Englisches Arbeitszeugnis: Warum überhaupt?
In Zeiten der Globalisierung wird es immer üblicher, für gewisse Zeit im Ausland zu arbeiten. Viele Arbeitnehmer bereiten sich bereits durch Auslandssemester auf eine spätere Arbeit im Ausland vor. Dabei spielt gar keine Rolle, ob Sie später im angelsächsischen Sprachraum wie etwa Großbritannien, Australien oder Indien arbeiten wollen oder beispielsweise in Skandinavien oder Südeuropa: Englisch als Weltsprache hat internationale Bedeutung. Das gilt auch umgekehrt: Wenn ausländische Arbeitnehmer hierzulande arbeiten, benötigen auch sie ein englisches Arbeitszeugnis. Das wird auch als „Recommendation Letter“ oder „Letter of Reference“ bezeichnet.
Dabei gilt es einige Klippen zu umschiffen. Die gehen bereits mit den Tätigkeitsfeldern und Positionen los. Wenn ein deutscher Arbeitgeber ein Zeugnis ausstellt, muss unbedingt auf die entsprechenden Fachbegriffe geachtet werden. Zwar werden auch in Deutschland häufig englischsprachige Positionen verwendet, allerdings muss geklärt werden, ob es sich um international übliche Begriffe handelt oder letztlich auf Anglizismen zurückgegriffen wurde.
Deutsches und englisches Arbeitszeugnis: Unterschiede?
Wenngleich gerade für Nicht-Muttersprachler sich einige Hürden beim Formulieren ergeben können, kann eine Sache vorweg gesagt werden: Eine Zeugnissprache wie sie in Deutschland üblich ist, existiert in anderen Ländern so nicht. Das heißt, Doppeldeutigkeiten finden sich üblicherweise nicht, auch keine sprachlichen Finessen, die in Zeugnisnoten umgesetzt werden könnten.
Auch in formeller Hinsicht sind englische Arbeitszeugnisse anders: Während deutsche Arbeitszeugnisse klar geregelt und damit sogar einklagbar sind, gilt das nicht für englische Arbeitszeugnisse. Das bedeutet, dass deutsche Arbeitnehmer im Ausland mitunter überrascht sind: Dort hat ein Arbeitszeugnis die Bedeutung eines Empfehlungsschreibens – daher eben auch die Synonyme „Recommendation Letter“, „Letter of Reference“, „Reference“ oder „Testimonial“.
Im Ausland haben Arbeitszeugnisse nicht den gleichen Stellenwert wie in Deutschland. Dort ist es üblicher, dass ein Arbeitgeber sich telefonisch beim vorherigen Arbeitgeber seines Angestellten erkundigt. Über Ländergrenzen hinweg ist das allerdings schwierig, da kommen dann Arbeitszeugnisse oder eben Empfehlungsschreiben und Referenzen ins Spiel. Informieren Sie sich vorab über die Anforderungen des zukünftigen Arbeitgebers. Manchmal werden gar keine Arbeitszeugnisse verlangt, manchmal alle. Bevor Sie sich also unnötig Arbeit machen, weil alle Zeugnisse nur auf Deutsch vorliegen, fragen Sie einfach nach. Meist müssen nicht alle Zeugnisse und Arbeitszeugnisse übersetzt werden, oft reicht schon die Übersetzung des letzten Zeugnisses.
Englisches Arbeitszeugnis: Aufbau
Wenn Sie ein Zeugnis im englischsprachigen Ausland erstellt bekommen, sollten Sie unbedingt auf den jeweiligen Schwerpunkt achten: Auch wenn die oben genannten Begriffe häufig synonym benutzt werden, gibt es mitunter kleine inhaltliche Abweichungen. „Reference“ und „Testimonial“ kommen einem deutschen Arbeitszeugnis noch am nächsten, enthalten allerdings überwiegend Informationen über Ihre fachlichen Kompetenzen. „Character Reference“ hingegen legt den Schwerpunkt auf Ihre persönlichen Fähigkeiten.
In erster Linie geht es beim englischen Arbeitszeugnis darum – wie beim deutschen Pendent auch -, dass Arbeitsinhalte, Arbeitsmethoden und persönliche Merkmale des Arbeitnehmerszum Ausdruck kommen. All das hilft einem zukünftigen Arbeitgeber dabei, eine Einstellungsentscheidung durch die schriftliche Empfehlung zu treffen. Der grobe Aufbau eines englischen Arbeitszeugnisses gestaltet sich daher folgendermaßen:
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Anfang
Das englische Arbeitszeugnis fängt mit To whom it may concern als Überschrift an. Darauf folgt im ersten Absatz die Einleitung mit Please accept my recommendation of XY., die den Namen, das Tätigkeitsfeld und die Dauer des Beschäftigungsverhältnisses beinhaltet.
