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Präsentismus: Wie Sie sich und anderen schaden

Wer krank ist, braucht Ruhe – so die grobe Formel. Natürlich gibt es Krankheiten, die nicht derart gravierend sind, so dass sie einen weitestgehend reibungslosen Arbeitsablauf ermöglichen. Aber wer offensichtlich angeschlagen dennoch arbeiten geht, leidet offenbar vor allem unter Präsentismus. Dabei ist lange bekannt, dass krank arbeiten zu gehen niemandem wirklich hilft – weder Ihnen, noch Ihrem Arbeitgeber. Warum Präsentismus dennoch so weit verbreitet ist und wie Sie sich richtig verhalten, lesen Sie hier…



Präsentismus: Wie Sie sich und anderen schaden

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Definition Präsentismus: Wenn Kranke arbeiten gehen

Der Begriff Präsentismus kommt aus dem Lateinischen und steht für Präsenz, Anwesenheit. In diesem Fall geht es um Anwesenheit am Arbeitsplatz, obwohl der Arbeitnehmer krank ist und mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Arzt krankgeschrieben würde. Wenn erkrankte Arbeitnehmer arbeiten gehen, dann hat das nicht selten einen Abfall in der Produktivität zur Folge.

Mit in diese Betrachtungen gehört der Begriff des Absentismus. Präsentismus und Absentismus sind dafür verantwortlich, dass 15 Prozent der Gesamtproduktivität eines Unternehmens verloren gehen. Die Definition von Absentismus ist hier Fernbleiben von der Arbeit. Absentismus ist als das Gegenteil gewissermaßen die andere Seite der Medaille. Die Gründe für Absentismus können vielfältiger Natur sein; etwa weil der Arbeitnehmer…

  • erkrankt ist,
  • unzureichend motiviert ist oder
  • private Probleme hat.

Gemeint ist hier allerdings die krankheitsbedingte Abwesenheit.

Bei genauerer Betrachtung ist der Anteil von Absentismus an der Gesamtproduktivität auch das geringere Problem: Lediglich ein Drittel aller Kosten werden dadurch verursacht, aber zwei Drittel gehen auf das Konto von Präsentismus.

Präsentismus ist auch von anderen Phänomenen wie innerer Kündigung oder Arbeitsverweigerung abzugrenzen, da wissenschaftlich gesehen Präsentismus ausschließlich durch Krankheit begründet ist. Je nach Schwere der Krankheit wird in der Forschung zwischen krankheitsbedingtem und therapeutischen Präsentismus unterschieden.

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Gründe für den Präsentismus

Warum geht ein Arbeitnehmer krank zur Arbeit? Die Gründe für Präsentismus sind vielfältig. Man kann hier gewissermaßen zwischen „gutem“ und „bösen“ Präsentismus unterscheiden. Manche Krankheiten erfordern nicht unbedingt einen Aufenthalt Zuhause wie beispielsweise leichte Kopfschmerzen oder ein Schnupfen.

Andere wiederum sind chronisch und würden auch durch Fernbleiben nicht besser, so zum Beispiel Erkrankungen wie Rückenschmerzen, Kniegelenkarthrose oder Rheuma. Ein weiterer Aspekt ist, dass wiederum andere Krankheiten durch Arbeit günstig beeinflusst werden.

Das ist vor allem bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen der Fall, aber auch bei einer Wiedereingliederung nach langer, schwerer Krankheit wie etwa Krebs. Arbeit kann schließlich auch Selbstbestätigung und soziale Kontakte bedeuten und somit einen wertvollen Beitrag zum Wohlbefinden eines Arbeitnehmers leisten.

Wenn der Arbeitnehmer auf ausdrücklicher Empfehlung des Arztes – wie in den zuletzt genannten Beispielen – arbeiten geht, dann handelt es sich um therapeutischen Präsentismus.

Dennoch sollen andere mögliche Ursachen nicht verschwiegen werden. Begründet sein kann Präsentismus dadurch:

  • Sie fürchten um Ihren Arbeitsplatz.

