Beförderung vorbereiten: Überzeugen Sie Ihren Chef
Hervorragende Leistungen, hohe Kompetenz, umfassendes Fachwissen, der Wille zur Weiterbildung und das Streben nach mehr Verantwortung sind die Grundlagen jeder Beförderung. All diese Fähigkeiten und Kompetenzen bringen Sie der Beförderung aber kein Stück näher, wenn Ihr Chef sie nicht wahrnimmt.
Es braucht eine Strategie, um Sie und Ihre Leistungen beim Chef bekannter zu machen, wenn Sie die eigene Beförderung vorbereiten wollen. Manche Arbeitnehmer drängen sich dafür in Meetings nach vorne, loben sich in Gegenwart des Chefs selbst und bombardieren ihn fast schon mit Leistungsnachweisen. Der Grat zwischen klugem Selbstmarketing und eitler Selbstdarstellung ist allerdings schmal.
Wer sich aufdringlich in Szene setzt, verspielt schnell alle Chancen und setzt den guten Ruf aufs Spiel. Besser ist: Präsentieren Sie dem Chef im passenden Kontext und mit dem richtigen Timing Ihre Erfolge. Das dauert etwas länger und erfordert Geduld, Sie sind aber auch nicht nervig, sondern bereiten langfristig Ihre Beförderung vor.
Darum sollten Sie Ihre Beförderung vorbereiten
Eine Beförderung kommt, wenn sie eben kommt. So oder so ähnlich sieht manche Einstellung aus, wenn es um den beruflichen Aufstieg geht. Zwar wünscht man sich, den nächsten Karriereschritt zu schaffen, aber gleichzeitig fehlt der Glaube daran, diesen schneller herbeiführen zu können. Nicht selten steht dahinter die Angst vor Veränderung. Doch es lohnt sich, diese zu überwinden. Mit der richtigen Vorbereitung müssen Sie die Beförderung nicht nur dem Zufall überlassen, sondern können einen wichtigen Teil dazu beitragen und für die Zukunft profitieren.
Drei Gründe, warum Sie Ihre Beförderung vorbereiten sollten:
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Um die Beförderung zu bekommen
Der natürlich wichtigste Grund: Um überhaupt auf eine höhere Position zu kommen, sollten Sie die Beförderung vorbereiten. Ansonsten bleiben Sie möglicherweise über viele Jahre auf Ihrem aktuellen Posten und werden Opfer des Klebeeffekts. Durch die Vorbereitung werden Sie sichtbarer, zeigen, dass Sie diesen Schritt wollen und dafür geeignet sind. Schließlich buhlen manche Kollegen ebenfalls um diese Stelle.
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Sie zeigen Interesse und Eigeninitiative
Selbst wenn Sie bereits für eine Beförderung im Gespräch sind, heben Sie sich durch die Vorbereitung noch weiter von anderen Kandidaten ab. Gerade diese Eigeninitiative ist das, was viele Vorgesetzte sehen wollen.
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Sie können die Erwartungen klären
Unsicherheiten auf beiden Seiten lassen sich gut überwinden, wenn im Vorfeld die Erwartungen geklärt sind. Was verspricht sich der Arbeitgeber von diesem Schritt? Was erwartet er von Ihnen und was erwarten Sie auf der anderen Seite?
9 Fragen, mit denen Sie eine Beförderung vorbereiten
Der Schlüssel zur Beförderung ist der langsame Beziehungsaufbau zum Chef – ohne zu schleimen oder in rektoskopische Nähe zu geraten. Es geht darum, ihm positiv im Gedächtnis zu bleiben und dafür zu sorgen, dass er Ihren Namen mit hoher Kompetenz assoziiert. Kurz: Wenn eine Beförderung ansteht, soll der Chef sofort an Sie denken.
Anhaltend gute Leistungen sind erste Voraussetzung dafür. Zusätzlich können Sie clevere Fragen stellen, mit denen Sie Ihre Beförderung vorbereiten können. Wann welche Frage angebracht ist, sollten Sie durch Ihre Menschenkenntnis und Intuition entscheiden. Wir stellen neun Fragen vor, die dem Chef zeigen, dass Sie eine gute Wahl sind und mit denen Sie Ihre Beförderung vorbereiten:
1. Was wollen wir damit erreichen?
Diese Frage zeigt, dass Sie über die konkrete Aufgabe hinaus denken und sich Gedanken über den Sinn Ihrer Arbeit machen. Stellen Sie sie zum richtigen Zeitpunkt in einem Projekt oder einem Planungsprozess, können Sie dadurch Ihre strategische Denkweise unter Beweis stellen. Gerade für Führungskräfte ist nicht nur der Überblick über die aktuelle Lage, sondern auch die Zukunftsorientierung ein wichtiger Aspekt, den Ihr Chef in Ihnen sehen sollte.
2. Worauf achtet der Kunde?
Kundenorientierung, Sorgfalt und Pflichtbewusstsein. Qualitäten, die Arbeitgeber schätzen und fördern wollen. Sinnvoll und positiv ist diese Frage aber vor allem dann, wenn Sie den Kunden aufgrund der aktuellen Position und Aufgabe nicht kennen können. Verfügen Sie über alle notwendigen Informationen, weil Sie diesen beispielsweise schon lange betreuen – oder könnten Sie sich diese beschaffen – wirkt sich die Frage eher negativ auf Ihre Reputation aus und wirkt aufgesetzt.
