Was ist Disziplin?
Disziplin (in Form von Selbstdisziplin) ist die Kontrolle und Beherrschung des eigenen Willens, von Emotionen und Impulsen, um ein Ziel zu erreichen. Disziplinierte Menschen überwinden den inneren Schweinehund, können auch unangenehme Aufgaben erledigen und tun, was nötig ist – nicht nur, worauf sie Lust haben – um zu schaffen, was sie sich vorgenommen haben. Gleichzeitig ist Disziplin das Einhalten von Vorschriften und Regeln einer Gruppe oder das Befolgen von Anweisungen.
Selbstdisziplin ist das, was Sie für Erfolg brauchen. Denn oft sehen wir nur die Ergebnisse, ignorieren aber die Jahre der Disziplin, des Mutes, der Entbehrung, der Niederlagen, des anhaltenden Engagements und des Durchhaltens. Es gibt individuelle Talente und Stärken – den größeren Unterschied macht oft die Selbstdisziplin aus, mit der Menschen ihre Pläne verfolgen.
Disziplin Synonym und Herkunft
Synonym werden die Begriffe Selbstbeherrschung, Selbstkontrolle, Willenskraft oder Beherrschtheit genutzt. Eher negative Synonyme sind Gehorsam, Zucht und Ordnung oder gar Unterwerfung.
Die Herkunft des Begriffs liegt im Lateinischen „disciplīna“ = Lehre, Zucht oder auch Schule und Abteilung.
Disziplin Englisch
Auf Englisch heißt es „discipline“ oder auch „self-discipline“. Ähnliche Bedeutungen haben die Formulierungen „to stay focused on…“ oder „to stay on task“.
Disziplin lernen: 10 Tipps
Die größte Herausforderung ist der Weg zur Selbstdisziplin. Es ist die Kunst, den inneren Schweinehund abzurichten und ihn zu überlisten. Ist die Disziplin erst einmal vorhanden, kommt es Ihnen gar nicht mehr so schwer vor, sich aufzuraffen und durchzuhalten. Zum Glück lässt sich Disziplin lernen: Mit diesen zehn Tipps:
1. Handeln Sie aus eigenem Antrieb heraus
Treten Sie einen Schritt zurück und fragen Sie sich: Warum will ich das überhaupt? Ist es Ihr eigener Wunsch oder Rat und Empfehlung von außen? Selbstdisziplin entsteht, wenn Sie den Sinn hinter einer Sache erkennen und intrinsische Motivation entwickeln. Es muss Ihr Antrieb sein – sonst funktioniert es auf Dauer nicht.
2. Setzen Sie Prioritäten
Sie stärken Ihre Selbstdisziplin, indem Sie Prioritäten setzen. Zu wissen, was wichtig und dringend ist, macht es leichter, sich darauf zu fokussieren. So verschwenden Sie keine Zeit und Energie auf Unwichtiges. Schon eine einfache To-Do-Liste kann dabei helfen. Oder Sie nutzen die Eisenhower-Matrix.
3. Legen Sie einen konkreten Zeitpunkt fest
Disziplin profitiert von einer Deadline. Sagen Sie konkret: „Ich mache es um 13 Uhr“ oder „Bis zum Ende des Monats bin ich fertig“. Vorsätze fallen leichter, wenn Sie einen festen Zeitpunkt dafür haben. Das bestätigt das Parkinsonsche Gesetz.
4. Zerlegen Sie große Aufgaben in kleine Teile
Einmal angefangen, ist es viel leichter weiterzumachen. Der erste Schritt ist der schwierigste und kostet die meiste Überwindung. Was hilft: Statt eine riesige Aufgabe anzugehen, sollten Sie sich zunächst einen kleinen Teil vornehmen. Das schwächt den inneren Schweinehund und erleichtert den Einstieg in ein Vorhaben, das Disziplin erfordert.
5. Setzen Sie sich realistische Ziele
Unrealistische Ziele erschweren diszipliniertes Vorgehen. Ist Ihnen klar, dass Sie trotz Anstrengungen und harter Arbeit eh nicht erfolgreich sein können, geht jeder Wille verloren. Suchen Sie sich realistische Ziele, die wirklich erreichbar sind. Fangen Sie klein und und steigern Sie sich mit der Zeit. So lernen Sie nach und nach mehr Disziplin.
6. Finden Sie Ihren Rhythmus
Kennen Sie die Leistungsphasen Ihrer Chronobiologie? Manche sind morgens besonders engagiert, andere haben eine Hochphase am Nachmittag. Nutzen Sie Ihre stärksten Zeiten am Tag, um Aufgaben zu erledigen, die Sie viel Selbstdisziplin kosten.
