Anruf vor Bewerbung: So können Sie profitieren
Klassisch beginnt der Bewerbungsprozess mit dem Einreichen der Bewerbungsunterlagen. Nachdem Sie eine passende Stellenanzeige gefunden haben, formulieren Sie Ihr Bewerbungsschreiben und erstellen einen professionellen Lebenslauf. Soweit, so normal. Alles reine Formsache.
Mit einem Anruf vor der Bewerbung lassen Sich die Bewerbungschancen allerdings steigern. Aus einem simplen Grund: Indem Sie beim Personaler kurz vorher anrufen, stellen Sie einen ersten Kontakt her. Ihr Name ist schon mal im Kopf. Gleichzeitig erhalten Sie mit dem Anruf womöglich Informationen, die Ihnen gegenüber Mitbewerbern Vorteile verschaffen. Und es gibt noch mehr Vorteile…
Anruf vor der Bewerbung: Vorteile
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Sie bringen Ihren Namen ins Spiel
Mit einem vorherigen Anruf beim Personaler können Sie sich vorstellen und (hoffentlich) mit Ihrem Namen im Gedächtnis bleiben. In einem Stapel voller Bewerbungsmappen fallen Sie weniger auf. Es kann also ein Vorteil sein, wenn der Personaler Ihren Namen wiedererkennt. Sie stechen persönlich aus der Masse heraus.
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Sie haben einen Einstieg für die Bewerbung
Beim Anschreiben stellt der erste Satz oft die größte Hürde dar. Mit dem Anruf vor der Bewerbung haben Sie sich eine individuelle Option geschaffen: Beziehen Sie sich auf das freundliche Telefonat und Gespräch und betonen Sie, dass es Ihren Wunsch verstärkt hat, für das Unternehmen zu arbeiten.
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Sie können wichtige Fragen stellen
Der Anruf vor der Bewerbung bietet eine gute Gelegenheit, zusätzliche Informationen einzuholen. Vielleicht haben Sie noch Fragen zum Anforderungsprofil oder wichtigen Muss-Qualifikationen in der Stellenanzeige. Ebenso können beim Anruf gleich den Namen des richtigen Ansprechpartners für die Bewerbung erfragen. Stellen Sie aber nur relevante Fragen und vermeiden Sie Fragen, die bereits im Jobangebot oder auf der Unternehmenshomepage beantwortet sind.
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Sie verdeutlichen Ihr Interesse
Richtig eingesetzt können Sie mit dem Anruf zeigen: Ich will diesen Job unbedingt! So können Sie Ihr Interesse und Ihre Motivation noch einmal verdeutlichen und verstärken. Das unterstreicht den Gesamteindruck, den Sie mit Ihrer Bewerbung machen wollen.
Vorsicht: Nachteile beim telefonischen Erstkontakt
Trotz vieler Vorteile sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie zum Hörer greifen, um vor Ihrer Bewerbung anzurufen. Wenn es gut läuft, steigern Sie die Jobchancen. Der Effekt kann sich aber genauso ins Gegenteil verkehren.
Personaler sind chronisch im Stress. Zum Job gehört zwar auch, Anrufe von Bewerbern und potenziellen neuen Mitarbeitern anzunehmen. Stellen sich diese aber als Zeitverschwendung heraus, ist Ihr Name auch bekannt – nur jetzt negativ. Wer ohne triftigen Grund anruft oder minutenlang ins Telefon quasselt, kommt dem Traumjob nicht näher. Für den Anruf vor der Bewerbung benötigen Sie sowohl einen klugen Vorwand wie auch gute Vorbereitung.
Gute Gründe: Wann ist ein Anruf vor der Bewerbung sinnvoll?
Ein Anruf vor der Bewerbung darf nicht zum Selbstzweck verkommen. Mit der Einstellung „Das macht man jetzt so…“ oder „Ich habe gehört, es bringt einen Vorteil“ ist das Vorhaben schon zum Scheitern verurteilt.
Als Grundregel gilt: Ihr Anruf vor der Bewerbung muss einen konkreten und nachvollziehbaren Grund und Anlass haben. Fehlt dieser, fällt das Ihrem Gesprächspartner auf. Überlegen Sie sich also gründlich, warum Sie den Personaler sprechen wollen, bevor Sie zum Hörer greifen.
