Krank ins Büro? Bloß nicht!

Mit Kopfschmerzen, Fieber, Husten oder Schnupfen zur Arbeit fahren? Dumme Idee! Wenn Sie krank ins Büro gehen, sind Sie nicht produktiv – und riskieren nicht nur die eigene, sondern auch die Gesundheit der Kollegen. Warum sich viele Arbeitnehmer trotzdem krank ins Büro schleppen und was Sie dazu wissen müssen…

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Krank ins Büro: Warum?

Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten kann, sollte zum Arzt gehen und mit einer Krankschreibung zuhause bleiben. In der Praxis sieht es jedoch anders aus.

Laut Umfragen geht rund die Hälfte aller Arbeitnehmer teilweise krank zur Arbeit – Frauen noch häufiger als Männer. Hinter der Entscheidung stehen gleich mehrere Gründe:

  • Wachsende Angst

    Arbeitnehmer haben Angst, durch (häufige) Krankmeldungen den Job zu verlieren. Betroffene schleppen sich selbst mit Fieber und starken körperlichen Beschwerden in den Job, um den eigenen Arbeitsplatz zu sichern.

  • Hohes Arbeitspensum

    In vielen Teams gibt es keine Vertretung für kranke Mitarbeiter. Es bleibt zu viel Arbeit liegen, die dringend erledigt werden muss – oder später nur mit viel Aufwand und Überstunden nachgeholt werden kann.

  • Große Solidarität

    Fällt ein Mitarbeiter aus, müssen die Kollegen einspringen. Aufgaben erledigen, Kunden betreuen, Projekte vorantreiben… Betroffene wollen die Kollegen im Büro nicht im Stich lassen. Aus Solidarität geht es krank zur Arbeit.

  • Verpasste Informationen

    Im Job stehen wichtige Meetings, Informationen und Entscheidungen an. Aus Angst, etwas zu verpassen, beißen kranke Arbeitnehmer die Zähne zusammen und gehen arbeiten.

  • Gutes Image

    Krank ins Büro – das muss doch einen guten Eindruck beim Chef und den Kollegen machen. Manche wollen so ihre Motivation und überdurchschnittliches Engagement für das eigene Image im Job zeigen.

Das Phänomen nennt sich Präsentismus. Arbeitnehmer zeigen trotz Krankheit Anwesenheit, statt sich krankschreiben zu lassen.

Gute Gründe, warum Sie zuhause bleiben sollten

Trotz dieser Gründe gibt es gute Argumente, warum Sie keinesfalls krank ins Büro gehen sollten. Die wichtigsten sind:

  • Leistung

    Mit Fieber, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen ist keiner wirklich leistungsfähig. Sie gehen zur Arbeit, aber schaffen nicht wirklich etwas.

  • Verbreitung

    Erkältungen sind ansteckend. Wer Kontakt mit vielen Menschen hat, fungiert als Virenschleuder und verursacht mehr Schaden als durch eine Krankmeldung.

  • Genesung

    Sie brauchen Erholung und Ruhe. Für Ihre Gesundheit und die Genesung müssen Sie Stress und andere Belastungen vermeiden.

  • Langzeitfolgen

    Wer sich nicht auskuriert, riskiert Rückfälle oder eine chronische Erkrankung. Aus einer verschleppten Erkältung wird eine gefährliche Herzmuskelentzündung.

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Ich bin krank: Arbeiten oder zuhause bleiben?

Grundsätzlich gilt: Wenn Sie krank sind, steht Ihre Gesundheit im Fokus. Gerade bei ernsthaften Erkrankungen sollten Sie sich unbedingt ausruhen und zuhause bleiben.

Trotzdem fällt es vielen schwer. Mit leichteren Symptomen gehen regelmäßig Mitarbeiter krank ins Büro. Wenn Sie vor der Entscheidung stehen, sollten Sie diese Aspekte beachten:

  • Können Sie Ihrer Arbeit nachgehen?

    Mit etwas Husten und leichten Kopfschmerzen sind einige Aufgaben am Computer möglich – haben Sie aber hohes Fieber, sind Sie schlicht arbeitsunfähig.

  • Haben Sie eine ansteckende Krankheit?

    Sobald das Risiko einer Ansteckung für Kollegen besteht, bleiben Sie zuhause. Wenn Sie sich gut genug fühlen, bieten Sie Ihrem Chef an, einige Dinge aus dem Homeoffice zu erledigen.

