Was ist eine Transfergesellschaft? Vor- und Nachteile + Tipps

Transfergesellschaft Arbeitslosengeld Abfindung Gehalt Vor und Nachteile

Einer Transfergesellschaft kommt die Aufgabe zu, Arbeitnehmer sozialverträglich in eine neue Arbeitsstelle zu vermitteln, wenn ein Betrieb insolvent geworden ist. Dadurch soll Arbeitslosigkeit vermieden werden. Wir erklären, was eine Transfergesellschaft genau ist, welche Vor- und Nachteile sie bietet und welche wirtschaftlichen und beruflichen Konsequenzen sie für Arbeitnehmer hat…

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Transfergesellschaft: Was ist das genau?

Bei einer Transfergesellschaft wechseln von Arbeitslosigkeit bedrohte Mitarbeiter eines insolventen Unternehmens in eine eigenständige Einheit, die ihr neuer Arbeitgeber wird. Ziel dieser Einheit ist es, die drohende Arbeitslosigkeit abzuwenden und einen neuen Arbeitsplatz für den Arbeitnehmer zu vermitteln.

Für diesen auf freiwilliger Basis erfolgenden Wechsel wird ein dreiseitiger Vertrag geschlossen: Zwischen dem Arbeitgeber, dem Arbeitnehmer und der Transfergesellschaft. Dieser Vertrag ist maximal auf ein Jahr befristet und regelt mittels Aufhebungsvertrag das vorzeitige Ende des alten Arbeitsverhältnisses und den Beginn des neuen bei der Transfergesellschaft.

Dieses arbeitsmarktpolitische Instrument geht auf eine Initiative des Bundes zurück, die im §111 im Sozialgesetzbuch (SGB III) definiert ist. Transfergesellschaften werden also aus staatlichen Mitteln finanziert und arbeiten eng mit der Agentur für Arbeit zusammen.

Die Idee der Transfergesellschaft hat sich aus den Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften (BQG) in den neunziger Jahren entwickelt. Damals suchte man nach einem geeignetem Instrument, um eine Massenarbeitslosigkeit nach der Wende in der ehemaligen DDR abzuwenden.

Transfergesellschaft: Bedeutung für Arbeitnehmer

Für den Arbeitnehmer bedeutet ein solcher Transfer, dass er für die Zeit in der Gesellschaft das sogenannte Transferkurzarbeitergeld bekommt, das 60 beziehungsweise 67 Prozent des letzten Nettogehalts beträgt. Zusätzlich ist ein Aufstockungsbetrag möglich, den der Arbeitgeber trägt, so dass der Arbeitnehmer monatlich 70 bis 80 Prozent des Gehaltes erhält.

Der Arbeitnehmer ist ferner über die Gesellschaft sozialversichert. Die Gesellschaft fördert auch Weiterbildungsmaßnahmen, die je zur Hälfte durch die Gesellschaft und die Agentur für Arbeit finanziert werden.

Manchmal wechselt ein Arbeitnehmer nicht in eine Transfergesellschaft, sondern in eine Transferagentur. Im Unterschied zu Ersteren ist der Arbeitnehmer nach wie vor Angestellter seines Unternehmens. Allerdings wird er von der Arbeit freigestellt, um an den Beratungsleistungen der Transferagentur teilzunehmen.

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Transfergesellschaft: Vor- und Nachteile für den Arbeitnehmer

Ein Wechsel vom Beschäftigungsverhältnis im Betrieb hin zur Transfergesellschaft ist mit Umstellungen verbunden. Ob die Vorteile überwiegen, hängt vom Arbeitsmarkt, letztlich aber auch von der individuellen Situation des betroffenen Arbeitnehmers ab.

