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Unsichtbare Arbeit: Bedeutung, Folgen & Tipps

Unsichtbare Arbeit passiert nebenbei: Arzttermine im Blick behalten, an Geburtstage denken, das Geschenk besorgen, Kinder rechtzeitig zum Musikunterricht fahren, Betreuung organisieren, Ausflüge planen, Haushalt schmeißen, Einkäufe erledigen – die Liste ist endlos und bleibt in Familien mit Kindern oft an Frauen hängen. Wir erklären, was unsichtbare Arbeit ist, welche Folgen sie hat und was Sie tun können…



Unsichtbare Arbeit: Bedeutung, Folgen & Tipps

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Was ist unsichtbare Arbeit?

Unsichtbare Arbeit ist Arbeit, die nicht wahrgenommen wird – aber erledigt werden muss, damit alles funktioniert. Dazu gehören die unzähligen Aufgaben, die im Alltag zusätzlich gemacht werden müssen. Zum Beispiel Planung und Organisation sowie Aufgaben rund um den Haushalt. Studien belegen: Unsichtbare Arbeit wird überwiegend von Frauen erledigt.

Durch unsichtbare Arbeit halten Frauen ihren Partnern den Rücken frei. Ein altes Rollenbild: „Männer machen im Job Karriere, Frauen kümmern sich um alles andere.“ Der Unterschied: Viele Frauen gehen heute ebenfalls arbeiten, sind erfolgreich und steigen beruflich auf. Die unsichtbare Arbeit kommt dann noch obendrauf!

Beispiele für unsichtbare Arbeit

Die Beispiele für unsichtbare Arbeit sind endlos: Wäsche waschen, Kleidung für Kinder kaufen, Termine oder Treffen planen und einhalten… Und das sind nur einige Arten der „Invisible Work“.

Wie stark die geistigen und zeitlichen Kapazitäten belastet werden, zeigt ein einfaches Beispiel: Ihr Kind möchte reiten lernen. Dabei müssen Sie viele Fragen klären:

  • Wo liegt die nächste Reitschule?
  • Welche Reitschule ist geeignet?
  • Was kostet der Reitunterricht?
  • Woher bekomme ich die nötige Ausrüstung?
  • Ist eine Kinderunfallversicherung notwendig?
  • Wann sind mögliche Termine?
  • Wie wird das Ganze organisiert (Abstimmung mit Verpflichtungen)?

Die Recherche und Planung sind aufwendig. Hinzu kommt emotionale Arbeit: Wer sagt dem Kind, dass der Wunsch nicht möglich ist? Vielleicht ist der Unterricht zu teuer oder keine Reitschule in der Nähe. Trost spenden, Enttäuschungen überwinden und Konflikte lösen – auch dies übernimmt häufig die Mutter.

Keine Wertschätzung für unsichtbare Arbeit

Für unsichtbare Arbeit fehlt oft die Wertschätzung. Anerkennung gibt für bezahlte Erwerbsarbeit. Alles andere wird übersehen oder ignoriert. Dabei ist „das bisschen Hauthalt“ sehr wohl ein Problem…

Laut einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation ILO leisten Frauen pro Tag 4 Stunden und 26 Minuten unsichtbare Arbeit. Für Männer sind es eine Stunde und 48 Minuten. Dabei geht es nicht darum, dass Männer nichts tun. Sie handeln aber nicht proaktiv, sondern erst nach einer Aufforderung. Frauen tragen die Verantwortung und müssen alles im Blick behalten. Der Partner führt nur noch aus, was ihm aufgetragen wurde.


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Ursachen: Was begünstigt unsichtbare Arbeit?

Es gibt nicht den einen Grund, warum unsichtbare Arbeit hauptsächlich von Frauen übernommen wird. Es sind viele Ursachen, die sich in äußere und innere Faktoren unterscheiden lassen:

Äußere Faktoren

  • Institutionelle Strukturen

    Männer gehen nach der Familiengründung meist weiterhin Vollzeit arbeiten. Frauen sind länger in Elternzeit und arbeiten im Anschluss häufiger in Teilzeit oder einem Minijob. Grund dafür ist auch das Gehalt. Weiterhin verdienen Männer oft mehr und kommen häufiger in Führungspositionen. Um für das Kind zu sorgen, bleibt die Frau zuhause, auch weil es geringere finanzielle Einbußen bedeutet.