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Mittelteil
Es folgt die Aufgabenbeschreibung nebst Beurteilung von Leistung und Erfolgen. Dieser Teil sollte im Englischen Begriffe wie ability (Fachkompetenz), performance (Leistung) enthalten. Falls Sie Führungsaufgaben übernommen haben, sollte conduct (Führungskompetenz) erwähnt werden.
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Schlussteil
Eine abschließende Passage befasst sich mit der Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses, Empfehlungen und Zukunftswünschen. honesty (Vertrauenswürdigkeit), timekeeping (Pünktlichkeit) und attendance (Präsenz) sind Begriffe, die das Sozialverhalten beurteilen.
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Schlussformel
Von großer Bedeutung ist die Empfehlung am Ende. Fehlt sie, verliert das Zeugnis an Wert. Üblicherweise stehen hier auch wertschätzende Sätze, in denen der Arbeitgeber zum Ausdruck bringt, dass er den Arbeitnehmer jederzeit wieder einstellen würde.
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Unterschrift
Wie in deutschen Arbeitszeugnissen darf auch am Ende eines englischen Arbeitszeugnisses die Unterschrift des Ausstellers nicht fehlen. Einen entscheidenden Unterschied gibt es dennoch: Es muss nicht zwangsläufig ein Firmenstempel enthalten sein. Auch ist offizielles Firmenpapier nicht vorgeschrieben, Sie sollten jedoch nach Möglichkeit darauf achten.
Hierzu bitte keine Angaben im Zeugnis
Aus Gründen der Gleichstellung werden im amerikanischen Raum keinerlei Angaben zu folgenden Aspekten gemacht:
➠ Ethnische Herkunft
➠ Hautfarbe
➠ Religion
➠ Nationale Herkunft
➠ Körperliche Einschränkungen
➠ Familienstatus
➠ Kinder
Arbeitszeugnis Übersetzung: Professionell und beglaubigt
Bei übersetzten Dokumenten erkennt das geschulte Auge meist schnell, ob sauber und richtig gearbeitet wurde. Ebenso schnell werden laienhaft übersetzte Bewerbungsunterlagen mit einer Absage belohnt. Personaler haben in der Regel wenig Zeit und sind daher auf vergleichbare Bewerbungen angewiesen. Sofort erkennbare Mängel führen daher häufig zum Aus. Wer sich erfolgreich im Ausland bewerben möchten, muss entsprechende Konventionen einhalten. Und englische Bewerbungen unterliegen sowohl in den USA als auch in Großbritannien durchaus hohen Qualitätsanforderungen.
Ob Sie sich als Berufseinsteiger oder Werkstudent mit einen Praktikumszeugnis oder auf eine höhere Position bewerben, spielt dabei keine Rolle: Beurteilungsschreiben, CV und Bewerbungsschreiben müssen korrekt übersetzt werden, um Ihre Chance auf einen neuen Job im Ausland aufrecht zu halten. Selbst bei sehr guter Beherrschung der Fremdsprache ist es mitunter schwierig, alle Nuancen und Tendenzen im Arbeitszeugnis in eine andere Sprache zu übertragen. Wir empfehlen daher nur Muttersprachlern, Arbeitszeugnisse selbst zu übersetzen. Im Zweifelsfall werden die übersetzten Zeugnisse zu Ihren Ungunsten verfälscht oder Sie verspielen mit einer falschen Übersetzung Ihre Chancen beim potentiellen Arbeitgeber. Das wäre dann „am falschen Ende gespart“.
Professionelle Übersetzer erzielen hier häufig die besseren Ergebnisse. Beglaubigungen von beeidigten Übersetzern verleihen Ihrem Arbeitszeugnis zudem eine ungleich höhere Glaubwürdigkeit. Auch im angloamerikanischen Raum gelten Beglaubigungen von offiziellen Stellen als Beleg für Qualität und Vertrauenswürdigkeit. Natürlich hat der Service seinen Preis – der liegt aber oft geringer, als viele meinen. Professionell übersetzte Arbeitszeugnisse von Muttersprachlern erhalten Sie bereits ab 60 Euro pro Seite.
Englisches Arbeitszeugnis selber übersetzen?
Wer sich als Arbeitnehmer aus Deutschland im Ausland bewirbt, sollte sich von seinem ehemaligen Arbeitgeber neben dem deutschen unbedingt ein englisches Arbeitszeugnis ausstellen lassen: Nicht nur aufgrund sprachlicher Hürden, auch die angesprochene Formelhaftigkeit deutscher Zeugnisse wird im Ausland selten verstanden. Allerdings haben Sie kein Anrecht auf ein englisches Arbeitszeugnis; lediglich, wenn eine Fremdsprache Ihr Arbeitsverhältnis maßgeblich geprägt hat, können Sie darauf bestehen.
