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Statusdenken: Status quo und Statusspiele im Job

Alle Menschen sind gleich, aber einige sind gleicher. Und das zeigen sie auch – etwa im Statusdenken. Wir wollen in unserem sozialen Umfeld nunmal nicht nur irgendwer sein, sondern etwas Besonderes, einen möglichst hohen Status bekleiden. Der status quo – im Job und im Privatleben – ist aber kein Fixpunkt. Dahinter verbirgt sich ein permanentes Streben nach oben – oder Kampf gegen den Abstieg. Statusdenken und Statusspiele nennen Profis das. Und so komisch das klingt: Wir sollten diese Spiele beherrschen sowie ab und an mitspielen…



Statusdenken: Status quo und Statusspiele im Job

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Bedeutung: Was ist Statusdenken?

Statusdenken beschreibt die Einordnung von Individuen und deren Umfeld in eine soziale Hierarchie. Als soziale Wesen sind Menschen überall in Sozialstrukturen eingebunden und übernehmen – ihrem Status entsprechend – unterschiedliche Rollen. Das Statusdenken hat damit Einfluss auf das eigene Verhalten sowie auf das Verhalten uns gegenüber – analog zum Status, den uns andere zuweisen.

Der „status quo“ wiederum bezeichnet den aktuell bestehenden Zustand bzw. die Rangfolge (siehe auch: Status-Quo-Effekt). Das bedeutet gleichzeitig: Der Status ist nicht in Stein gemeißelt, sondern veränderbar. Wir können im Status ebenso steigen (Hochstatus) wie sinken (Tiefstatus) – im positiven Fall durch Prominenz, Macht oder Erfolge; im negativen durch moralische Vergehen oder einen Skandal.

Wie wirken Statusdenken und hoher Status?

Sozialer Aufstieg und ein hoher Status können das Denken und die Wahrnehmung von Menschen dramatisch verändern. Darauf weisen Wissenschaftler um Nathan C. Pettit und Niro Sivanathan von der Stern Universität in New York hin. Bei ihren Studien stellten sie fest: Aufsteiger mit hohem Status hörten ihren Applaus lauter und sahen in den Gesichtern ihres Gegenübers mehr Wohlwollen als tatsächlich da war. Kurz: Mit einsetzendem Statusdenken verlieren einige Menschen tatsächlich die sprichwörtliche Bodenhaftung, Motto: „Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.“


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Wie kann ich einen höheren Status erreichen?

Wer einen höheren Status anstrebt hat unterschiedliche Optionen:

Kleidung

Kleider machen Leute. Das ist nicht nur ein Sprichwort, sondern eines der auffälligsten Merkmale für den sozialen Status: Jemand in Jeans und T-Shirt wird anders wahrgenommen und bewertet als eine Person im feinen Anzug.

Ein gepflegtes Äußeres – inklusive Frisur, Schuhe, Accessoires wie Uhren und Schmuck – gelten für viele Menschen als Insignien von Macht, Status und Erfolg. Allerdings kann man sich damit auch „verkleiden“ – also einen höheren Status vortäuschen, als man besitzt, was sich viele Hochstapler auch zunutze machen. Dazu gehören dann auch Statussymbole wie teure Autos (die gemietet sind), Yachten oder Luxus-Urlaube.

Körpersprache

Stärker als Kleidung verrät unsere Körpersprache und nonverbale Kommunikation unseren wahren Status. Das wird beim sog. Statusspiel deutlich: Vier Spieler bekommen nummerierte Karten von 1-4, die einen fiktiven Rang in der Gruppe darstellen. Anschließend sollen sie sich statuskonform verhalten. Und tatsächlich: Unabhängig von Kleidung oder Statussymbolen ist für Spieler wie Zuschauer schon nach kurzer Zeit klar, wer welchen Status innehat.

Es sind die „Gesten der Macht“, die uns verraten. So vermitteln zum Beispiel langsame, elegante Bewegungen, ein gelassenes (aristokratisches) Lächeln sowie eine aufrechte Kopf- und Körperhaltung hohen sozialen Status. Gleiches gilt für symmetrische Gesten nah am Körper, ein fester, leicht breitbeiniger Stand sowie eine kräftige, tiefe Stimme.

Selbst der Blickkontakt entscheidet über unseren Rang: Allerdings drückt nicht derjenige Dominanz aus, der seinem Gegenüber furchtlos und unentwegt in die Augen starrt, sondern derjenige, der nach dem ersten Blickwechsel zuerst wegschaut: Er oder sie kann es sich leisten, den anderen zu ignorieren. Der andere dagegen muss die Nähe suchen und den Blickkontakt halten.

Manieren

Schon umgangssprachlich zeigt eine „gute Kinderstube“ aus welchem Stall man kommt – und damit welchen sozialen Status eine Person hat. Gute Manieren, insbesondere Tischmanieren beim Geschäftsessen (PDF), signalisieren dem Gegenüber, dass Sie in gehobenen Kreisen zuhause sind und die Spielregeln der Beletage (vulgo: Umgangsformen) kennen.

Konformität

Alles, was wir gerade noch über gutes Benehmen und Knigge-Regeln gesagt haben, stimmt. Und doch gibt es eine Ausnahme: Unter bestimmten Voraussetzungen ist gerade das Gegenteil von Konformität – also Nicht-Anpassung – status-steigernd.

