Definition: Was ist Sexismus im Job?
Sexismus ist, wenn jemand einer Person bestimmte Eigenschaften oder Fähigkeiten aufgrund ihres Geschlechts zuschreibt. Meist geht eine Abwertung damit einher. So ist die gesamtgesellschaftliche Vorstellung davon entstanden, dass jedem Geschlecht bestimmte Rollen zustehen.
Der Klassiker: Frauen gehören an den Herd, Männer gehen arbeiten. Dieses Denken gilt zwar als überholt, aber Sexismus im Job trifft Frauen wie Männer nahezu gleichermaßen. Er kann sich direkt in sexualisierten Bemerkungen oder Übergriffen zeigen. Sexistisch ist aber auch, berufliche Fähigkeiten grundsätzlich mit dem Geschlecht einer Person zu verknüpfen, Motto: Frauen können besser putzen, Männer sind handwerklich besser.
Auslöser der Sexixmus-Debatte: #MeToo
Es gibt zahllose Beispiele für Sexismus im Job. Große Bekanntheit haben inzwischen die vielen verbalen und teils körperlichen Übergriffe des Filmproduzenten Harvey Weinstein in Hollywood. Viele berühmte Schauspielerinnen machten publik, wie Weinstein sie bedrängt, eindeutige Anspielungen gemacht oder ohne Einverständnis berührt hatte bis hin zu sexuellen Übergriffen. Mittlerweile ist er als Sexualstraftäter verurteilt. Der eigentliche Skandal liegt aber darin, dass es bis dahin in der amerikanischen Medienbranche ein offenes Geheimnis war.
Sexismus im Job Beispiele
Sexuelle Belästigung ist eine Seite von Sexismus und passiert nicht nur auf der großen Bühne Hollywoods, sondern alltäglich in vielen Unternehmen. Vom Konzern, über mittelständische Arbeitgeber bis zum Familienunternehmen. Sexismus im Job ist in vielen Fällen offen und direkt. Beispiele dafür:
- Frauen werden auf ihr Aussehen reduziert.
- Kollegen äußern respektlose Kommentare.
- Die Frauen gegenüber gemachten Gesten, Blicke oder Witze sind eindeutig anzüglich.
- Berührungen sollen zufällig wirken, sind es aber nicht.
Teilweise versprechen Vorgesetzte sogar Gehaltserhöhungen und Beförderungen, um Frauen im Job näher zu kommen. Es ist wie die berüchtigte „Besetzungscouch“ im Filmbusiness. Manche Jobs werden sogar nach Aussehen und Attraktivität vergeben. Manager und Führungskräfte suchen gezielt nach hübschen Frauen oder beziehen das äußere Erscheinungsbild zumindest in die Entscheidung mit ein. Sind die beruflichen Fähigkeiten bei mehreren Kandidaten ähnlich, kann ein gutes Aussehen helfen.
Indirekter Sexismus: Typisch Frau, typisch Mann
Doch Sexismus im Job zeigt sich nicht nur durch Verhalten oder Kommentare, die direkt auf die Sexualität bezogen sind. Oftmals berichten Frauen davon, dass Sie es am Arbeitsplatz schwerer haben als ihre männlichen Kollegen.
Zur Verdeutlichung: Es kann einen Unterschied machen, ob ein Mann oder eine Frau etwas vorschlägt. Weibliche Kollegen müssen häufiger dafür kämpfen, im Beruf ernst genommen zu werden. Die Verantwortliche halten Frauen für weniger kompetent und behandeln sie entsprechend. Sie müssen sich beweisen, während man die Fähigkeiten von Männern nicht hinterfragt.
Frauenberufe – Männerberufe
Allerdings gibt es diese Form des Sexismus häufiger auch bei Männern. Bestes Beispiel sind typische Männer- und Frauendomänen. Während sich weibliche Mechatroniker in ihrem Umfeld erst einmal behaupten müssen, geht es männlichen Hebammen nicht viel besser. Dahinter steckt letztlich die Denke: Er ist ein Mann, er kann sich gar nicht mit Schwangerschaft und Geburt auskennen.
