Berufschancen: Grundlegender Wandel
Das Weltwirtschaftsforum in Davos ist ein Treffpunkt der Mächtigen – und der Glaskugelgucker. Denn geredet wird in der Schweiz vor allem über die Zukunft, unter anderem über die Zukunft der Arbeitswelt.
In seinem Bericht The Future of Jobs weist das Weltwirtschaftsforum darauf hin, dass es in vielen Industrien die Jobs von heute vor zehn Jahren noch gar nicht gegeben hat. Und dass – Schätzungen zufolge – 65 Prozent aller Grundschulkinder später einmal Berufe ausüben werden, die heute noch nicht existieren. Grundlage ist eine Befragung der Chief Human Resource Officers (CHRO) von 371 führenden Unternehmen weltweit. Quintessenz: Die Befragten erwarten schon für die kommenden Jahre einen massiven Wandel.
Eine Prognose: Die Halbwertszeit des eigenen Skill-Sets wird aufgrund des technologischen Fortschritts immer kürzer. Wissen, das heute für Sie im Job unentbehrlich ist, kann schon morgen nichts mehr wert sein. Ein Drittel der erforderlichen Skills werde im Jahre 2020 sogar aus Fähigkeit bestehen, die heute noch keineswegs wesentlich sind, so die Prophezeiung der Personaler. Als Beispiel könnte man hier den Siegeszug der Smartphones heranziehen. So hat das mobile Internet Arbeitsprozesse, Anforderungen, die Arbeitswelt insgesamt – zum Teil jedenfalls – schon völlig umgekrempelt, in Medien und Marketing zum Beispiel. Eine ähnliche Entwicklung könnte uns auch in anderer Hinsicht ins Haus stehen, wenn man an die Sammelbegriffe Big Data, Internet of Things und den Energiewandel denkt.
Eingestellt haben sich die Unternemen darauf noch nicht. Nur 53 Prozent der befragten HR-Manager glauben, dass ihr Unternehmen auf den bevorstehenden Wandel gut vorbereitet ist. Die meisten wissen schlicht nich, wie sich ihre Industrie entwickelt, ob und wie sie der Disruption zum Opfer fällt, auch stehen kurzfristige Profiterwartungen einer langfristigen Personalstretagie vielerorts im Weg. Auch eine bemerkenswerte Aussage des Berichts: Unternehmen können nicht länger „die passiven Konsumenten von fertig ausgebildetem Humankapital sein“. Sie müssen selbst in die Aus- und Weiterbildung ihrer Belegschaft investieren.
Arbeitswelt von morgen: Die Prognosen
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Arbeitsplätze
Das World Economic Forum rechnet mit einem Verlust von mehr als 7,1 Millionen Arbeitsplätzen, die der Disruption länderübergreifend bis 2020 zum Opfer fallen werden – sei es durch neuartige Geschäftsmodelle oder Automatisierung. Dem sollen lediglich zwei Millionen neu geschaffene Jobs gegenüberstehen. Nettoverlust: 5,1 Millionen Arbeitsplätze. Aber: Nichts Genaues weiß man nicht. Während das eine Lager im Zuge der sogenannten Vierten Industriellen Revolution von massiven Jobverlusten ausgeht, glaubt das andere fest daran, dass diese Jobs durch neue ersetzt werden können – so wie es in der Vergangenheit schon häufig der Fall war.
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Industrien
Zwei Drittel der erwarteten Jobverluste gibt es in den so genannten White-Collar-Jobs, in Routine-, Büro- und administrativen Tätigkeiten. Neue Stellen entstehen dagegen insbesondere für Informatiker, Mathematiker, Architekten, Ingenieure. Auch in der für Deutschland so wichtigen Produktion erwartet man einen Rückgang. Aber: Die Autoren sehen großes Potenzial, speziell Industriearbeiter weiterzubilden, umzufunktionieren, upzugraden sozusagen, damit sie der technolgische Fortschritt nicht ersetzt, sondern ergänzt.
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Skills
Der War of Talent wird schon in den kommenden Jahren härter, vor allem in den ingenieurwissenschaftlichen, technischen und IT-Berufen. Soft Skills wie emotionale Intelligenz und Überzeugungskraft verlieren dadurch aber nicht an Bedeutung. Im Gegenteil: Menschen, die Produkte und Ideen verkaufen – oder anderen etwas kompetent beibringen und erklären können, Verkäufer und Lehrer, sind gut aufgestellt. Das gilt eben auch für die technischen Berufe, da die Notwendigkeit zur Interaktion und Kollaboration auch hier wächst.
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Zukunftsjobs
Das WEF nennt zwei Berufsbilder, für die die Nachfrage anziehen wird. Da sind die Data Analysts, die aus dem gigantischen Datenvolumen für die Unternehmen wichtige Erkenntnisse ziehen sollen. Und spezialisierte Verkäufer und Vertriebler, die in der Lage sind, den Kunden komplexe technologische Innovationen näherzubringen und neue Käuferschichten zu erschließen. Zudem würden Manager für so unterschiedliche Branchen wie Medien und Energie gebraucht, die den Wandel insgesamt begleiten können.