Vorteile einer Transfergesellschaft

  • Sie erhalten eine Art Galgenfrist, da sich der Zeitpunkt der Arbeitslosigkeit verschiebt. Das bedeutet ebenfalls einen Aufschub des Arbeitslosengeld-Bezugs solange Sie bei der Transfergesellschaft beschäftigt sind.
  • Sie bewerben sich aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis heraus, was immer besser aussieht als wenn Sie bereits arbeitslos wären.
  • Die Fortzahlung von Beiträgen zur Sozialversicherung ist gewährleistet.
  • Sie werden bei der ohnehin anstehenden beruflichen Neuorientierung professionell betreut.
  • Sie bekommen Weiterbildungsmaßnahmen finanziert und dürfen an innerbetrieblichen Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen. Das bedeutet, dass Sie ohne irgendwelche Risiken einzugehen bei einem potenziellen Arbeitgeber zur Probe arbeiten können.
  • Für ältere Arbeitnehmer ist es eventuell günstig, da sie Rentenpunkte erwerben und so möglicherweise ein Jahr mehr Beschäftigungssicherheit haben.
  • Sie erhalten das Transferkurzarbeitergeld, das heißt, sollte die Zeit in der Transfergesellschaft für eine neue Stelle nicht ausreichen, erhalten Sie danach immer noch Arbeitslosengeld I.

Nachteile einer Transfergesellschaft

  • Es gibt keine Garantie, dass Arbeitslosigkeit vermieden wird; nicht alle Mitarbeiter schaffen den Sprung von der Transfergesellschaft in einen neuen Arbeitsplatz, tatsächlich gibt es keine unabhängigen Erfolgsquoten.
  • Das Unternehmen entledigt sich so vergleichsweise einfach seiner Mitarbeiter, unter Umgehung des Kündigungsschutzes.
  • Es besteht bei einem Aufhebungsvertrag kein Anspruch mehr auf Weiterbeschäftigung im Unternehmen, obwohl das möglich sein könnte.
  • Der Wechsel in eine Transfergesellschaft schließt (anderenfalls vielleicht hohe) Abfindungszahlungen an die Mitarbeiter aus.

Achtung! Vor Vertragsunterzeichnung gut informieren

Häufig wird die Vertragsunterzeichnung innerhalb einer kurzen Frist verlangt. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, es gibt kein gesetzliches Widerrufsrecht und der Vertrag ist zumeist nicht rückgängig zu machen.

Sie müssen dem Wechsel in die Transfergesellschaft nicht unbedingt zustimmen. In jedem Fall sollten Sie um Zeit bitten, sich vom Betriebsrat informieren lassen oder einen Anwalt hinzuziehen.


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Kritik an Transfergesellschaften

An Transfergesellschaften scheiden sich die Geister. Sie werden sowohl von Seiten der Arbeitnehmer als auch von Teilen der Gesellschaft als umstrittenes Instrument der Arbeitsmarktpolitik betrachtet. Wichtige Kritikpunkte sind dabei:

Geringe effektive Vermittlung

Diese Gesellschaften werden oft als „Parkplatz für Überzählige“ kritisiert, da sie angeblich wenig tun, um Menschen aktiv in neue Jobs zu vermitteln. Offiziell werden Erfolgsquoten von 20-80% Vermittlungserfolg gemeldet, was als niedrig angesehen wird.

Eine Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit fand heraus, dass Transfergesellschaften keine höheren Vermittlungserfolge als die Agenturen für Arbeit erzielten. Auch gibt es Bedenken bezüglich der Transparenz der Vermittlungserfolge und ob diese tatsächlich auf die Aktivitäten der esellschaft zurückzuführen sind.

Ob ein Arbeitnehmer schnell eine neue berufliche Perspektive findet, hängt in erster Linie von anderen Faktoren abhängig, wie

  • der Mobilität und Flexibilität des Arbeitnehmers,
  • seiner Qualifikation,
  • seinem Alter,
  • der Region,
  • der Fördermittel und Anreize.

