Selbstannahme Definition: Zwischen Selbstsucht und Selbstverleugnung
Selbstannahme beziehungsweise die Selbstakzeptanz gilt als wichtige Tugend. Laut Definition in der Psychologie ist es die Fähigkeit, sich selbst zu erkennen und sich anschließend anzunehmen und zu schätzen, wie man ist.
Oder kurz: Wer dazu in der Lage ist, wird von sich sagen können…
„Ich mag mich und finde mich gut so wie ich bin. Ich bin gut genug.“
Entsprechend werden im Umfeld der Selbstannahme auch Synonyme und Begriffe verwendet, wie:
- Selbstliebe
- Selbstachtung
- Selbstakzeptanz
- Selbstwertgefühl
- Selbstzuwendung
- Selbstvertrauen
- Selbstbestätigung
Wer zur Selbstakzeptanz fähig ist, besitzt meist noch weitere positive Eigenschaften und Stärken. Dazu gehören zum Beispiel:
- Die Fähigkeit zur Selbstkritik
- Sinn für Humor
- Geistige Unabhängigkeit
- Mentale Stärke
- Souveränität
- Realistischen Optimismus
- Zufriedenheit
- Dankbarkeit und Lebensfreude
Betroffene wissen um die eigene Imperfektion, gehen gütiger mit sich und entspannter mit Kritik um und gestehen sich mehr Fehler und Freiheiten zu.
Selbstannahme ist damit die Grundlage für Veränderung.
Umgekehrt führt ihr Fehlen oft zu starken Selbstzweifeln. Betroffene sehen dann hauptsächlich einen Mangel – und empfinden sich als „mangelhaft“ im Wortsinn.
Um das zu kompensieren, entsteht dann oft eine Sucht nach Bestätigung und Anerkennung oder gar – aus purem Selbstschutz – chronische Arroganz.
Im Extrem kann fehlende Selbstakzeptanz aber auch in Selbstverurteilung und Selbsthass münden.
Abgrenzen muss man die Selbstannahme beziehungsweise Selbstliebe jedoch von der sogenannten Selbstverliebtheit, die von Selbstsucht bis zum pathologischen Narzissmus reichen kann.
Das ist damit nicht gemeint. Wer selbstverliebt ist, der erhöht sich selbst zum Maßstab für Großartigkeit. Wer sich dagegen selbst annimmt, weiß um die eigenen Schwächen, findet sich damit aber trotzdem okay – ohne aufzuhören, weiterhin an sich zu arbeiten.
Es ist wichtig, diesen feinen Unterschied zu erkennen. Selbstannahme schließt eine Veränderung oder Verbesserung der eigenen Persönlichkeit nicht aus. Die Motivation ist nur eine andere.
Die Defizite werden hier nicht zur Bedingung gemacht („Erst wenn ich besser bin, kann ich mich und können mich andere lieben“). Sie sind vielmehr ein Ansporn, mehr aus seinen Potenzialen zu machen, Motto: „So wie ich bin, ist es zwar schon gut und richtig. Das heißt aber nicht, dass es nicht noch besser ginge…“
Selbsttest zur Selbstannahme: Sind Sie Ihr Freund?
Falls Sie gerade unsicher sind, wie es um Ihre Selbstannahme und Selbstakzeptanz bestellt ist: Der folgende Test kann zwar keine medizinisch-psychologische Diagnose ersetzen. Er kann Ihnen aber erste Anzeichen dafür liefern, eventuell mehr an Ihrer Selbstakzeptanz zu arbeiten.
Lesen Sie sich dazu bitte die folgenden 20 Aussagen durch und merken Sie sich (ehrlich!), wie viele davon auf Sie zutreffen…
- Ich finde mich nicht gut.
- Ich kenne mehr Schwächen als Stärken an mir.
- Ich bin unzufrieden mit meinem Aussehen, meinem Job, meinem Leben.
- Die anderen sind alle besser als ich.
- Ich wüsste nicht, warum man mich lieben sollte.
- Ich müsste noch viel an mir ändern, um mich zu mögen.
- Ich fühle mich häufig einsam und alleingelassen.
- Ich brauche das Gefühl, von anderen gemocht zu werden.
- Ich versuche, es möglichst vielen recht zu machen.
- Wenn ist kritisiert werde, nehme ich das in der Regel persönlich.
- Wenn mir jemand ein Kompliment macht, ist mir das peinlich.
- Ich hadere oft mit mir selbst.
- Ich bin mein schärfster Kritiker.
- Wenn ich Fehler mache, ist das ganz schlimm für mich.
- Ich habe Angst davor, dass ich nicht gut genug bin.
