Faulenzer sein: Ein Grund, sich zu schämen?

Dem süßen Nichtstun frönen, ganz entspannt sein, sich auf die Couch fallen lassen und den Tag so gemütlich wie nur irgend möglich angehen. Kurz: Einfach mal ein Faulenzer sein… Für manche klingt das nach perfektem Zeitvertreib, andere reagieren mit Unverständnis und Kritik: „Wie kannst du nur so ein faul sein?!“ Kaum möglich, die Auszeit vom Alltagsstress zu genießen, wenn einem das Umfeld ständig in den Ohren liegt und ein schlechtes Gewissen einredet. Aber: Sollten sich Faulenzer wirklich schämen, manchmal nichts zu tun? Nicht unbedingt, denn richtig umgesetzt, kann Faulheit sogar einige Vorteile haben…

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Definition: Was ist ein Faulenzer?

Faulenzer sind Menschen, die ihre Faulheit ausleben und dem Müßiggang frönen. So jemand ist ein Faulpelz, Gammler, Nichtstuer oder gar Tunichtgut. Schon die Synonyme zeigen: Faulenzer haben keinen guten Ruf. Sie stehen im Kontrast zur Leistungsgesellschaft und der Mentalität von höher, schneller, weiter.

Der Begriff hat zudem viele andere Bedeutungen. So wird ein Werkzeug Faulenzer genannt, das mittels Hydraulik den Ein- und Ausbau von Getrieben und anderen Motorteilen erleichtert. Oder unlinierten Schreibblöcken liegt oft ein Linienpapier als Schreibhilfe bei. Das wird ebenfalls als Faulenzer bezeichnet. Selbst das Federmäppchen – je nach Region auch als (Stift-)Etui, Federpennal oder Griffelschachtel bezeichnet, trägt diesen Namen.

Faulenzer Kreuzworträtsel

Der Begriff Faulenzer ist eine häufige Frage im Kreuzworträtsel. Hier gibt es gleich eine Vielzahl von Lösungen. Die häufigsten sind Faulenzer, Faulpelz oder Tagedieb. Ebenso können Bummler, Flaneur, Gammler, Nichtsnutz, Herumtreiber, Phlegmatiker, Drückeberger oder Müßiggänger gesucht sein.

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Warum haben Faulenzer einen schlechten Ruf?

Zuhause gemütlich die Füße hochlegen oder im Büro die Kaffeepause ein paar Minuten in die Länge ziehen, um die Ruhe noch ein bisschen zu genießen, bevor der Stress weitergeht und die nächste Aufgabe oder das nächste Meeting ansteht. Schon haben Sie den Ruf als Faulenzer – und der haftet lange an.

Faul sein allein, ist bereits negativ und mit einem Faulenzer werden gleich noch eine ganze Reihe weiterer schlechter Eigenschaften verbunden:

  • Sie sind unzuverlässig
  • Sie ruhen sich auf der Arbeit anderer aus
  • Sie heimsen fremde Lorbeeren ein
  • Sie sind absolut nicht hilfsbereit
  • Sie haben keine Ziele
  • Sie haben keinerlei Hobbys

Und überhaupt wissen sie scheinbar nichts mit ihrer Zeit anzufangen, außer rumzuliegen. Faulenzer haben es entsprechend nicht leicht, müssen sich ständig für ihr Verhalten rechtfertigen und kriegen eine Menge dumme Sprüche zu hören.

Und warum das Ganze? Weil Arbeitswut, Produktivität, Effizienz und ständige Aktualität der gesellschaftliche Maßstab sind. Motto: „Wer nichts macht, macht was verkehrt.“

Jeder muss ständig unterwegs sein, Dinge erleben, etwas zu erzählen haben, sich einem großen Ziel verschreiben und unerlässlich daran arbeiten. Für Müßiggang ist in diesem Denken kein Platz. Wer dem Trend des Dauerstresses nicht folgen möchte, wird Faulenzer abgestempelt und mit dem verbundenen Ruf gestraft.

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Faulheit war nicht immer schlecht

Faulheit war aber nicht immer negativ bewertet. Die großen antiken Philosophen – alle Faulenzer! Müßiggang galt als erstrebenswert. Arbeit, vor allem körperliche Arbeit, war was für Sklaven und solch arme Tröpfe, die nicht von Haus aus reich geboren waren. So schrieb Plato einst:

Die Natur hat weder Schuhmacher noch Schmiede geschaffen; solche Berufe entwürdigen die Leute, die sie ausüben.

Die Hochwohlgeborenen, die wirklich frei waren, konnten sich edlen Themen und Gedanken widmen. Anders ausgedrückt: Faulenzer sein – das musste man sich leisten können. Erst im Zeitalter der Reformation kam langsam die Idee auf, dass wer arbeitet, näher bei Gott sei und seine eigentliche Bestimmung erfüllen würde. Die Bedeutung der Arbeit hat sich in den Kapitalismus übertragen. Heute gelten Faulenzer als schlecht oder gar dumm.