Berufschancen: Hier ändert sich was
In diesen Branchen und Bereichen soll es bis zum Jahr 2020 die größten Beschäftigungsverluste und -gewinne geben. Die Prognose bezieht sich auf die ökonomisch wichtigsten Länder und Regionen, darunter Australien, Brasilien, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Mexiko, Südafrika, Türkei, Großbritannien, USA, Südostasien (inkl. Indonesien und Thailand) sowie die Golfstaaten (inkl. Saudi-Arabien und VAE).
Branche | Beschäftigungsentwicklung 2015-2020 |
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Büro- und administrative Tätigkeiten | -4.759.000 |
Produktion/Industrie | -1.609.000 |
Bauwirtschaft/Bergbau | -497.000 |
Kunst, Design, Unterhaltung, Sport und Medien | -151.000 |
Rechtsberufe | -109.000 |
Montage und Instandhaltung | -40.000 |
Erziehung und Weiterbildung | +66.000 |
Verkauf/Vertrieb | +303.000 |
Architektur/Ingenieure | +339.000 |
IT und Mathematik | +405.000 |
Management | +416.000 |
Business Operations und Finance | +492.000 |
In diesen Zusammenhang passt auch der Blick in die Zukunft, den die Forscher des Institute for the Future for the University of Phoenix Research Institute vor einiger Zeit gewagt hatten. Ihre Daten waren Grundlage für eine eine schöne Infografik von Top 10 Onlinecolleges. Die Infografik bietet einen Überblick über die zehn Skills, die 2020 für Arbeitnehmer voraussichtlich am wichtigsten sein werden.
Die Gründe und treibende Kräfte für diese Entwicklung bestehen laut Studie und Infografik aus sechs Faktoren, die die Arbeitswelt in den nächsten Jahren nachhaltig prägen werden:
- Hohe Lebenserwartung – Die steigende Lebenserwartung der Menschen wird nicht nur einen anderen Umgang mit Arbeit, sondern auch ganz neue Dienstleistungen und Produkte möglich und nötig machen.
- Smart Systems – Smarpthones, Wearables und Technologien wie beispielsweise Augmented Reality verändern den Umgang mit und den Einsatz von Technologie und damit auch die Arbeitsweise.
- Computer und Sensoren – Durch den verstärkten Einsatz von Sensoren und der Erfassung unzähliger Daten können künftig Zusammenhänge und Entwicklungen wahrgenommen werden, die bisher unbemerkt blieben.
- Neue Kommunikationswege – Neue Kommunikationswege werden die heute noch üblichen textbasierten Systeme ablösen. Optisch orientierte Kommunikationssysteme werden beispielsweise eine wichtigere Rolle spielen und die Zusammenarbeit verändern.
- Neue Organisationsformen – Soziale Netzwerke – in- und außerhalb von Unternehmen – sowie wachsende Unternehmensstrukturen machen völlig neue Organisationsformen möglich und nötig. Diese wirken sich natürlich auch auf die Arbeitsbedingungen aus.
- Globale Vernetzung – Die wachsende Vernetzung vereinfacht einerseits Kommunikation und Zusammenarbeit, macht andererseits jedoch den Umgang mit einer enormen Daten- und Informationsflut erforderlich. Veränderungen, auf die sich Arbeitnehmer einstellen müssen.
Diese sechs Entwicklungen und Faktoren haben allesamt Einfluss auf die Arbeitswelt und die Arbeitsbedingungen, die Arbeitnehmer künftig vorfinden werden. Um in diesem neuen Arbeitsklima zu bestehen sind natürlich auch neue Skills erforderlich.
Die schlechte Nachricht: Nicht alle Arbeitnehmer werden sich an die neuen Anforderungen anpassen können. Die gute Nachricht: Viele der im Folgenden beschriebenen Skills sind bereits heute bis zu einem gewissen Grad und die viel beschworenen Generationen Y und Z bringen einen großen Teil der Fähigkeiten bereits mit.
Arbeitnehmer: Die TOP10 Skills, die wir im Jahr 2020 brauchen
Laut der Studie (PDF), die auf dem diesjährigen World Economic Forum (#WEF) im Schweizerischen Davos präsentiert wurde, sind das die 10 wichtigsten Fähigkeiten, die Beschäftigte im Jahr 2020 benötigen:
- Lösen komplexer Probleme
- Kritisches Denken
- Kreativität
- Personalmanagement
- Teamkoordination
- Emotionale Intelligenz
- Urteils- und Entscheidungsfähigkeit
- Dienstleistungsmentalität
- Verhandlungsgeschick
- Flexibilität im Denken