Folgen von Sexismus
Viele sind erst einmal irritiert, fühlen sich schlecht, ziehen sich zurück oder suchen sogar den Fehler bei sich selbst. Statt offener Entrüstung und Ärger über das Verhalten ist die erste Reaktion Scham. Die Demütigung, die mit dem Sexismus einhergeht, hinterlässt eine langfristige Unsicherheit und damit einhergehende Selbstzweifel.
Trotz weltweiter Debatte um Sexismus bleibt für Betroffene die Frage, was sie tun können. Nicht darauf eingehen, über dem herablassenden Kommentar oder Verhalten stehen, sich nicht auf das Niveau begeben und den Sexismus im Job ignorieren? Ein häufiger Rat, allerdings ist es nicht genug, stillschweigend hinzunehmen, wenn Grenzen überschritten werden. Auch wenn es nicht leicht ist, sollten Frauen sich aktiv gegen Sexismus im Job wehren.
Tipps: Wie mit Sexismus im Job umgehen?
Wer Sexismus im Job erlebt, ist oft unsicher wie er damit umgehen soll. Besonders Frauen sind da in der Zwickmühle: Sie gelten schnell als zickig oder Spaßbremse, männliche Kollegen spielen ihr eigenes Verhalten herunter. Von solchen Nebelkerzen sollten Sie sich jedoch nicht blenden lassen. Es gibt verschiedene Strategien, wie Sie vorgehen können:
Den Sexismus benennen
Wenn Sie nicht direkt selbst in die Offensive gehen wollen, kann es ein Weg sein, den Sexismus im Job offen zu hinterfragen. Fällt ein Kollege oder auch der Chef mit sexistischem Verhalten auf, sprechen Sie geradeheraus an, was gerade passiert.
Stellen Sie dabei möglichst kritische Fragen, etwa „Ist Ihnen überhaupt bewusst, wie sexistisch das ist?“ oder auch „Finden Sie es wirklich in Ordnung, sich Frauen gegenüber so zu verhalten?“ Dem ein oder anderen Mann wird dabei möglicherweise bewusst, wie sexistisch und unverschämt er sich verhält.
Gegenüber bloßstellen
Die meisten Frauen, die von Sexismus im Job betroffen sind, reagieren eher verhalten und zurückhaltend. Sie versuchen weiterhin freundlich und professionell zu bleiben, wobei das Gegenüber dieses Recht mit seinen Äußerungen und Verhaltensweisen längst verspielt hat. Hinzu kommt, das so ein Verhalten den Sexisten womöglich ermutigt. Eine bessere Strategie ist daher, denjenigen bloßzustellen oder lächerlich zu machen.
Nennt Sie beispielsweise Ihr männlicher Kollege „Mäuschen“, können Sie ihn ebenfalls als Mäuschen bezeichnen. Damit zeigen Sie, wie absurd die Aussagen sind, wie er sich selbst disqualifiziert und vor anderen zum Idioten macht. Sie müssen nicht „richtig“ antworten oder reagieren, sondern schlichtweg klare Grenzen ziehen. Nettigkeiten und Sympathie spielen dabei keine Rolle.
Macht demonstrieren
Dient der Sexismus im Job als Machtdemonstration, können Sie versuchen, den Spieß umzudrehen. Lassen Sie sich nicht einschüchtern und klein reden, sondern gehen Sie in die Offensive. Übernehmen Sie die Kontrolle über die Situation. Eine starke Körpersprache und eindeutige Kommunikation sind dafür entscheidend.
Wichtig zudem der direkte Blickkontakt: Verstecken Sie sich nicht – gesenkter Blick wirkt eher unterwürfig. Wer dem anderen für längere Zeit bewusst in die Augen guckt, strahlt Stärke und Selbstbewusstsein aus.
Unterstützung suchen
Das umgangssprachlich als Antidiskriminierungsgesetz bezeichnete Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sichert Menschen Unterstützung, die aufgrund folgender Merkmale benachteiligt werden: Geschlecht, ethnische oder kulturelle Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Alter, sexuelle Identität oder aufgrund einer Behinderung. Mit dem AGG haben ausdrücklich Arbeitnehmer, Auszubildende und Bewerber die Möglichkeit, gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz vorzugehen.
