Lügen erkennen: Woran merke ich, dass jemand lügt?

Sie wollen herausfinden, ob Sie jemand anlügt? Ihr Partner, Freund, Kollege oder Geschäftspartner? Tatsächlich gibt es einige Merkmale, an denen Sie erkennen können, ob jemand lügt – im Gesicht, in den Augen, in den Aussagen selbst. Wir zeigen Ihnen typische Indizien dafür, jemand lügt…

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Woran merke ich, dass jemand lügt?

Niemand wird gerne belogen. Lügen ist Gift für Beziehungen, zerstört Vertrauen und Glaubwürdigkeit – und es tut auch noch richtig weh, von einem Menschen, den man vielleicht liebt und vertraut hat, belogen zu werden.

Davon abgesehen ist jede Lüge eine indirekte Beleidigung, weil der Lügner glaubt, mit der Unwahrheit durchzukommen. Doch Lügen haben kurze Beine, weiß der Volksmund: Irgendwann kommen sie doch ans Licht. Überdies lassen Sie Lügen leicht erkennen – an zahlreichen Anzeichen und verräterischen Signalen…

Definition: Was ist eine Lüge?

Lügen sind unwahre Aussagen oder Informationen, wodurch andere getäuscht und manipuliert werden. In den meisten Fällen weiß der Lügner, dass er die Unwahrheit sagt. Teils lügen Menschen auch unbewusst – zum Beispiel, wenn sie Botschaften ungeprüft und unreflektiert weitergeben. Dabei belügen Menschen nicht nur andere Menschen. Weit verbreitet ist ebenso die Selbstlüge.

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Lügen erkennen – am Inhalt

Wollen Sie Lügen erkennen, müssen Sie zunächst die Aussagen genau prüfen. Die meisten Lügner verraten sich schon allein dadurch, dass sie sich inhaltlich widersprechen – oder auffällig ausführlich werden.

An diesen Signalen und Taktiken lassen sich bereits viele Lügen erkennen:

  • Wiederholen

    Ungeübte Lügner beginnen ihre Antwort damit, die Frage zu wiederholen – Beispiel: „Ich soll das gestohlen haben?“ Das soll Bedenkzeit schaffen. Auch das Wiederholen von Antworten ist typisch für eine Lüge: „Nein, natürlich habe ich das nicht! Das ist doch klar, dass ich das nicht gemacht habe! Auf keinen Fall!“ Das soll beschwichtigen. Gleiches gilt für übertriebene Beteuerungen: Je deutlicher eine Aussage verbal unterstrichen wird, desto eher ist sie gelogen.

  • Bezugnehmen

    Um nicht lügen zu müssen, nehmen Schwindler gerne Bezug zu einer früheren Aussage: „Ich habe doch schon letzte Woche erklärt, dass ich mit dem verschwundenen Geld nichts zu tun habe!“ In der Logik des Lügners sagt er damit die Wahrheit, obwohl er auf eine Unwahrheit verweist. Die Bezugnahme fällt aber emotional leichter als neue Schönfärberei.

  • Ablenken

    Passen Sie auf, wenn Ihr Gesprächspartner weit ausholt, um eine simple Frage zu beantworten – übrigens eine beliebte Taktik bei Politikern! Statt „Ja“ oder „Nein“ bekommen Sie zu hören: „Das ist in diesem Zusammenhang eine berechtigte Frage, ich danke Ihnen an dieser Stelle dafür, denn das gibt mir die Gelegenheit…“ Das Lügen erkennen Sie daran, dass sich der oder die Gefragte um eine klare Position herumdrückt und versucht abzulenken oder das Thema zu wechseln.

  • Verzögerung

    Lügen dauert länger. Das Gehirn muss sich schließlich die erfundene Geschichte erst einmal zurechtlegen. Untersuchungen des britischen Psychologen Aiden Gregg von der Universität von Southampton zeigen: Im Gegensatz zu ehrlichen Menschen haben Lügner in 90 Prozent der Fälle eine längere Reaktionszeit.

Lügen erkennen – in der Bewerbung

Bei der Bewerbung und um den Traumjob zu bekommen, wird immer wieder geschwindelt und gelogen. Ein gefährliches Spiel! Wenn Arbeitgeber Lügen erkennen, riskieren Kandidaten damit ihren Job – auch Jahre nach der Bewerbung kann es eine fristlose Kündigung geben, wenn die falschen Angaben einst für die Einstellung relevant waren.