    Abhängig vom Arbeitsmarkt (beispielsweise bei konjunkturellen Flauten) in der jeweiligen Branche machen sich viele Arbeitnehmer Sorgen um ihren Job. Acuh Arbeitnehmer mit befristeten Arbeitsverträgen gehen deutlich häufiger krank zur Arbeit. Die Angst davor, einen schlechten Eindruck zu vermitteln und führt dazu, dass sich viele Beschäftige die Anzahl von Fehltagen so gering wie möglich halten wollen.

  • Sie sind in einer Führungsposition.

    Wer Verantwortung trägt, kann nicht immer Arbeit delegieren. Gerade in kleinen Unternehmen kommt es auf jede Person an beziehungsweise das Fehlen macht sich schnell bemerkbar. Wenn nun dringende Aufgaben erledigt werden müssen und kein Ersatz existiert, dann führt das dazu, dass Führungskräfte in den sauren Apfel beißen und dennoch arbeiten gehen.

  • Sie möchten Ihren Arbeitgeber nicht enttäuschen.

    Mitunter sind es ehrbare Motive, die sich hinter Präsentismus verbergen, wie etwa Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber. Auch wissen viele Arbeitnehmer, dass ihr Ausfall häufig von anderen Kollegen getragen werden muss, das heißt, das Pflichtgefühl und die Rücksicht auf andere spielen ebenfalls eine Rolle.

  • Sie sind voller Motivation.

    Manchmal ist es auch der Eifer, mit dem man an einem aktuellen Projekt arbeitet. Die intrinsische Motivation kann sehr stark sein: Dieser eine Arbeitsauftrag soll noch eben zu Ende geführt werden.

  • Sie pflegen den Selbstbetrug.

    Der eine oder andere Arbeitnehmer schämt sich zuzugeben, dass er in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Er will sich und seinen Kollegen die volle Leistungsfähigkeit beweisen.

  • Sie rechnen mit Unverständnis.

    Manche Krankheiten sind gesellschaftlich nicht anerkannt. Dazu zählen vor allem psychische Leiden. Es ist davon auszugehen, dass besonders Manager sich deswegen nicht krankschreiben lassen, um einer möglichen Stigmatisierung durch das Umfeld zu entgehen.

  • Sie fliehen vor Problemen.

    Wer es Zuhause nicht mehr aushält, ist dankbar, arbeiten gehen zu können. Manchmal ist es die pure Langeweile, die einen Zuhause erschlägt, wenn man nach anderthalb Wochen Grippe glaubt, jeden TV-Sender auswendig zu kennen. Andererseits bietet die Arbeit auch die Möglichkeit, vor Problemen wie etwa familiärer Belastung zu fliehen.

  • Sie benötigen das Geld.

    Einige Arbeitsverhältnisse erschweren es dem Arbeitnehmer deutlich mehr, bei Krankheit Zuhause zu bleiben – etwa Honorartätigkeiten. Aber auch bei Mini-Jobs arbeiten vor allem jüngere Arbeitnehmer häufig ohne Vertrag und ohne Absicherung.

Die hier dargelegten Gründe machen deutlich, dass es eine große Bandbreite gibt. Letztlich ist jeder Arbeitnehmer mal krank, kein Mensch ist 365 Tage im Jahr gesund. Aber es lässt sich nicht pauschal sagen, dass jeder unbedingt Zuhause bleiben sollte oder andersherum, unbedingt arbeiten gehen muss.

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Risiken von Präsentismus

Anders sieht es aus, wenn Menschen entgegen ärztlicher Verordnung arbeiten gehen. Dies kann zu dauerhaften Schäden wie etwa einer Chronifizierung der Krankheit führen. Ebenfalls gefährlich sieht die Sache aus, wenn jemand mit Infektionskrankheiten arbeiten geht: Dann besteht darüber hinaus das Risiko, dass andere Mitarbeiter angesteckt werden.

Die „Philosophie“ hinter Präsentismus ist bei vielen also: Wenn ich zur Arbeit gehe, dann ist alles gut. Dass aber mitnichten alles gut ist, sondern die Produktivität deutlich eingeschränkt ist, vergessen viele Arbeitnehmer. Schlimmer noch: Die Produktivität ist deutlich geringer, als wenn sie nicht erschienen wären!