Als Betroffene(r) von Sexismus können Sie sich also direkt an Vorgesetzte wenden und auf das AGG verweisen. Im Übrigen haben Vorgesetzte eine Fürsorgepflicht: Greifen sie bei Kenntnis von Sexismus auf der Arbeit nicht ein, machen sie sich strafbar. Die Opfer haben dann Anspruch auf Schadensersatz.
Tipps zur Vermeidung von Sexismus im Job
Eine flapsige Bemerkung hier, ein anerkennendes Pfeifen dort – so schlimm ist das doch nicht, oder?! Manche haben ein unterentwickeltes Störgefühl. Sie haben erniedrigendes Verhalten selbst nie erlebt und können sich schlecht in andere hineinversetzen. Daher folgende Tipps für weniger Sexismus im Job:
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Erst denken, dann sprechen
Stichwort Hierarchie: Bevor Sie etwas sagen, überlegen Sie, ob Sie das Gleiche auch bedenkenlos einer Ihnen übergeordneten Person sagen würden/könnten. Ist es eine gute Idee, das Dekolleté der Kollegin zu würdigen? Der Chefin würden Sie vermutlich kaum große Kompetenz aufgrund eines fabelhaften Ausschnitts zusprechen. Daher besser: schweigen.
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Worte mit Bedacht wählen
Begriffe wie „sexy“, „geil“ oder „heiß“ haben im Arbeitsleben nichts zu suchen – jedenfalls nicht mit Blick auf persönliche Eigenschaften einer anderen Person. Auch wenn sich diese Begriffe anders nutzen lassen – es haftet ihnen zumindest etwas Zweideutiges an. Und genau das gilt es zu vermeiden: Bleiben Sie eindeutig höflich, eindeutig respektvoll und freundlich. Nicht mehr und nicht weniger.
Ursachen von Sexismus im Job
Experten sind sich beim Sexismus im Job einer Sache sicher: Typischerweise geht es dabei gar nicht um Sex. Der gezeigte Sexismus – egal in welcher Form er stattfindet – ist ein Mittel zum Zweck. Sexismus im Job, aber auch allgemein lässt sich unter anderem auf diese Ursachen zurückführen:
Rollenverständnis
Frauen sind zwar häufig berufstätig, gleichzeitig sind alte Rollenmuster nach wie vor verbreitet. So sind Frauen nach wie vor hauptsächlich für die Erziehungs- und Familienarbeit zuständig. Kündigt sich Familienzuwachs an, nehmen Frauen viel selbstverständlicher Elternzeit. Der Sexismus im Job ist in diesem Fall institutionell und strukturell, weil er Frauen mit Kindern benachteiligt: Fehlende Betriebskindergärten oder mangelnde Flexibilität verschärfen ihre Lage.
Während der Corona-Krise gingen reihenweise Frauen ins Homeoffice, auch ist Teilzeitarbeit bei Frauen häufiger als bei Männern. Grund dafür: So lassen sich Familie und Beruf leichter vereinbaren. Und sie sind es auch, die häufiger Angehörige pflegen. Nicht, weil Männer das nicht könnten – aber Frauen liegt „das Soziale“ im Blut, so der sexistische Grundgedanke.
Hierarchiedenken
Im Berufsleben spielt Hierarchie oft eine große Rolle. Viele Männer haben Angst, von Frauen abgehängt zu werden und fühlen sich in ihrer Männlichkeit und ihrem Rollenverständnis bedroht. Sexismus im Job dient als Werkzeug, um Macht zu demonstrieren oder das Gefühl einer solchen zu erzeugen.
Männer, die sich Frauen gegenüber sexistisch verhalten, wollen sich höherstellen und in eine überlegene Position bringen. Es fehlt ihnen an anderen Mitteln, um dem eigenen Selbstverständnis gerecht zu werden. Sexismus im Job ist für sie ein Weg, um das angekratzte Ego zu stärken. Dazu würdigen sie Frauen herab, reduzieren sie auf ihren Körper oder dringen in ihre Privatsphäre ein. Herabwürdigung anderer als Zeichen der eigenen Macht, Stärke oder Kompetenz.
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