Sie sollten bei eigenen Übersetzungen allerdings aufpassen: Schnell baut man false friends in ein Arbeitszeugnis ein, die so nicht beabsichtigt waren. Ein Paradebeispiel dafür sind folgende Formulierungen:
You will be lucky to get/to have him to work for you.
He left us with enthusiasm.
She was attentive to detail (pedantisch), independent (halsstarrig), flexible (unentschlossen).
Solche Direktübersetzungen können für Amüsement sorgen oder aber den Eindruck erwecken, Ihr alter Arbeitgeber schätzt Sie nicht besonders.
Englisches Arbeitszeugnis: Negative Formulierungen
Auch können vermeintlich positive Beurteilungen in englischen Bewerbungen bei genauer Betrachtung ihren wahren Hintergrund offenbaren. Hierzu gehören:
He/She was always on time (Mehr gibt es zu ihm/ihr nicht zu sagen.)
He/She was very popular with our clients (Er/Sie kann nicht gut verhandeln, die Kunden haben immer das bekommen, was sie wollten.)
He/She always made an effort to tackle a the big workload (Er/Sie war überwältigt und hat kaum etwas zu Ende gebracht.)
Fehler beim Übersetzen von Arbeitszeugnissen sind gerade wegen der vorgegebenen Formulierungen keine Seltenheit. Die exakte Übersetzung bestimmter Formulierungen ins Englische erfordert neben herausragenden Sprachkenntnissen auch das Wissen um formelle Konventionen im Zielland.
Wichtig: Arbeitszeugnisse haben unter anderem die Aufgabe, die Angaben im Lebenslauf und Anschreiben zu belegen. Eine nicht korrekte Übersetzung ins Englische kann Sie als Bewerber direkt ausschließen. Gerade bei länderübergreifenden Bewerbungen dürfen die Bewerbungsunterlagen keine Beanstandung zulassen – ist doch die Hürde einer Beschäftigung ungleich höher. Klären Sie daher im Vorfeld einer Bewerbung im Ausland ab, welche Dokumente der zukünftige Arbeitgeber gerne sehen würde.
Englisches Arbeitszeugnis: Positive Formulierungen
Achten Sie bei der Formulierung Ihres englischen Arbeitszeugnisses auf positive Adjektive. Im englischsprachigen Bereich wird mit Komplimenten nicht gespart, daher mag die eine oder andere Formulierung für deutsche Ohren sehr überschwänglich klingen.
Übliche Beschreibungen für eine gute Arbeitsleistung sind unter anderem:
➠ cheerful
➠ dedicated
➠ enthusiastic
➠ exceptional
➠ gregarious
➠ smart
➠ superior
➠ outstanding
➠ unique
Ebenso spielen Steigerungswörter eine große Rolle:
➠ always
➠ at all times
➠ entirely
➠ exceptional
➠ fully
➠ most
➠ much
➠ outstanding
➠ superior
➠ very
Eher selten ist die in Deutschland übliche Gesamtbewertung „Er/Sie arbeitete stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“, die folgendermaßen lauten würde:
He/She always worked to our fullest/utmost satisfaction.
He/She completed the assigned tasks always to a fully satisfactory degree.
He/She completed all projects to our utmost satisfaction.
Beispiele für gute abschließende Beurteilungen sind folgende Sätze:
He/She carried out every aspect of her work to the highest possible standard.
He/She had unique talents which she displayed in… (Beispiele wie: …organizing the monthly meetings.)
He/She was rated highly by us.
He/She was a model student/employee.
I am honoured to support him/her as a candidate.
I give him/her my highest recommendation, without reservation. Please send an e-mail or call me if you have further questions.
I can give him/her the highest possible recommendation to any future employer.
Für Irritation könnte auf den ersten Blick folgender Satz sorgen, aber er ist ein Beispiel dafür, dass es im Englischen nicht so verklausuliert zugeht wie im Deutschen, denn er ist positiv gemeint:
His/Her pleasant manner made him popular with the rest of the staff.
Englisches Arbeitszeugnis: Schlussformel Beispiele
Wie bereits erwähnt, ist es im englischsprachigen Bereich absolut üblich, nicht nur ausdrücklich auf die Empfehlung im Arbeitszeugnis hinzuweisen, sondern zu betonen, dass man diesen Arbeitnehmer gerne im eigenen Unternehmen behielte.
I have no hesitation in recommending him to any future employer. We would be pleased to reemploy XY.
We deeply regret his decision to leave our company and would like to have secured his services for the long term by offering him a senior position.
Nebendem finden sich typischerweise Formulierungen, die zur telefonischen Kontaktaufnahme ermutigen:
Should you wish to speak to me personally about XY, please feel free to contact me.
If you have any further questions, please don not hesitate to call me.
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