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Echoist: Warum es schadet, einer zu sein

Wer sich gerade fragt, was ein Echoist sein mag, hat sicherlich bereits vom Gegenteil gehört: dem Narzissten. Während dieser vor allem um sich kreist, hat der Echoist das Wohl anderer im Auge. Dass das nur zu einem gewissen Grad gut gehen kann, kann man sich vorstellen. Dennoch kommt Echoismus recht häufig vor. Das hat Konsequenzen im Privaten wie im Berufsleben. Zu den Ursachen und was Sie dagegen tun können…



Echoist: Warum es schadet, einer zu sein

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Echoist Merkmale: Die Angst, ein Narzisst zu sein

Der Begriff Echoismus – und davon die Ableitung Echoist – geht auf den amerikanischen Psychologen Craig Malkin zurück. In seinem Buch Rethinking Narcissism (deutsche Ausgabe: Der Narzissten-Test) unterscheidet er zwischen verschiedenen Formen von Narzissmus. Dabei geht es darum, welche Eigenschaften in welcher Ausprägung vorhanden sind. Ein Echoist zeichnet sich demnach dadurch aus, dass er geradezu Angst davor hat, als narzisstisch zu gelten. Unter den von Malkin untersuchten Persönlichkeitstypen waren Echoisten diejenigen, die besonders warmherzig wirkten. Gleichzeitig einte sie eine Angst, eine Belastung für andere zu sein. Aufmerksamkeit oder gar Lob irritiert sie; wenn sie nach Vorlieben gefragt werden, sind sie tendenziell überfordert.

Während Narzissten geradezu süchtig danach sind, sich als etwas Besonderes zu fühlen, fürchten Echoisten exakt das. Im Begriff Echoist steckt „Echo“. Dahinter verbirgt sich die Geschichte von Narziss und der Nymphe Echo, die sich in ihn verliebt. Echo ist dazu verdammt, immer die letzten Worte dessen zu wiederholen, was sie hört. Sie selbst verschwindet also völlig hinter dem, was andere (in diesem Fall der schöne Jüngling) sagen, hat keine eigene Stimme – und genau das zeichnet Echoisten aus.

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Ursachen für Echoismus

Malkin zufolge gibt es begünstigende Faktoren dafür, dass jemand ein Echoist wird. Diese liegen häufig in der Kindheit. So wenn jemand im Zuge normaler Bedürfnisse von seinen Eltern hart angegangen oder gar bestraft wurde. Nicht selten zeichnet Echoisten eine besonders hohe Sensibilität aus. Kinder narzisstischer Eltern werden Echoisten, aber auch Eltern, die selbst Echoisten sind, begünstigen Echoismus bei ihrem Kind. Denn wer selbst der Auffassung ist, dass Aufmerksamkeit oder allgemein der Wunsch nach mehr etwas Schlechtes ist, wird dies seinem Kind vermitteln.

Beispielsweise, wenn ein Kind für seine Leistungen niemals Lob erntet, sondern ständig ermahnt wird, bloß nicht übermütig zu werden. Statt eines gesunden Selbstbewusstseins und Stolzes auf die eigenen Leistungen wird diese Person fortan alles herunterspielen und sich sogar für Gefühle wie Stolz schämen. Später dann suchen sich Echoisten Menschen, mit denen sie diese Eltern-Kind-Dynamik wiederholen. Um sich geliebt und akzeptiert zu fühlen, sind sie bereit alles zu geben und sich nur mit wenig zu begnügen. Es gibt Malkin zufolge Fälle, in denen Echoisten an jemanden geraten, der sie ausnutzt und sie dennoch die Schuld bei sich suchen.

Das Problem: Wer neben der berechtigten Sorge um andere nicht gleichzeitig auf seine eigenen Bedürfnisse achtet, wird krank, ausgenutzt und sehr wahrscheinlich depressiv werden.

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Abgrenzung zum Narzissmus

Eigennutz wird mit so negativ behafteten Synonymen wie Egoismus und Selbstsucht übersetzt. Dabei bedeutet Eigennutz streng genommen ja weiter nichts als etwas, das dem eigenen Nutzen dient. Und das ist nicht per se verwerflich: Essen, trinken, schlafen nützt einem Menschen und ist völlig in Ordnung.

Wenn es darum geht, eigennützig zu handeln, dann geht es nicht darum, fortan konsequent über die Bedürfnisse anderer Menschen hinwegzugehen und nur den eigenen Vorteil zu sehen. Allerdings gibt es eine Reihe Menschen, denen eine kleine Prise Narzissmus – im Sinne von gesundem Egoismus – nicht schaden würde. Für Frauen rächt es sich doppelt, ein Echoist zu sein. Denn sie haben reale Nachteile wie Erschöpfung und geringeres Gehalt. Andererseits werden sie von außen entsprechend hart bewertet, wenn sie sich nicht rollenkonform verhalten. Zuschreibungen als Narzisstin, Egoistin sind dann die (scheinbar) legitime Folge, obwohl eine Frau bei näherer Betrachtung lediglich dasselbe Verhalten aufweist, das einem Mann ohne Weiteres zugestanden würde. Diese schiefe Bewertung von außen führt dazu, dass Frauen selbst sich immer wieder zurücknehmen.

