Diplomatie: Was bedeutet das eigentlich?
Bei Diplomatie denken viele zunächst an wichtige Vertreter eines Landes, die sich hinter verschlossenen Türen mit den Entscheidungen beschäftigen, die anschließend vor den Kameras bekannt gegeben und durch die Nachrichten verbreitet werden. Eine nachvollziehbare Einschätzung, schließlich ist Diplomatie im engeren Sinne die Kunst der Verhandlung zwischen den Vertretern unterschiedlicher Gruppen – mit meist unterschiedlichen Ansichten und Erwartungen.
Besonders häufig kommt diese Situation bei Landes- und Regierungsvertretern vor, die die Interessen eines Staates nach außen hin vertreten – den Diplomaten. Der Begriff lässt sich aber auch etwas weiter fassen und so kann es auch im Alltag und gerade im Berufsleben immer wieder von Vorteil sein, wenn Sie diplomatisch handeln können. Schließlich treffen nicht nur auf politischer Ebene unterschiedliche Ansätze und Meinungen aufeinander.
Aber was bedeutet das eigentlich – diplomatisch handeln? Wir haben vier klassische Anzeichen zusammengestellt:
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Lösungen finden.
Diplomatie ist immer auf der Suche nach Lösungen. Es wird nach gemeinsamen Ansätzen gesucht, anstatt sich in gegenseitigen Meinungen festzufahren.
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Gemeinsam arbeiten.
Wer diplomatisch ist, denkt nicht nur an den eigenen Vorteil, sondern möchte das Beste für alle Beteiligten erreichen.
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Professionell bleiben.
Es gibt viele Verhandlungstricks, um den eigenen Verhandlungserfolg zu sichern, doch wahre Diplomatie setzt nicht darauf, den Gegenüber auszutricksen, sondern wirklich auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen – auch wenn dabei manchmal die ein oder andere Information vorenthalten bleibt.
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Langfristig denken.
Auch wenn der kurzfristige und sofortige Erfolg manchmal verlockend ist, geht es bei diplomatischen Verhandlungen darum, langfristig zu denken und zugunsten eines späteren großen Nutzens auf den kurzfristigen positiven Effekt zu verzichten.
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So lernen Sie die Kunst der Diplomatie
Manchen Menschen wurde die Kunst der Diplomatie scheinbar in die Wiege gelegt. Andere tun sich schwer damit, doch die gute Nachricht ist, dass jeder lernen kann, diplomatischer zu werden und zu handeln.
Um Ihnen dabei zu helfen, haben wir einige Tipps gesammelt, mit denen Sie die Kunst der Diplomatie lernen können.
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Bleiben Sie kompromissbereit
Durchsetzungsvermögen und die Fähigkeit, seine Meinung durchzusetzen, sind grundsätzlich wichtige und positive Eigenschaften, doch wenn Sie diplomatisch handeln wollen, müssen Sie immer auch bereit sein, einen Kompromiss einzugehen, um zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen. Legen Sie Ihre Ansicht nicht von vornherein als einzig mögliche Wahrheit fest, sondern bleiben Sie offen für neue Vorschläge.
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Gehen Sie nicht auf jede Diskussion ein
Dass Sie diplomatisch handeln wollen, bedeutet nicht, dass Ihr Gesprächspartner ebenso vorgeht. Lassen Sie sich deshalb nicht auf jede kleine Diskussion oder Auseinandersetzung ein. Dies führt nur dazu, dass man sich weiter voneinander entfernt – und auch eine Lösung rückt so in weite Ferne.
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Werden Sie nicht zu emotional
Je mehr Emotionen in eine Verhandlung involviert sind, desto schwieriger ist es, diplomatisch zu bleiben. Es ist gut, wenn Sie Ihren Standpunkt leidenschaftlich vorbringen können, werden die Emotionen aber zu groß, sollte lieber eine kurze Pause eingelegt werden, damit die Gemüter sich beruhigen können.
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Kennen Sie Ihre Ziele
Auch in der Diplomatie ist es unerlässlich, dass Sie Ihre eigenen Ziele kennen und diese erreichen wollen. Nur so können Sie verhindern, von anderen schlichtweg ausgenutzt zu werden und nur noch als Marionette zu fungieren, die sich verbiegt und anpasst, bis andere zufrieden sind.
Das ABC der Diplomatie
Von allen Künsten, Konflikte konfliktlos auszufechten, ist die Diplomatie sicher die effektivste, aber auch die schwerste. Denn sie mäandert durch die Grauzone zwischen perfekter Rhetorik und gezielter Halbwahrheit.
Das macht sie unglaublich erfolgreich: Wer sich beruflich oder privat über die Köpfe anderer hinweg setzen will, erzeugt meist nur Gegenwehr und gelangt selten zum Ziel, wenn er Kunden an Land ziehen, mit Lieferanten um Konditionen feilschen oder den Chef von einer Beförderung überzeugen will. Mit Fingerspitzengefühl ginge es wesentlich besser.
Unser ABC der Diplomatie hilft Ihnen dabei, Ihre diplomatischen Fähigkeiten zu verbessern:
Atmosphäre
ist für jede Verhandlung das A. Zeigen Sie dem anderen echtes, persönliches Interesse, bleiben Sie freundlich, lächeln Sie! Und vermeiden Sie jede vorwurfsvolle Konfrontation.
Beziehungen
sind dabei wesentlich. Vertraulichkeiten und Wohlwollen fördern sie, taktisches Verhalten sabotiert sie. Spiegeln Sie deshalb anfangs die Körpersprache des anderen, das öffnet ihn.
Contenance
Wer Ruhe bewahrt, seine Gefühle im Zaum hält, stiftet Frieden, bevor der Konflikt eskalieren kann. Dazu gehört auch, den anderen nicht mit Argumenten und Forderungen zu überfahren.
