Warum ist Anerkennung so wichtig?
Anerkennung und damit verbunden das Verhalten des Vorgesetzten hat einen enormen Einfluss auf Zufriedenheit von Mitarbeitern. Fehlt diese, sinken Motivation, Leistungsbereitschaft, Loyalität und Spaß im Job. Es kommt sogar zur inneren Kündigung. Aber warum ist die Anerkennung so wichtig?
Einige Psychologen sehen darin ein Grundbedürfnis des Menschen. Als soziale Wesen leben wir von emotionaler Zuwendung und Bestätigung aus dem Umfeld. Es ist die Bekräftigung, dass eigenes Handeln geschätzt und respektiert wird. Im Job muss es Liebeserklärung des Arbeitgebers sein, aber Mitarbeiter brauchen das Gefühl, eben nicht nur eine Nummer zu sein, die jederzeit ersetzbar ist.
Erreichen lässt sich das auf verschiedenen Wegen:
- Mitarbeiter nach ihrer Meinung fragen und diese ernst nehmen
- Feedback über Fortschritte und Entwicklungsmöglichkeiten geben
- Echtes Interesse an einer Person zeigen
- Lob und Anerkennung für gute Arbeit zum Ausdruck bringen
Anerkennungsfalle: Gefahr fehlender Anerkennung
Der Beruf ist für viele ein wichtiger Bereich des Lebens und so ist der Wunsch nach Anerkennung hier besonders groß. Leider zeigt die Praxis: In vielen Arbeitsverhältnisses ist Wertschätzung Mangelware. Leistungen werden als selbstverständlich behandelt, motivierende und lobende Worte vom Chef gibt es nicht. Die Folge: Unzufriedenheit und Frust.
Genau hier liegt die Anerkennungsfalle: Sie definieren sich über Ihren Job und beziehen fehlende Anerkennung auf Ihre eigene Person. Gedanken wie „Scheinbar bin ich nicht gut genug“ oder „Ich muss was falsch machen“ nagen am Selbstwertgefühl. Der Fehler: Die emotionale und die Sachebene werden vermischt. Nur weil Lob ausbleibt, heißt es nicht, dass Sie kein geschätzter Mensch und Mitarbeiter sind.
Die Situation führt dazu, dass Motivation und Engagement nachlassen. Sie fühlen sich schlecht im Job und als Person, schieben vielleicht nur noch Dienst nach Vorschrift oder erwägen gar eine Kündigung. Alles nur, weil Sie den Mangel an beruflicher Anerkennung auf sich beziehen.
Doppelkarrierepaare tappen schneller in Anerkennungsfalle
Ein besonderes Problem stellt mangelnde Anerkennung nach Meinung der Soziologin Christine Wimbauer bei Doppelkarrierepaaren dar. Das sind Paare, die Kinder haben und bei denen beide Partner berufstätig sind, sich Kindererziehung und Haushalt teilen. Oft verschiebt sich diese Aufgabenverteilung jedoch und Frauen und Männer fallen in traditionelle Rollenmuster zurück. Befeuert wird dies, weil meist Frauen im Job pausieren und längere Elternzeit nehmen.
Probleme gibt es dann bei der Rückkehr. Um Zeit für die Kinderbetreuung zu haben, entscheidet sich ein Teil der berufstätigen Mutter für eine Teilzeitstelle, andere können zwar in den Job zurück, aber nicht in die exakt gleiche Tätigkeit wie zuvor. Gehaltseinbußen und das Gefühl, aufs Abstellgleis geschoben zu werden, sorgen für Frustration.
Gerade anhand dieses Lebensmodells zeigt sich laut Wimbauer die Anerkennungsfalle auf mehreren Ebenen:
- Bei den Frauen, die das Gefühl haben, in ihrem Job nicht mehr geschätzt zu werden.
- Bei den Doppelkarrierepaaren selbst, die ihr Lebensmodell für das einzig richtige halten und demzufolge alle anderen abwerten.
- Bei der Gesellschaft, die geschlechtsbezogene Diskriminierung aufrecht erhält, indem Männern, die in Elternzeit gehen, oftmals die Anerkennung verwehrt wird, weil sie nicht die Rolle des Versorgers einnehmen.
