Psychisches Wohlbefinden: Was ist das?
Psychisches Wohlbefinden wird auch als „psychische Gesundheit“ bezeichnet. Gemäß einer Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist psychische Gesundheit der „Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen.“
Jeder erlebt mal Tage, an denen er oder sie nur mäßig gelaunt ist. Bei psychischem Wohlbefinden aber geht es eher um einen langfristigen Zustand, der trotzdem Schwankungen unterliegen kann. Häufig wird er mit Glück gleichgesetzt. Dabei unterscheidet die Forschung zwischen zwei Formen des Wohlbefindens:
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Hedonistisches Wohlbefinden
Nach dem amerikanischen Psychologen Ed Diener bezeichnet das hedonistische (oder auch subjektive) Wohlbefinden eine Ansammlung positiver Gefühle bei möglichst wenigen negativen Gefühlen und Zufriedenheit mit dem Leben. Das hedonistische Wohlbefinden setzt sich aus der subjektiven, affektiven und kognitiven Bewertung des eigenen Lebens zusammen. In diese Bewertung fließen die Arbeitssituation, das soziale Umfeld, Gesundheit und persönlicher Besitz mit ein.
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Psychisches Wohlbefinden
Diese Stimmung wird auch als „eudämonisches Wohlbefinden“ bezeichnet. Gemäß Aristoteles‘ Vorstellung zählte zur Eudämonia, dass jemand seine Potenziale ausschöpfen kann. Nach der amerikanischen Psychologin Carol Ryff erlangen Menschen ein hohes psychisches Wohlbefinden, wenn sie ihr Leben selbst bestimmen können und einen Sinn darin erkennen. Hier geht es um Wohlbefinden durch Selbstverwirklichung.
Bedeutung psychischen Wohlbefindens
Psychisches Wohlbefinden ist nicht nur erstrebenswert, weil es ein angenehmes Gefühl ist. Es trägt zur psychischen Gesundheit bei und hat insgesamt Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Wer generell mit seinem Leben zufrieden und optimistisch eingestellt ist, …
- hat eine bessere Gesundheit.
- hat eine höhere Lebenswartung.
- hat ein vermindertes Risiko bestimmten Krankheiten gegenüber.
- heiratet mit größerer Wahrscheinlichkeit.
- verhält sich häufiger selbstlos.
- spendet eher an gemeinnützige Organisationen.
- ist meist ein Menschenfreund.
- wirkt auf andere Menschen sympathisch.
- hat häufig ein höheres Einkommen.
- ist seltener von Arbeitslosigkeit bedroht.
- ist leistungsfähiger und produktiver bei der Arbeit.
Messbarkeit von mentaler Gesundheit
Was zum Wohlbefinden beiträgt, ist zwar einerseits recht individuell. Andererseits geht es gar nicht darum, dem Glück hinterherzujagen, sondern ein erfülltes Leben zu führen. Carol Ryff entwickelte dazu einen Fragebogen, anhand dessen sich das psychische Wohlbefinden messen lässt. Sechs Einflussfaktoren sind dafür entscheidend:
- Selbstakzeptanz
- Persönliches Wachstum
- Sinn im Leben
- Gestaltung der eigenen Umgebung
- Autonomie
- Positive Beziehungen zu anderen
Ein Blick auf die Einflussfaktoren zeigt, dass psychisches Wohlbefinden sowohl von der eigenen Person als auch von der Umgebung und der Interaktion mit anderen Menschen abhängt. Sehen wir und die Einflussfaktoren etwas genauer an…
6 Elemente des psychisches Wohlbefindens
Verantwortlich für psychisches Wohlbefinden sind diese sechs Elemente und Bausteine:
1. Selbstakzeptanz
Ein Punkt, der vor allem Frauen oft schwerfällt: sich so zu akzeptieren, wie man ist, mit den Marotten, aber vor allem den liebenswürdigen Seiten. Selbstakzeptanz (oder auch Selbstannahme) bezieht sich auf die Eigenarten einer Person, auf das Äußere und ebenso auf die eigene Biographie. Dazu gehört, die eigenen Entscheidungen und Fehler zu akzeptieren und sich nicht ständig selbst dafür zu geißeln. Wer mit sich im Reinen ist, kann wesentlich entspannter auf andere Menschen zugehen und deren Unzulänglichkeiten verzeihen.