Die Harvard-Forscherin Francesca Gino konnte in ihren Studien zeigen, dass wir beispielsweise von Genies, Professoren, Künstlern oder Kreativen regelmäßig Spleens, Marotten und Eigenwilligkeiten erwarten – wie zum Beispiel rote Socken zu dunkelblauen Anzug oder verrückte Frisuren wie bei Albert Einstein oder Andy Warhol. Wer unkonventionell auftritt und die Regeln bewusst bricht, kann seine Autonomie betonen und damit seinen Status steigern.

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Was ist Statusintelligenz?

Man kann all das Statusdenken, die Statusspiele und Statustypen moralisch verurteilen. Trotzdem muss jede und jeder zugeben, mindestens gelegentlich mitzuspielen und sein Verhalten dem Gegenüber anzupassen – privat wie im Beruf. Beispiele?

Mit Kindern sprechen wir anders als mit Erwachsenen; auf die Meinung von Experten reagieren wir anders als auf die von unbekannten Laien. Und gegenüber Freunden verhalten wir uns instinktiv lockerer und informeller als gegenüber dem eigenen Chef.

Flexibler Wechsel zwischen Statusverhalten

Das Statusspiel kann sogar abrupt wechseln, wenn sich der Status einer Person ändert. Ein Klassiker: Der Kollege avanciert zum Chef. Eben noch Vertrauter und Verbündeter ist der Büronachbar nun Vorgesetzter im Wortsinn. Schlagartig wechselt sein Status und nimmt damit Einfluss auf unser Verhalten: Wir reden anders mit einem Ex-Kollegen, sagen ihm weniger und sogar unsere Körperhaltung und -sprache wechselt zusammen mit dem Ton und der Mimik.

Wer schnell zwischen solchen Verhaltensmustern wechseln und sich flexibel anpassen kann, der besitzt Statusintelligenz. Die Sozialkompetenz ist zugleich eine Schlüsselkompetenz im Berufsleben. Kritisieren wir zum Beispiel andere, wechseln wir (unbewusst) in den Hochstatus, möchten Vorgesetzte Mitarbeiter motivieren wechseln sie automatisch in den Tiefstatus oder begegnen ihnen mindestens „auf Augenhöhe“.

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Warum beim Statusdenken und Statusspiel mitspielen?

Ohne diese täglichen Statusspiele und das dazugehörige Statusdenken würden Gesellschaften nicht funktionieren. Innerhalb einer sozialen Gruppe können wir uns dem nicht entziehen, ohne gleichzeitig zu rebellieren oder uns selbst auszugrenzen. Wer gegen die heimlichen Spielregeln verstößt, wird von der Gruppe verstoßen. Mehrheitlich jedenfalls.

Statusspielregeln sind ungeschriebene Sozialgesetze. Gerade Führungskräfte sind im Job darauf angewiesen, das Statusspiel zu beherrschen. Am Ende wird sogar nur Führungskraft, wer es beherrscht. Durchsetzungsstärke und Distanz, Glaubwürdigkeit und Respekt sind unmittelbare Folgen der Statusintelligenz.

Typische Statusrollen im Team

Wie sehr gerade die Rollen und Konstellationen in Organisationen und Teams von diesem Statusdenken geprägt sind, zeigt sich zum Beispiel auch an der inneren und äußeren Haltung typischer Statustypen. Beispiele:

  • Der Macher
    Eigenes Gefühl: Hochstatus, Haltung nach außen: Hochstatus
  • Der Teamplayer
    Eigenes Gefühl: Tiefstatus; Haltung nach außen: Tiefstatus
  • Der Charismatiker
    Eigenes Gefühl: Hochstatus; Haltung nach außen: Tiefstatus
  • Der Arrogante
    Eigenes Gefühl: Tiefstatus; Haltung nach außen: Hochstatus

Tiefstatus: Die Arroganz der Demut

Es wäre allerdings ein Irrglaube, zu meinen, für Macht und Einfluss sei ausschließlich ein hoher Status erforderlich.

Historische Beispiele wie Mahatma Gandhi oder Nelson Mandela zeigen eindrucksvoll, dass auch das Gegenteil funktioniert: Dank Charisma und einem inneren Hochstatus verwandeln sie ihre Demut erst in Sympathien (der Masse) und schließlich in einen echten Hochstatus.

Es gibt sogar eine Arroganz der Demut, bei bewusst die Rolle des Underdogs eingenommen wird, um sich mittels Moralkeule über andere zu erheben. Eine Haltung, die sogenannte Gutmenschen und Weltverbesserer gerne pflegen. Auch das ein Status- und Machtspiel.

Fazit: Statusdenken braucht innere Haltung

Seit Menschen zusammen leben, gibt es so etwas wie soziale Rangordnungen. Diese vereinfachen das Leben und reduzieren Kosten – bei Entscheidungen zum Beispiel. Ein hoher Rang verspricht nicht nur Fortpflanzungserfolg, sondern meist auch Ansehen, Macht und Wohlstand. Weil in hierarchischen Systemen hohe Rangstufen knapper sind als niedere, entsteht automatisch ein Wettbewerb.

Sozialer Erfolg ist damit nie eindimensional, sondern stets ein mehrdimensionales Spiel zwischen und über Gruppen hinweg, das mit Leistungswillen allein nicht zu gewinnen ist. Auch wenn manche das Gegenteil behaupten. Beim Statusdenken und Spiel um den sozialen Status (quo) brauchen Sie unbedingt Statusintelligenz. Dabei geht es nicht darum, eine Rolle zu spielen oder Gesten einzustudieren. Um dauerhaft erfolgreich zu agieren, müssen Sie hinter allem Reden und Habitus die dazugehörige innere Haltung konservieren. Nur so bleiben sie authentisch.

Eine Ausnahme von dieser Regel gibt es nicht.


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