Sowohl die Qualität als auch die Quantität der Arbeit ist reduziert: Es kommt zu einer geringeren Produktion oder aber die Ausschussquote ist höher. Anders ausgedrückt: Präsentismus kostet ein Unternehmen Geld.

Hingegen bedeutet ein ungestörter Heilungsprozess normalerweise eine kürzere Dauer der Erkrankung. Die Symptome klingen ab, Sie beugen Rückfällen und einer Chronifizierung der Erkrankung vor. Meistens ist man nicht unersetzlich und die Aufgaben könnten einer anderen Person übertragen werden. Das alles spricht für ein gründliches Auskurieren.

Natürlich kann es durch die Abwesenheit des erkrankten Arbeitnehmers kurzfristig zu Produktionsausfällen kommen und es bedarf eines gewissen Organisationsaufwandes.

Andererseits ist eben die Genesungszeit höchstwahrscheinlich kürzer, die Ansteckungsgefahr für Kollegen geringer und die Wahrscheinlichkeit von Rückfällen ebenfalls. All das kann betriebswirtschaftlich letztlich zu einer positiven Bilanz führen.

Und was neben Ansteckungsgefahr und Chronifizierung auch häufig vergessen wird: Diese Aspekte spielen sicherlich eine Rolle in Bürojobs. Aber wie sieht es aus, wenn der Erkrankte beispielsweise Kranführer ist? Unter Umständen können Menschenleben davon abhängen, wenn schweres Gerät nicht sachgemäß bedient werden kann.

Präsentismus beim Kollegen: Wie Sie Ansteckungen vermeiden

Wenn’s draußen kalt wird, steigt auch das Risiko für Erkältungen. Durch Heizungsluft ausgetrocknete Schleimhäute bieten eine hervorragende Basis für Erkältungserreger.

Aber auch das gefährliche Influenza-Virus und das Noro-Virus sollten nicht unterschätzt werden. Garantiert kennen auch Sie Kollegen, die sich mit triefender Nase und röchelnd noch auf der Arbeit zeigen.

Längst nicht jeder niest – wie empfohlen – in die Armbeuge. Stattdessen benutzen die meisten noch die Hände. Auch mangelnde Hygiene im Waschraum führt dazu, dass Keime und Erreger dort verbreitet werden, wo jeder Zugriff hat: Türklinken, Tastaturen, Tacker – all diese Gegenstände reichen Bakterien weiter. Minimieren Sie das Risiko, indem Sie…

  • mehrfach am Tag die Hände waschen,
  • den Wasserhahn mit einem Taschentuch öffnen,
  • häufige benutzte Gebrauchsgegenstände am Ende des Tages desinfizieren,
  • selbst in die Armbeuge niesen oder husten.

Es gibt übrigens kleine Fläschchen mit Desinfektionsgel zu kaufen – so haben Sie immer etwas dabei, auch wenn der Vorrat auf der Arbeit mal zur Neige geht oder Sie unterwegs sind.

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Präsentismus: Studien belegen negative Auswirkungen

Obwohl es einige Studien zum Präsentismus gibt, liegt der Fokus auf betriebswirtschaftlichen Untersuchungen. Nur für wenige Staaten existieren Studien, die den volkswirtschaftlichen Aspekt von Präsentismus betrachten. Dazu gehört beispielsweise die Studie von Econtech (2007), die sich mit Australien beschäftigt.

Demnach führt Präsentismus zu 2,5 Prozent Produktivitätsverlust und verursacht an direkten Kosten 1,9 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP), langfristig sogar 2,79 Prozent des BIP.

Die Schwierigkeit solcher Studien liegt natürlich immer in der Übertragbarkeit. Der demographischen Wandel und die damit verbundenen längeren Arbeitszeiten in Deutschland, aber auch andere Sozialversicherungssysteme lassen nur bedingt Rückschlüsse zu.