3. Ist Kollege Mayer dafür nicht besser geeignet?
Auf den ersten Blick mag diese Frage faul wirken – so, als wollten Sie Arbeit abgeben und delegieren wollen. Mit dem richtigen Timing und der passenden Argumentation verwandelt sich die Frage jedoch in einen Pluspunkt: Sie stellen damit Ihre Teamorientierung unter Beweis. Sie wissen eben nicht nur um eigene Schwächen, sondern auch um die jeweiligen Stärken im Team und können diese gezielt ansteuern. Echte Managementqualitäten!.
4. Sollen wir die Idee von Herrn Müller aufgreifen?
Auch hier stellen Sie die Kompetenz Ihres Kollegen in den Vordergrund, zeigen dadurch aber zugleich, dass es Ihnen primär um die Aufgabe und das bestmögliche Ergebnis geht. Der Clou: Können Sie die Idee – zusammen mit Ihrem Kollegen – weiterentwickeln und die Umsetzung optimal gestalten, war es zugleich Ihr Initial, den Kollegen ins Spiel zu bringen. Ein klares Plus gegenüber Mitbewerbern.
5. Wie wollen wir das kommunizieren?
Sinnvoll ist diese Frage, wenn Sie an einem Projekt arbeiten, dass eine hohe Außenwirkung hat oder haben könnte. Ist das der Fall, können Sie durch die Frage zeigen, dass Sie sich auch Gedanken über die Reputation des Unternehmens und die Wirkung Ihrer Arbeit nach außen machen. Die Botschaft: Das Unternehmen ist Ihnen wichtig und Sie wollen Ihren Teil zum Reputationsaufbau beitragen. Wenn Ihr Chef ein Gespür für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit hat, können Sie damit besonders punkten.
6. Kann ich weitere Aufgaben im Projekt übernehmen?
Die Wirkung dieser Frage ist klar: Sie zeigen nicht nur Pflichtbewusstsein, sondern auch Leistungsbereitschaft. Sie sind ein motivierter, ehrgeiziger Mitarbeiter und wollen das auch zeigen. Der Beförderung bringt Sie diese Frage allerdings nur näher, wenn Sie erstens Ihre sonstigen Aufgaben hervorragend erfüllen und sich zweitens um weitere Aufgaben bewerben, die von Bedeutung sind. Wenn Sie sich immer mehr aufladen, dabei aber völlig untergehen, zeigen Sie eher, dass Sie sich selbst nicht einschätzen können.
7. Können wir das unter vier Augen besprechen?
Falls Sie berechtigte Kritik oder Zweifel an einer Entscheidung haben, beweisen Sie damit Taktgefühl und Loyalität. Sie möchten niemanden bloß stellen, insbesondere nicht den Chef, und suchen daher das vertrauliche Gespräch. Natürlich kommt es hierbei auf den Anlass und Tonfall an. Sollen Sie kritisiert werden, geht die Frage natürlich nicht – das wirkt feige. Zudem darf sie niemals vorwurfsvoll rüberkommen. Deswegen sollten Sie die Frage auch nicht auf großer Bühne – etwa in einem Meeting – stellen.
8. Ist das wirklich unsere Kernkompetenz?
Auch diese Frage sollte nie vorwurfsvoll klingen und so den Eindruck erwecken, es würden zu viele falsche Entscheidungen getroffen. Vielmehr soll Sie beweisen, dass Sie das große Ganze im Blick haben, aber auch die Entwicklung des Unternehmens sowie den Markenkern kennen und nutzen wollen. Zum passenden Zeitpunkt gestellt, kann sie das Unternehmen vor einer falschen Entwicklung bewahren oder neu fokussieren. Genau das, was Sie in einer gehobenen Position tun sollten, weshalb die Frage ihre Beförderung vorbereiten kann.
9. Wie hätten Sie das gemacht?
Es geht nicht darum, sich beim Chef einzuschleimen oder hilflos und inkompetent zu wirken. Ist die Frage jedoch ernst gemeint und interessieren Sie sich wirklich für den Rat und die Methoden Ihres Chefs, kann das die Reputation steigern. Kaum ein Chef kann der Versuchung widerstehen, sein Wissen, seine Erfahrungen, seinen Rat einem wohlmeinenden Schüler weiterzugeben. Der subtile Trick daran: Sie lernen so nicht nur etwas, sondern weben zugleich ein festes Band zwischen Ihnen und Ihrem Chef – das einer Mentor-Mentee-Beziehung.
Sichtbarkeit zählt mehr als Leistung
Der Unternehmensberater und Buchautor Harvey Coleman fand bei seinen Studien heraus, dass es vor allem drei Erfolgsschlüssel sind, die bei Beförderung oder mehr Gehalt den Ausschlag geben. Die eigene Tagesarbeit und Leistung zählt dabei jedoch nur zu 10 Prozent. Wichtiger sind die Beliebtheit und Sympathie (30%) – das meiste Gewicht aber hat die Sichtbarkeit (60%). Kurz: Nicht was Sie machen, ist entscheidend, sondern wer davon weiß.
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