Bedeutung: Was ist ein Perspektivwechsel?
Ein Perspektivwechsel (auch: Perspektivenwechsel) ist eine Veränderung der eigenen Sichtweise, um zum Beispiel ein bestehendes Problem zu lösen. Kommen Sie nicht weiter, suchen Sie die Lösung durch einen anderen Blickwinkel.
Sie gewinnen buchstäblich eine neue Sicht auf die Situation. Das bringt Anregungen zur Problemlösung, neue Einsichten oder Ideen, die Sie mit bisherigen Denkweisen und Bewertungen nicht hatten.
Perspektivwechsel Synonym
Häufige Synonyme für einen Perspektivenwechsel sind: Gesinnungswandel, andere Betrachtungsweise, neue Anschauung, Standpunktveränderung – oder einfach: Querdenken.
Sprüche zum Perspektivwechsel
- „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ (Albert Einstein)
- „Die besten Entdeckungsreisen macht man nicht in fremden Ländern, sondern indem man die Welt mit neuen Augen betrachtet.“ (Marcel Proust)
- „Was sich manche Menschen selber vormachen, macht ihnen so schnell keiner nach.“ (Gerhard Uhlenbruck)
- „Der eine sieht nur Bäume. Probleme dicht an dicht. Der andere Zwischenräume und das Licht. (Unbekannt)“
- „Du siehst die Welt nicht so, wie sie ist. Du siehst die Welt so, wie du bist.“ (Anais Nin)
- „Die Wahrheit ist wie ein Kronleuchter im Gerichtssaal. Alle sehen ihn, aber jeder aus einem anderen Blickwinkel.“ (Peter Ustinov)
Gute Gründe für einen Perspektivwechsel
„Betrachte das doch mal aus einer anderen Perspektive!“ – Das klingt wie eine Floskel, bedeutet aber viel mehr. Wir sind häufig betriebsblind im Wortsinn. Die Perspektive wechseln zu können, hat daher zahlreiche Vorteile:
- Tunnelblick vermeiden
Wir öffnen und erweitern durch einen Perspektivwechsel unseren Horizont. - Empathie vergrößern
Wer die Ich-Perspektive verlässt, gewinnt an sozialer Kompetenz. - Toleranz steigern
Zu akzeptieren, dass es auch andere Sichtweisen gibt, verleiht Größe. - Objektivität gewinnen
Wahrnehmung ist subjektiv. Perspektivwechsel objektivieren das. - Korrektur anstreben
Wissen und „Wahrheiten“ lassen sich so besser verifizieren. - Probleme lösen
Anders denken und sehen, führt zu besseren Lösungen. - Persönlichkeit entwickeln
Selbstkritisch das eigene Verhalten reflektieren, macht bewusster.
Zeichen für Empathie
Wer gute die Perspektive wechseln kann, beweist damit mehr als Problemlösungskompetenz. Forscher sind überzeugt: Es ist ein Indiz für ausgeprägte Empathie und soziale Kompetenz! Statt voreilig zu urteilen, versetzen sich Menschen mit dieser Stärke zuerst in andere und versuchen deren Verhalten oder Entscheidungen zu verstehen. Wie bei der Frage, ob das Glas halb voll oder halb leer ist…
Psychologie: Warum fällt der Perspektivwechsel so schwer?
Vor dem Perspektivwechsel steht die Einsicht, dass die eigene Denkweise bisher beschränkt, verengt oder gar falsch war. Betroffene müssen sich eingestehen: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Das fällt vielen schwer.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – auch in Sachen Meinungen, Überzeugungen und Weltbild. Wir stecken oft fest in unseren Denkschubladen.
Voraussetzung für einen Perspektivwechsel
Voraussetzung für einen Perspektivwechsel ist Offenheit und die Bereitschaft, sein Denken zu verändern. Wir müssen dabei nicht nur (neuen) Tatsachen ins Auge sehen, sondern diese auch akzeptieren und gegebenenfalls danach handeln…
Ein zentrales Instrument hierfür ist Selbstreflexion und der Wille eine mögliche Selbsttäuschung oder selektive Wahrnehmung zu erkennen. Weil das meist unangenehm ist, halten viele an gewohnten Sichtweisen fest.
Macht und Erfolg erschweren eine neue Perspektive
Laut Studien um Ithai Stern führen Macht und Erfolg dazu, bisherige Erkenntnisse nicht mehr zu hinterfragen. Das betrifft vor allem Top-Manager: Sie sind durch ihr Können aufgestiegen, erhalten viel Lob und Zuspruch für bisherige Ansichten. Umso schwerer fällt ihnen Perspektivwechsel in der Zukunft. In der Psychologie heißt das Phänomen Ikarus-Effekt – kurz: Erfolg macht besoffen.