Deutsche Studien zu Präsentismus sind noch vergleichsweise gering vertreten. Auch gibt es einen Unterschied zwischen deutschen und europäischen Studien zu dem Thema im Vergleich zu Amerika:

  • Deutschland und Europa: Hier wird nach Ursachen und den gesundheitlichen Folgen von Präsentismus für die Beschäftigten gefragt.
  • Amerika: Hier wird die betriebswirtschaftliche Bedeutung in den Fokus gerückt. Berücksichtigt werden ausschließlich chronische Erkrankungen im Blick auf Gesundheitsleistungen im US-Gesundheitssystem. Es werden weder die vielschichtigen Ursachen chronischer Erkrankungen noch akute, vorübergehende Erkrankungen näher untersucht.

Betrachtet man die Entwicklung der krankheitsbedingten Fehlzeiten in Deutschland, so lässt sich beispielsweise feststellen, dass mit Einführung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall 1970 die Fehlzeiten stark zurückgegangen sind. Eine Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit (IGA) kommt zu dem Ergebnis, dass die Gründe für den Rückgang vielfältiger Natur seien.

Zum einen sicherlich durch die bessere Gesundheitsvorsorge (auch betriebliche Gesundheitsförderung), zum anderen wird vermutet, dass dieser Rückgang ein rein statistischer ist: Die Menschen sind nicht zwangsläufig gesünder, sie gehen lediglich krank zur Arbeit.

Wer warum krank zur Arbeit geht, hängt nicht nur von persönlichen Gründen ab. Auch das Geschlecht und die Berufsgruppe haben einen Einfluss auf Präsentismus. So lässt sich beispielsweise beobachten, dass beispielsweise in den medizinischen Gesundheitsberufen 60 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten eine Woche und mehr krank zur Arbeit gegangen sind.

Demgegenüber standen Beschäftigte in der IT-Branche mit nur 24 Prozent. Bei Beschäftigten, die in Vollzeit arbeiten, waren es 44 Prozent der Männer gegenüber 58 Prozent der Frauen, die krank zur Arbeit gingen.

Was gegen Präsentismus hilft

Wenn also klar ist, dass Präsentismus keinen Mehrwert hat, sollten auch auf betrieblicher Seite entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um ihn einzudämmen. Möglich wäre das folgendermaßen:

  • Sichere Beschäftigungsverhältnisse: Materielle Sicherheit ist ein nicht unwesentlicher Aspekt. Faire Arbeitsverträge können dazu beitragen, dass Existenzängste verhindert werden und Arbeitnehmer aus rein finanziellen Gründen arbeiten gehen.
  • Verbesserte Gesundheitskompetenz: Quasi Hilfe zur Selbsthilfe. Indem die Beschäftigten dabei unterstützt werden, gesundheitsfördernde Entscheidungen zu treffen wie etwa Raucherentwöhnung oder Stressbewältigungsseminare.
  • Ergonomische Arbeitsplätze: Wie heißt es so schön? Wehret den Anfängen. Auch hier werden Arbeitnehmer vom Unternehmen dabei unterstützt, möglichst stressfrei ihrer Arbeit nachgehen zu können. Dazu gehört auch, Ressourcen in Gestalt von Personal und Informationen bereitzustellen.
  • Wertschätzender Umgang: Wer füchten muss, bei wiederholtem Fernbleiben aufgrund von Krankheit sich beim Vorgesetzten rechtfertigen zu müssen, neigt eher zu Präsentismus – so Studien aus dem angelsächsischen Raum. Eine Unternehmenskultur, die ihre Mitarbeiter nicht unter Druck setzt, sollte daher das Ziel sein.
  • Sensibilisierte Führungskräfte: Ein autokratisch-autoritärer Führungsstil steigert den Präsentismus, weil die Mitarbeiter häufig befürchten, dass sie sanktioniert würden, wenn sie bei Krankheit Zuhause blieben. Auch ist die Vorbildfunktion nicht zu unterschätzen: Wenn ein Vorgesetzter offensichtlich krank zur Arbeit kommt, übt das ebenfalls Druck aus. Wichtig ist daher, Führungskräften dahingehend zu sensibilisieren und zu schulen.
[Bildnachweis: Roman Samborskyi by Shutterstock.com]

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