Durchspielen
Ohne gute Vorbereitung geht nichts. Also durchdenken Sie vorher alle möglichen Szenarien, dann können Sie diese nicht kalt erwischen. Zudem erweitert das Ihren Horizont.
Ehrlichkeit
währt am längsten. Ein guter Diplomat darf weder lügen noch betrügen – er muss aber auch nicht alles sagen. Geben Sie also nur Informationen preis, die von Ihnen erwartet werden.
Fragen
die helfen Unklarheiten zu beseitigen oder Verständnis zu wecken („Könnte es auch sein, dass..?“), wirken freundlicher als Feststellungen mit Absolutheitsanspruch („Fakt ist…“). Tabu sind jedoch Suggestivfragen. Die sind reine Manipulation und ramponieren jedes Gesprächsklima.
Gesichter
sind zu wahren – und zwar das eigene, wie das des anderen! Jederzeit.
Hineinfühlen
Empathie ist der Schlüssel zum diplomatischen Erfolg: Was ist das Motiv des anderen? Wo liegen seine Interessen? Wo seine wunden Punkte? Wie kann ich ihn für mich gewinnen?
Intention
Was ist Ihr Ziel? Wer nicht weiß, wohin er will, landet oft woanders. Auch wenn Umwege in der Diplomatie die Regel sind – den roten Faden dürfen Sie trotzdem nie verlieren.
Jubel
Behalten Sie die Freude über Teilerfolge immer (!) für sich. Erstens, weil der andere sonst dafür Zugeständnisse erwartet. Zweitens, weil ihn Ihr (Teil-)Sieg wie einen Verlierer aussehen lässt.
Kompromisse
gehören dazu. Fraglich bleibt, ob es dabei immer die genaue Mitte sein muss. Gute Diplomaten suchen stets gemeinsam nach kreativen Lösungen abseits der üblichen Vorstellungen.
Lernen
statt Wissen. Wer den anderen dominieren, übertrumpfen, belehren oder mit eigenem Wissen glänzen will, schadet sich nur. Besser: Studieren Sie Ihr Gegenüber und passen Sie sich seiner Rolle an. Denken Sie einfach an Antonius Freuds Bonmot von der Machtlosigkeit des Gepriesenen.
Mimik
Jede noch so einstudierte Geste ist gefährlich. Wird sie entlarvt, gelten Sie als unehrlicher Falschspieler. Der Diplomat aber muss Vertrauen schaffen – und dafür braucht er Authentizität.
Nachgeben
In Sprache, Stil und Form jederzeit – in der Sache niemals! Diplomatie ist das Gegenteil von Tauziehen: Hier bewegen sich beide Seiten freiwillig aufeinander zu. Denken Sie bitte immer daran.
Ort
Je gespannter die Ausgangslage, desto neutraler sollte der Ort sein, an dem sich beide begegnen. Ist das nicht möglich gilt: Machen Sie es dem anderen leichter. Wer einen Heimvorteil nutzt, verhält sich zwar taktisch klug, aber diplomatisch tölpelhaft.
Pedanten
die sich selbst über Nickeligkeiten sofort aufregen, haben schon verloren. Diplomatie lebt von den leisen, feinen Tönen und den Nuancen im Subtext. Auf diese gilt es jederzeit zu achten.
Querfeldein
Die direkte Verbindung zwischen zwei Gipfeln ist nicht die Gerade, sondern die Serpentine. Vorteil Nummer zwei: Umwege erhöhen die Ortskenntnis. Verbergen Sie also stets Ihr wahres Ziel.
Radau
Nur ein Narr verschießt seine besten Argumente zu Beginn. Diplomatisches Verhandeln ist ein ständiges Ausloten, Abgleichen, Anpassen, Abwarten. Und Geduld bei diesem Spiel essenziell.
Spielraum
Diplomatie ist wie tanzen: Damit sich keiner auf die Füße tritt, brauchen beide Bewegungsfreiheit – und Verhandlungsspielraum. Den man natürlich für sich vorher auslotet.
Taktgefühl
entwaffnet. Wer auch dann noch Zuneigung signalisiert, obwohl er hart attackiert wird, macht sein Gegenüber mürbe, müde und verdient sich obendrein Respekt und Sympathie.
Unterbrechen
ist tabu! Das wäre ein schwerer Affront gegen die Souveränität des anderen. Lassen Sie ihn lieber alles sagen, was er will. Am Ende erfahren Sie so vielleicht mehr als ihm lieb ist.
Verlierer
gibt es in der Diplomatie nicht – oder sie ist gewaltig schief gelaufen. Suchen Sie deshalb nie nur den eigenen Vorteil. Wer die Probleme des anderen mitlöst, schafft sich treue Verbündete.
Wiederholen
Regelmäßiges Zusammenfassen, was verstanden wurde und worüber Einigkeit besteht, betont Gemeinsamkeiten und vermeidet Missverständnisse. Verboten sind jedoch subtile Wertungen.
X–beliebig
darf keines Ihrer Worte sein. Achten Sie auf jedes Missverständnis, dass es auslösen kann und formulieren Sie so exakt wie nötig und so wortkarg wie möglich, um Angriffsfläche zu minimieren.
Yes
Vermeiden Sie das Wort „Nein“, es erzeugt Spannungen und Differenzen. Besser ist das dosierte oder suggerierte „Ja“, bei dem nur Teilen der Aussage – oft den unwichtigen – zugestimmt wird.
Zuhören
In der Rhetorik heißt es: Wer fragt, führt. In der Diplomatie gilt das für Zuhörer. Denn hier geht es nicht um kluge Konter, sondern darum, den anderen das Gespräch scheinbar führen zu lassen.