Gute Gründe und Fragen für den Anruf vor der Bewerbung
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Aktualität
Stellenanzeigen stehen teils mehrere Wochen in den Jobbörsen. Manchmal auch dann noch, wenn die Position längst besetzt wurde. Wenn Sie erst mit Verspätung auf ein Jobangebot reagieren, ist es völlig legitim, am Telefon Ihr Interesse zu bekunden und nachzufragen, ob die Stelle noch frei ist.
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Rückfrage zu Qualifikationen
Sie bringen nicht zu 100 Prozent die geforderten Qualifikationen und Berufserfahrungen mit, die der Arbeitgeber verlangt? Um sicherzugehen, dass Ihre Bewerbung trotzdem eine Chance hat, können Sie im Vorfeld nachfragen, Ihre Situation schildern und erfahren, ob sich die Bewerbung lohnt.
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Details zum Arbeitsfeld
Welche Verantwortungsbereiche umfasst die ausgeschriebene Position? Wo liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit? Welche Ziele stehen im Vordergrund? Werden solche Informationen und Details nicht oder nicht ausreichend in der Stellenanzeige und Tätigkeitsbeschreibung geklärt, dürfen Sie per Telefon nachhaken.
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Informationen für Ihre Entscheidung
Bevor Sie Ihre Bewerbung einreichen, sollten Sie sicher sein, dass der Job zu Ihnen und Ihren Erwartungen oder privaten Bedingungen passt. Womöglich spielen die Home-Office-Regelung, Dienstreisen oder Schichtdienste dabei eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Fragen Sie nach! Vor allem in Branchen mit Fachkräftemangel wird man sich um Sie bemühen.
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Technische Schwierigkeiten
Viele Unternehmen bieten heute nur noch die eMail-Bewerbung oder Online-Bewerbung an. Gibt es dabei technische Probleme, sollten Sie sich telefonisch an den Personaler wenden. Für Hinweise auf Störungen sind Anbieter stets dankbar. Aber nur dafür! Wer anruft, weil er nicht weiß, wie er seinen Lebenslauf hochlädt oder PDF-Dateien zusammenfügt, outet sich als Anfänger mit erlernter Hilflosigkeit (kann man alles selber googeln).
Merke: Der Anruf vor der Bewerbung ist nicht dazu da, um sich beim Personaler ins Gedächtnis zu brennen. Er dient in erster Linie dazu, Ihre Bewerbung zu optimieren, offene Fragen zu klären und herauszufinden, ob das Jobangebot zu Ihnen passt.
Tipps für einen erfolgreichen Anruf beim Personaler
Trifft einer der genannten Gründe auf Sie zu, ist die erste Hürde bereits genommen: Sie haben einen wirklich guten Grund für Ihren Anruf vor der Bewerbung. Zwar gibt es auch Personaler, die das so gar nicht mögen. Aber ganz ehrlich: Wer Stellen ausschreibt und Jobs anbietet, muss auch für Rückfragen offen sein. Das gehört zum Job.
Auf die leichte Schulter nehmen, sollten Sie das Telefonat trotzdem nicht. Die folgenden Tipps können Ihnen helfen, damit das Gespräch zum Erfolg wird.
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Bereiten Sie sich gründlich vor
Spontane Anrufe vor der Bewerbung sind keine gute Idee. Nehmen Sie sich Zeit, um das Gespräch vorzubereiten. Informieren Sie sich zunächst gründlich über die Stellenausschreibung, die Anforderungen und Informationen auf der Homepage des Unternehmens. Fragen, die dann noch offen bleiben, sollten Sie sich in einer kurzen Liste aufschreiben. So vergessen Sie aus Nervosität keine Punkte. Geht es im Gespräch um Qualifikationen für den Job, sollten Sie Ihre wichtigsten Kompetenzen und Erfahrungen nennen können, falls der Personaler hierzu gleich nachfragt, um sich ein besseres Bild von Ihnen zu machen.
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Wählen Sie einen guten Zeitpunkt
Im besten Fall erwischen Sie den Personaler, wenn er oder sie gerade einige Minuten Zeit für ein Gespräch hat. Den perfekten Zeitpunkt kennen Sie natürlich nie. Es gibt aber Indizien: Viele Meetings finden zu Wochenbeginn und vormittags statt. Zu typischen Stoßzeiten ist Ihr Gesprächspartner im Stress und hat wenig Zeit für Fragen. Kurz vor Feierabend ist ebenfalls kein guter Zeitpunkt. Besser ist, wenn Sie nach der Mittagspause am frühen Nachmittag Ihr Glück versuchen. Wichtig trotzdem: Fragen Sie immer zu Beginn, ob Ihr Gesprächspartner gerade Zeit für Sie hat oder ob Sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anrufen dürfen.