7. Visualisieren Sie Ihr Ziel
Motivation entsteht aus der Erwartung auf ein positives Gefühl, auf eine Belohnung, Lob und Anerkennung für Erreichtes. Halten Sie sich dieses klar vor Augen. Warum tun Sie das Ganze? Was wollen Sie erreichen? Hängen Sie das Bild von Ihrem Traumhaus auf, das Sie für die Familie finanzieren wollen oder das Kleid, das Sie bald anziehen wollen. Auch ein Zettel mit Ihrem Ziel am Kühlschrank hilft. So sehen Sie immer wieder, worauf Sie hinarbeiten.
8. Suchen Sie sich ein Vorbild
Eine Studie Michelle van Dellen und Rick Hoyle zeigt: Schon der Gedanke an eine disziplinierte Person fördert die eigene Selbstdisziplin. Suchen Sie sich ein Vorbild, das genau diese Eigenschaft lebt, die Sie lernen wollen. Das färbt auf Sie ab!
9. Ignorieren Sie Zweifler
Irgendjemand reagiert immer mit Skepsis und sagt „Das geht nicht.“ Lassen Sie solche Nörgler und Schwarzseher an sich abprallen. Sonst drohen Selbstzweifel statt Selbstdisziplin. Denken Sie daran: Es sind die Grenzen des anderen, nicht Ihre!
10. Loben Sie sich
Fehlt positive Rückmeldung und das Gefühl, etwas geschafft zu haben, geben Sie eher auf. Feiern Sie schon kleinere Erfolge und loben Sie sich für das, was Sie sich für Geschafftes. So bleiben Spaß und Freude erhalten, auch wenn Sie sich manchmal überwinden müssen.
Belohnungen können der Disziplin schaden
Vorsicht gilt bei übermäßigen Belohnungen. Ein scheinbar sinnvolles Mittel: Fehlt Disziplin, wird ein positiver Anreiz in Aussicht gestellt. Das kann funktionieren – aber nur kurzfristig! Langfristig schaden solche äußeren Reize der Selbstdisziplin. Fällt der Anreiz weg, hat es sich auch mit Motivation und Selbstbeherrschung erledigt. Wir entwickeln nicht wirklich Disziplin, wir wollen nur die Belohnung.
Es bräuchte immer neue und wachsende Anreize. Nicht umsetzbar! Arbeiten Sie besser gleich an echter Selbstdisziplin.
Disziplin heißt durchhalten, wenn es schwierig wird
Disziplin lernen heißt letztlich durchhalten. Es ist eine Binse, doch es gilt: Geben Sie nicht auf. Es gibt keine Abkürzungen oder einfache Wege. Manchmal müssen Sie trotz Hindernissen und Schwierigkeiten einfach weiter machen. Nicht ohne Grund heißt es: Wer mehr möchte als andere, muss auch bereit sein, mehr zu tun als andere.
Selbsterkenntnis steigert Selbstdisziplin
Disziplin beruht Auf Willenskraft. Sie müssen sich selbst beherrschen, Ihre Gedanken und Handlungen kontrollieren. Davor steht die notwendige Selbsterkenntnis: Wir haben die Macht über uns und darüber, Dinge zu ändern. Dazu passt die englische Frage: „Who is driving the bus?“ Übertragen ins Deutsche meint es: Wer ist der Busfahrer in Ihrem Leben – Sie selbst oder sitzt ein anderer am Steuer?
Ohne Disziplin überlassen Sie es anderen – und sei es nur dem inneren Schweinehund – in welche Richtung sich Ihr Leben entwickelt und welche Ziele Sie verfolgen. Es sind aber nicht Ihre eigenen. Wer etwas will, findet Wege; wer etwas nicht will, findet Gründe. Und macht Platz auf seinem Fahrersitz für Chauffeure, Ausreden, Umstände… Zu wissen, dass Sie es selbst in der Hand haben, macht einen enormen Unterschied.
Aufgaben erledigen sich weiterhin nicht von alleine und fallen schwer. Sie wissen aber, dass Sie es für sich tun. Um zu schaffen, was Sie sich vorgenommen haben.
Was bedeutet Disziplin im Alltag?
Bei Disziplin denken viele zuerst an den Job. Karriere und Erfolg werden oft durch diszipliniertes Verhalten möglich. Stimmt, doch auch im Alltag braucht es Selbstdisziplin.