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Lügen erkennen – an der Körpersprache

Die Körpersprache ist ein Verräter. Viele Lügner verraten sich an Gestik und Mimik. Wollen Sie eine Lüge erkennen, müssen Sie aber stets die Gesamtsituation beachten! Ein einzelnes Anzeichen kann auch nur für Nervosität stehen.

Wollen Sie an der Körpersprache Lügen erkennen, achten Sie darauf, dass mehrere dieser Indizien zutreffen:

  • Häufiges Blinzeln

    Blinzelt Ihr Gesprächspartner auffällig oft oder viele Male hintereinander, sagt er oder sie sehr wahrscheinlich nicht die Wahrheit. Um dies zu beurteilen, sollten Sie jedoch den Normalzustand kennen.

  • Fehlender Blickkontakt

    Vielen fällt es beim Lügen schwer, dem anderen in die Augen zu sehen. Fehlt der Blickkontakt ganz oder dauert der Augenkontakt nur kurz, deutet das auf starke Schamgefühle und eine Unwahrheit hin.

  • Geweitete Pupillen

    Weiten sich die Augen Ihres Gegenübers nach einer Frage, will er diese nicht beantworten und legt sich bereits eine (gelogene) Antwort zurecht. Vergrößerte Pupillen sind aber für Laien schwer zu erkennen.

  • Augen widersprechen

    Mit Worten lässt sich leicht lügen. Deutlich schwieriger ist es, das Gesagte mit den Augen wiederzugeben. Beispiel Lachen: Solange die Augen nicht mitlachen, ist es meistens nur gespielt.

  • Wangen erröten

    Wer rot wird, schämt sich meist für etwas – zum Beispiel eine dreiste Lüge. Auch hierfür gibt es aber andere Auslöser – also nicht vorschnell urteilen!

  • Höhere Stimme

    Lügen kann man teils sogar hören: räuspern, unerwartetes Stocken, ein lang gezogenes „Ähm“, eine höhere Stimmlage… Solche Unterschiede erkennen auch Ungeübte. Auch wenn sich plötzlich Sprachrhythmus und Betonungen ändern, sich das Gesagte „merkwürdig“ anhört, sollten Sie zumindest hellhörig werden.

  • Körperlicher Abstand

    Die meisten Menschen fühlen sich bei einer Lüge unwohl und versuchen unbewusst den Abstand zu vergrößern, um dem anderen nicht so nahe zu sein. Das kann ein kleiner Schritt zurück sein, leichtes Zurücklehnen oder verschränkte Arme vor der Brust.

  • Hand vors Gesicht

    Viele nehmen beim Lügen eine Hand ins Gesicht, verbergen den Mund oder greifen an die Nase. Die Geste ist ein unbewusster Versuch, die (verbotene) Lüge zurückzuhalten oder zu verstecken. Vorsicht: Die Geste kann auch ein Reflex sein, dass einem etwas rausgerutscht ist – also ein Zeichen für eine Wahrheit!

  • Hektische Bewegungen

    Die Nervosität, die beim Lügen entsteht, verräte sich ebenso durch viele und hektische Bewegungen. Der oder die Lügnerin weiß nicht, wohin mit sich und wird zappelig, weil sie sich in ihrer Haut unwohl fühlt.

  • Starkes Schwitzen

    Körperliche Reaktionen wie Schwitzen oder erhöhter Puls werden zum Beispiel bei einem Lügendetektortest gemessen und sind gute Indizien für eine Lüge, die dem Betroffenen peinlich ist.

  • Plötzliche Verhaltensänderung

    Wer lügt, neigt mitunter zu sogenannten Übersprungshandlungen: plötzliches Aufräumen, Dinge auf dem Tisch neu anordnen. Solche Signale zeigen, dass sich jemand einem Konflikt (= der Lüge) ausweichen will.

  • Untypische Körpersprache

    Generell kann ein plötzlich untypisches Verhalten eine Lüge verraten. Dazu brauchen Sie allerdings eine gute Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe. Erkennen lässt sich dazu zum Beispiel daran, dass Ihr Gegenüber versucht, sich überraschend unauffällig zu verhalten (siehe: Pokerface).

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Beim Lügen erwischt: Was kann ich tun?

