Frühjahrsmüdigkeit – einfach erklärt
Bei der Frühjahrsmüdigkeit (auch „frühjahrsdepression“) handelt es sich um ein saisonal bedingtes Stimmungstief oder eine depressive Verstimmung, die mehrere Wochen anhalten kann und geprägt ist durch Müdigkeit, Lustlosigkeit und verringerte Leistungsfähigkeit.
Im Gegensatz zur echten Depression handelt es sich aber nicht um eine Krankheit, sondern um eine Jahreszeit bedingte Verstimmung. In der Medizin spricht man auch von „Seasonal Affective Disorder“ (SAD) – vergleichbar mit dem Herbstblues oder der Winterdepression.
Schätzungen zufolge leidet jeder zweite Deutsche unter der Frühjahrsmüdigkeit und Wetterfühligkeit. Obwohl draußen die Natur zu neuem Leben erwacht, fühlen sich Betroffene ständig müde, antriebslos, weniger leistungsfähig und oft sogar gereizt. Dazu können Schlafstörungen und Kreislaufprobleme kommen. Der Körper kommt einfach nicht in Schwung…
Frühjahrsmüdigkeit Ursachen: Woher kommt die Mattheit?
Die Frühjahrsmüdigkeit macht sich vor allem zwischen März und Mai bemerkbar. Hauptursachen dafür sind die Umstellung des Körpers auf die sich ändernden Licht- und Wärmeverhältnisse. Das Gehirn registriert den Wechsel und stellt den Hormonhaushalt um. Nach der winterlichen Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin, wird nun vermehrt das Glückshormon Serotonin in den Körper gepumpt. Allerdings nur langsam.
Gleichzeitig weiten sich mit den erhöhten Außentemperaturen die Blutgefäße. Effekt: Der Blutdruck kann kurzfristig absinken – und wir werden müde und schlapp. Oder bekommen sogar Schwindelgefühle. Der bisherige Lichtmangel und Vitaminmangel im Winter machen uns zusätzlich zu schaffen. Der Körper will zwar einen Frühjahrsstart (siehe Frühlingsgefühle) hinlegen – es fehlt ihm aber noch der Treibstoff. Die Zeitumstellung tut ihr Übriges dazu.
Wer ist besonders betroffen?
Das Phänomen Frühjahrsmüdigkeit tritt vor allem in Ländern auf, deren Temperatur- und Lichtverhältnisse stark von den Jahreszeiten beeinflusst werden. Je weiter Sie vom Äquator entfernt wohnen, desto stärker die Folgen. Auch trifft es wetterfühlige Menschen öfter sowie solche mit ohnehin niedrigem Blutdruck. Ältere Menschen sind frühjahrsmüder als jüngere, Frauen (39 Prozent) häufiger betroffen als Männer (22 Prozent).
Grundsätzlich gilt: Wer körperlich fit ist, kommt mit der Frühjahrsmüdigkeit besser klar. Sie kann bis zu einem Monat dauern und geht danach von alleine wieder weg.
Frühjahrsmüdigkeit Symptome: Wie erkennen?
Frühjahrsmüdigkeit ist ein wiederkehrendes Massenphänomen. Bemerkbar macht sich die Müdigkeit im Frühling durch folgende Symptome:
- Schlafstörungen, erhöhter Schlafbedarf
- Antriebslosigkeit
- Niedergeschlagenheit
- Schwindel
- Konzentrationsschwäche
- Kreislaufschwäche
- Gereiztheit
- Kopfschmerzen
- Selbstzweifel❗
- Hoffnungslosigkeit❗
Bei den letzten beiden Symptomen sollten Sie hellhörig werden. Dauern Sie länger an, geht das über ein typisches SAD hinaus. Tritt keine baldige Besserung ein, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Frühjahrsmüdigkeit im Herbst?
Beim Begriff „Frühjahrsmüdigkeit“ würden Sie das Stimmungstief sicher nicht im Herbst verorten, sondern ausschließlich zum Jahresbeginn. Das stimmt aber nicht. Der Klimawandel und heftige Wetterschwankungen können das Phänomen auch im Herbst auslösen. Starke Wechsel zwischen grauem Schmuddelwetter und Sonnenschein lassen Menschen mit Erschöpfung und Müdigkeit reagieren.
Tipps: Was hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit?
Der alljährlichen Frühjahrsmüdigkeit sind Sie nicht hilflos ausgeliefert. Sie können proaktiv etwas dagegen tun, um das Stimmungstief in den Griff zu bekommen. Am meisten helfen viel Bewegung an der frischen Luft und viel Tageslicht. Das aktiviert den Hormonhaushalt und bringt den Geist auf Trab. Darüber hinaus helfen folgende Tipps gegen die Frühjahrsmüdigkeit:
Bewegung
Raus aus dem Wintermodus! Bewegung ist jetzt die beste Medizin. Wer im Frühjahr nicht in die Puschen kommen, sollte t#glich 30 Minuten an der frischen Luft spazieren oder mit dem Rad zur Arbeit fahren.
