Beförderung ablehnen: Eine wirkliche Alternative?
Für erfolgshungrige Karrieristen ist es unvorstellbar. Eine Beförderung ablehnen? Das kann doch nicht wirklich eine Option sein. Ist es aber tatsächlich! Letztlich ist eine Beförderung einer Bewerbung oder einem Jobwechsel sehr ähnlich: Sie gestalten damit Ihren persönlichen Karriereweg. Und nicht immer entspricht der Aufstieg in die nächsthöhere Position den eigenen Vorstellungen und Erwartungen.
Nicht jeder Arbeitnehmer ist für Führungspositionen gemacht. Sie sollten deshalb genau abwägen, ob Sie das Angebot annehmen oder die Beförderung ablehnen wollen. Die Entscheidung gegen eine Beförderung kann nicht nur zu mehr Zufriedenheit mit der eigenen Karriere, sondern letztlich auch zu mehr Erfolg führen.
Darum ist es schwer, eine Beförderung abzulehnen
Wem eine Beförderung angeboten wird, der fühlt sich erst einmal geschmeichelt. Der Chef findet, Sie sind zu Höherem berufen. Er traut Ihnen mehr Verantwortung zu, schätzt Ihre Leistungen und Ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg. Hinzu kommt in der Regel ein höheres Gehalt, mehr Ansehen im Unternehmen und sozialen Umfeld durch die bessere Position. All das nicht zu wählen und eine Beförderung ablehnen zu wollen, ist nicht leicht.
Nicht zuletzt deshalb, weil nicht nur der Chef, sondern auch Kollegen, Freunde und die Familie nachfragen werden. Rechtfertigungen fallen schwer, gerade wenn das Umfeld die eigene Einstellung nicht teilt und die Entscheidung nicht nachvollziehen kann.
Beförderung ablehnen: Wann ist es sinnvoll?
Es gibt einige Gründe, die für die Ablehnung einer Beförderung sprechen. Die sind allerdings nicht allgemein gültig, sondern müssen zu Ihnen und Ihrer Situation passen. Heißt: Wägen Sie sehr genau ab – mehr dazu weiter unten. Auch sollten Sie keinesfalls vorschnell handeln. Vielleicht haben Sie zunächst Angst vor der Veränderung, wenn Sie vorzeitig eine Beförderung ablehnen, bereuen Sie es aber später möglicherweise.
Wann also ist es sinnvoll, eine Beförderung abzulehnen? Diese Gründe können ausschlaggebend sein:
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Abweichende Karrierepläne
Kein Plan übersteht die Realität, lautet ein zynisches Bonmot. Aber Ihre Karriereziele komplett ignorieren, sollten Sie auch nicht. Passt die Beförderung so gar nicht in Ihren Plan und sehen Sie in der neuen Aufgabe keine Perspektive, sollten Sie die Beförderung ablehnen. Sonst steigen Sie zwar auf, werden in der neuen Position aber nicht glücklich und wünschen sich, Sie hätten einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen.
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Individuelle Prioritäten
Die angebotene Beförderung passt im Grunde zu Ihrem Karriereplan? Dann sollten Sie noch prüfen, ob die neue Aufgabe – inklusive der wachsenden Belastung – auch zu Ihrer Lebensplanung passt: Wie wichtig ist Ihnen das Familienleben, die Work-Life-Balance? Sind vielleicht Kinder geplant oder schon da? Nach einer Beförderung liegt der Fokus oft auf dem Beruf, der private Bereich muss (zumindest für einige Zeit) hinten anstehen. Womöglich kommt das aber zum falschen Zeitpunkt.
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Angestrebter Arbeitgeberwechsel
Sie spielen bereits seit einiger Zeit mit dem Gedanken, Ihren Arbeitgeber zu wechseln – doch dann wird Ihnen eine Beförderung angeboten. Natürlich können Sie annehmen und trotzdem kurz darauf die Kündigung einreichen. Das hinterlässt jedoch keinen guten Eindruck, sondern verbrannte Erde. Sie schaden Ihrer Reputation und den Zukunftschancen in der Branche. Heißt: Wenn Sie wechseln wollen und auch die Beförderung nichts daran ändert, sollten Sie diese ablehnen – oder auf der neuen Position für einige Zeit arbeiten, statt gleich zu kündigen.
Annehmen oder ablehnen: Diese Fragen helfen
Auch wenn das Ego gerade tanzt, sollte man sich den Fortschritt genau ansehen und hinterfragen, ob der Sie Ihrem Karriereziel tatsächlich näher bringt. Folgende Fragen können Ihnen bei der Entscheidung, ob Sie die Beförderung ablehnen oder annehmen sollen, helfen:
- Streben Sie eine ganz andere Position an?
- Sind Sie mit dem aktuellen Job eigentlich rundum zufrieden?
- Bringt Sie der neue Job wirklich weiter oder führt er in eine Sackgasse?
- Steigert die Beförderung Ihren Marktwert?
- Lassen sich Arbeitszeiten und neue Verantwortung mit dem Familienleben vereinbaren?
- Ist die Beförderung echt – oder versteckt sich hinter dem Lametta eine Falle?
Wichtig ist zudem die ehrliche Selbstreflexion: Warum wollen Sie die Beförderung überhaupt? Entscheidend ist, ob die Motivation für die Beförderung intrinsischer oder extrinsischer Natur ist. Nicht wenige hoffen auf einen solchen Aufstieg, um damit andere zu beeindrucken oder weil sie Erwartungen erfüllen wollen, nicht weil sie es wirklich selber wollen.