Übung: Wie kann ich meine Perspektive wechseln?
Wenn die grauen Zellen auf Autopilot stehen und Sie in Ihrem Denkmuster feststecken, wird es höchste Zeit, mehr Abstand zu gewinnen und die Perspektive zu wechseln… Wie gelingt das?
Oft reicht es schon, kurz innezuhalten, das Tempo rauszunehmen, einen gedanklichen Schritt zurück zu machen und sich selbst zu fragen:
- Halt! Warum denke, fühle ich gerade so?
- Stimmt das überhaupt?
- Aus welchen Gründen will ich das jetzt machen?
- Könnte ich das auch anders sehen?
- Welche Erklärungen gibt es noch?
- Welche Optionen habe ich?
- Welche davon ist wirklich sinnvoll und zielführend?
Durch diese selbstreflektierende Distanz gewinnen Sie Ruhe, Gelassenheit und eine objektivere Sicht auf die Dinge. Das eröffnet Ihnen neue Handlungsspielräume.
TIPP: Fragen Sie in Krisen nicht nach dem „Warum?“ – der Blick nach hinten fördert eher Selbstmitleid. Fragen Sie besser „Wozu?“ – auch das ist ein Perspektivwechsel mit Blick nach vorn!
3 Methoden zum Perspektivwechsel
Neben diesen einfachen Übungen gibt es weitere Methoden, mit denen Sie eine neue Perspektive einnehmen. Wir stellen drei besonders nützliche Methoden vor:
1. Raikov Methode
Eine Übung zum Perspektivwechsel ist die sogenannte Raikov Methode oder „Technik des geborgten Genies“. Der russische Psychotherapeut Vladimir Raikov nutzte die Methode mit großem Erfolg, indem er seine Patienten dazu brachte, eine unübliche Denkweise einzunehmen – mit Fragen wie:
- Was hätte Thomas Edison an meiner Stelle gemacht?
- Wie hätte MacGyver eine Lösung gesucht?
- Wie würde Elon Musk in der Situation vorgehen?
- Was würde mein Vorbild jetzt tun?
- Was würde ein ehemaliger Klassenkamerad dazu sagen?
- Wozu würden mir meine Eltern oder Großeltern raten?
- Welchen Eindruck hätte ein Fremder, der mich beobachten könnte?
Die Namen sind austauschbar. Es geht auch nicht darum, herauszufinden, was Edison, MacGyver oder Musk getan hätten. Sie sollen nur überlegen, was SIE tun würden, wenn Sie Edison, MacGyver oder Musk wären. So oder so hat das gedankliche Mimikry zwei Effekte: Es inspiriert – und Sie entwickeln dabei Fähigkeiten, die Sie sich zuvor kaum zugetraut hätten.
2. Kopfstand-Methode
Bei der Kopfstand-Methode drehen Sie ein Problem oder eine Fragestellung komplett um (Beispiel). Mögliche Fragen sind zum Beispiel:
- Wie bekomme ich auf keinen Fall eine Gehaltserhöhung?
- Was kann ich tun, um mit meinem Leben unzufriedener zu sein?
- Was müsste ich tun, um garantiert zu scheitern?
- Wie werde ich mein Ziel auf keinen Fall erreichen?
Für eine zielführende Antwort drehen Sie die Erkenntnisse anschließend wieder herum. Der Trick bei diesem Perspektivwechsel: Das anfänglich negative Denken fällt vielen Menschen leichter. Dadurch kommen Sie dann auf viele neue Ideen und Ansätze, die sie nur noch zurück auf die Beine stellen müssen.
3. Bitten Sie um Feedback
Einer der besten und einfachsten Wege für einen Perspektivenwechsel ist, gezielt um Feedback oder nach einer zweiten Meinung zu fragen. Bitten Sie zum Beispiel Kollegen um einen Ratschlag oder fragen Sie danach, wie diese Ihr Problem lösen würden.
Anschließend überlegen Sie was deren Perspektive von Ihrer unterscheidet: Was können Sie daraus lernen? Wie können Sie die Dinge in Zukunft anders sehen? Sie müssen deswegen ja nicht jedem Vorschlag folgen. Es geht lediglich darum, sein Denken flexibel zu halten und im Alltag zu trainieren, regelmäßig die Perspektive zu wechseln sowie offen und unvoreingenommen zu bleiben.
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