Definition: Was ist Embodiment?
Wörtlich übersetzt heißt Embodiment „Verkörperung“. Gemeint ist der Zusammenhang zwischen innerem Empfinden und äußerer Wirkung des Körpers. Frei nach dem Motto: Zeig mir, wie du dich verhältst und ich sag dir, wie du dich fühlst. Dabei sollen Sie natürlich nicht nur erkennen, dass jemand weint, wenn er traurig ist.
Es geht nicht um das Offensichtliche. Embodiment sieht subtilere Zusammenhänge zwischen Emotionen und Körper. Eine Grundannahme dabei ist: Der Körper ist der Spiegel der Seele. Alles, was Sie innerlich beschäftigt, zeigt sich in Körperhaltung, Mimik und Gestik.
Jedes Gefühl und Stimmung, aber ebenso Erfahrungen und Erlebnisse werden im Körper gespeichert und spiegeln sich in unserem äußeren Erscheinungsbild.
Wechselwirkung von Körper und Geist
Das Ganze funktioniert nicht nur in eine Richtung. Embodiment beschreibt eine Wechselwirkung, durch die sich beide Seiten gegenseitig beeinflussen können. Soll heißen: Ihre Gefühle bestimmen nicht nur die Körpersprache. Anders herum können Sie durch Ihre Haltung oder Mimik eine Reaktion in der Gefühlswelt hervorrufen.
Gerade diese Rückkopplung ermöglicht eine aktive Nutzung des Embodiment zum eigenen Vorteil. Kaum jemand kann die eigenen Emotionen direkt steuern – auf Ihre Muskeln und körperlichen Verhalten können Sie viel besser Einfluss nehmen und so indirekt die innere Haltung kontrollieren.
Beispiele und Übungen für Embodiment
Die Effekte des Embodiment zeigen sich im Alltag in vielen Situationen – oft bemerken Sie diese nicht einmal bewusst. Bekanntestes Beispiel: Ein simples Lächeln. Mit diesem auf den Lippen fühlen Sie sich gleich besser, gut gelaunt, oft sogar motivierter. Die Erklärung durch das Embodiment: Positive Mimik führt zu positiven Emotionen.
Das ist sogar wissenschaftlich belegt. Als Facial-Feedback-Hypothese (auch als Bleistiftexperiment bekannt) wurde dies bereits in den 80er Jahren gezeigt. Probanden hielten einen Bleistift quer im Mund, wodurch die Mundwinkel wie bei einem Lächeln angehoben wurden. Klares Ergebnis: Die Laune verbesserte sich, die Stimmung wurde positiver, obwohl es bis auf den körperlichen Anreiz keinen Auslöser dafür gab.
Weitere Beispiele und Übungen zum Embodiment, die Sie selbst ausprobieren können, sind:
- Aufrechte Haltung
Eine krumme Haltung signalisiert Entspannung und Gemütlichkeit. Wollen Sie engagiert arbeiten, empfiehlt sich eine aufrechte Haltung. Für mehr Motivation müssen Sie sich wörtlich aufraffen: Gerader Rücken, gestreckter Nacken. In dieser Position fühlen gesteigerte Bereitschaft und Aufmerksamkeit. - Verschränkte Arme
Vor dem Körper verschränkte Arme sind nicht nur nach außen ein Signal der Ablehnung. Sie verschließen sich auch innerlich vor Ideen und Menschen. Stehen Veränderungen an oder auch bei Meetings, in denen Vorschläge besprochen werden, sollten Sie die Arme nicht verschränken, um körperlich wie psychisch offener zu sein. - Schultern nach hinten
Nach vorne gerollte und eingezogene Schultern machen klein. Es ist eine Schutzhaltung bei Unsicherheit oder Verlegenheit. Sie empfinden größerer Selbstbewusstsein, wenn Sie die Schultern nach hinten ziehen. Das strahlt innerlich und äußerlich Sicherheit aus. - Gefühl von Wärme
Äußere Einflüsse wie Wärme oder Kälte wirken auf den Körper und damit auf Psyche, Emotionen und Verhalten. Wer etwa eine warme Tasse Tee in der Hand hält oder in der Nähe einer Heizung steht, ist freundlicher und empathischer. Die körperlich empfundene Wärme wird auf zwischenmenschliche Wärme übertragen.
Tipps: So nutzen Sie Embodiment zu Ihrem Vorteil
Nutzen Sie die Wechselwirkung des Embodiment, können Sie schnell von den Vorteilen profitieren. Anfangs kann es jedoch einige Übung brauchen. Es kann sich ungewohnt anfühlen und kostet auch ein wenig Überwindung, die Körpersprache anzupassen und sogar zu manipulieren.
Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei, Embodiment zu nutzen und die Wechselwirkung zwischen Körper und Emotionen gezielt einzusetzen:
- Machen Sie sich die Wirkung bewusst
Zunächst müssen Sie sich bewusst machen, wie Ihr Körper und Ihre Gefühlswelt zusammenhängen. Erinnern Sie sich immer wieder daran, dass sich Ihre Emotionen abhängig zu Ihrer Haltung und dem körperlichen Verhalten anpassen. Dazu gehört die wichtige Erkenntnis, dass Sie selbst in der Hand haben, wie Sie die Wechselwirkung gestalten wollen. Die oben genannten Übungen und Beispiele helfen Ihnen dabei, die Effekte des Embodiment auszuprobieren. - Beobachten Sie sich in verschiedenen Situationen
Wollen Sie Embodiment einsetzen, müssen Sie wissen, wie Ihre Körpersprache, Mimik und Gestik in unterschiedlichen Situationen aussieht. Beobachten Sie sich dafür selbst und achten Sie auf Details. Wie stehen oder sitzen Sie, wenn Sie sich wohl fühlen? Was machen Sie mit Ihren Armen und Händen, wenn Sie selbstbewusst sind? Indem Sie ein Gefühl für Ihren Körper entwickeln, können Sie die Körperhaltung reproduzieren. - Lesen Sie die Körpersprache anderer
Beobachten Sie nicht nur sich selbst, sondern auch andere Menschen in Ihrem Umfeld. Familie, Freunde oder Kollegen bieten eine Menge Beispiele für Embodiment, von denen Sie lernen können. Ein lächelnder und aufrechter Kollege beim Vortrag strahlt Professionalität und Kompetenz aus – kopieren Sie die Körperhaltung, um denselben Effekt zu erzielen. - Üben Sie vor dem Spiegel
Um das Risiko zu minimieren, dass Ihre veränderte Haltung künstlich und unauthentisch wirkt, sollten Sie das eigene Auftreten vor dem Spiegel üben. Sonst fühlen Sie sich vielleicht besser und erzeugen positive Emotionen durch Embodiment – Ihrem Umfeld fällt die fehlende Natürlichkeit jedoch auf.
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