  • Schaden Sie Ihrem Gesundheitszustand?

    Die Arbeit darf Ihrer Genesung nicht im Weg stehen oder Ihrer Gesundheit sogar noch weiter schaden. Mit einer Erkältung sollten Sie nicht den ganzen Tag draußen im Regen arbeiten.

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Arbeitsrecht: Dürfen Arbeitnehmer krank ins Büro?

Je nach Schweregrad der Symptome und Ansteckungsgefahr tun Sie weder sich noch Ihren Kollegen einen Gefallen, wenn Sie krank arbeiten gehen.

Rein rechtlich dürfen Sie aber auch gegen den Rat eines Arztes arbeiten – auch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist kein generelles Arbeitsverbot. Allerdings gibt es Grenzen: Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht gegenüber Mitarbeitern. Diese umfasst bei einer Erkrankung zwei Punkte:

  1. Kranken Mitarbeiter schützen

    Ist ein Angestellter offensichtlich arbeitsunfähig und krank, hat der Arbeitgeber die Pflicht, ihn nach Hause zu schicken. So wird die Gesundheit des bereits erkrankten Mitarbeiters geschützt.

  2. Gesunde Kollegen schützen

    Die Fürsorgepflicht gilt auch für alle anderen (gesunden) Kollegen. Chefs müssen dafür sorgen, dass ansteckende Mitarbeiter eine Krankheit nicht am gesamten Arbeitsplatz verbreiten.

Jeder dritte Chef lässt weiterarbeiten

Eine Umfrage der Hochschule Coburg zeigt: 67,7 Prozent der Manager schicken ihre Mitarbeiter zum Auskurieren nach Hause, wenn diese krank im Büro erscheinen. Bei 62,5 Prozent ist es aber weniger Fürsorge, sondern eher die Angst vor Ansteckung und einem erhöhten Krankenstand.

Umgekehrt schickt rund ein Drittel der Führungskräfte die Mitarbeiter auch bei einer ernsten Erkrankung nicht nach Hause. 17 Prozent der befragten Manager sagten sogar: von häufig kranken Mitarbeitern sollte man sich besser trennen – und bestärken damit die Angst, weshalb Arbeitnehmer so oft krank ins Büro gehen.

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Krank ins Büro: Wie lange die Erkältung auskurieren?

Die Krankschreibung des Arztes ist eine vorläufige und voraussichtliche Prognose Ihrer Arbeitsunfähigkeit. Sie ist ein Nachweis für den Arbeitgeber, die Dauer ist aber nicht verpflichtend.

Bei längerer Genesung oder einem Rückfall wird die Krankschreibung verlängert. Fühlen Sie sich hingegen vorher wieder gut und gesund, dürfen Sie vor Ablauf der AU wieder arbeiten gehen. Wir räumen mit den Mythen auf:

  • Sie brauchen eine Gesundschreibung

    Eine „Gesundschreibung“ existiert nicht. Sind Sie schneller als erwartet wieder gesund und einsatzfähig, dürfen Sie wieder zur Arbeit gehen – und sind dazu laut Arbeitsvertrag auch verpflichtet.

  • Sie verlieren Ihren Versicherungsschutz

    Der Versicherungsschutz sowohl für die Krankenversicherung als auch für die gesetzliche Unfallversicherung ist weiterhin gewährleistet, wenn Sie trotz AU arbeiten gehen. Gleiches gilt für den Arbeitsweg: Sie sind auch hier im Falle eines Unfalls abgesichert – mit oder ohne Krankschreibung.

  • Sie müssen beschäftigt werden

    Sie fühlen sich gesund, Ihr Arbeitgeber sieht es aber anders. Glaubt Ihr Chef, dass Sie ansteckend sind, ist es seine Pflicht, Sie nach Hause zu schicken, um die Gesundheit der Kollegen zu schützen. Hier spielt es keine Rolle, wie gesund Sie sich schon fühlen.

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Diagnose mitteilen: Was muss ich dem Arbeitgeber sagen?

Grundsätzlich haben Sie keine Pflicht, den Arbeitgeber über Art und Ursache Ihrer Erkrankung zu informieren. Auch die Bescheinigung vom Arzt meldet lediglich Ihre Arbeitsunfähigkeit, macht aber keine Angaben zur genauen Krankheit.