- Ich bin einfach zu unwichtig.
- Hoffentlich merkt niemand, dass ich nichts kann.
- Wenn ich mich mit anderen vergleiche, schneide ich meist schlechter ab.
- Ich kann mich einfach nicht loben.
- Ich bin oft ungeduldig und unnachsichtig mit mir.
Wenn Sie mehr als 5 Mal zugestimmt haben, ist das schon ein Warnzeichen für ein geringes Selbstwertgefühl und mangelnde Selbstliebe. Vielleicht helfen Ihnen dann die folgenden Übungen.
Selbstannahme lernen und stärken: Diese 3 Übungen helfen
Nur wenigen Menschen gelingt es auf Anhieb, sich selbst so anzunehmen, wie sie sind. Die Ansprüche (von innen oder außen) sind einfach zu hoch, die eigenen Fehler zu schwerwiegend oder die eigene Unzufriedenheit (über sein Aussehen, die Figur, das Können und bisher Erreichtes) ist einfach zu groß.
Blockieren sollte Sie das aber nicht. Selbstannahme kann jeder lernen. Alles, was Sie dazu investieren müssen, ist etwas Zeit und eine gute Portion Ehrlichkeit. Darüber hinaus haben drei Übungen für Sie ausgewählt, die dabei helfen, sich selbst besser anzunehmen:
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Beginnen Sie mit einer Bestandsaufnahme
Um zu lernen, sich selbst anzunehmen, ist es sinnvoll, sich erst einmal mit der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen. Zwar sind wir oft der Meinung, uns selbst am besten zu kennen, doch liegen Selbstbild und Fremdbild häufig weit auseinander.
Reflektieren Sie also zu Beginn ganz ehrlich Ihre Stärken samt Schwächen. Und holen Sie dazu auch Feedback von Freunden und der Familie ein. Mit dieser Bestandsaufnahme erhalten Sie ein einigermaßen objektives Bild von sich und stellen vielleicht sogar schon fest, dass Sie weniger Defizite haben, als angenommen.
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Loben Sie sich
Viele Menschen sind ihre schärfsten Kritiker. Vielleicht nicht immer öffentlich. Aber insgeheim gehen sie mit sich härter und gnadenloser ins Gericht als mit einem Schwerverbrecher.
Dahinter steckt nicht selten die Angst vor Überheblichkeit, Motto: Eigenlob stinkt. Dabei geht es gar nicht darum, sich vor anderen zu profilieren, sondern sich selbst zuzugestehen: „Ich kann was, ich bin wer, das war meine Leistung, mein Erfolg!“
Dieses verdiente (!) Selbstlob ist eine wichtige Voraussetzung, um sich selbst zu akzeptieren. Wenn Sie schon sich selbst nicht von Zeit zu Zeit loben, warum sollte das ein anderer tun?
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Lernen Sie IHRE Erwartungen kennen
Oft haben wir das Gefühl, allen Erwartungen gerecht werden zu müssen. Die einzigen, die dabei unbeachtet bleiben, sind jedoch oft die eigenen. Die aber zählen vor allem.
Schreiben Sie sich daher auf, welche Erwartungen Sie an sich selbst haben: Was wollen Sie insgesamt im Leben erreichen? Was sind Ihre eigenen Ziele? Warum wollen Sie das? Wenn Sie nicht vorhaben, das Leben anderer zu leben, sollten Sie sich vor allem an den eigenen Erwartungen messen. Es ist Ihr Leben – und das ist klasse genug!
Zur Selbstannahme hilft es auch, sich einen „Denkzettel“ im Wortsinn zu schreiben, um sich daran zu erinnern, dass man durchaus seine Ziele erreichen kann. Den Denkzettel mit Motivationssprüchen können Sie auch auch gerne HIER kostenlos als PDF herunterladen, ausdrucken und da aufhängen, wo Sie ihn immer wieder sehen:
Selbstakzeptanz öffnet zahlreiche Türen
Die Bedeutung der Selbstannahme kann gar nicht stark genug betont werden. Sie ist ein wesentlicher Schlüssel zu (innerer) Freiheit, zu Glück und Erfolg und wirkt in so zahlreiche Bereiche hinein, dass wir sie hier nicht alle aufzählen können.
Nicht wenige Menschen fokussieren sich auf ihre Unzulänglichkeiten, auf Rückschläge und Fehler. Ihre Erfolge nehmen sie dagegen kaum wahr oder messen ihnen weniger Bedeutung zu, als ihren Niederlagen. Fatal! Selbstakzeptanz öffnet zahlreiche Türen und führt zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung. Folgen sind beispielsweise…
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