Dabei bedeutet Selbstannahme nicht, dass jemand perfekt wäre oder keinerlei Verbesserungen notwendig wären. Aber der defizitorientierte Blick wird zu einem realistischeren Blick auf die eigene Person geändert. So kann jemand automatisch ein größeres Selbstbewusstsein ausstrahlen.
2. Persönliches Wachstum
Ermöglicht wird es durch eine grundsätzliche Offenheit neuen Dingen gegenüber. Wer sich auch im Erwachsenenleben eine Neugier bewahrt, zeigt ein hohes Maß an Flexibilität und lernt ständig dazu. Dieser Baustein psychischen Wohlbefindens hängt eng mit der Gestaltung der eigenen Umgebung zusammen.
Denn mit dem Erwerb neuer Kompetenzen können Sie ganz anders Einfluss nehmen auf Bereiche, die Sie verändern möchten. Gleichzeitig trägt das Gegenteil davon dazu bei, dass Menschen in ihrer gegenwärtigen Situation verharren und eine Opferrolle annehmen.
3. Sinn des Lebens
Die Frage nach dem Sinn des Lebens gehört zu den existenziellen Fragen im Leben eines jeden Menschen. Um so klarer, dass das psychische Wohlbefinden deutlich gemindert ist, wenn jemand sein Leben als sinnlos empfindet. Wer keinen Sinn sieht, setzt keine Ziele und resigniert schließlich.
Dabei gibt es nicht den einen Sinn, sondern jeder Mensch muss das für sich selbst definieren. Das erklärt schließlich auch, wie völlig unterschiedliche Lebensmodelle zustandekommen. Für die Zielorientierung wichtig ist immer, dass die anvisierten Ziele realistisch sind. Letzteres ist ein typisches Zeichen für psychische Reife.
4. Gestaltung der eigenen Umgebung
Hierbei geht es darum, auf die Umgebung Einfluss nehmen zu können. Dazu gehört nicht zwangsläufig, Dinge nach eigenem Gutdünken ändern zu können. Die wenigsten Arbeitnehmer haben völlige Gestaltungsfreiheit in allen Belangen.
Es geht vielmehr um aktive Mitgestaltung der Lebensbedingungen. Dies setzt ein bestimmtes Mindset voraus. Es hilft dabei, auch schwierige Situationen zu meistern und sich anpassen zu können.
5. Autonomie
Gemeint ist die Fähigkeit, autonom bleiben zu können. Die Aussagen anderer Menschen haben kein absolutes Gewicht, da eine autonome Persönlichkeit sich und den eigenen Werten treu bleibt. Dabei geht es nicht um Rigidität, sondern darum, dass jemand sich aufgrund seiner eigenen Überzeugungen und seines eigenen Wissens eine eigene Meinung bilden kann.
Diese Fähigkeit ist vor allem in Situationen wichtig, in denen leicht aufgrund von Stimmungsmache ein gewisser Druck seitens anderer ausgeübt wird.
6. Positive Beziehungen zu anderen
Das Gefühl, sich auf andere Menschen verlassen zu können, vertrauensvolle Beziehungen zu führen, trägt stark zum psychischen Wohlbefinden bei. Es zeigt, dass die Person über ein wichtiges Maß an Bindungsfähigkeit und Empathie verfügt.
Gute Beziehungen zu anderen Menschen tragen zu Freude und Abwechslung bei und stärken vor allem in schwierigen Zeiten den Rücken.
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