Hilfsbereitschaft: Ist der Nette der Dumme?

Hilfsbereitschaft ist nobel und beliebt. Dem Kollegen Unterstützung anbieten, einer älteren Dame über die Straße helfen oder einem Freund unter die Arme greifen – wer hilfsbereit ist, stellt sich in den Dienst anderer. Eine wichtige und positive Eigenschaft, aber ebenso gefährlich! Wir zeigen, was echte Hilfsbereitschaft auszeichnet und worauf Sie dabei achten müssen…

Hilfsbereitschaft Definition Bedeutung Beispiele Vorteile Nachteile

Definition: Was ist Hilfsbereitschaft?

Hilfsbereitschaft ist Eigenschaft, bei der anderen gerne und freiwillig geholfen wird – und zwar ohne dabei an einen eigenen Nutzen zu denken, eine Gegenleistung zu erwarten oder einen Vorteil zu suchen.

Hilfsbereite Menschen erkennen ein Problem, eine Schwierigkeit oder einen Mangel und wollen die Situation uneigennützig verbessern. Besonders stark ausgeprägt wird Hilfsbereitschaft als Altruismus bezeichnet, der besondere Selbstlosigkeit beschreibt.

Wer hilfsbereit ist, akzeptiert, dass er sich selbst durch die guten Taten möglicherweise schlechter stellt. Hilfsbereites Verhalten verlangt immer eigene Opfer. Das können Zeit, Energie oder auch andere Faktoren sein. Ob dabei die Grenze zur Selbstaufopferung überschritten wird, hängt vom Ausmaß und der Häufigkeit der Hilfe für andere ab.

Hilfsbereitschaft Synonyme

Synonym für Hilfsbereitschaft sind die Begriffe: Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, Selbstaufopferung oder Altruismus. Die meisten der Bezeichnungen stehen für ein besonders hohes Maß an Hilfsbereitschaft.

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Bedeutung: Faktoren der Hilfsbereitschaft

Es gibt große Unterschiede bei der Hilfsbereitschaft: Während manche bei jeder Gelegenheit helfend zur Seite springen, lösen andere damit vor allem eigene Probleme – wie zum Beispiel einen Minderwertigkeitskomplex oder das Gefühl, gebraucht zu werden.

Welche Faktoren entscheiden, ob wir anderen helfen? Ausschlaggebend sind laut Psychologie vor allem diese drei Merkmale:

  1. Charakter

    Zuerst und vor allem entscheidet der Charakter, ob jemand eher egoistisch oder hilfsbereit ist. Einige Menschen sind besonders empathisch und dadurch empfänglicher für die Sorgen und Probleme anderer Menschen. Andere laufen mit Scheuklappen durch die Welt.

  2. Verhältnis

    Wichtig ist zudem das Verhältnis zwischen den betroffenen Personen. Wir helfen eher Menschen, die wir gut kennen, mögen und mit denen wir befreundet sind. Die soziale Bindung und Beziehung steigert die Hilfsbereitschaft enorm. Bei Fremden sind wir eher zurückhaltend und bieten seltener Unterstützung an.

  3. Zeit

    Eine dritte große Rolle spielt der Faktor Zeit. Bei der Entscheidung, ob wir anderen helfen, stellt sich immer die Frage: „Habe ich ausreichend Zeit dafür oder stehe ich gerade selbst unter Druck?“ Psychologen der Universität Princeton konnten in Studien zeigen: Ohne Zeitdruck waren 45 Prozent der Probanden hilfsbereit, unter Zeitdruck waren es nur 10 Prozent.

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Nachteile: Die Gefahren der Hilfsbereitschaft

Hilfsbereitschaft ist eine positive und auch wichtige Eigenschaft, keine Frage. Die Bedürfnisse anderer über die eigenen stellen, ein offenes Ohr für Probleme haben und in schwierigen Zeiten mit Rat und Tat zur Seite stehen – ohne hilfsbereite Menschen wäre die Welt noch grausamer.

Leider sind mit der positiven Charaktereigenschaft auch Gefahren verbunden: Uneigennütziges Verhalten lockt zahlreiche Menschen an, die davon profitieren wollen. Drei Gefahren sollten Sie hierbei besonders beachten:

  • Sie werden ausgenutzt

    Wenn Sie anderen gerne helfen, wird es mehr Personen geben, die das ausnutzen: Im Job werden unliebsame und lästige Aufgaben bei Ihnen abgeladen, privat sollen Sie zuhören, aber niemand fragt, wie es Ihnen geht… So wird die generelle Hilfsbereitschaft bis zum Maximum ausgereizt.

  • Sich überfordern sich selbst

    Mitmenschen zu helfen, ist löblich, doch werden dabei oft die eigenen – psychischen und physischen – Grenzen überschritten. Die Folgen reichen von kurzfristiger Überarbeitung und Stress bis zu einem veritablen Burnout.