Wer beim Lügen erwischt wird, dem ist das zunächst peinlich. Alles abstreiten ist in dem Fall aber die falscheste Reaktion. Das macht alles nur noch schlimmer und viele verstricken sich dabei im Lügennetz. Falls Sie beim Lügen erwischt und damit konfrontiert werden, sind nur diese Reaktionen richtig:

  1. Lüge zugeben

    Geben Sie zu, dass Sie gelogen haben. Ehrlichkeit, gepaart mit Reue und einer Entschuldigung sind jetzt unvermeidbar, wenn Sie das verlorene Vertrauen zurückgewinnen und eine Beziehung retten wollen.

  2. Verhalten erklären

    Erklären – nicht rechtfertigen! Es geht nicht darum, sich clever aus der Affäre zu ziehen, sondern seine Schwäche zuzugeben und den (falschen) Gedanken dahinter nachvollziehbar zu machen.

  3. Wiedergutmachung anbieten

    Falls ein Schaden entstanden ist, bieten Sie an, diesen zu regulieren. Wichtig ist, aufrichtig zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Das zeigt zumindest guten Willen – selbst wenn es nicht geht.

  4. Vertrauen zurückgewinnen

    Lügen zerstört Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Diese müssen Sie nun zurückgewinnen – und das braucht Zeit. Oberstes Gebot: Lügen Sie nicht noch einmal! Im Wiederholungsfall gelten Sie als notorischer Lügner.

Was tun, wenn ich andere beim Lügen erwische?

Wer bei anderen Lügen erkennt und sie dabei ertappt, ist zurecht erstmal wütend und menschlich enttäuscht. Versuchen Sie in dem Fall die Absichten hinter dem Vertrauensbruch zu analysieren: War es ein böswilliger Täuschungsversuch oder eine gutgemeinte Notlüge?

Anschließend suchen Sie das 4-Augen-Gespräch und stellen den Lügner zur Rede – rein sachlich! Lassen Sie sich die Beweggründe erklären und bewerten Sie die Lüge neu: Das Ergebnis liegt meist zwischen „Bitte lüg mich nie mehr an!“ und einem kompletten Vertrauensverlust.

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Häufig gestellte Fragen zum Lügen

Wie merke ich, ob jemand lügt?

Ist das wahr oder gelogen? Das erste und beste Indiz, ob jemand lügt, ist das eigene Bauchgefühl. Weitere Anzeichen sind Wortwahl und Sprachmuster, z.B. widersprüchliche Aussagen oder verbale Distanzierung. Hinzu kommt die Körpersprache wie z.B. häufiges Blinzeln, Erröten, Schwitzen oder nervöse Gesten.

Was kann man in den Augen sehen?

Auch in den Augen lassen sich Lügen erkennen: Die Pupillen weiten sich; die Augen blinzeln öfter als normal und Lügner meiden meist den Blickkontakt, während sie eine Lüge aussprechen – aus Scham oder Schuldbewusstsein. Auch folgen die Augen nicht den Worten – zum Beispiel bei einem künstlichen Lachen, lachen die Augen nicht mit.

Was bedeutet Blick nach rechts oben?

Angeblich soll der Blick nach rechts oben eine Lüge verraten. Die These stammt aus dem NLP. Die Begründung: Um zu lügen, müssen Lügner kreativ werden und suchen in der rechten Gehirnhälfte nach einer glaubwürdigen Antwort, was sich in den Augen spiegelt. Ist aber Quatsch und reine Psyeudowissenschaft.

Wobei lügen die Menschen am meisten?

Die häufigsten Lügen im Berufsleben gibt es bei der Bewerbung und im Lebenslauf. Hierbei wird laut Studien am meisten gelogen:

  • Bisherige Verantwortung: 33%
  • Eigene Fähigkeiten: 24%
  • Beschäftigungsdauer: 22%
  • Ehemalige Arbeitgeber: 9%
  • Qualifikationen, Abschlüsse: 6%

Die häufigste Lüge im Privaten ist die Antwort auf: „Wie geht es dir?“ – „Gut.“ Geschummelt wird aber gerne auch beim Gewicht oder Alter.

Woran erkenne ich ehrliche Menschen?

Ehrliche Menschen halten, was sie versprechen. Auf Ihre Zusagen ist Verlass. Ebenso bleiben Sie fair und handeln möglichst gerecht. Sie respektieren die Bedürfnisse und Rechte anderer sowie die eigenen und versuchen, dazwischen zu vermitteln. Zwar sagen ehrliche Menschen nicht alles, was sie denken; was sie sagen ist aber stets wahr.


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