Egozentrik: Verhalten, Ursachen + wie damit umgehen?

Egozentrik ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das für das Umfeld problematisch ist. Die ausgeprägte Ich-Bezogenheit eines Egozentrikers bringt eine Reihe von unangenehmen Eigenschaften mit sich. Sowohl in privaten Beziehungen als auch im Job ist es schwierig, mit solchen Menschen auszukommen. Wir zeigen auf, wie sich Egozentrik bemerkbar macht, woher sie kommt und wie Sie angemessen mit egozentrischen Menschen umgehen können…

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Definition: Was ist Egozentrik?

Egozentrik bedeutet eine stark ausgeprägte Selbstbezogenheit oder Selbstsucht: Das Ich steht im Mittelpunkt. Betroffene meinen, die Welt dreht sich nur um sie selbst.

Egozentrische Personen stellen die eigenen Bedürfnisse und Wünsche kategorisch über die anderer Menschen. Dabei nehmen sie wenig bis keine Rücksicht – auch nicht auf Gefühle. Vielmehr handeln Egozentriker allein aus der Ich-Perspektive und zu ihrem Vorteil allein.

Herkunft und Egozentrik Synonyme

Der Begriff „Egozentrik“ setzt sich aus den lateinischen Worten „ego“ = „Ich“ und „centrum“ = „Zentrum“ ab und bezeichnet eine Charaktereigenschaft, bei der sich Betroffene im Zentrum sehen und meinen, alles dreht sich nur um sie selbst.

Häufige Synonyme für egozentrisches Verhalten sind: egoman, eigennützig, ichbezogen, selbstbezogen, selbstsüchtig, ichsüchtig, rücksichtslos oder zentrovertiert.


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Eigenschaften: Woran kann ich Egozentrik erkennen?

Egozentrische Personen haben eine stark eingeschränkte Wahrnehmung: Sie können keinen anderen Blickwinkel einnehmen als den eigenen. Deshalb hat für einen Egozentriker alles, was passiert oder gesagt wird, mit ihm zu tun.

Ein erstes wesentliches Merkmal ist die Unfähigkeit zur Empathie. Betroffene können sich nicht in andere Menschen hineinversetzen und agieren entsprechend rücksichtslos und kalt. Das Verhalten ist ihnen allerdings oft nicht einmal bewusst, was das Sozialverhalten nicht weniger problematisch macht.

Weitere Egozentrik Eigenschaften

  • Subjektivität und Selbstbezogenheit

    Egozentrische Menschen haben Schwierigkeiten damit, zwischen sich und anderen zu unterscheiden. Weil Ihnen das Einfühlungsvermögen fehlt, meinen sie, alle denken und handeln so wie sie auch. Entsprechend verlieren sie sich in eigenen Gedanken und Gefühlen und interpretieren alles im Kontext ihres eigenen Weltbildes und ihrer Person. Die Grundannahme: „Mein Vorgehen ist immer richtig!“

  • Rücksichtslosigkeit und Regelverletzung

    Egozentriker geben eigenen Bedürfnissen unbedingten Vorrang und handeln stets zu ihren Gunsten – zur Not auch, indem Sie Regeln missachten und Grenzen überschreiten. Was auf andere arrogant wirkt, ist in ihren Augen zielorientiert und pragmatisch. Dass sie dabei die Auswirkungen auf das Umfeld ignorieren, sehen sie eher noch als Stärke.

  • Kritikfähigkeit und Kontrollbedürfnis

    Egozentrische Menschen sind oft unfähig, selbst konstruktive Kritik anzunehmen und reagieren überempfindlich bis aggressiv darauf. Wer nicht ihrer Meinung ist, hat keine Ahnung. Viele Egozentriker sind zudem kontrollsüchtig und beanspruchen ein Monopol auf die Wahrheit.

  • Teamarbeit und Kooperation

    Eine wesentliche Egozentrik Eigenschaft ist das Fehlen jeglicher Teamfähigkeit. Zu Kompromissen sind sie nur selten bereit; ein kooperatives Verhalten zeigen sie nur, wenn sie sich etwas davon versprechen. Gespräche versuchen sie stets zu dominieren, abweichende Argumente und Standpunkte werden nicht berücksichtigt oder abgewertet – auch persönlich.

Egozentrik versus Egoismus: Was ist der Unterschied?