Zu beobachten ist das im Berufsleben deutlich: Frauen geben häufig berufliche Karriere zugunsten von Kindern auf. Auch bei Gehaltsverhandlungen oder Beförderungen ziehen sie häufiger den Kürzeren. Das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, aber auch das Selbstmarketing – für das ein gesundes Selbstwertgefühl notwendig wäre – ist bekanntermaßen geringer ausgeprägt als bei männlichen Arbeitnehmern. Allerdings: Auch wenn Frauen aufgrund der klaren Unterschiede in Rollenverhalten und Rollenerwartung häufig Echoisten zu sein scheinen, gibt Malkin zu bedenken, dass dieser Wesenszug bei beiden Geschlechtern gleichermaßen vorkommt. Mehr noch, er selbst sieht sich als Echoist.

Keine Form von Introvertiertheit

Echoisten fühlen sich durchweg weniger wert als andere Personen und fokussieren stattdessen das Besonderssein anderer Menschen. Auf eigene Kosten: Denn irgendwann kann es dazu führen, dass ein Echoist depressiv und ängstlich wird. Oberflächlich betrachtet ist der Echoist ein Altruist. Jemand, der den idealen Kollegen darstellt, da er hilfsbereit ist. Er erinnert in seinem Verhalten an introvertierte Menschen. Aber es gibt einen Unterschied, wie der Malkin erklärt:

Introverts tend to be quieter, more likely to spend time reflecting and processing and ‚mulling over‘ things, whereas echoists tend to be introverted because they’ve learned it’s unsafe to express themselves.

Frei übersetzt: Introvertierte sind ruhiger, wenden eher Zeit für Reflexion auf und grübeln über Dinge. Echoisten hingegen sind introvertiert, weil sie gelernt haben, dass es unsicher (im Sinne von gefährlich) für sie ist, für sich selbst einzustehen.

Kritik am Echoisten-Konzept

Nicht jeder ist mit Malkins Kategorisierung und seinen daraus folgenden Schlüssen zufrieden. Denn Malkins Ausführungen suggerieren, dass es Narzissten auf der einen und dazu passende Echoisten auf der anderen Seite gibt. Diese fühlten sich aufgrund ihrer Furcht, für andere zur Last zu werden, geradezu magisch von Narzissten angezogen.

Kollegen wie die amerikanische Psychologin Linda Blair kritisieren, dass es gemäß der statistischen und diagnostischen Vorgehensweise für Kliniker und Psychiater keine vergleichbare Einteilung gibt. Echoismus ist keine klassifizierbare Krankheit. Darüber hinaus ließen sich beim Echoist klare Überschneidungen zu Persönlichkeitsmerkmalen wie geringem Selbstwertgefühl, Schüchternheit und möglicherweise sogar einer paranoiden Persönlichkeitsstörung erkennen.

Test: Sind Sie Echoist oder Narzisst?

Basierend auf seinem Test Narcissism Spectrum Scale (NSS) hat Malkin eine kürzere Testfassung entwickelt, anhand derer Sie sich testen können. Diese Version ist leider nur auf Englisch vorhanden. Leser können hier nachprüfen, in welcher Ausprägung Echoismus vorhanden ist. Zum Test geht es HIER entlang.


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Mehr Eigennutz fürs Wohlbefinden

Ein Echoist ist oftmals freundlich und unterstützend. Das muss nicht bedeuten, dass er naiv oder schwächlich wäre. Allerdings ist Echoismus nicht nur eine Form von Bescheidenheit. Natürlich, das andere Extrem – Aufschneider, die für alles ständig Applaus erwarten – ist unglaublich nervtötend. Aber das Problem beim Echoisten besteht nicht nur darin, dass er anderen Menschen übermäßig viel helfen und sich selbst zurückzunehmen will.

Schwieriger ist vielmehr, dass dem Echoisten tatsächlich eine Form der Gewissheit fehlt, die ihm oder ihr im Falle des Scheiterns hilft. Genau diese Sicherheit, das nötige Selbstvertrauen in die eigenen, grundsätzlichen Fähigkeiten, kann den beruflichen Erfolg ausmachen. Für Malkin unbestritten: Menschen müssen sich als etwas Besonderes wahrnehmen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, dass sie geben UND nehmen können beziehungsweise dürfen. Wer sich selbst nicht schätzt, wertet automatisch seine Interaktionen mit anderen Menschen ab.

Daher muss es also vor allem darum gehen, die eigenen Bedürfnisse wieder wahrzunehmen, sie zuzulassen. Das kann unter Umständen bedeuten, sich aus ausbeuterischen, toxischen Beziehungen zu verabschieden um gesunde Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Dazu drei Tipps:

  • Machen Sie sich Ihre Qualitäten bewusst
    Auch wenn es schwerfällt, identifizieren Sie Eigenschaften, die wertvoll sind. Dazu können diese Leitfragen dienen: Was können Sie besonders gut, wofür schätzen andere Menschen Sie, was macht Ihnen viel Spaß?
  • Hinterfragen Sie andere Menschen
    Überlegen Sie in Ruhe, von welchen Menschen Sie wertvolle Rückmeldungen und Unterstützung bekommen. Nicht immer hält es sich die Waage. Aber wenn es Menschen gibt, die hervorragende Nehmerqualitäten, aber lausige Geberqualitäten haben, sollten Sie selbstkritisch überlegen, worin Ihr Nutzen in dieser Beziehung besteht.
  • Zeigen Sie sich
    Tragen Sie hochwertige Kleidung, verwöhnen Sie sich mit besonderen Dingen. Sie sind es sich wert – und dass sollten Sie auch nach außen zeigen. Denn mit Kleidung setzen Sie zugleich ein Signal, werden präsenter für andere.

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[Bildnachweis: Phovoir by Shutterstock.com]