Warum sind wir alle angepasst?
Die meisten Menschen legen großen Wert auf ihre Individualität. Schließlich möchte jeder etwas ganz besonderes sein. Tatsächlich schließen sich aber fast alle der breiten Masse an, sind maximal angepasst, lassen sich im Strom mittreiben und tun das, was alle machen. Aber warum eigentlich? Allgemein lässt sich sagen: Weil es einfacher ist, angepasst zu sein. Wir tendieren dazu, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen – selbst wenn das bedeutet, dass wir von unserem eigenen Weg abweichen müssen. Ausschlaggebend sind dabei mehrere Faktoren, die es so schwer machen, unangepasst zu sein:
- Sie fallen auf
Wer unangepasst ist, kann nicht in der Masse untertauchen, sondern fällt auf. Das führt zu Aufmerksamkeit und größerer Sichtbarkeit, die nicht immer angenehm ist. Aufzufallen bedeutet schließlich auch, angreifbar zu werden. Unangepasst zu sein bringt somit das Risiko, negativer Kritik ausgesetzt zu werden. - Sie wollen dazugehören
Soziale Zugehörigkeit ist ein wichtiger Faktor für das Verhalten. Für unsere Vorfahren war es überlebenswichtig, einer Gruppe anzugehören. Bis heute sind wir davon geprägt und passen uns an. Unangepasstheit kann zu Ablehnung und Ausschluss führen. Um dies zu verhindern, werden Ansichten und Verhaltensweisen übernommen. - Sie treffen eigene Entscheidungen
Selbst entscheiden zu können ist grundsätzlich positiv, führt aber auch zu Druck und Unsicherheit. Es ist viel leichter, sich an anderen zu orientieren und Entscheidungen zu kopieren, statt mit eigenen Entscheidungen das Risiko eines Fehlers einzugehen.
Bedeutung: Was heißt unangepasst sein?
Unangepasst zu sein bedeutet, nicht dem zu entsprechen, was andere erwarten. In extremen Fällen heißt es sogar, dass jemand nicht in die Gesellschaft integriert ist und nicht in der Lage ist, sich dieser anzupassen. Synonym wird auch von eigenwillig, ungewöhnlich, unkonventionell, unorthodox oder weltfremd gesprochen.
Im positiven Sinn heißt unangepasst, dass Sie sich nicht verbiegen und in eine Schublade stecken lassen. Unangepasste Menschen haben ihren eigenen Willen und sind bereit, diesen auch bei Gegenwind zu vertreten.
Arten der Angepasstheit
Zudem gibt es verschiedene Arten der Angepasstheit, die in unterschiedlichen Situationen auf uns einwirken. Sie alle haben jedoch zur Folge, dass es schwierig bis unmöglich erscheint, unangepasst zu sein.
Gruppenzwang
Besonders bekannt nicht nur bei Teenagern, sondern im gesamten Leben, Gruppenzwang ist das Gefühl, sich an eine Mehrheit anpassen zu müssen. Selbst wer unangepasst sein möchte, beugt sich oft dem scheinbaren Zwang. Das eigene Verhalten wird angepasst, es werden unreflektiert Ansichten übernommen und als eigene wiedergegeben. Dahinter steht der oben genannte Wunsch nach sozialer Zugehörigkeit und Anerkennung.
Erwartungsdruck
Dass wir nicht unangepasst sind, liegt auch an den Erwartungen, den wir uns ausgesetzt fühlen. Diese kommen von Eltern, Freunden, Kollegen, dem Chef, Kunden oder auch der Gesellschaft. Um allen Erwartungen gerecht zu werden und jedem zu gefallen, passen wir uns an. Statt unangepasst man selbst zu sein, wird eine Rolle übernommen. In einigen Situationen ist das notwendig, oft wird die Angepasstheit aber übertrieben.
Autoritätszwang
Besonders schwierig und unangenehm wird es, Sie nicht unangepasst sein können, weil Ihnen die Angepasstheit aufgezwungen wird. Dieses Situation kann entstehen, wenn jemand über Macht und Entscheidungsgewalt verfügt. Dazu kann etwa ein Chef im Job zählen, der Ihnen ein bestimmtes Verhalten vorschreibt – und andernfalls mit Abmahnung oder gar Kündigung droht.
Vorteile, wenn Sie unangepasst sind
Bei all den Problemen, Schwierigkeiten und Gründen zur Anpassung stellt sich die berechtigte Frage: Gibt es auf der anderen Seite Vorteile, unangepasst zu sein? Die klare Antwort: Ja, durchaus! Unangepasstheit wird zu Unrecht als Makel verstanden, tatsächlich kann es sehr lohnenswert sein, sich nicht immer und überall anpassen zu müssen:
- Authentizität
Unangepasst sein zu können bedeutet authentisch sein zu können. Sie müssen sich nicht verstellen, um anderen zu gefallen oder Ihr Verhalten anpassen, um es Ihrem Umfeld recht zu machen. - Zufriedenheit
Man selbst sein zu können, bringt eine größere Zufriedenheit. Indem Sie Ihre eigene Persönlichkeit zeigen können, haben Sie auch das Gefühl, als die Person geschätzt und gemocht zu werden, die Sie wirklich sind. - Selbstbestimmung
Anpassung kann dazu führen, dass Sie sich für einen fremdbestimmten Weg entscheiden. Sind Sie hingegen unangepasst, entscheiden Sie allein für sich und machen das, was Sie wirklich wollen. Sie können Ihre Leidenschaft verfolgen und Ihr Leben selbstbestimmt führen.
Unangepasst: So können Sie den eigenen Weg gehen
Die obigen Schwierigkeiten und Zwänge zeigen bereits, dass es nicht leicht ist, unangepasst zu sein. In einigen Situationen ist dies kaum möglich, Sie müssen sich immer wieder an Umstände oder auch Anforderungen anpassen. Allerdings können Sie trotzdem einiges tun, um Ihr Leben unangepasst zu gestallten und Ihren eigenen Weg zu gehen. Diese Tipps helfen dabei:
- Definieren Sie Ihre individuellen Ziele
Zunächst müssen Sie herausfinden, was Ihre persönlichen und individuellen Ziele sind. Fragen sich sich: Was will ich wirklich? Finden Sie eine Antwort darauf unabhängig von dem, was andere wollen oder was die meisten Menschen im Leben zu erreichen versuchen. Nur weil Ihre Freunde und Kollegen das Ziel haben, ein teures Auto zu fahren, müssen Sie das nicht auch wollen. - Stehen Sie über der Meinung anderer
Machen Sie sich nicht von der Meinung anderer Menschen abhängig. Dass Ihr Umfeld Ihren Weg nicht nachvollziehen kann oder gut findet, bedeutet nicht, dass dieser falsch ist. Ratschläge oder auch Kritik von außen können Orientierung geben, letztlich müssen aber Sie selbst entscheiden und Ihrer eigenen Meinung vertrauen. Sie wissen, wie Sie sich Ihren Weg vorstellen und müssen diesen gehen – nicht die anderen. Wenn Sie die Meinung anderer nicht überbewerten, wird es auch leichter, mit deren Ablehnung oder Zurückweisung umzugehen. - Sagen Sie Nein
Wenn Sie unangepasst Ihren eigenen Weg gehen wollen, müssen Sie lernen, Nein zu sagen. Nein dazu, es anderen recht machen zu müssen. Nein dazu, Ihre Entscheidungen von außen bestimmen zu lassen. Erst wenn Sie es schaffen, diese Dinge abzulehnen, können Sie frei für sich selbst entscheiden.
Was andere dazu gelesen haben