Die Verwechslung von Lob und Anerkennung
Etliche Arbeitnehmer tappen vermutlich die Anerkennungsfalle, weil sie sich gar nicht genau darüber im Klaren sind, was Anerkennung überhaupt bedeutet. Denn Anerkennung zeigt sich nicht nur in Lob. Lob ist eine kurzfristige, wertschätzende Äußerung. Die ist schön und wichtiger Bestandteil der Mitarbeitermotivation – Anerkennung ist aber mehr.
Anerkennung ist eine grundsätzliche Haltung des Respekts und der Wertschätzung seinen Mitarbeitern gegenüber. Die drückt sich nicht nur über Lob, sondern den gesamten Umgang mit Mitarbeitern und den Rahmenbedingungen des Jobs aus:
- Werden Überstunden abgegolten?
- Gibt es flexible Arbeitszeiten?
- Geht der Urlaub über den gesetzlichen Urlaubsanspruch hinaus?
- Besteht grundsätzlich ein gutes Arbeitsklima?
- Existieren umfangreiche Sozialleistungen?
All diese Punkte zeigen, dass Angestellter geschätzt werden und vom Arbeitgeber als wertvoller Teil des Unternehmens behandelt werden. Kommt dann regelmäßiges Lob und verbale Anerkennung hinzu, ist es ein weiterer Pluspunkt.
Raus aus der Anerkennungsfalle
Die oben aufgeführten Punkte sind eine Möglichkeit, die eigene Situation zu reflektieren: Womöglich ist bei nüchterner Betrachtung der jetzige Arbeitsplatz doch ganz in Ordnung? Das soll aber nicht heißen, dass es um jeden Preis gilt, einen Job zu behalten, in dem Sie unglücklich sind. Der Anerkennungsfalle zu entrinnen heißt, im Sinne der Arbeitszufriedenheit einen Soll-Ist-Vergleich zu machen und genau die eigenen Erwartungen zu überprüfen.
Denn eine einmal ausgesprochene Kündigung können Sie nicht zurücknehmen. Vor dem Schritt sollten Sie genau prüfen, was Ihre Motivation ist. Dabei gibt es einige gute Gründe, die für einen neuen Job sprechen.
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Gesundheit
Leidet Ihre Gesundheit unter dem Job? Bei dauerhaftem Stress, Mobbing und Ähnlichem können starke gesundheitliche Beeinträchtigungen auftreten. Magen-Darm-Probleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen sind ernstzunehmende Erkrankungen. Wer gesundheitliche Probleme entwickelt, weil Aufwand und Anerkennung im Job nicht im richtigen Verhältnis stehen, sollte die Konsequenzen ziehen.
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Chancenmangel
Sie haben so gar keine Entwicklungsmöglichkeiten in Ihrem Job? Ganz gleich, ob es herausfordernde Tätigkeiten in Ihrer derzeitigen Position sind oder ob ein Aufstieg im Unternehmen unmöglich ist: Wer sich beruflich verändern, neue Bereiche erschließen und mehr Verantwortung übernehmen will, letztlich aber an den Bedingungen scheitert, wird woanders glücklicher und bekommt die Anerkennung, die er sucht.
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Insolvenz
Eine drohende Niederlassungsschließung oder gar Insolvenz des Unternehmens ist ebenfalls ein nachvollziehbarer Grund zu kündigen. Denn bis zum letzten Augenblick zu warten kann bedeuten, dass Sie mit einem Schwung ebenfalls entlassener Mitarbeiter auf der Straße stehen. Ein Überangebot an Fachkräften in einem Bereich führt erfahrungsgemäß zu Schwierigkeiten bei der Jobsuche. Zum einen, weil nicht genügend freie Plätze am Arbeitsmarkt sind und zum anderen, weil Angebot und Nachfrage den Preis beeinflussen, in dem Fall das Überangebot das mögliche Gehalt drücken.
Deutlich gegen eine Kündigung spricht alles, was aus dem Bauch und einem spontanen Gefühl des Ärgers oder Frusts heraus entschieden wird. Sie haben eine gute Leistung gebracht und der Chef erwähnt es mit keinem Wort? Oder Sie haben sich über das Verhalten eines Kollegen geärgert? Dann sollten Sie nicht gleich alles hinschmeißen.
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