- Haushalt machen, statt fernzusehen
- Lernen, statt mit Freunden zu feiern
- Gesund essen, statt Fast Food zu bestellen
- Etwas unternehmen, statt zu Faulenzen
- Verpflichtungen erledigen, statt sich davor zu drücken
Unzählige Aspekte des Alltags erfordern Disziplin. Indem Sie Selbstdisziplin lernen, profitieren Sie somit in allen Bereichen.
Disziplin beim Sport
Ein eiserner Wille ist beim Sport unersetzlich. Selbst wer gerne Sport macht, muss sich hin und wieder aufraffen, wenn die Motivation fehlt. Ausreden gibt es viele: Es gibt viel zu erledigen, Sie sind müde, das Wetter ist schlecht und im Fitnessstudio ist es um diese Zeit bestimmt sehr voll…
Fehlt die Disziplin, fehlt die Regelmäßigkeit. Und damit letztlich die Ergebnisse. Disziplinierte Menschen raffen sich nicht einmal auf. Sie tun es immer wieder. Bis es zur positiven Gewohnheit geworden ist, die keine Überwindung mehr erfordert.
Disziplin ist für den Erfolg wichtiger als Intelligenz
Die Bedeutung von Disziplin ist sogar wissenschaftlich belegt. Angela Duckworth und Martin Seligman testeten Schüler auf Selbstdisziplin, Selbstbeherrschung und Ihre Fähigkeit, Regeln zu befolgen sowie impulsive Reaktionen zu kontrollieren. Klarer Zusammenhang: Wer darin gut war, hatte deutlich bessere Noten, fehlte seltener und steigerte seine Leistungen stärker als undisziplinierte Mitschüler.
Zusätzlich macht die Schüler verschiedene Intelligenztests. Erstaunliches Ergebnis: Der Einfluss des IQ auf den Erfolg war nur halb so groß. Viel entscheidender war die Selbstdisziplin. Das bestätigte sich bei Studenten. Wer auf kurzfristige Freuden verzichtet und diszipliniert lernt, schafft seine Prüfungen – unabhängig von der Intelligenz. Mangelt es an Disziplin, fallen Studenten mit höherem IQ häufiger durch.
Der Marshmallow-Test
Auch der bekannte Marshmallow-Test erkennt Disziplin (genauer gesagt den Gratifikationsverzicht) als wesentliches Erfolgsmerkmal. Der Test: Kinder können entweder sofort einen Marshmallow essen oder warten und etwas später eine zweite Süßigkeit bekommen. Einige griffen sofort zu, andere waren geduldig.
14 Jahre später wurden die Kinder erneut analysiert. Die Disziplinierten waren selbstbewusste, soziale kompetente Persönlichkeiten, die mit Rückschlägen umgehen konnten. Die Ungeduldigen Sofortessen waren unsicher, neidischer und schlechter in der Schule. Auch hier waren Selbstdisziplin und Geduld Kennzeichen starker und erfolgreicher Charaktere.
Die 40-Prozent-Regel der Navy Seals
Wie viel durch bewusste Selbstregulierung und Selbstkontrolle möglich sein kann, verdeutlicht die 40-Prozent-Regel der Navy Seals zum Potenzial eines Menschen. Sie lautet: „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, hast du erst 40 Prozent deiner Leistungsfähigkeit erreicht. Nicht deine körperliche Fitness entscheidet, sondern deine psychische Fitness.“
Gefahren der Selbstdisziplin
Trotz aller Vorteile darf die Gefahr und Schattenseite der Disziplin nicht ignoriert werden: Betroffene können erheblich unter der Eigenschaft leiden. Das konnte Christy Z. Koval nachweisen. An disziplinierte Menschen werden von außen höhere Ansprüche gestellt. Gleichzeitig haben Selbstdisziplinierte sehr hohe Erwartungen an sich selbst. Eben weil sie so diszipliniert sind, arbeiten sie mehr, härter und länger. Dabei beuten sie sich selbst aus. Im schlimmsten Fall bis zum Burnout.
Durch Disziplin werden die eigenen Grenzen überschritten. Das kann gefährlich sein. Wichtig ist, ein gesundes Maß zu behalten.
Selbstdisziplin führt zu Selbstbetrug
Eine weitere Gefahr: Gerade Menschen, die sich selbst ein hohes Maß an Selbstbeherrschung zuschreiben, erliegen besonders häufig Versuchungen und sind eben nicht diszipliniert. Der Grund: Sie sind überzeugt, diesen widerstehen zu können und setzen sich vermehrt negativen Verlockungen aus – und schaffen es nicht, stark zu bleiben. Ein klassischer Fall von Selbstbetrug und -überschätzung.
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