Folgende Pflichten haben Sie als Mitarbeiter dennoch Ihrem Arbeitgeber gegenüber:

  • Anzeigepflicht

    Sie müssen Ihren Arbeitgeber im Krankheitsfalle umgehend informieren, am besten telefonisch. Dazu gehört, dass Sie in etwa die voraussichtliche Dauer angeben.

  • Nachweispflicht

    Spätestens am 4. Tag Ihrer Krankmeldung müssen Sie eine ärztliche Bescheinigung (AU) vorlegen. Arbeitgeber dürfen die offizielle Krankschreibung aber schon eher (ab dem 1. Tag) verlangen.

  • Meldepflicht

    Stark ansteckende Krankheiten mit schwerem Verlauf müssen dem Gesundheitsamt und dem Arbeitgeber gemeldet werden. Dazu zählen zum Beispiel Corona, Meningokokken, Masern, Mumps, Röteln, Keuchhusten, Diphtherie oder Cholera. Je nach Beruf und Branche gelten teilweise erweiterte Meldepflichten.

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Erkältungsknigge: Korrekter Umgang mit Viren & Bazillen

Sie sind krank ins Büro gegangen oder im Laufe des Arbeitstages schlägt die Erkältung richtig durch. Wie verhalten Sie sich jetzt richtig? Hier Tipps für den richtigen Umgang, wenn Sie trotz Erkältung arbeiten:

    Körpergeräusche und Symptome

  • Husten
    ⇨ Kurze Huster in die Armbeuge
    ⇨ Laute und lange Hustenanfälle draußen oder im Waschraum
    ⇨ Hustenbonbons gegen den akuten Reiz lutschen
  • Niesen
    ⇨ Nicht in die Hand niesen, das verteilt die Viren später nur
    ⇨ Idealerweise ein Papiertaschentuch bereithalten
    ⇨ Alternativ: in die Armbeuge niesen
  • Schwitzen
    ⇨ Schweißtropfen mit einem Stofftaschentuch abtupfen
    ⇨ Regelmäßig im Bad abwaschen
    ⇨ Falls vorhanden: etwas Puder überdeckt leichtes Schwitzen
  • Hygienemaßnahmen und Verhalten

  • Hände waschen
    ⇨ Regelmäßiges Händewaschen, vor allem bei Husten und Niesen
    ⇨ Mindestens 30 Sekunden lang mit Seife und warmem Wasser
    ⇨ Falls vorhanden: Desinfektionsmittel für die Hände nutzen
  • Arbeitsplatz desinfizieren
    ⇨ Reinigen Sie Ihren Arbeitsplatz gründlich
    ⇨ Nutzen Sie (falls möglich) Desinfektionsmittel
    ⇨ Vergessen Sie nicht Türklinken, Telefonhörer, Tastatur und Maus
  • Menschen begrüßen
    ⇨ Schütteln Sie keine Hände zur Begrüßung
    ⇨ Nicken Sie anderen freundlich und mit einem Lächeln zu
    ⇨ Entschuldigen Sie sich mit einem kurzen Verweis auf Ihre Erkältung
  • Nase schnäuzen
    ⇨ Putzen Sie die Nase möglichst leise oder im Waschraum
    ⇨ Entsorgen Sie Taschentücher sofort im Mülleimer

Häufige Fragen rund um Erkältungskrankheiten

Muss ich mit einer Erkältung arbeiten gehen?

Wenn Sie so krank sind, dass Sie Ihre Aufgaben nicht erledigen können oder Ansteckungsgefahr für die Kollegen besteht, müssen Sie nicht arbeiten. Sie sind arbeitsunfähig und melden sich krank.

Was sind Symptome einer echten Grippe?

Auslöser der echten Grippe (Influenza) sind Grippeviren der Typen A, B und C. Besonders gefährlich sind A und B. Typische Symptome der Grippe sind plötzlicher Krankheitsbeginn mit Husten, Schnupfen, Fieber sowie Schüttelfrost und Schwindelgefühl. Allerdings erkrankt längst nicht jeder so typisch. Ein Drittel zeigt eine ähnliche Symptomatik wie bei Erkältungs­krank­hei­ten, also deutlich abgeschwächt.

Für wen lohnen sich Grippeimpfungen?

Empfehlenswert sind Schutzimpfungen für Risikogruppen mit geschwächtem Immunsystem, zum Beispiel Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, ältere Personen ab 65 Jahren, Diabetiker, Tumorpatienten, chronisch Kranke und medizinisches Personal.