Tageslicht
Richten Sie Ihren Tagesrhythmus wieder stärker nach der Sonne aus. Tageslicht und Sonne regen die Produktion von lebenswichtigem Vitamin D an. Zusätzlich können Sie eine Tageslichtlampe ab 10.000 Lux einsetzen. Die regelmäßige Lichtdusche vitalisiert die innere Uhr und stabilisiert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Um denn Biorhythmus wieder ins Gleichgewicht zu bringen, sollten Sie abends auf künstliches Licht durch Smartphones oder Tablets verzichten, das wirkt der natürlichen Müdigkeit entgegen (siehe auch: Chronobiologie).
Aktivität
Acht Stunden ununterbrochen sitzen ist für Körper und Geist eine Tortur. Im Frühling wie im Sommer. Nutzen Sie daher Pausen, um die müden Knochen in Gang zu bringen: Treppe statt Aufzug, in der Mittagspause rausgehen und nach der Arbeit etwas Gartenarbeit… All das bringt den Kreislauf in Schwung.
Wechselduschen
Die meisten Menschen duschen morgens warm. Erst recht, wenn es draußen noch kalt ist. Das ist angenehm, besser gegen die Frühjahrsmüdigkeit hilft aber die sogenannte Schottische Dusche: 90 Sekunden Wechselduschen. Das vertreibt Müdigkeit, verbrennt Fett und revitalisiert den Körper. Mehr als zwei Tassen Kaffee!
Powernap
Frische Energie tanken Sie auch durch ein kurzes Nickerchen am Arbeitsplatz oder im Homeoffice. Der sogenannte Powernap braucht nur 20 Minuten maximal, erfrischt aber enorm und vertreibt die Müdigkeit aus dem Tag.
Farben
Farben wirken sich nachweislich auf die menschliche Stimmung aus. Nutzen Sie das gegen das Frühlingstief. Zum Beispiel bei der Kleidung, in der Wohnung oder mittels Büroaccessoires. Strahlendes Gelb, leuchtendes Orange oder anregendes Blau eigenen sich am besten. Tipp: Stellen Sie sich einen bunten Obstkorb ins Büro oder ins Wohnzimmer. So leuchten Sie nicht nur bunte Farben an: Wer hier zugreift, spendiert sich eine gesunde Portion Vitamine.
Ernährung
Ernähren Sie sich ausgewogen und gesund. Also viel vitaminreiches Obst und Gemüse sowie leichte Kost. Wichtig ist jetzt, die leeren Vitamin- und Mineralstoffspeicher wieder aufzufüllen. Und trinken Sie ausreichend Wasser, möglichst 1,5 bis 2 Liter am Tag.
Düfte
Neben Farben können Sie gezielt Düfte einsetzen, um die Stimmung zu heben. Hierfür eignen sich vor allem Öle und Duftkerzen. Minzöl (auf den Schläfen) wirkt ebenso belebend wie Orangen- oder Zitronenduft. Aber: Düfte und Farben können nur unterstützen. Alleine reichen sie nicht gegen den Herbstblues aus.
Freunde treffen
Soziale Kontakte sorgen für Glücksgefühle. Wer daheim auf der Couch hockt und Trübsal bläst, wird garantiert nicht glücklicher. Gehen Sie also öfter raus und unter Leute. Oder treffen Sie sich vermehrt mit Freunden. Plaudern, erzählen, gemeinsam lachen – all das macht bessere Laune und setzt Glückshormone frei. Studien zeigen: Positive Menschen im Umfeld steigern das Glück um 15 Prozent, während negative Menschen bis zu sieben Prozent Lebenszufriedenheit kosten.
Ziele
Klingt banal, wirkt aber: Formulieren Sie für sich und das Frühjahr konkrete Ziele! Wer ein Ziel vor Augen hat und darauf hinarbeitet, überwindet seine Antriebslosigkeit nachhaltig. Sie kennen das von den typischen Neujahrsvorsätzen. Nur diesmal setzen Sie die Ziele auch um!
Was tun, wenn keine Besserung eintritt?
Die genannten Hausmittel und Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit haben schon vielen Menschen geholfen. Manchmal reichen sie aber nicht. Falls Sie sich weiterhin und dauerhaft antriebslos und niedergeschlagen fühlen, können das auch Anzeichen für eine veritable Depression sein. Im Gegensatz zur Frühjahrsmüdigkeit ist die Frühjahrsdepression deutlich intensiver und dauert länger.
In dem Fall kontaktieren Sie bitte Ihren Arzt oder Facharzt. Der kann zum Beispiel organische Ursachen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Allergie ausschließen und eine geeignete Therapie finden oder Medikamente verschreiben.
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