Opferbereitschaft Definition: Was bedeutet es?
Als Opferbereitschaft wird der Wille bezeichnet, für eine Sache Opfer zu bringen – also die negativen Auswirkungen zu akzeptieren, bewusst in Kauf zu nehmen oder vielleicht sogar wohl wissend selbst herbeizuführen. Ein klassisches Beispiel für Opferbereitschaft ist es etwa, wenn ein hoch motivierter Gründer bis spät in die Nacht noch arbeitet, um dem eigenen Unternehmen zu einem erfolgreichen Start zu verhelfen, wobei Schlaf, Pausen und Erholung geopfert werden.
Die Opfer können nicht nur für eigene Ziele oder den persönlichen Erfolg gebracht werden. Oft wird auch etwas für andere Menschen geopfert. In diesem Fall handelt es sich bei der Opferbereitschaft um besonders starken Altruismus. Durch die Aufopferung wird anderen geholfen, während man selbst nur die Last zu tragen hat, ohne jeglichen Vorteil daraus zu ziehen.
Das Ausmaß der Opferbereitschaft bestimmt sich durch die persönliche Einschätzung der Relevanz. Soll heißen: Je wichtiger das Ziel oder die Person für Sie ist, desto mehr sind Sie bereit zu geben und desto größer sind die Opfer, die Sie auf sich nehmen, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
So lässt sich beispielsweise in Liebesbeziehungen eine große Bereitschaft für Opfer erkennen, weil der Partner wichtig ist und glücklich gemacht werden soll – auch wenn man selbst vielleicht dafür über seinen Schatten springen oder auch hin und wieder Dinge tun muss, die einem nicht so sehr liegen und die alleine ganz sicher nicht auf dem Plan stehen würden.
Aber auch im Job spielt Opferbereitschaft eine große Rolle. Wer unbedingt erfolgreich werden und die Karriereleiter emporsteigen will, bürdet sich dafür meist einiges auf und scheut auch nicht davor zurück, große Opfer zu bringen, wenn es dabei hilft, dem eigenen Erfolg einen Schritt näher zu kommen.
Die Gefahren einer zu großen Opferbereitschaft
Jeder Mensch verfügt über eine gewisse Opferbereitschaft, was zunächst einmal nicht schlecht ist. Ganz im Gegenteil. Ohne die Bereitschaft, Anstrengungen auf sich zunehmen und auch einmal etwas Unangenehmes zu tun, würde wohl so manches Ziel nur ein Traum bleiben, der nie erreicht werden könnte. Sind Sie aber bereit, den zusätzlichen Schritt zu gehen, auf etwas zu verzichten und die großen Mühen nicht zu scheuen, öffnen sich viele Türen.
Problematisch wird die Opferbereitschaft jedoch dann, wenn diese zu groß wird und vollkommen übersteigert ist. Wenn Sie so viele Opfer bringen, dass es für Sie bereits gefährlich ist und Sie beispielsweise Ihre Gesundheit riskieren, sollten Sie dringend einen Gang zurückschalten und sich selbst schonen, statt noch mehr von sich zu verlangen.
Irgendwann müssen Sie sich eingestehen, dass Sie einfach nicht noch mehr geben können. Versuchen Sie trotzdem, noch weiter über Ihre Grenzen hinaus zu geben, mehr und größere Opfer zu bringen, riskieren Sie sich damit selbst sehr zu schaden. Über einen längeren Zeitraum über Ihre Grenzen zu gehen und mehr zu geben, als Sie eigentlich leisten können, geht nicht spurlos an Ihnen vorbei.
Im schlimmsten Fall steuern Sie dabei direkt auf einen Burnout zu, wenn die langfristige Überforderung nicht gestoppt wird. Dies gilt umso mehr, wenn trotz enormer Opferbereitschaft kein Fortschritt sichtbar ist und Sie das angestrebte Ziel nicht erreichen können.
Übersteigerte Opferbereitschaft in Bezug auf andere Personen kann auch bis zur Selbstaufgabe führen. Sie bringen so viele Opfer für andere, dass Sie dabei zunehmend vergessen und ignorieren, sich auch um eigene Bedürfnisse zu kümmern. All Ihre Kraft und Zeit wird investiert, um sich für andere aufzuopfern, wobei Sie sich selbst vernachlässigen.
Opferbereitschaft: Das richtige Maß finden
Die größte Herausforderung bei der eigenen Opferbereitschaft ist es, ein gesundes Maß zu finden. Eine Balance, in der Sie Opfer bringen können und bereit sind, auch mal für ein größeres Ziel in den sauren Apfel zu beißen – ohne es dabei jedoch zu übertreiben und die Opferbereitschaft zur grenzenlosen Aufopferung werden zu lassen.
In der Praxis ist das jedoch alles andere als leicht umzusetzen. Als Gegenpol zur Selbstaufopferung hilft ein wenig Egoismus. Dieser wird zwar oft verteufelt, doch wer nie an sich selbst denkt, sorgt damit für eine ganze Reihe von Problemen. Sie müssen sich und Ihre Belange nicht gleich über alles andere stellen, doch hin und wieder an die eigenen Bedürfnisse zu denken, statt noch mehr Opfer für andere zu bringen, ist eine hilfreiche Charaktereigenschaft.
Dazu gehört es auch, Nein sagen zu können und Grenzen zu setzen. Eine große Opferbereitschaft wird leider häufig von anderen ausgenutzt, die daraus einen eigenen Vorteil ziehen wollen. Gleichzeitig müssen Sie auch lernen, sich selbst gegenüber öfter Nein zu sagen und sich daran zu halten. Definieren Sie klare Grenzen, ab wann Sie nicht noch mehr opfern können und wollen und bringen Sie die nötige Disziplin auf, um diese einzuhalten.
Zum Schluss hilft mehr Gelassenheit, um nicht in eine übersteigerte Opferbereitschaft zu rutschen. Wenn Sie sich nicht so viel Druck machen, dass alles perfekt und ein unbedingter Erfolg werden muss, wird es Ihnen leichter fallen, nicht immer mehr Opfer zu bringen, um das Ziel doch noch irgendwie zu erreichen.
Was andere Leser auch gelesen haben:
- Opfer bringen: Was kostet der Erfolg?
- Hingabe: Gib alles, was du hast!
- Karoshi: Aufopferung für die Arbeit
- Helfersyndrom: Wege aus der Aufopferungsfalle
- Hilfsbereitschaft: Ist der Nette der Dumme?
- Altruismus: Lohnt sich die Selbstlosigkeit?
- Überforderung: Auslöser, Symptome, Hilfe
- Nein sagen: 7 Tipps, wie Sie Grenzen setzen
- Überarbeitung: Was Sie dagegen tun können
- Ich kann nicht mehr: Was nun?
- Egoismus: Wann ist er gesund?
- Helfen macht glücklich? Ja, aber nur ein bisschen
- Selbstlosigkeit: Warum sich gute Taten auszahlen
- Resilienz lernen: Krisen besser meistern
- Opferrolle: Warum sie manche so gerne spielen