  • Gesellschaftliche Erwartungen

    Es ist ein veraltetes Rollenbild, doch die gesellschaftlichen Erwartungen sind weiterhin tief verankert. Die meisten Menschen gehen wie selbstverständlich davon aus, dass Frauen die Kinder versorgen, beruflich zurückstecken und unsichtbare Arbeit im Alleingang stemmen. Für Männer ist es selbstverständlich, mit kleinen Kindern wieder voll in den Beruf einzusteigen. Mütter in derselben Situation werden kritisiert und müssen sich rechtfertigen.

Innere Faktoren

  • Fehlende Aufmerksamkeit

    Unsichtbare Arbeit wird aus fehlender Aufmerksamkeit übersehen. Dahinter steht zudem teilweise Bequemlichkeit. Es ist einfach und entspannend, Aufgaben und Verantwortung abzugeben – schließlich läuft trotzdem alles.

  • Ausgeprägte Konfliktscheue

    Die endlosen Aufgaben und der damit verbundene Stress kann zu Konflikten führen. Wer ständig alles erledigt, wird zum ewigen Nörgler und muss jedes Mal erneut um Mithilfe bitten. Manche Frauen erledigen aufgrund eines großen Harmoniebedürfnisses stillschweigend alle Aufgaben, andere haben bereits aufgegeben, weil die Diskussionen zu anstrengend sind.

  • Übergroßer Perfektionismus

    Zu den inneren Faktoren zählt Perfektionismus. Sie sind gewohnt, etwas auf eine bestimmte Art zu erledigen, doch der Partner macht es anders. Wer sich damit nicht arrangieren kann oder Kontrollverlust und Fehler fürchtet, macht es lieber selbst.

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Folgen von unsichtbarer Arbeit

Unsichtbare Arbeit führt zu Mental Load, also einer mentalen Belastung, Druck und auch Erschöpfung. Die Folgen sind besonders deutlich, wenn Wertschätzung und Unterstützung fehlen. Nach einiger Zeit wächst der Frust, die Unzufriedenheit mit der Situation wächst und es kommt zu Überforderung.

Mit dem Partner kommt es zu häufigen Konflikten. Im schlimmsten Fall führt das bis zur Trennung. Zudem leidet die psychische Gesundheit unter der dauerhaften Überlastung und fehlender Zeit für Erholung oder Hobbys.

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Tipps: Was lässt sich gegen unsichtbare Arbeit tun?

Vermeiden lässt sich unsichtbare Arbeit nicht. Schließlich sind es wichtige Aufgaben, die erledigt werden müssen. Umso wichtiger ist deshalb die Frage, wie Sie die Tätigkeiten sichtbar machen und die negativen Folgen verhindern. Dazu müssen Sie an drei Stellen ansetzen:

  1. Kommunikation

    Ein wichtiger Faktor ist die Kommunikation. Vorwürfe und offene Kritik sind nachvollziehbar, bringen aber nicht weiter. Lassen Sie es erst gar nicht so weit kommen und sprechen Sie sich vorher ab: Was muss erledigt werden? Wer kümmert sich um was? Was wünschen Sie sich von Ihrem Partner? Offene und klärende Gespräche bringen die besten Lösungen.

  2. Erwartungen

    Gegen den Druck unsichtbarer Aufgaben helfen realistische Erwartungen. Verlangen Sie nicht zu viel von sich. Wenn mal etwas nicht klappt, können Sie das einfach akzeptieren. Es muss eben nicht alles perfekt sein. Die Wäsche kann auch einen Tag später gemacht werden und bei Besuch von Freunden stört es niemanden, wenn in der Küche noch ein schmutziger Teller steht. Gestehen Sie sich zu, nicht immer alles machen zu müssen.

  3. Ausgleich

    Schaffen Sie sich einen Ausgleich zu den täglichen unsichtbaren Aufgaben. Nehmen Sie sich gezielt Zeit nur für sich. Gehen Sie Ihren Hobbys nach, folgen Sie Ihrer Leidenschaft und machen Sie etwas, was Ihnen gut tut. Der zusätzliche Vorteil: In dieser Zeit muss der Partner sich um das kümmern, was sonst Sie übernehmen.


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