  • Sie vergessen eigene Bedürfnisse

    Wer immer nur an andere denkt, vergisst sich dabei selbst. Ein gewisses Maß an Egoismus ist gesund und teils purer Selbstschutz. Bei allzu großer Hilfsbereitschaft vernachlässigen sie eigene Bedürfnisse und schaden sich damit – vor allem gesundheitlich.

So schützen Sie sich vor den Gefahren der Hilfsbereitschaft

Zugegeben, die Gefahren sind eher die Ausnahme als Regel. Außerdem entlarven sich Schmarotzer meist selbst in relativ kurzer Zeit.

Trotzdem sollten Sie sich der Gefahren bewusst sein. Zusätzlich können Sie sich durch das richtige Verhalten schützen:

  • Bleiben Sie aufmerksam

    Ist es immer wieder ein und derselbe Kollege, der Ihre Hilfsbereitschaft benötigt? Möglicherweise ist dieser Mitarbeiter wirklich stark überfordert – oder er versucht Sie auszunutzen. Bleiben Sie aufmerksam und lassen Sie sich nicht hinters Licht führen!

  • Achten Sie auf sich selbst

    Bevor Sie jemand anderem zur Hilfe eilen, fragen Sie sich zuerst: „Schaffe ich das auch? Habe ich genügend Zeit und die Kraft, das zusätzlich zu übernehmen?“ Die besten Absichten bringen nichts, wenn Sie sich regelmäßig selbst an die Grenze der Belastbarkeit und darüber hinaus treiben.

  • Bieten Sie Hilfe zur Selbsthilfe

    Ein guter Weg, um den Gefahren aus dem Weg zu gehen, ist die „Hilfe zur Selbsthilfe“. Bedeutet: Statt dem Kollegen immer die Aufgaben abzunehmen, zeigen Sie ihm, wie er diese in Zukunft selbst bewältigen kann, ohne dabei viele Überstunden machen zu müssen.

Hilfsbereitschaft Sprüche: Schöne und inspirierende Zitate

  • „In unserer Welt ist niemand ein Versager, der einem anderen seine Bürde erleichtert.“ (Charles Dickens)
  • „Wer eine Not erblickt und wartet, bis er um Hilfe gebeten wird, ist ebenso schlecht, als ob er sie verweigert hätte.“ (Dante Alighieri)
  • „Gewöhnlich haben die Menschen den guten Willen zu helfen nur bis zu dem Augenblick, da sie es könnten.“ (Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues)
  • „Wenn jeder dem anderen helfen wollte, wäre allen geholfen.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)
  • „Jeder überschätzt seinen Wohltätigkeitssinn.“ (Emanuel Wertheimer)
  • „Hilfsbereitschaft ist eine Tugend, die nicht immer belohnt wird und trotzdem Sinn macht.“ (Franz Schmidberger)
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Hilfsbereitschaft: Ist der Nette der Dumme?

Bei den potenziellen Gefahren der Ausnutzung stellt sich die Frage: „Ist der Nette der Dumme?“ Sagen wir es ehrlich: Hilfsbereitschaft ist nicht nur uneigennützig, sondern auch in hohem Maße undankbar. Nett sein, lohnt sich ganz oft nicht und ein „Danke“ gibt es nur selten zurück.

Wird das also ein Plädoyer gegen Hilfsbereitschaft? Nein, wird es nicht! Kurzfristig kann es sein, dass Sie zur Hilfeleistung auch noch einen Tritt in den verlängerten Rücken bekommen. Undank ist der Welten Lohn… Langfristig aber profitieren viele von ihrer Hilfsbereitschaft. Schon aus mehreren Gründen:

Sie haben einen guten Ruf

Hilfsbereitschaft spricht sich herum. Das kann zwar – wie gesagt – gefährlich sein. Doch ein guter Ruf öffnet immer Türen. Selbst Kollegen, denen Sie nicht direkt geholfen haben, werden Sie positiv in Erinnerung behalten. Die beruflichen Kontakte können den Verlauf der Karriere mehrfach positiv beeinflussen.

Sie lernen neue Fähigkeiten

Durch Hilfsbereitschaft eignen Sie sich immer auch neue Fähigkeiten an: Das kann ein besseres Zeitmanagement sein; eine bessere Menschenkenntnis oder schlicht Problemlösungskompetenz. Wer anderen dabei hilft, Probleme zu lösen, wird ganz automatisch besser darin, die eigenen Herausforderungen zu meistern.

Die Motivation wird größer

Das Gefühl, anderen helfen zu können, kann enorm motivierend sein. Wenn Sie mit Ihren Handlungen und Hilfeleistungen eine wichtige Stütze sind, gibt das der eigenen Arbeit einen größeren und tieferen Sinn. Das empfinden die meisten als enorm erfüllend – oft mehr als Geld und Gehalt.


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