Vorsicht vor vergifteten Beförderungen
Einige Unternehmen versuchen Mitarbeiter mit Beförderungen und vermeintlichen Herausforderungen zu ködern. Typische Überzeugungsphrasen sind: Das ist Ihre Chance, noch mal was zu bewegen oder Lassen Sie sich auf etwas Neues ein und beweisen Sie, was in Ihnen steckt. Tatsächlich folgen dann unlösbare Aufgaben und eine fiese Masche: Der Beförderte wird zunehmend unter Druck gesetzt, bekommt immer mehr Aufgaben, wodurch Fehler gemacht werden – es kommt zu Abmahnungen und letztlich fristlosen Kündigung.
Eine solch vergiftete Beförderung wird eingesetzt, um Kündigungsgründe zu provozieren und teuren Abfindungen oder einer langen Kündigungsfrist auszuweichen.
Beförderung ablehnen: So geht es richtig
Kommen Sie zu dem Schluss, dass die angebotene Beförderung nicht passt, stehen Sie vor einer heiklen Aufgabe: Wie lehnen Sie die Beförderung ab, ohne den Chef vor den Kopf zu stoßen und Ihre Position im Unternehmen zu schwächen? Immerhin hat Sie Ihr Vorgesetzter (hoffentlich) aufgrund fachlicher Erwägungen für die Beförderung vorgeschlagen und ausgewählt – setzt jetzt eine gewisse Hoffnung in Sie. Vielleicht musste er seine Wahl sogar gegen Widerstände in der Chefetage oder Unternehmensführung durchsetzen. In jedem Fall erwartet er von Ihnen eher Begeisterung als Ablehnung.
Henry Ford hat es einmal so ausgedrückt:
Geld und eine Beförderung sind die konkreten Mittel, mit denen ein Unternehmen jemandem bescheinigt, dass er der wertvollste Mitspieler ist.
Entsprechend müssen Sie viel Diplomatie und Fingerspitzengefühl beweisen, wenn Sie eine Beförderung ablehnen und dem Chef eine Abfuhr erteilen. Diese Tipps helfen dabei:
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Suchen Sie das Gespräch unter vier Augen
Ihre Entscheidung sollten Sie immer persönlich und unter vier Augen mit dem Chef besprechen. Im persönlichen Gespräch können Sie mögliche Missverständnisse sofort klären und es verliert auch niemand sein Gesicht.
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Zeigen Sie Dankbarkeit und Wertschätzung
Machen Sie im Gespräch unbedingt deutlich, dass Sie dankbar für das Vertrauen sind und sich sehr über die damit verbundene Wertschätzung freuen. Immerhin ist es ein großer Beweis der Anerkennung. Auch wenn Sie die Beförderung ablehnen, wollen Sie nicht undankbar wirken.
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Liefern Sie eine kurze Erklärung
Sie sollten sich nicht in einem Monolog 20 Minuten lang rechtfertigen, doch eine kurze Erklärung unter Angabe des Hauptgrundes, warum Sie die Beförderung ablehnen, erleichtert es dem Chef, Ihre Entscheidung nachzuvollziehen. Erklären Sie beispielsweise, dass Sie in Ihrer aktuellen Position Ihre Stärken und Talente besser für das Unternehmen einsetzen können und sich dort als Spezialist positionieren wollen.
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Sagen Sie, dass es Ihnen nicht leicht gefallen ist
Erklären Sie, dass Sie lange über die Entscheidung nachgedacht haben und diese Ihnen nicht leicht gefallen ist – es aber trotzdem unzweifelhaft für Sie die richtige Wahl ist. So zeigen Sie, dass es keine kurzfristige Impulsentscheidung, sondern eine wohlüberlegte Handlung ist.
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Betonen Sie Ihre Loyalität
Wer eine Beförderung ablehnt, erweckt schnell den Eindruck, er würde zeitnah ein Kündigungsschreiben einreichen. Ist das nicht Ihre Absicht, sollten Sie betonen, dass Sie dem Unternehmen, dem Team und natürlich dem Chef selbst weiterhin loyal zur Seite stehen.
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Machen Sie alternative Vorschläge
Wenn Ihr Chef offen dafür ist, können Sie Impulse und Vorschläge für alternative Kandidaten einbringen. Damit zeigen Sie gleichzeitig auch, dass Sie ein Teamplayer sind und wissen, welche Kollegen besonders qualifiziert und motiviert sind.
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Planen Sie langfristig
Um sich einen späteren Aufstieg nicht gänzlich zu verbauen, können Sie erwähnen, dass Sie sich in ein bis zwei Jahren durchaus eine neue Herausforderung im Unternehmen vorstellen können. Wenn es besser zu Ihrer Zielsetzung und Ihren persönlichen Rahmenbedingungen passt.
Ablehnung der Beförderung: Hat es Folgen?
Es ist legitim und aus triftigen Gründen durchaus nachvollziehbar, wenn Sie eine Beförderung ablehnen wollen. Es sollten Ihnen allerdings auch mögliche Konsequenzen der Ablehnung bewusst sein. Allen voran: Nach einer abgelehnten Beförderung werden Sie voraussichtlich für längere Zeit keine neue Chance bekommen, im Unternehmen aufzusteigen. Wer eine Beförderung ausschlägt, begibt sich in eine selbst verursachte – vorübergehende – Werdegangspause.
Für eine berufliche Weiterentwicklung müssen Sie deshalb in Zukunft möglicherweise extern suchen. Das muss nicht schlimm sein, Sie wollten es schließlich so. Eine weitere Herausforderung: Selbst wenn Sie sich korrekt verhalten, nimmt nicht jeder Chef eine solche Absage sofort freudig auf. Im schlimmsten Fall kann dadurch das Verhältnis zwischen Ihnen und dem Vorgesetzten belastet werden.
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