Egozentrik und Egoismus ähneln sich zwar – der Unterschied ist aber: Egozentrik ist ein negatives Persönlichkeitsmerkmal; Egoismus kann dagegen auch gesund und positiv sein.

Während sich der Egoist bewusst für sein Handeln entscheidet, ist dem Egozentriker sein ichbezogenes Verhalten meist unbewusst. Er wird von Selbstsucht und Eigennutz getrieben, Skrupel und Gewissensbisse sind ihm fremd.


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Psychologie: Woher kommt Egozentrik?

Egozentrik kann viele Ursachen haben. Sie ist eng mit der Persönlichkeit und der Entwicklung in der Kindheit verbunden. Betroffene haben als Kinder oft zu wenig Liebe oder Zuneigung durch die Eltern erfahren oder einen anderen starken Mangel erlebt und daher verinnerlicht: „Ich überlebe nur, wenn ich mich um mich selbst kümmere – das Leben schenkt dir nichts!“

Ebenso können Entwicklungsverzögerungen oder -störungen, mangelnde Sozialkompetenz bei Eltern und Vorbildern sowie traumatische Erfahrungen zu Egozentrik führen.

Sogar Überbehütung kann dazu führen, dass Kinder ein ungesundes Selbstbewusstsein entwickeln: Stellen Eltern ihre Kinder bei allem in den Mittelpunkt, meinen diese später, auch als Erwachsene müsse sich alles nur um sie drehen. Letztlich ist es dann aber das Gefühl des Defizits, das Egozentriker auszeichnet: Ihr geringes Selbstwertgefühl muss stets ausgeglichen werden, daher gieren sie nach permanenter Aufmerksamkeit und Anerkennung.

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Job: Wie mit Egozentrikern umgehen?

Egozentrische Menschen im Job sind extrem schwierige Kollegen, die sowohl die Zusammenarbeit erschweren, wie auch das Betriebsklima vergiften. Immerhin: Es gibt ein paar wirkungsvolle Methoden, die einen positiven Umgang mit Egozentrikern am Arbeitsplatz fördern und eine produktive Arbeitsumgebung schaffen:

1. Verständnis und Reflexion

Versuchen Sie das Verhalten des Egozentrikers und seine Perspektive zu verstehen. Nehmen Sie es nicht persönlich: Der Typ kann nicht anders! Allein diese Haltung kann dazu beitragen, Konflikte zu entschärfen und eine effektive Kommunikation zu fördern. Ignorieren Sie unangemessenes Verhalten, so lange es sich im Rahmen hält. Das kann ein wichtiger Beitrag zur Konfliktlösung sein.

2. Respekt und Lob

Auch wenn das Verhalten des Egozentrikers störend ist, sollten Sie ihm gegenüber Respekt signalisieren und ihn ab und an loben. Damit stärken Sie sein Selbstwertgefühl und das egozentrische Verhalten nimmt ab. Für Führungskräfte kann es sinnvoll sein, eigene Schwächen und Fehler zuzugeben. Dies kann den Hang zum Perfektionismus bei egozentrischen Mitarbeitern tatsächlich mildern.

3. Gespräch und Offenheit

Sprechen Sie mit dem Egozentriker über sein Verhalten im 4-Augen-Gespräch und erklären Sie, wie es Sie und andere beeinflusst. Dies kann zu einer Verbesserung führen und hilft, Missverständnisse abzubauen. Auch wenn er es nicht kann: Zeigen Sie Empathie und schlagen Sie so eine Brücke im Job.

4. Grenzen und Selbstbewusstsein

Läuft die Situation im Job aus dem Ruder, müssen Sie Grenzen setzen und diese durchsetzen. Bestehen Sie entschlossen darauf, dass diese eingehalten werden – verbal, kollegial, in den Arbeitsabläufen. Das führt zwar im ersten Moment zu einem Konflikt, der aber trägt langfristig zu einer positiven Dynamik bei: Auch Ihre Bedürfnisse zählen!

5. Geduld und Unterstützung

Egozentriker reagieren nur langsam auf Veränderungen. Seien Sie also geduldig und nicht gleich frustriert, wenn so schnell keine Verbesserung eintritt. Bedenken Sie, wie schwer es ist seine Persönlichkeit zu reflektieren und zu verändern. Versuchen Sie daher, dem Kollegen dabei zu helfen und sich weiterzuentwickeln.


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