Definition: Was ist Selbstgefälligkeit?
Selbstgefälligkeit ist ein Verhalten, bei dem Betroffene übertrieben positive Urteile über sich selbst fällen. Sie idealisieren sich selbst und halten sich für besonders bemerkenswert oder begabt – oft ohne eine objektive Begründung dafür. Selbstgefällige Menschen nehmen sich wichtig und betonen den eigenen (überschätzten) Wert.
Ausdrücken kann sich dies in vielfältiger Form: durch Selbstüberschätzung, eine überzogene Selbstdarstellung, arrogantes oder snobistisches Verhalten sowie ein selbstherrliches und angeberisches Auftreten.
Synonyme für Selbstgefälligkeit
Häufige Synonyme für Selbstgefälligkeit sind: Arroganz, Besserwisserei, Dünkel, Einbildung, Eitelkeit, Gefallsucht, Hochmut, Hoffart, Snobismus, Stolz, Überheblichkeit oder Vermessenheit. Im Englischen heißt Selbstgefälligkeit „complacency.“
Psychologie: Was verursacht Selbstgefälligkeit?
Dem Wortsinn nach finden selbstgefällige Menschen Gefallen an sich selbst. Dahinter stecken oft Narzissmus und Egozentrik. Beide beruhen auf einem falschen Selbstbild: Selbstgefällige Menschen verwechseln ihre überzogene Vorstellung von sich mit gesundem Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein.
Das künstliche Selbstkonzept erschaffen sie aus selbst zugeschriebenen Eigenschaften, rigiden Einstellungen und inneren Überzeugungen. Hat sich das erst Selbstbild verfestigt, prallen Kritik und Kommentare anderer einfach ab. Erfahrungen oder Gedanken, die nicht zum Selbstbild passen, werden ausgeblendet.
Faktoren für Selbstgefälligkeit
Ob sich ein derartiger Hochmut entwickelt, hängt teils vom Charakter ab, größeren Einfluss aber haben meist äußere Einflüsse wie die Eltern oder schulische Prägungen. Teils spielen auch nicht erfüllte Grundbedürfnisse eine Rolle. Wenn Kinder sich nicht geliebt, angenommen oder gesehen fühlen, können sich Minderwertigkeitsgefühlen entwickeln, die später im Leben und als Erwachsene zu einer ausgeprägten Geltungssucht führen.
Selbstgefällige Menschen: Fallstricke
Selbstgefällige Menschen gibt es – leider – überall: im Job, im Bekanntenkreis, in der Familie… Sie drängen sich gerne in den Vordergrund, reißen Gespräche an sich und reden über ihre tollen Erfolge und Eigenschaften. Bescheidenheit sieht anders aus.
Selbstgefälligkeit ist für andere unangenehm, schadet den Betroffenen aber vor allem selbst – durch zahlreiche Fallstricke:
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Respektlosigkeit
Es ist grob unhöflich, anderen ständig vorzuhalten, wie toll man selbst ist. Selbst bei realer Expertise degradiert es die Gesprächspartner zu bloßen Claqueuren, die lediglich bewundern sollen.
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Sturheit
Selbstgefälligkeit geht oft Hand in Hand mit Beratungsresistenz. Nicht selten diskutieren oder streiten Betroffene endlos weiter, weil sie unbedingt Recht oder das letzte Wort haben müssen.
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Vermessenheit
Selbstgefälligen Menschen fehlt häufig das rechte Maß. Viele schießen übers Ziel hinaus, überschreiten ihre Kompetenzen oder Grenzen gegenüber anderen. Das belastet Beziehungen und macht natürlich enorm unsympathisch.
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Blockiertheit
Das größte Problem selbstgefälliger Menschen ist, dass sie selbst keinen Handlungsbedarf sehen. Wer von sich überzeugt ist, glaubt nicht, dass er Kompetenzen erweitern oder Verhalten ändern müsste. Dadurch entwickeln sich Betroffene nicht mehr weiter und katapultieren sich zusätzlich ins Aus.
Hochmütige beschneiden sich durch ihr gestörtes Sozialverhalten. Sie torpedieren die Interaktion mit ihren Kollegen, was früher oder später zu Ausgrenzung und Vereinsamung führt.
3 Tipps für weniger Selbstgefälligkeit
Wenn Ihnen schon einmal Selbstgefälligkeit vorgeworfen wurde oder Sie bei sich selbst einige der Anzeichen erkennen, haben wir hier drei wichtige Tipps, wie Sie negative Folgen eindämmen und das Verhalten verbessern können:
1. Selbstreflexion
Der erste Schritt: Denken Sie darüber nach, was Sie an Ihrem Auftreten ändern können. Vielleicht basiert Ihre Selbstgefälligkeit auf Unsicherheit und Trotz. Sie glauben, dass Sie gute Arbeit leisten, vermissen aber das Lob und die Anerkennung.
Wenn das der Grund für selbstgerechtes Verhalten ist, können Sie zweierlei tun: Listen Sie Ihre Qualifikationen auf und halten Sie fest, wo Sie in letzter Zeit erfolgreich waren. Außerdem sollten Sie ein Feedbackgespräch mit Ihrem Vorgesetzten suchen. Durch die Rückmeldung können Sie Ihr Selbstbild hinterfragen und korrigieren.
2. Bescheidenheit
Durch Bescheidenheit und Demut können Sie sich selbst zurücknehmen und zollen anderen Respekt. Sie gestehen Kollegen oder Freunden zu, ebenfalls wichtig zu sein, über Kompetenzen und Fachwissen zu verfügen.
Sie müssen sich dafür nicht selbst unter Wert verkaufen. Selbstbewusstsein und auch Selbstvermarktung sind gerade im Job wichtig. Sie müssen sich aber nicht jedes Mal in den Mittelpunkt drängen und andere herabwürdigen. Kollegen können ebenso kompetent und erfolgreich sein, ohne dass Ihre Leistung darunter leidet.
3. Anerkennung
Gestehen Sie anderen zu, was Sie sich auch für sich selbst wünschen. Machen Sie anderen Menschen Komplimente und spenden Sie ein Lob – für gute Arbeit, ein erfolgreiches Projekt oder ähnliches. Erkennen Sie an, dass auch andere Kollegen wichtigen Anteil am Gelingen eines Projektes hatten und versuchen Sie nicht, die Anerkennung alleine einzuheimsen.
Je mehr Anerkennung Sie teilen und selbst schenken, desto weniger selbstgefällig wirken Sie auf andere. So entsteht echter Austausch auf Augenhöhe und Teamwork, von dem am Ende alle profitieren.
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