrgeiz und den Blick nach vorne.

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Ist die händische Unterschrift noch zeitgemäß?

Die Digitalisierung lässt grüßen: Wir schreiben häufiger E-Mails statt Geschäftsbriefe per Post. Selbst die Jobsuche ist zunehmend digital – mit Online-Bewerbung und Berwerbung per Mail. Viele träumen vom papierlosen Büro.

Eines der größten Hindernisse: die händische Unterschrift.

Die Bundesdruckerei bietet mit „sign-me“ ein Verfahren zur elektronischen Unterschrift per Fernsignatur an. Das bietet den Vorteil, online signierte Dokumente sofort weiterverarbeiten zu können. Sowohl auf Unternehmens- als auch Kundenseite werden Wartezeit und Portokosten gespart. Weiterer Vorteil: Das Verfahren funktioniert ohne zusätzliche Software. Einzig eine kostenlose Registrierung mit einmaliger Identitätsprüfung zur Verifizierung ist notwendig. Kunden benötigen dafür nur einen PC oder ein Smartphone mit Kamera und Mikrofon und ein gültiges Ausweisdokument.

Unterschrift in PDF einfügen: Wie geht das?

Öffnen Sie das PDF-Dokument oder Formular. Bei Mac OS müssen Sie jetzt nur noch auf das Symbol für die Werkzeugleiste („A“ mit Kreis) klicken. Dort können Sie eine vorher über das Trackpad erstellte Signatur einfach einfügen, anordnen und sogar vergrößern oder verkleinern. Das geht übrigens auch auf dem iPhone.

Auf Windows-Rechnern können Sie zum Beispiel die kostenlose Software PDF-XChange Viewer nutzen. Sie funktioniert ähnlich: Auf das Menü Anmerkungen klicken, Stift auswählen und mit Maus oder Trackpad unterschreiben. Wichtig: Nicht vergessen die unterschriebene PDF-Datei mit „Speichern unter“ zu sichern.

Alternativ lässt sich auf einem weißen Blatt Papier die Unterschrift vorbereiten. Anschließend einscannen. Das Bild mit der Unterschrift zuschneiden und später in einem Pages- oder Word-Dokument als .jpg oder .png einfügen. Profis entfernen vorher mit dem „Zauberstab“ einer Bildbearbeitung (Photoshop oder GIMP) noch den Hintergrund, sodass dieser transparent wird.

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Unterschrift erstellen: Was tun gegen eine Sauklaue?

Berufsgruppen wie Ärzte, Apotheker und Lehrer stehen im Ruf, nicht besonders leserlich zu schreiben. Diagnose: Sauklaue! Andere Branchen und Berufe pflegen eine besonders schwungvolle Unterschrift. Beispiel Unternehmensberatung: Hier zählt die Signatur oft als Statussymbol. Manche helfen gar mit einem Schreibcoach nach.

Wer nicht gleich zu Kalligrafie-Workshops mit persönlich designter Unterschrift und Preisen von bis zu 7.000 Euro greifen möchte, kann folgende Tipps beherzigen und seine Unterschrift verbessern:

  • Schreibinstrument wählen
    Kugelschreiber sind beliebt. Auch als Werbegeschenk. Sie versauen aber die Handschrift. Grund: Kuli, Bleistift und Fineliner müssen nicht abgesetzt werden. Der Füller mitunter schon. Das sorgt für ein schöneres Schrift-„Bild“ (im Wortsinn). Zudem verleihen Füller mit blauer oder schwarzer Tinte jeder Unterschrift Klasse.
  • Untergrund beachten
    Wie Sie schreiben und Ihre Unterschrift wirkt, hängt auch vom Schreibuntergrund ab: Manche Papiere saugen Tinte geradezu auf. Bei anderen kratzt die Feder. Finden Sie das geeignete Papier für IHRE Signatur.
  • Zeit nehmen
    Eine schöne Unterschrift oder Handschrift drücken Selbstwert aus. Wer es dabei eilig hat, wirkt wenig souverän. Nehmen Sie sich also die nötige Zeit. In der Langsamkeit liegt ebenso Würde.
  • Schreiben üben
    Mit der Hand- oder Unterschrift ist es wie mit allen (fein)motorischen Fähigkeiten: Werden sie nicht trainiert, verkümmern sie. Nutzen Sie daher jede Gelegenheit zu schreiben. Zum Beispiel ein Bullet Journal statt eines Kalenders.

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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]