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Vorteile: Es lohnt sich, ein Faulenzer zu sein

Die Folgen der Mentalität „höher, schneller, weiter“ bekommen viele Menschen am eigenen Leib zu spüren. Denn das geht selten ohne Stress, Druck und Überforderung. Nicht jeder kann das hohe Tempo mitgehen, körperliche und psychische Probleme sind die Folge. Der Mensch ist eben kein Roboter und irgendwann kommt jeder an seine Grenzen.

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Bei näherer Betrachtung sind Faulenzer womöglich gar nicht faul, sondern effizient: Statt ständig sich auszupowern, können sie die Geschwindigkeit rausnehmen, Aufgaben einmal beiseite schieben und sich erholen. Nur so kann an anderer Stelle wieder 100 Prozent gegeben werden. So ist Faulenzen ein gesunder Selbstschutz.

Davon können sich viele eine Scheibe abschneiden. Einen Gang runterschalten, die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und beachten – das können nur noch wenige. Faulenzer gewinnen neue Kraft und tanken Energie. Sie gönnen sich und dem Körper Zeit, um zu regenerieren. Hinzu kommen weitere Vorteile:

  • Faulenzer besitzen größere Geduld

    Faulenzer haben meist eine deutlich größere Geduld und verfallen nicht gleich in Panik, wenn es einmal länger dauert und sie auf etwas warten müssen. Sie sind bereit, den Dingen eine gewisse Zeit zu geben und müssen nicht jedes Bedürfnis sofort befriedigen.

  • Faulenzer haben ein besseres Selbstbild

    Wer öfter nichts tut, hat zudem ein besonders ausgeprägtes Selbstbild, da die Zeit des Faulenzens zur Reflexion genutzt wird. Kurz gesagt: Faulenzer kennen sich selbst besser, wissen um Stärken und Schwächen und können diese in Relation zu anderen setzen.

  • Faulenzer sind kreativer

    Studien zeigen, dass es die Kreativität fördert, die Seele baumeln zu lassen. Wer sich mit etwas anderem beschäftigt, kommt auf Ideen und Lösungen, die ihm beim angestrengten Nachdenken wahrscheinlich niemals eingefallen wären.

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Vorsicht: Nicht zum Faulenzer auf Kosten anderer werden!

Trotz der Vorteile gilt: Natürlich sollte nicht jeder zum absoluten Faulenzer werden und sich den ganzen Tag gemütlich zurücklehnen. Das funktioniert nicht und so gilt bei Faulheit: Die Dosis macht das Gift.

Jeder sollte die Fähigkeit haben, zu faulenzen und sich für eine Zeit aus dem ewigen Hamsterrad zurückzuziehen. Es sollte jedoch nicht die einzige Tagesbeschäftigung sein. Außerdem gibt es selbst für bekennende Faulenzer, die gerne einmal ins Nichtstun verfallen, einige Grundregeln:

  • Stehen Sie sich nicht selbst im Weg

    Achten Sie darauf, dass das eigene Faulenzen keinen wichtigen Dingen im Weg steht. Wenn Sie einfach nur trödeln und dadurch einen wichtigen Termin verpassen oder eine dringende Aufgabe unerledigt bleibt, ist der Spaß am Faulenzen schnell vorbei. Faulenzer sein, müssen Sie sich also erarbeiten und wer seinen Verpflichtungen nachgekommen ist, darf sich gerne zurücklehnen und die schönen Seiten des Lebens genießen.

  • Übertreiben Sie es nicht

    Faulheit in Maßen ist gut und erlaubt, wenn Sie an anderer Stelle Vollgas geben und sich reinhängen. Ihr Verhalten sollte in Balance sein. Dauerhaftes Arbeiten führt zu Überlastung, ebenso ist ständiges Faulenzen der falsche Ansatz. Suchen Sie einen Weg, damit sich An- und Entspannung die Waage halten.

  • Nutzen Sie niemals andere Menschen aus

    Sie bestätigen nicht nur jedes negative Klischee. Wer sich im Stuhl zurücklehnt und gemütlich zusieht, wie andere sich abrackern oder sich fröhlich in die Pause verabschiedet, während die Kollegen auf den letzten Drücker wichtige Projekt fertigstellen, tut damit nichts für sich, sondern ist einfach nur ein Kollegenschwein.

Faulenzer müssen sich also nicht grundsätzlich schämen, vielmehr können sie sogar eine Vorbildfunktion für all die Mehr-Mehr-Mehr-Mentalitätsträger haben. Man muss die Dinge auch mal gelassener sehen und Fünfe gerade sein lassen – solange das nicht als Ausrede genutzt wird, um andere die Arbeit machen zu lassen und sich nur auf die faule Haut zu legen.


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[Bildnachweis: Karrierebibel.de, KI]