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Gesund bleiben: 6 Tipps gegen kranke Kollegen

Sie sind noch gesund und wollen es – trotz kranker Kollegen – auch bleiben? Idealerweise gehen Sie im Job auf Abstand, doch das ist nicht immer möglich, wenn die Büronachbarn husten und schniefen.

Ein funktionierendes und gestärktes Immunsystem ist der beste Schutz gegen die Ansteckungen im Büro. Mit diesen sechs Tipps reduzieren Sie die Ansteckungsgefahr:

  1. Schlafen Sie ausreichend viel

    Genügend Schlaf ist für die Abwehrkräfte des Körpers unerlässlich. Während der Tiefschlafphase regeneriert sich der Körper und stärkt sich für den nächsten Tag. Wenn Sie zu wenig Schlaf bekommen, leidet das Immunsystem und Sie sind anfälliger für Infekte.

  2. Achten Sie auf Ihre Ernährung

    Essen Sie viel Obst und Gemüse. Vitamin C und auch Zink schützen vor Ansteckung und helfen dem Körper, mit Infekten schneller fertig zu werden.

  3. Benutzen Sie Papiertaschentücher

    Papiertaschentücher sind wesentlich hygienischer als Stofftaschentücher, da Sie diese direkt im Mülleimer entsorgen. So breiten Viren sich nicht weiter aus.

  4. Halten Sie sich warm

    Krank machen Erkältungsviren, nicht die Kälte. Trotzdem müssen Sie Ihren Körper warm halten und sich schützen. Niedrige Temperaturen belasten das Immunsystem. Vermeiden Sie auch, mit nassen Haaren vor die Tür zu gehen. Der Körper gibt viel Wärme über die Kopfhaut ab. Nasse Haare beschleunigen diesen Effekt.

  5. Tun Sie sich etwas Gutes

    Entschleunigen Sie Ihren Alltag und gönnen Sie sich auch mal etwas. Zünden Sie sich eine Kerze an, genießen ein gutes Buch und eine Tasse Tee. Auch Saunabesuche stärken Ihre Abwehrkräfte und der Körper erholt sich. Wer lieber zuhause bleibt, nimmt ein heißes Fußbad mit ätherischen Ölen.

  6. Vermeiden Sie trockene Heizungsluft

    Trockene Heizungsluft erhöht das Risiko einer Erkältung. Viren gelangen über die Schleimhäute in den Körper. Heizungsluft trocknet diese aus und senkt so deren Abwehrkräfte. Was hilft: Viel Frischluft oder alternativ eine kleine schale Wasser auf der Heizung, um die Luft zu befeuchten.

Extra-Tipp: Positiv denken!

Forscher der Roehampton Universität in London und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zeigten: Positives Denken stärkt das Immunsystem. In der Studie bekamen Optimisten seltener Schnupfen und Infekte der oberen Atemwege.

Hauptgrund ist die Belastung von Stress auf das Immunsystem. Die positive Lebenseinstellung senkt das Stressempfinden, steigert das Selbstbewusstsein und verbessert den Gesundheitszustand. Das gilt umso mehr bei starken Belastungen.

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Kollege kommt krank ins Büro: Was Sie ihm NICHT sagen sollten

Ihr Kollege kommt krank ins Büro und schleicht gesundheitlich angeschlagen über den Büroflur. Sie wollen etwas Mitfühlendes oder Hilfreiches sagen – doch oft sind es nur leere Floskeln.

Bevor Sie etwas Falsches sagen, sollten Sie besser gar nichts sagen. Vor allem nicht diese Sätze:

  • Wie kann ich helfen?
    Nett gemeint, aber wirklich helfen können Sie bei einer Krankheit auch nicht.
  • Hast du schon mal „Quatschizin forte“ probiert?
    Sie sind kein Arzt und sollten sparsam mit medizinischen Vorschlägen umgehen.
  • Alles wird gut.
    Weil das eine hohle Phrase ist und noch schlimmer: in den Ohren des Kranken purer Hohn.
  • Du siehst gut aus.
    Kranke wissen, dass es nicht stimmt – und wollen nicht angelogen werden.

Was Sie dagegen sagen können:

  • Gute Besserung!
    Vor allem, wenn es ehrlich und genau so gemeint ist.

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