Musik bei der Arbeit: Was ist erlaubt?
Ob Musik hören am Arbeitsplatz erlaubt ist oder nicht, entscheidet allein der Arbeitgeber, urteilte das Bundesarbeitsgericht (1 ABR 75/83). Es entscheidet immer der Einzelfall, ob Sie über Kopfhörer Musik hören dürfen oder auch als Hintergrundmusik für das gesamte Büro.
Meist entscheidet der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit: Wenn die Konzentration am Arbeitsplatz nicht beeinträchtigt wird – zum Beispiel weil Mitarbeiter die Musik nur über Kopfhörer hören, wäre ein generelles Verbot unverhältnismäßig. Würden allerdings Kunden durch die Musik gestört – zum Beispiel im Callcenter – kann die Musik am Arbeitsplatz verboten werden.
Gleiches gilt, wenn der Arbeitgeber durch die Musik Gefahren und Risiken fürchtet – zum Beispiel bei handwerklichen Tätigkeiten oder dem Führen von Kraftfahrzeugen. Überdies darf die Musik am Arbeitsplatz andere Kollegen nicht stören.
Achtung: GEMA und Rundfunkbeitrag
Hören Mitarbeiter im Großraumbüro Radio, fällt der Rundfunkbeitrag (früher: GEZ). Dabei ist es unerheblich, ob nur hin und wieder Musik läuft. Die Kosten dafür richten sich nach der Anzahl der Beschäftigten, der Betriebsstätten oder Kraftfahrzeuge. Zusätzlich können Lizenzgebühren bei der GEMA anfallen. Das passiert zum Beispiel, wenn im Einzelhandel Musik im Verkaufsraum abgespielt wird. Gleiches gilt für offizielle Anlässe wie etwa die Weihnachtsfeier.
Psychologie: Wie wirkt Musik bei der Arbeit?
Inzwischen konnten mehrere Studien nachweisen, dass Musik hören am Arbeitsplatz die Leistung steigert und Stress reduziert. Das gilt sogar noch mehr für Ausdauersportarten – zum Beispiel Joggen.
Im Büro kommt es aber vor allem auf die Lautstärke und das Tempo der Musik an. Untersuchungen zeigen, dass laute Musik die Konzentration senkt. Leise Musik wirkt dagegen positiv auf die Produktivität. Besonders vorteilhaft für die Leistung waren gleichmäßige Rhythmen in moderater Lautstärke, die im Hintergrund spielen.
Was ist die optimale Musik am Arbeitsplatz?
Die optimale Musik hängt natürlich in erster Linie von den persönlichen Vorlieben und dem eigenen Musikgeschmack ab. Allerdings gibt es Studien, die spezielle Musik für unterschiedliche Tätigkeiten empfehlen:
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Monotone Arbeit
Wer monotone Aufgaben erledigt, entwickelt in der Regel eine Routine. Weil diese Tätigkeiten irgendwann ermüden, empfehlen Wissenschaftler vor allem dynamische und abwechslungsreiche Musik, die anregend wirkt. Das können rockigere Stücke sowie Popmusik oder Rap sein. Nachweislich steigert das Tempo der Musik auch das eigene Tempo.
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Komplexe Arbeit
Wer sich hingegen auf komplexe Aufgaben und anspruchsvolle Tätigkeiten konzentrieren muss, sollte auf Instrumentalmusik setzen. Anspruchsvolle Texte und Gesang können zu sehr ablenken und die Konzentration deutlich erschweren. Auch Naturgeräusche wie Regen, Meeresrauschen oder Vögel im Wald sowie klassische Musik können die Arbeit hierbei positiv beeinflussen.
Tipps fürs Musik hören am Arbeitsplatz
Hat Ihr Chef bisher nichts gegen das Musik hören am Arbeitsplatz gesagt, spricht nichts dagegen, auch zukünftig mit musikalischer Unterstützung zu arbeiten. Ihr Arbeitsvertrag bezieht sich lediglich darauf, dass Sie eine bestimmte Leistung zu erbringen haben – nicht wie!
Allerdings sollten Sie vorab klären, wie das Ihre Kollegen oder Kunden sehen:
- Arbeiten Sie alleine oder mit mehreren Kollegen in einem Büro?
- Besitzen Sie Kopfhörer, über die Sie Ihre Musik hören können, um andere nicht zu stören?
- Haben Sie Kundenkontakt, auf die Ihr Musikgeschmack irritierend wirken könnte?
Wer tagsüber im Einzelbüro oder Homeoffice sitzt, hat bei der Musik mehr Freiheiten als im Großraum.
Grundsätzlich aber gilt: Versuchen Sie mit etwaigen Mithörern einen Kompromiss auf gleicher Wellenlänge zu finden. Ansonsten ist Musik hören am Arbeitsplatz vor allem mit Kopfhörern zu empfehlen.
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