Missbrauch durch Unternehmen

Transfergesellschaften werden häufig als Mittel zur Umgehung von Insolvenzschutzregelungen eingesetzt. So wird gerne potenziellen Investoren vorgeworfen, zunächst immer eine Überführung der gesamten Belegschaft in eine Transfergesellschaft zu fordern, um sich dann gezielt bei einer späteren Sanierung des Unternehmens diejenigen Mitarbeiter herauszupicken, die ihnen genehm sind.

Damit werden soziale Kriterien der Sozialauswahl, wie beispielsweise der Schwerbehindertenschutz nach dem SGB IX, umgangen und eine Zustimmung des Integrationsamtes fällt weg.

Kritik an Struktur

Transfergesellschaften werden oft als kostspieliges Instrument wahrgenommen, das den Unternehmen eher Vorteile bringt als den Arbeitnehmern. Es wird argumentiert, dass die Kosten für die Arbeitnehmer und die Gesellschaft höher seien als der potenzielle Nutzen.

So lautet denn auch ein Vorwurf, dass für viele dieser Gesellschaften der Gewinn im Vordergrund stünde und nicht das Wohl derer, die sie betreuen. Transfergesellschaften erhalten vom Arbeitgeber und durch Fördermittel bis zu 5.000 Euro pro betroffenem Mitarbeiter für Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen.

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Checkliste: Worauf Unternehmen bei Transfergesellschaften achten sollten

Eine Transfergesellschaft ist arbeitsmarktpolitisch nur dann erfolgreich, wenn die zur Verfügung stehenden Angebote mit den Interessen der Arbeitnehmer korrelieren und zu den Erfordernissen des Arbeitsmarktes passen.

Zahlreiche Beschäftigungs-, Qualifizierungs- und Vermittlungsgesellschaften ebenso wie kommunale und freie Träger haben langjährige Erfahrung mit Arbeitslosen, so dass etliche Konzepte vorliegen. Der Transfergesellschaft und dem Unternehmen kommt die Aufgabe zu, nach bestmöglichen Beispielen zu schauen und die entsprechenden Maßnahmen für ihre Mitarbeiter auszuwählen.

Deshalb sollte ein Unternehmen bei der Auswahl der geeigneten Gesellschaft sehr sorgsam vorgehen. Letztlich handelt es um eine emotional besetzte Sondersituation, in der viele Menschen angespannt sind. Das fängt bereits mit der Auswahl des Personals einer Gesellschaft an, das über große soziale Kompetenzen verfügen sollte, allen voran Empathie.

Wichtige Fragen, die bei der Auswahl einer Transfergesellschaft gestellt werden sollten

Wie bei jedem Bewerber kommt es natürlich auch bei einer Transfergesellschaft auf die Hard Facts an:

  • Ist die Transfergesellschaft zertifiziert?
  • Verfügt die Transfergesellschaft über ausreichende Personalkapazitäten?
  • Ist eine hohe Betreuungsintensität gewährleistet? Wie sieht der Betreuungsschlüssel konkret aus?
  • Welche Qualifikationen bringt das Betreuungspersonal mit?
  • Hat die Transfergesellschaft Erfahrungen mit Personalabbau in dieser Branche?
  • Ist die Transfergesellschaft vor Ort ansässig und hat sie Kenntnisse des regionalen Arbeitsmarkts?
  • Betreibt die Transfergesellschaft aktive Stellenakquise?
  • Welche Vermittlungserfolge kann die Transfergesellschaft vorweisen?
  • Verfügt die Transfergesellschaft über ein Netzwerk auf dem Gebiet der beruflichen Bildung?
  • Hat die Transfergesellschaft Zugang zu den zuständigen Agenturen für Arbeit?
  • Welche Referenzen belegen die bisherige Arbeit der Transfergesellschaft?
  • Verfügt die Transfergesellschaft über ein transparentes Kostenkonzept?
  • Besitzt die Transfergesellschafteine eigene Personalabteilung und eine eigene Entgeltabrechnungsstelle?

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