Bedeutung: Was sind Unwahrheiten?
Eine Unwahrheit ist eine – unbewusste oder bewusste – Falschaussage und damit das Gegenteil zur Wahrheit. Sie muss aber keine Lüge sein!
Oft werden Lügen und Unwahrheit synonym verwendet. Der Unterschied ist:
- Lügen
Der Lügner verbreitet gezielt unwahre Informationen, um zu täuschen, zu manipulieren oder sich Vorteile zu erschwindeln. - Unwahrheit
Wer die Unwahrheit sagt, lässt zum Beispiel nur Fakten weg oder versucht andere zu schonen. Teilweise werden Unwahrheiten auch nur unbewusst übernommen und unreflektiert weitergegeben.
Warum werden im Job Unwahrheiten verbreitet?
Im Business und Berufsleben geht es nicht immer mit rechten Dingen zu. Es wird getrickst, getäuscht, manipuliert, schöngeredet und geblendet (siehe: SABTA). Nicht immer steckt böse Absicht dahinter.
Wenn im Unternehmen und am Arbeitsplatz Unwahrheiten verbreitet werden, dann hat das vor allem drei Gründe und geschieht…
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Aus Unwissenheit
Manchmal steckt hinter einer falschen Behauptung pure Unwissenheit oder Naivität. Der Kollege antwortet nach bestem Wissen und Gewissen. Nur ist sein Wissensstand nicht mehr aktuell. Ebenso können durch Mundpropaganda und Stille-Post-Prinzip bei der Weitergabe Informationen verfälscht werden.
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Um Vorteile zu gewinnen
Beim bewussten Blenden oder Vortäuschen von Tatsachen und Erfolgen machen sich die Menschen größer, als sie sind. Das soll die Karriere beflügeln, wird aber zum Bumerang, wenn der Bluff auffliegt. Ein indirekter Vorteil kann aber auch sein, dass man andere nicht vor den Kopf stoßen will. Zum Beispiel wenn Chefs Hiobsbotschaften und unbequeme Wahrheiten in Watte packen (siehe auch: Sandwich-Kritik).
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Um anderen zu schaden
Jetzt sind wir im Bereich der böswilligen Unwahrheit: Dazu gehören üble Nachrede, gezielte Desinformationen und Intrigen. Diese sollen Konkurrenten sabotieren oder einfach nur die Lust am hinterhältigen Anschlag befriedigen.
Halten Sie Abstand von Spekulationen!
Um nicht selbst leichtfertig Unwahrheiten zu verbreiten, sollten Sie stets vorsichtig mit eigenen Spekulationen sein und schon gar keine Gerüchte ungefiltert verbreiten! Klatsch und Tratsch machen zwar Spaß, mutieren aber oft zum Karrierekiller – und Sie selbst zur sprichwörtlichen „undichten Stelle“ oder Lästermaul – beides nicht gut!
Wie kann ich mit Unwahrheiten umgehen?
Stellen Sie fest, dass bei Ihnen im Job Unwahrheiten kursieren, kommt es natürlich zunächst darauf an, ob sich die Lügen oder falschen Behauptungen gegen Sie richten oder einfach nur hier und da geschwindelt wird, um zum Beispiel Entwicklungen zu beschönigen.
Folgende Strategien haben sich im Umgang mit Unwahrheiten immer wieder bewährt:
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Decken Sie die Unwahrheiten auf
Der einfachste Weg, die Verbreitung von Unwahrheiten zu stoppen, ist, diese als solche aufzudecken. Setzen Sie Fake News echte Fakten entgegen. Ein bisschen Recherche reicht oft schon. Natürlich müssen Sie dabei auch ein bisschen vorsichtig sein: Chefs werden ungern als Lügner bloßgestellt. In dem Fall ist unschuldiges Fragen oft besser: „Worauf basiert diese Einschätzung? Könnte es auch sein, dass…?“
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Suchen Sie das Gespräch
Die erste Person, die Sie sprechen sollten, ist die- oder derjenige, der die Unwahrheiten verbreitet hat. Suchen Sie zuerst das 4-Augen-Gespräch, damit niemand das Gesicht verlieren kann. Lautstarke Diskussion auf dem Büroflur sind selten zielführend. Geben Sie Ihrem Gegenüber die Chance, sein Verhalten zu erklären und sich gegebenenfalls zu entschuldigen. Fehlt jedoch jede Einsicht und schadet die Unwahrheit Ihrem Ruf, sollten Sie den Fall beim Vorgesetzten eskalieren.
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Bestehen Sie auf Einhaltung
Handelt es sich bei der Unwahrheit um eine vorsätzliche Täuschung oder leere Versprechungen – etwa bei der Bewerbung (PDF) –, dann sollten Sie das offen ansprechen und auf deren Einhaltung hinwirken – oder Konsequenzen ziehen. Allzu große Leidensbereitschaft wird Sie nicht weiterbringen.
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Meiden Sie den Kontakt
Es gibt Menschen, die es lieben, Märchen zu erzählen und Unwahrheiten zu verbreiten. Das kann amüsant sein, nervt mit der Zeit aber massiv. Nicht zuletzt, weil Sie nie wissen: Ist das jetzt die Wahrheit oder mal wieder völliger Quatsch?! Verbreiten solche Kollegen sogar überwiegend negative Unwahrheiten, sollten Sie den Kontakt auf ein Minimum reduzieren. Derart toxische Menschen vergiften nicht nur das Arbeitsklima, sondern reißen jeden in ihrer Nähe mit in den Abgrund.