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Fassen Sie sich kurz
Ewig langes Ausholen und Geschwafel hat bei einem Anruf vor der Bewerbung nichts zu suchen. Nachdem Sie sich vorgestellt und kurz den Grund für Ihren Anruf genannt haben, sollten Sie zum Punkt kommen. Auch das verrät gute Vorbereitung.
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Erkundigen Sie sich nur zur Bewerbung
Wichtige Fragen zu verlangten Unterlagen und Informationen oder zum Auswahlprozess sind völlig legitim. Vermeiden Sie aber immer Fragen zu Gehalt, Urlaub oder Überstunden. Die gehören erst in das Vorstellungsgespräch. Außerdem haben Sie den Job noch gar nicht – und fragen schon nach Urlaub???
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Bleiben Sie stets freundlich und professionell
Der Anruf vor der Bewerbung ist der erste Eindruck, den Sie beim Unternehmen hinterlassen. Entsprechend freundlich und professionell sollten Sie während des gesamten Gesprächs bleiben. Das beginnt mit der Nachfrage, ob Ihr Gesprächspartner gerade Zeit für Fragen hat und endet mit einem herzlichen Dankeschön am Ende des Telefonats. Wichtig ist zudem, dass Sie aufmerksam zuhören und den Gesprächspartner ausreden lassen. Wer nur die Hälfte versteht oder dem anderen ins Wort fällt, macht keinen guten Eindruck.
Sonderfall Initiativbewerbung: Trotzdem anrufen?
Bei einer Initiativbewerbung schicken Sie Ihre Bewerbung an die Personalabteilung, obwohl das Unternehmen offiziell kein Stellenangebot veröffentlicht hat. Deshalb gibt es mehr offene Fragen. Gleichzeitig fehlt ein konkreter Job, zu dem Sie Informationen benötigen könnten. Was also tun: Ist ein Anruf vor der Bewerbung sinnvoll, wenn Sie sich initiativ bewerben? In den meisten Fällen lautet die Antwort: Ja!
Es gibt Unternehmen (Konzerne meist), die keine Initiativbewerbungen möchten. Das hat etwas mit dem Datenschutz zu tun. Bewerbungsunterlagen (und Daten) sollen nur an einer zentralen Stelle im Unternehmen eingehen und dort im Falle einer Bewerbungsabsage auch wieder gelöscht werden können. Fragen Sie also am Telefon erst einmal nach, ob eine Initiativbewerbung überhaupt willkommen ist und aktuell Chancen hat. Es könnte ja zurzeit auch keine Vakanzen geben.
Der zweite Grund ist noch besser: Fragen Sie telefonisch nach, WIE eine perfekte Initiativbewerbung aussieht. Also welche Unterlagen Sie neben Anschreiben und tabellarischem Lebenslauf Sie gleich mitschicken sollen. Zum Beispiel Arbeitszeugnisse, Ausbildungszeugnis, Führungszeugnis oder Arbeitsproben. Machen Sie am Telefon einen guten Eindruck, haben Sie womöglich schon einen Fuß in der Tür. Erst recht, wenn der Personaler Sie auffordert, die Unterlagen direkt an ihn persönlich zu schicken…
Anruf NACH der Bewerbung? Bitte erst nach 2 Wochen
Leider kommt es zunehmend öfter vor, dass Bewerber nach der Bewerbung nichts mehr vom Unternehmen hören. Keine Eingangsbestätigung, keine Antwort, nichts. „Ghosting“ nennt sich das Phänomen schon – und ist natürlich grob unhöflich. Sollten Sie so gar keine Resonanz auf Ihre Bewerbung erhalten, dürfen Sie nachfassen und nachfragen.
Faustregel: Nach 1-2 Wochen dürfen Sie sich nach dem Zwischenstand der Bewerbung erkundigen. Das sagen rund 43 Prozent der Personaler in Umfragen. Weitere 30 Prozent finden es ebenfalls okay, wenn Kandidaten nach 2–3 Wochen wegen ihrer Bewerbung nachfragen. Das sei schließlich auch ein positives Signal für starkes und bestehendes Interesse an der Stelle.
Tatsächlich wirkt das Nachfragen per eMail oder Telefon weitaus weniger lästig oder negativ als viele Bewerber befürchten. Trauen Sie sich also! Personaler haben nichts gegen ein professionelles, unaufdringliches Nachfassen. Auch das kann Ihre Jobchancen erhöhen.
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