Cheflügen: Typische Unwahrheiten im Job
Die traurige Wahrheit ist: Auch Vorgesetzte verbreiten Unwahrheiten im Job. Teilweise lügen sie den eigenen Mitarbeitern dreist ins Gesicht, andere Lügen werden angenehm verpackt, damit sie leichter verdaulich sind (siehe: Sandwich-Kritik).
Für solche Cheflügen gibt es verschiedene Gründe: Entweder die Mitarbeiter sollen geködert, ruhig gestellt oder abserviert werden – natürlich ohne, dass Sie das merken. Umso wichtiger, dass Sie die häufigsten Cheflügen kennen und durchschauen. Wir zeigen sieben typische Chef-Sätze, bei denen Sie hellhörig werden sollten…
1. „Wir sind eine große Familie.“
Warum sagt er/sie das?
Der Satz soll den Teamgedanken und die Loyalität steigern. Die Aussage ist: Wer sich in den Dienst der gemeinsamen Sache stellt, wird profitieren.
Was bedeutet das im Klartext?
„Familie“ bedeutet für manche Chefs: „Ich bin das Oberhaupt, ihr müsst folgen.“ Für Eigeninitiative und allzu große Freiheiten ist in diesem Familienidyll meist kein Platz.
2. „Sie können mir alles anvertrauen.“
Warum sagt er/sie das?
Damit demonstriert der Chef Volksnähe und baut Vertrauen auf. Er spielt den Kümmerer und Kumpel, an dessen Schulter man sich zur Not ausheulen kann. Das klingt erst einmal prima.
Was bedeutet das im Klartext?
Mitarbeiter, die man als Informationsquelle anzapfen kann, sind nützlich. Die Loyalität des Chefs gilt aber erstens sich selbst und zweitens der Firma. Wer zu viel preisgibt, riskiert seine Reputation.
3. „Ich spreche mit dem Geschäftsführer über Ihr Gehalt.“
Warum sagt er/sie das?
Eine klassische Beruhigungspille. Damit zeigt der Chef Verhandlungsbereitschaft in Sachen Gehaltserhöhung, verweist aber gleichzeitig auf eine höhere Instanz, um Sie nicht gleich abschmettern zu müssen.
Was bedeutet das im Klartext?
In der Regel ist das eine Lüge und Ausrede. Übersetzt heißt der Satz: „Mehr Geld gibt es nicht, aber lassen Sie mich jetzt damit in Ruhe!“ Einzige Option für Sie: Nachhaken („Wann sprechen Sie mit dem Geschäftsführer? Wann reden wir nochmal darüber?“)!
4. „Überstunden sind hier die Ausnahme.“
Warum sagt er/sie das?
Solche Aussagen machen vor allem bei Bewerbern einen guten Eindruck und positionieren die Firma als attraktiven Arbeitgeber. Typisches Employer Branding.
Was bedeutet das im Klartext?
Die Aussage kann eine glatte Lüge sein oder beschönigen. Ob Überstunden wirklich nur eine Ausnahme sind, zeigt sich leider erst im Alltag. Allerdings gilt: Wer Selbstverständliches betont, will ein Defizit verschleiern.
5. „Ihre Idee behalte ich im Hinterkopf.“
Warum sagt er/sie das?
Um Anerkennung und Wertschätzung für Ihren Vorschlag auszudrücken. Mehr aber auch nicht.
Was bedeutet das im Klartext?
Wäre die Idee in den Augen des Chefs wirklich gut, würde sie gleich umgesetzt. So aber geht es nur um ein positives Feedback, um Sie bei Laune zu halten. Der Geistesblitz aber verdonnert derweil im Papierkorb.
6. „Ich will Sie besser machen!“
Warum sagt er/sie das?
Der Chef weiß, dass seine Ziele oder Forderungen nicht attraktiv klingen. Also liefert er einen positiven Grund gleich mit: Er will Sie fördern und erfolgreich machen. Klingt selbstlos – ist aber natürlich an seine Vorgaben gebunden.
Was bedeutet das im Klartext?
Warum sollte der Chef einen potenziellen Konkurrenten aufbauen? Das wahrscheinlichere Szenario ist: Der Vorgesetzte will sein eigenes Standing im Unternehmen fördern, doch dazu braucht er Sie und Ihren Einsatz. Fragen Sie: „Was passiert, wenn ich besser werde? Steigt dann mein Gehalt?“
7. „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht.“
Warum sagt er/sie das?
Diese Cheflüge soll in erster Linie beschwichtigen und eine schlechte Nachricht bekömmlicher ausdrücken. In der Regel geht es dabei um eine Bewerbungsabsage oder Kündigung, über die man Sie hinwegtrösten will.
Was bedeutet das im Klartext?
Kurz gesagt: Sie sind raus. Was nach so einer höflichen Floskel folgt, bleibt unangenehm. Immerhin: Sie können ebenfalls mit einem Schwindel kontern: „Ich habe wirklich gerne für Sie gearbeitet!“
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